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Di, 19:05 Uhr
17.01.2017
Stadtwald Ellrich

Eine Perle des Südharzes

Ellrich ist die nordöstlichste Stadt des Freistaates Thüringen. Sie wurde im Jahre 876 erstmals urkundlich erwähnt und erhielt 1286 das Stadtrecht. Und sie hat einen Stadtwald...

Stadtwald Ellrich eine Perle des Südharzes (Foto: Forstamt) Stadtwald Ellrich eine Perle des Südharzes (Foto: Forstamt)
Ellrich liegt eingebettet in das reizvolle Landschaftsschutzgebiet „Südharz“. Der Harz beginnt gleich hinter Ellrich - so zumindest hat es den Anschein und aus Sicht von Wanderern auch durchaus seine Berechtigung. Die Stadt selbst verfügt über eigene Waldungen mit einer Gesamtgröße von 415 ha, davon liegen ca. 90 Prozent der Gesamtwaldfläche in nördlicher Richtung, bis an die Landesgrenze zu Niedersachsen.

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Fährt man von Gudersleben aus kommend über den Tonberg, so öffnet sich ein imposanter Blick auf das Kerngebiet des Stadtwaldes. Kleinere, inselartig verteilte Waldflächen befinden sich südlich in der Nähe der Stadt, so zum Beispiel entlang des Karstwanderweges mit rund zehn Hektar an den „Kammerforst“ angrenzend.

Im Jahre 1990 bekam die Stadt Ellrich ihren Kommunalwald als Eigentümer zurück. Der Stadtwald liegt im Hoheitsbereich des Thüringer Forstamtes Bleicherode-Südharz. Zwischen der Stadt und dem örtlichen Forstamt wurde Anfang der 90er Jahre ein Beförsterungsvertrag abgeschlossen, wonach die Durchführung des Revierdienstes durch den zuständigen Revierleiter des Forstrevieres Ellrich wahrgenommen wird.

Die Waldfläche besteht zu 60 Prozent aus Laubholz, mit der Hauptbaumart Buche, wobei der Eichenanteil von 10 Prozent allerdings sehr beachtlich ist. Der Nadelholzanteil, vorwiegend Fichte, liegt bei 40 Prozent. Bezeichnend für den Stadtwald ist die Baumartenvielfalt mit einer gesunden Altersklassenstruktur. Der Großteil des Stadtwaldes liegt im Bereich des südlichen Harzanstieges, beginnend bei 250 m ü. NN mit stark zertalten Randbereichen. Die höchste Erhebung mit 550 m ü. NN liegt im Nordteil des Waldes mit dem imposanten Aussichtspunkt „Wendeleiche“. Je nach Wetterlage hat man hier einen fantastischen Blick auf den Wurmberg oder den Brocken.

Das Ziel der forstlichen Bewirtschaftung im Stadtwald ist der Aufbau und die Pflege eines standortgemäßen, gesunden und leistungsfähigen Waldes, der seine Nutz-, Schutz und Erholungsfunktion in optimaler Weise erfüllt. Dazu erstellt der Revierleiter einen jährlichen Wirtschaftsplan, der den Stadträten und der Verwaltung zur Diskussion und Abstimmung vorgelegt wird.

Leitfaden für das Handeln des Revierleiters vor Ort ist das Forsteinrichtungswerk, das jeweils für einen Planungszeitraum von 10 Jahren gilt. Der Revierleiter erarbeitet daraus die notwendigen Maßnahmen, die nach anerkannten forstlichen Grundsätzen nachhaltig, pfleglich und sachkundig durchzuführen sind. So werden Holzeinschlagsmaßnahmen flächenbezogen mit den entsprechenden Parametern geplant und für Unternehmereinsätze vorbereitet, ausgeschrieben und überwacht. Das hierbei anfallende Holz wird vorwiegend über Rahmenverträge des Forstamtes an die Mitteldeutsche Sägeindustrie verkauft. Der Erlös kommt dabei zu großen Teilen dem Wald wieder zu Gute. Ein Abnehmer von Buchenstammholz ist zum Beispiel die ortsansässige Firma Spenle, bekannt als „Schuhleistenfabrik“.

Viele Einwohner aus der näheren Umgebung nutzen auch die Möglichkeit ihr Brennholz direkt vor Ort aufzubereiten. Der Förster übernimmt die Einweisung und Belehrung und erstellt das Aufmaß. Im Rahmen der Dienstleistung wird jeweils Donnerstag, in der Zeit von 16:00 bis 18:00 Uhr wöchentlich die Sprechstunde in den Räumen der Stadtverwaltung abgehalten. Dort beantwortet er gern die Fragen „rund um den Wald“.
Das Kerngebiet des Stadtwaldes lag zu DDR Zeiten hinter dem Grenzsignalzaun und war somit für die Bevölkerung nicht zugänglich.

Mit dem Fall des „Eisernen Vorhanges“ im Herbst 1989, geriet der Stadtwald wieder aus dem Schattendasein und in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Am 28.12.1989 wurde der Harzklub-Zweigverein Ellrich wiedergegründet. Zahlreiche Arbeitsgruppen begannen sofort Wanderwege und Ausflugsziele herzurichten und zugänglich zu machen. Die Arbeit dazu erfolgt vorwiegend uneigennützig und im Ehrenamt mit Unterstützung der Stadt, sowie dem Einsatz von zielgerichteten ABM-Maßnahmen.

Für Wanderfreunde ist der Ellricher Wald ein optimaler Ausgangspunkt mit reizvollen Wander-, Rad- und Reitwegen in alle Himmelsrichtungen, zu begehrten Ausflugszielen, die zum Verweilen einladen. Sehr begehrt und bekannt sind hier die Ausflugsziele „Roter Schuss“, „Wendeleiche“ oder auch der „Pfaffenborn“. An der Eingangspforte des Stadtwaldes beginnt der 1993 angelegte, ca. 2 km lange Naturlehrpfad „Ellricher Stadtwald“. Er führt vorbei an den vier großen Fischteichen mit seinen Roterlen-Eschenwäldern, die von den Mönchen des Zisterzienser Kloster Walkenried im Mittelalter angelegt wurden. Der Angelverband Nordhausen ist Pächter von drei Teichen, nutzt und unterhält diese zur Fischaufzucht.

Der größte Flächenanteil des Stadtwaldes Ellrich lag, wie eingangs erwähnt, im Todestreifen der Grenze zur BRD. Hier verläuft das „Grüne Band“ an der Landesgrenze zu Niedersachsen, mit seinen noch heute teilweise sichtbaren, baulichen Anlagen, z.B. dem Kolonnenweg. Die Natur eroberte sich die Grenzlinie zurück, so entwickelten sich über die Jahre wertvolle Lebensräume für seltene Tiere und Pflanzen. Die älteren Einwohner der Stadt erinnern sich auch heute noch an das 1914 errichtete Waldhotel und Pensionshaus „Bellevue“, welches ab 1947 als Kurheim Waldkater weiter betrieben wurde.

Mit der Errichtung der Grenzsicherungsanlagen (500m Streifen) hatte es ausgedient und wurde Anfang der 60er Jahre abgerissen und eingeebnet. Die Natur hat auch dieses Stück Geschichte an der Eingangspforte des Stadtwaldes (Dörnzenberg) zurückerobert. Man muss schon den Standort der ehemals baulich imposanten Anlage kennen, um sie wiederzufinden.

Der Ellricher Stadtwald, mit einer Größe von etwa 3,7 Quadratkilometer ist nicht nur Wirtschaftswald, sondern auch Erholungswald für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt, der den Wanderern, Schülern und Naturfreunden aus allen Richtungen kommend ein wunderschönes Stück geschichtliches Kulturgut bietet. Die ausgedehnten, natürlichen Waldungen laden zur Erholung und Weiterbildung im Herzen der Natur ein.
Uwe Kleemann, Revierleiter
Autor: nnz

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