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Mo, 06:43 Uhr
29.01.2018
BUND-Einsatz 63

Sägen für die Kuhschelle

Vor wenigen Tagen berichteten wir über den starken Rückgang der Gemeinen Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris) in ihrem europäischen Verbreitungsgebiet und über ihre Präsenz in der internationalen Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN. Mitglieder und Freunde des BUND-Kreisverbandes Nordhausen pflegen vier Bestände dieses Frühblühers im Raum Nordhausen. Das individuenreichste Vorkommen war am vergangenen Sonnabend dran...


Und als ob sie uns vier Aktive unterstützen wollte, schien die Sonne am Nachmittag für mehrere Stunden auf das Naturschutzgebiet Alter Stolberg, so als habe es die vielen Regentage zuvor nie gegeben.

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2017 konnten am Ort des Einsatzes geschätzt 300 bis 400 Exemplare des blau-violett blühenden Hahnenfußgewächses beobachtet werden. Doch dieser Bestand ist bedroht.

Zwar erfolgte dort von öffentlicher Seite her aller paar Jahre offensichtlich eine Entbuschung, diese jedoch verstärkte in Verbindung mit der fehlenden Kontinuität einer jährlichen Nachpflege die Gehölzentwicklung noch. Immer weiter schoben sich die Hartriegelsträucher in Richtung des Kuhschellenbestandes. In wenigen Jahren wäre es mit ihm, wie schon mit so vielen anderen, wohl vorbei.

Dabei ist der Fundort schon seit langem bekannt und die Erhaltung der Artenvielfalt ist ein Gebot, das in der Biodiversitätsstrategie ebenso festgeschrieben ist, wie in der FFH-Richtlinie der EU und in der Verordnung des Naturschutzgebietes.

Nachdem es bis 2010 in Deutschland nicht geklappt hat mit dem politisch verordneten Stopp des dramatischen Artensterbens, wurde dieses Ziel kurzerhand und bequem um 10 Jahre nach hinten verschoben. Schon jetzt aber steht fest, dass Bund und Länder trotz x-erlei Programmen und anderen Papiertigern erneut kläglich scheitern werden. Man blicke nur auf das Insektensterben, das in seinen Auswirkungen noch gar nicht zu übersehen ist. Was nützt es da, wenn wir zu allem Überfluss auch noch eine UN-Dekade der Biodiversität von 2011 bis 2020 zur Kenntnis nehmen mussten.

Denn die Probleme müssen und oft ganz konkret und individuell für jedes Artvorkommen, also vor Ort und jenseits der Konferenzsäle und Parlamente gelöst werden wenngleich der wuchsortbezogene Artenschutz auf die globalen Probleme wie Stickoxidemissionen und Klimawandel und das ungehemmte Überschreiten gebotener Wachstumsgrenzen natürlich keinen Einfluss nehmen kann.

Aufwändiger Hangeinsatz

Gewiss wurde der Fundort einst regelmäßig mit Schafen und Ziegen in Hütehaltung beweidet, doch diese sind heute fast aus dem Landschaftsbild verschwunden. Ehrenamtliche Naturschutzmaßnahmen sind derzeit auch angesichts fehlender, bürokratisch höchst aufwändiger und vor allem zeitlich begrenzter Projekte mancherorts die einzige Möglichkeit, um den Artenrückgang im für seinen Artenreichtum gepriesenen Südharzer Zechsteingürtel aufzuhalten.

Doch zurück von der Theorie zur Praxis und damit zur Kuhschelle im NSG Alter Stolberg: Erstmals kamen wir vor Ort im März 2017 zum Einsatz.

Am vergangenen Sonnabend nun entfernten vier Mitglieder und Freunde an einem Steilhang und auf einem kleinen, mageren Plateau per Motorsäge und Freischneider den Neuaustrieb von Sträuchern und jungen Bäumen, um den Halbtrockenrasen mit den Kuhschellen zu erhalten. Die Zweige mussten aufwändig vom Steilhang heruntergetragen werden. Obwohl der Einsatz körperlich anstrengend war, zeigten wir Teilnehmer uns am Ende des Tages zufrieden mit dem Erreichten: Denn schließlich lag der Bereich des Kuhschellenvorkommens wieder fast so vor uns, wie er jahrzehntelang ausgesehen hatte.

In wenigen Wochen können sich die wunderschön blau-lila gefärbten Kuhschellenblüten dann fast ungestört öffnen. Um den gehölzarmen Zustand jedoch dauerhaft zu sichern, ist für den Sommer eine Nachmahd geplant. Dadurch sollen die frisch ausgetriebenen Sträucher sozusagen final geschädigt werden, denn dann befinden sich die Nährstoffe oberhalb der Erdoberfläche in den Zweigen und werden den Pflanzen durch die Mahd entzogen.

Unter den Teilnehmern vom Sonnabend waren Uwe Dumjahn aus Neustadt und Sägefachmann Rainer Peix aus Ilfeld. Allen Mitstreitern sei ganz herzlich gedankt.
Bodo Schwarzberg

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Sägen für die Kuhschelle (Foto: Bodo Schwarzberg)
Sägen für die Kuhschelle (Foto: Bodo Schwarzberg)
Sägen für die Kuhschelle (Foto: Bodo Schwarzberg)
Sägen für die Kuhschelle (Foto: Bodo Schwarzberg)
Autor: red

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