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Mi, 16:30 Uhr
22.11.2017
experimentelle Archäologie am Herder-Gymnasium

Echte Handarbeit

Weihnachten steht bevor und im Kleiderschrank mangelt es an passender Wintermode? Kein Problem, ein kurzer Gang ins Geschäft, schon erledigt. Was uns heute selbstverständlich ist war über Jahrtausende hinweg undenkbar. Am Herder-Gymnasium hat man sich heute mit dieser Frage auseinandergesetzt und zwar nicht im Klassenzimmer sondern vor dem Holzkohlegrill...

Experimentelle Archäologie am Herder-Gymnasium (Foto: Angelo Glashagel) Experimentelle Archäologie am Herder-Gymnasium (Foto: Angelo Glashagel)

Was braucht man für ein neues Hemd? Heute: genug Geld und ein passendes Geschäft in der Nähe. Früher: ein Schaf, besser mehrere, und ein paar Scheren um die Wolle vom Tier herunter zu bekommen. Aus der Wolle muss man irgendwie einen Faden machen und der muss zu Stoff gewebt zu werden. Wer es etwas ausgefallener mag färbt den sogar noch, erst dann kann man zur Nadel greifen.

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Von der Jungsteinzeit bis ins 12. Jahrhundert hinein hat man jeden Arbeitsschritt, jeder für sich im eigenen Heim, von Hand erledigt. Hauswirtschaft statt Marktwirtschaft. Auch die passenden Werkzeuge fertigte man nach Möglichkeit selber, Handwerksbetriebe und Manufakturen kommen erst danach langsam auf, erzählt Nadine Holesch. Die gelernte Archäologin überarbeitet im Museum Tabakspeicher die Dauerausstellung des Hauses.

Zwischendurch findet Frau Holesch immer wieder auch Zeit außerhalb des Museums zu arbeiten. Im Frühjahr hatte sie zusammen mit Schülerinnen und Schülern des Herdergymnasiums im Park Hohenrode einen sogenannten "Rennofen" aufgebaut, mit dessen Hilfe früher Eisen gewonnen wurde. Wie gut das funktionierte konnten die Schüler selber ausprobieren: aus mehreren Kilogramm Gestein gewann man gerade einmal ein paar hundert Gramm Eisen.

Der Ofen wird seinen Platz in der neuen Ausstellung finden. Als Dankeschön für ihre Hilfe kam Frau Holesch heute noch einmal an die Schule, im Gepäck einen Grill, leckere Würstchen und eine Idee. Statt einfach nur zu grillen wollte man sich noch einmal an experimenteller Archäologie versuchen und sogenannte "Spinnwirbel" aus Ton brennen.

Alles Handarbeit - Schülerin Emely mit einer Handspindel (Foto: Angelo Glashagel) Alles Handarbeit - Schülerin Emely mit einer Handspindel (Foto: Angelo Glashagel)

Bei Susanne Legel war sie damit an der richtigen Adresse. Die Kunstlehrerin leitet am Herdergymnasium die Ton-AG die schon beim Bau des Rennofens half und ist auch ausgebildete Handweberin mit einem Faible für alte Techniken. "Es ist toll das wir mit experimenteller Archäologie arbeiten können", sagte die Lehrerin, der Unterricht werde für die Schüler so viel interessanter.

Denn man lernt nicht nur altes Handwerk kennen, sondern auch die Geschichte, die dahinter steht. Bis das Spinnrad im Zuge der Kreuzzüge aus dem Orient auch hierzulande Einzug hielt, bediente man sich der Handwebe-Technik, in der die Kugeln zum Einsatz kommen. In manchen Gegenden der Welt wird so bis heute Wolle gesponnen. Die kleinen Tonkugeln seien in fast jeder Siedlung zu finden, erklärte Archäologin Holesch, "Im Stadtgebiet von Nordhausen hat man viele solcher Gegenstände gefunden, besonders im Bereich um die Bäckerstraße".

Da kann das interessante auch mit dem angenehmen verbunden werden, fehlen nur noch die Würstchen (Foto: Angelo Glashagel) Da kann das interessante auch mit dem angenehmen verbunden werden, fehlen nur noch die Würstchen (Foto: Angelo Glashagel)

Groß sind sie nicht, in der Glut des angeheizten Holzkohlegrills fanden die 120 Einzelstücke reichlich Platz. Und so verband man heute das Interessante mit dem Angenehmen, während die Würstchen brutzelten, wurden die Kugeln gebrannt.

Bei derlei Aktionen sei man immer gerne mit dabei, sagte Lehrerin Legel, man habe schon weitere Aktionen in Planung. Welche genau das sein werden wurde noch nicht verraten. Bis zur Eröffnung der neuen Dauerausstellung im Tabakspeicher wird man indes nicht mehr lange warten müssen: am 17. Dezember soll die Ausstellung "Haus und Handwerk" feierlich eröffnet werden.
Angelo Glashagel
Autor: red

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