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Di, 18:50 Uhr
31.01.2017
Experten geben Antwort:

Schlaganfall – Wenn jede Sekunde zählt

Knapp 270.000 Schlaganfälle ereignen sich nach aktuellen Berechnungen jährlich in Deutschland, etwa 200.000 davon sind erstmalige Schlaganfälle. Rund 20 Prozent der Schlaganfall-Patienten sterben innerhalb von vier Wochen, über 37 Prozent innerhalb eines Jahres.....

Etwa die Hälfte der überlebenden Schlaganfall-Patienten bleibt ein Jahr nach Ereignis dauerhaft behindert und ist auf fremde Hilfe angewiesen. Alarmierende Zahlen, die den Schlaganfall nach Krebs- und Herzerkrankungen zur dritthäufigsten Todesursache in Deutschland macht.

Professor Dr. Malte Kornhuber, (Foto: Janine Weller) Professor Dr. Malte Kornhuber, (Foto: Janine Weller) Professor Dr. Malte Kornhuber, Chefarzt der Neurologie in der HELIOS Klinik Sangerhausen, spricht am Dienstag, 7. Februar um 18 Uhr im Rahmen der Patientenakademie in der HELIOS Klinik Bleicherode über die Erkrankung Schlaganfall. Wieso Aufklärung über Symptome und Verlauf des Schlaganfalls so wichtig sind und wie entscheidend schnelles Handeln sind, erklärt er vorab im Interview:

Prof. Dr. Kornhuber, was passiert bei einem Schlaganfall?
Es gibt verschiedene Arten von Schlaganfällen. Ein Schlaganfall, der als Folge einer Durchblutungsstörung des Gehirns auftritt, gehört zur häufigsten Diagnose. Dabei wird eine Schlagader im Gehirn plötzlich nicht mehr mit Blut versorgt, so dass im Versorgungsgebiet ein Sauerstoffmangel eintritt. Es gibt auch Schlaganfälle, bei denen eine Schlagader reißt. Blut ergießt sich dann in das Gehirngewebe oder in den gehirnumgebenden Bereich und löst durch Druck eine Funktionsbeeinträchtigung aus. Viel seltener sind Schlaganfälle durch einen Venenverschluss. Als Folge kann das Blut nicht abfließen und staut sich in das Gehirn zurück.

Welche Ursachen hat der Schlaganfall?
Unser Gehirn muss konstant mit Blut versorgt werden, denn nur so erhält es Sauerstoff und Nährstoffe. Fehlt die Durchblutung, stört das bereits nach kürzester Zeit die Funktion der Nervenzellen im betroffenen Hirnbereich und kann zu ihrem Absterben führen. Zu den wesentlichen Ursachen eines Schlaganfalls gehört die Bildung von Blutgerinnseln aus verklumpten Blutplättchen und Blutkörperchen, die dann in das Gehirn fortgeleitet werden. Solche Gerinnsel können bei verminderter Beweglichkeit von linkem Herzvorhof oder der linken Herzkammer gebildet werden, etwa bei Herzrhythmusstörungen oder nach einem Herzinfarkt. Häufige Ursachen sind auch Wandverletzungen im Herz (Herzinfarkt) oder an den Halsschlagadern.

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An solchen Wandverletzungen gerinnt das Blut. Wandverletzungen treten in den Halsschlagadern oft im Bereich von Plaques auf. Dabei handelt es sich um eine Ablagerung aus Fett und Zellen. Solche Plaques treten häufiger bei Menschen mit hohem Blutdruck, Diabetes, Tabakgenuss und im höheren Lebensalter auf. Selten kann eine Wandverletzung durch eine Gefäßwandentzündung, durch einen spontanen Einriss des Gefäßes oder nach einem Unfall auftreten.

Welche Altersgruppen sind besonders gefährdet?
Schlaganfälle nehmen mit dem Lebensalter zu. Vor allem Menschen ab dem 60. Lebensjahr sind gefährdet. Es gibt jedoch auch angeborene oder erworbene Störungen der Blutgerinnung bei jungen Menschen. Daher werden gelegentlich Schlaganfälle bei Kindern, Jugendlichen oder im jungen Erwachsenenalter beobachtet.

Welche Symptome begleiten den Schlaganfall?
Im Gehirn sind bestimmte Funktionen in unterschiedlichen Regionen angesiedelt. Ferner wird das Gehirn von verschiedenen Schlagadern versorgt. Daraus ergibt sich, dass die Symptome bei einem Schlaganfall verschiedenartig sein können. Sehr häufig ist die mittlere Hirnschlagader betroffen, deren Unterversorgung eine plötzliche einseitige Lähmung oder Kraftminderung, insbesondere in Armen und Beinen, sowie eine plötzliche Sprach- und Sehstörung auslösen kann.

Wie verhalte ich mich als Betroffener oder Angehöriger im Fall eines Schlaganfalls?
Wichtig ist: Jeder Schlaganfall ist ein Notfall, der tödlich enden kann. Warnsignale sollten unbedingt ernst genommen werden. Durch eine frühe Behandlung stehen die Chancen gut, dass der Funktionsverlust nach einem Schlaganfall ganz oder teilweise verhindert werden kann. Das Zeitfenster, um eine solche Behandlung vorzunehmen beträgt maximal etwa drei Stunden. Je früher die Behandlung beginnt, desto besser die Ergebnisse. Aus diesem Grund sollte bei Schlaganfallverdacht unverzüglich der Rettungsdienst unter der Rufnummer 112 kontaktiert werden.

Wie verläuft ein Schlaganfall und welche Heilungschancen gibt es?
Der Verlauf nach einem Schlaganfall kann sehr unterschiedlich sein. Nicht selten löst sich das Gerinnsel spontan auf, so dass sich die Symptome binnen Stunden oder weniger Tage spontan zurückbilden. Sind aber größere Gefäßterritorien betroffen, bleiben häufig schwere Ausfallerscheinungen wie etwa Halbseitenlähmungen, Sprachstörungen oder halbseitige Sehstörungen bestehen.

Etwas seltener sind Schluckstörungen, chronische Schmerzen, Schwindel oder Doppelbildwahrnehmung. Die Chance der Heilung besteht zu Beginn der Symptome, wenn rasch gehandelt wird und das Gerinnsel ggf. aufgelöst werden kann. Ist dies nicht der Fall, können sich die Symptome aber auch in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten spontan bessern. Dazu trägt intensive Übungstherapie mit Hilfe von Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden bei. Nach der Akutphase des Schlaganfalls kommt oft eine Anschlussheilbehandlung in Betracht.

Welche Folgen hat ein Schlaganfall?
Folgen des Schlaganfalls können das Leben grundlegend verändern. Besser man tut alles, um einen Schlaganfall zu vermeiden. Das Rauchen sollte eingestellt werden. Der Blutdruck sollte regelmäßig selbst gemessen werden und ggf. durch Medikamente in den normalen Bereich gebracht werden. Der Blutzucker sollte möglichst im normalen Bereich liegen. Ferner ist regelmäßiges körperliches Training zu empfehlen.

Bei Herzrhythmusstörungen oder Schlagaderverengungen am Hals ist eine Verlaufsbeobachtung und Anbindung an einen entsprechenden Facharzt nötig. Auch nach einem Schlaganfall gilt es, einem neuen Schlaganfall vorzubeugen. Unter anderem spielen dabei gerinnungshemmende Mittel eine Rolle. Die körperlichen Folgen des Schlaganfalls bedürfen in der Regel der fortgesetzten Übungsbehandlung. Nicht ganz selten können sich nach einem Schlaganfall epileptische Krampfanfälle einstellen. Diese bedürfen meist einer Arzneibehandlung beim Neurologen oder Nervenarzt.

Weitere wichtige Informationen von Prof. Dr. Kornhuber zum Thema Schlaganfall erhalten alle Interessierte am Dienstag, den 7. Februar um 18 Uhr zur Patientenakademie in der HELIOS Klinik Bleicherode. Der Eintritt ist frei.
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