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Fr, 12:48 Uhr
26.01.2018
nnz-Dokumentation

Es ist richtig, Fragen zu stellen

Am 27. Januar ist der internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust. Auch in Nordhausen wurde heuet wieder der Opfer gedacht. Die nnz veröffentlicht die Rede von Oberbürgmeister Kai Buchmann in ihrer Dokumentationsreihe...

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Schülerinnen und Schüler,

Es ist gut, wenn sich junge Menschen - wie ihr es seid - mit der Geschichte beschäftigen.

Es ist richtig, Fragen zu stellen.

Es ist wichtig und dringend geboten, die Erinnerung wachzuhalten.

Am 27. Januar 1999 sagte Roman Herzog, der damalige Bundespräsident: „Wenn ein Volk versucht, in und mit seiner Geschichte zu leben, dann ist es gut beraten, in und mit seiner ganzen Geschichte zu leben, nicht nur mit ihren guten und erfreulichen Teilen.“

Wir wollen uns heute anlässlich des morgigen Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus an alle Opfer des nationalsozialistischen Regimes während des sogenannten Dritten Reichs erinnern.

Die Zahl der Opfer, die durch Tötung wie Ermordung oder Hinrichtung, durch Massentötungen und Massenvernichtung und durch Kriegshandlungen ums Leben gekommen sind, lässt sich nur vage schätzen. Experten gehen davon aus, dass die Zahl höher als 80 Millionen ist.

Das entspricht etwa der heutigen Gesamtbevölkerung der Bundesrepublik Deutschland. Allein 25 Millionen Menschen sind schrecklichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Opfer gefallen. Diese Zahlen sind für uns oft nicht vorstellbar.

Deshalb erinnern wir uns gerade an diesem Gedenktag an das konkrete einzelne Schicksal von Mitbürgerinnen und Mitbürgern unserer Stadt, die von 1933 bis 1945 vertrieben, verfolgt, verschleppt und ermordet wurden.

Dank der Forschungsarbeit von Herrn Dr. med. Manfred Schröter kennen wir zahlreiche einzelne Schicksale jüdischer Bürgerinnen und Bürger. Vanessa von der Regelschule „Am Förstemannweg“ hat uns gerade einige Namen genannt.

Ich möchte noch einige Beispiele hinzufügen und erinnern:
  • an Rudolf Gerson, der im November 1938 seinem Leben im KZ Buchenwald ein Ende setzte,
  • an Theodor Wolff, der 1943 wegen angeblicher Mitwisserschaft der Flucht seines Bruders verhaftet und im Vernichtungslager Auschwitz 1943 ermordet wurde,
  • an die Familie Gerste, von der zwei Familienmitglieder die Nazizeit überlebten,
  • an den Chefredakteur der „Nordhäuser Volkszeitung“ und Mitglied des preußischen Landtages, Johannes Kleinspehn, der 1933 verhaftet wurde und im KZ Sachsenhausen 1944 starb,
  • an Stanislaw Czarnek aus Krakau und Stefan Sadowaki aus Warschau, die im KZ Mittelbau gelitten haben, Anfang Mai 1945 starben und hier auf diesem Friedhof beerdigt wurden.

Es gibt viele Namen und Schicksale zu nennen, die eng mit unserer Stadt verbunden sind.

Wir dürfen sie nicht vergessen, müssen uns an sie erinnern.

So ist es gut, wenn am 22. März 2018 zusammen mit Schülerinnen und Schülern des Herder-Gymnasiums und dem Künstler Gunter Demnig wieder Stolpersteine gesetzt werden. Sie erinnern an Emil Reichert, an Dr. Paul Frohnhausen, an Melanie Frohnhausen und an Arthur Warburg.

Die Frage, die die Schüler gerade gestellt haben, welche Gedenkkultur, welche Form der Erinnerung wollen wir,

darf nicht vernachlässigt werden. Wir sollten nicht in gewohnten Strukturen verharren. Dann wird es zur Pflicht und geht nicht mehr ans Herz.

Ich hoffe, dass zukünftig in noch mehr Schulen unserer Stadt dieser Tag zur Erinnerung an die Menschen genutzt wird, die ihr Leben / ihre Heimat / ihre Familie / ihre Freunde verloren haben. So wie es europäische Bildungsminister 2002 beschlossen haben.

In diesem Sinne bitte ich Sie jetzt herzlich um eine Gedenkminute und anschließend um die Kranzniederlegung.
Autor: red

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