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Do, 07:09 Uhr
03.11.2016
Klimawandel:

Verharmlosung bis zum Tod

In Nordhausen wurde vorgestern über die Anpassung an den Klimawandel beraten. Eine Meinung dazu von Bodo Schwarzberg...


Mit den Worten „Wie ein Meteoriteneinschlag in Zeitlupe“ charakterisierte der Chef des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung Schellnhuber einst den Klimawandel. Der Autor des Bestsellers „Selbstverbrennung“ ergänzte lakonisch und sinngemäß: Warum soll ich mich heute schon krumm machen, wenn das Grönland-Eisschild erst in 200 Jahren abgeschmolzen ist?

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Die Selbstgefälligkeit, mit der im Ratssaal über den Klimawandel diskutiert wurde, lässt mich erschaudern. Der Klimawandel, ein einzigartiges, katastrophales Ereignis, da in erdgeschichtlich so kurzer Zeit eintretend, wird durch Anpassungen als beherrschbar und sogar als Chance für die Wirtschaft bezeichnet. Dass aber die globale Erwärmung schon heute zu immer schwerer zu beherrschenden Kosten und damit wirtschaftlichen Milliardenschäden führt, unterschlagen die Experten.

Dass der Klimawandel schon heute Millionen weitere Flüchtlinge erzeugt, ja Gewalt und Terrorismus (dokumentiert z.B. an der Boko Haram in Nigeria und als ein möglicher Auslöser des Syrienkonflikts), millionenfachen Tod durch Verdursten und Verhungern, dass zahlreiche Millionenstädte in Meeresnähe, wie Lagos und Kalkutta sehr sicher aufgegeben werden müssen, und, dass nicht nur Arten nach Norden wandern, sondern auch tödliche Krankheiten, all das wird auch in seinen ökonomischen Auswirkungen unterschlagen. Die Flüchtlingskrise einzudämmen heißt zunehmend, die Fluchtursachen zu bekämpfen. Und eine ganz wesentliche und immer noch verharmloste Fluchtursache ist der Klimawandel.

Die Behauptung, die Folgen des Klimawandels seien beherrschbar, berechenbar und planbar, blendet eine zentrale Warnung der Klimaforscher aus: Sie warnen unentwegt vor der Unbeherrschbarkeit des climate change. Zum Beispiel dann, wenn eines der berühmten neun Kippelemente (eines ist der Grönländische Eisschild) das Klima urplötzlich in eine neue Qualität umschlagen lässt – mit unabsehbaren und in ihrer Wucht unbekannten Folgen.

Vergessen scheint man diesbezüglich in Nordhausen auch die rund 15.000 zusätzlichen Toten zu haben, die der Hitzesommer 2003 in Mitteleuropa forderte, und die als ein Indiz für den Klimawandel gewertet werden. Natürlich: Es war kein „Unwetter“, keine Umweltkatastrophe, ein bei Hochwasser aufliegender Gullideckel ist medial eindrucksvoller, als die Zahl von 15.000 weniger spektakulär darstellbaren Hitzetoten.
Auch 13 Jahre nach dem Hitzesommer hinkt die so genannte Anpassung an den Klimawandel immer noch hinterher, wie sogar in Nordhausen betont wurde: Für mich ist das ein Ausdruck von Ignoranz gegenüber der Bevölkerung und von Unbelehrbarkeit, da die Politik ja zu deren Schutz verpflichtet ist. Aus dem verheerenden Hitzesommer hat man fast nichts gelernt.

Ganz in diesem Sinne fehlt mir aus Nordhausen eine klare Botschaft an die große Politik: Versucht mit allen praktikablen Mitteln und unter allen Umständen das 2-Grad-Ziel einzuhalten. Im Interesse des Überlebens von uns selbst, aus Verantwortung für künftige Generationen und für unsere natürliche Umwelt mit ihrem gesamten Arteninventar.

Wie bitter notwendig diese Botschaft aus den Provinzen wäre, zeigen die bisher erfolglosen Klimaschutzbemühungen der Weltgemeinschaft: Statt den CO2-Ausstoß laut Kyoto-Protokoll global zu senken, ist er seit 1990 um 60 Prozent gestiegen! So viel zur Fähigkeit des Menschen, den Klimawandel und seine Ursachen zu beherrschen. Wenn wohl nicht einmal das 2-Grad-Ziel eingehalten werden kann, wie aber sollen dann die Folgen beherrscht werden? Folgen, deren Dimension niemand wirklich kennt? Es ist viel geredet worden, seit den 80er Jahren. Die Praxis aber wird den wissenschaftlichen Fakten nicht annähernd gerecht. In Nordhausen wurde geschönt und beschwichtigt. Wir haben alles im Griff. Welch fataler Irrtum.

Dass unsere Wirtschaftsweise, sprich ein hemmungsloser Kapitalismus, Auslöser der schlimmsten Umweltkatastrophe seit dem Aussterben der Saurier vor 65 Millionen Jahren ist und dass er die fein austarierten Stoff- und Energiegleichgewichte auf der Erde zu zerstören droht, mit verheerenden Folgen für uns alle, lässt die Diskussion übersättigter und träger Mitteleuropäer im Nordhäuser Ratssaal als klägliches Geschwafel zurück. An die heiligen Kühe, das ewige Wachstumsmantra und den Schutz der ressourcenverschleudernden Großindustrien, wagt sich kaum jemand.

Sich nach Jahren ungehemmter Versiegelung hinzusetzen (Thüringen ist beim Trend deutscher Spitzenreiter), und sich auf einen ökologischen, klimawandelangepassten Stadtumbau einzuschießen, passt genau in dieses Bild. Statt der Innenstadt weitere Betonklötze inklusive Shoppingmeile zuzumuten, hätten die Stadtoberen zum Beispiel einen zukunftsweisenden innerstädtischen Park mit kühlenden Bäumen und Wasserflächen entstehen lassen können.

Mir kommen die Klimaretter in der Politik und erst recht die Klimawandelanpasssungsplaner vor wie die Einwohner von Pompeij des Jahres 9 nach Christus, die von ihren Vorfahren wussten, dass der Vesuv aller Jahrhunderte mal ausbricht und tötet. - Aber bis zum nächsten Mal war ja eigentlich noch so viel Zeit?
Bodo Schwarzberg
Autor: red

Kommentare
Demokrit
03.11.2016, 13.44 Uhr
Werter Herr Schwarzberg,
extra für sie einige Daten von der Uni Heidelberg Temperaturproxis der letzten 10000 Jahre.
http://www.uni-heidelberg.de/presse/ruca/ruca07-3/klima.html
Uni Giessen, Temperaturproxis der letzten 2000 jahre
https://www.uni-giessen.de/ueber-uns/pressestelle/pm/pm156-12
Wird es nun kälter oder wärmer?
Und die Hitzewelle 2003 war das Ergebnis einer extrem selten vorkommenden Großwetterlage über Europa. Im Sommer 2003 führte eine Omegalage zu dieser katastrophalen Hitzewelle. Also bitte nichts vermischen.
Im übrigen ist mir kein einzigstes Experiment bekannt, welches die Wirkung von CO2 beschreibt. Es bleibt bei einer unbewiesenen Hypothese. Es ist höchst erstaunlich, dass die Durchschnittstemperatur am Ende der „Kleinen Eiszeit“ als Maßstab für unsere aktuelle Warmzeit benutzt wird, um damit eine „menschengemachte“ Klimakatastrophe zu beweisen.
Paulinchen
03.11.2016, 13.49 Uhr
Das schlimmste Werkzeug des Menschen...
...ist meiner Meinung nach die Kettensäge. Mit ihr werden die Bäume schneller abgesägt, wie die Natur nachwachsen lassen kann.

Nur was solls? geht man mal in den neuen Eigenheimsiedlungen spazieren, so riecht es dort nicht selten nach verbranntem Holz. Muss das unbedingt sein, dass die Flammen im Kamin lodern? Gibt es dazu keine Alternativen? Erst kürzlich musste ich lesen, dass man die dieselautos lieber heute als morgen einstampfen möchte, nur im gleichen Atemzug musste ich lesen, dass der Flugzeugverkehr von gegenwärtig fünf Prozent am Co² Aufkommen und demnächst mit 15 % beteiligt sein wird. Bestes Beispiel seit gestern: Der kürzeste internationale Flugverkehr über den Bodensee. (dauer 8 Minuten)
N. Baxter
03.11.2016, 14.10 Uhr
ohje...
das ist er wieder, ein echter geistiger Kracher:
"Muss das unbedingt sein, dass die Flammen im Kamin lodern? Gibt es dazu keine Alternativen?"

Was genau ist denn so schlimm am verbrennen von Holz?
Herr Taft
03.11.2016, 16.17 Uhr
Vergangenheitsdaten sind so eine Sache....
veränderte Umweltbedingungen, veränderte Messmethoden...Ja schon veränderte Messstellen, machen das ganze schwer vergleichbar. Ich bin kein Experte, Aber das abschmelzen von Grönlandeis in bisher unbekannten Ausmaß, die Gletscherschmelze überall gibt mir schon etwas zu denken.

Ach und Paulinchen...das mit den Kaminen war wirklich daneben. Ihre Aussage zu den Dieselautos Stimmt so auch nicht. Es gibt immer irgend jemanden. Der irgendwas beklopptes in die Welt rausplappert. Bitte bewerten Sie zunächst den Absender der Botschaft und verallgemeinern Sie solche Aussagen nicht "dass man ...abschaffen möchte". Irgend ein verwirrter Geist wollte auch schon Kühe verbieten, weil in deren Abgasen so viel Metan enthalten ist.... da machen Sie dann auch draus:" Jetzt will MAN schon ....".
harzcross
03.11.2016, 18.35 Uhr
Paulinchen und Flugverkehr
Man merkt, dass auf den Flugverkehr niemand anspringt.
Ich gehe einmal davon aus, dass die meisten so gerne fliegen und auch nicht wissen, was damit angerichtet wird.
Sie fliegen in die Sonne und ballern anderen den Himmel zu, was bisher nur wenige bemerkt haben. Bis 2030 soll sich der Flugverkehr verdreifachen und es geht nicht nur um das CO2, viel mehr wirkt sich die sehr häufige Schleierbewölkung aus, die sich über ganze Kontinente ausbreitet und es ist bekannt, dass dieser "Wasserdampf" der sich an den giftigen Abgaspartikeln der sogenannten "Flieger" bildet, mehr zur Erderwärmung beiträgt, als CO2. Der Flugverkehr spielt aber bei keinem Klimagipfel eine Rolle, wird subventioniert und das weitere Wachstum von der Politik gefördert. Ca. 20.000 Flieger sind um den Erdball ständig unterwegs und verbrauchen an die 2 Milliarden Liter Kerosin am Tag. Zur Aufklärung empfehle ich die Seite www.flightradar24.com und wünsche guten Flug, vielleicht über den Bodensee oder für 2 € nach London.
Demokrit
03.11.2016, 19.36 Uhr
@ harzcross
Sie erzählen Unsinn. Die Schleierbewölkung hat eine kühlende Wirkung.
"Flugverbot nach dem 11. September sorgte für wärmere Tage in den USA "
http://www.wissenschaft.de/home/-/journal_content/56/12054/1169894/
Waldemar Ceckorr
03.11.2016, 20.08 Uhr
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