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Sa, 17:50 Uhr
24.09.2016
„Das Fundament unserer Arbeit ist das Naturstudium ...“

Heidelore Kneffel über Günter Groh

Kaum jemand kannte die Person Günter Groh und sein Werk wie nnz-Autorin Heidelore Kneffel. Noch zu Lebzeiten bat der Künstler sie, nach seinem Tod etwas Persönliches aufzuschreiben. Jetzt, kurz vor der Eröffnung einer Ausstellung mit Werken von Groh ist dazu Gelegenheit...

Günter Groh malt die Rosenmühle (Foto: H. Kneffel) Günter Groh malt die Rosenmühle (Foto: H. Kneffel)
Diese Erkenntnis seines verehrten Greifswalder Lehrers Herbert Wegehaupt hat sich in dem Kunsterzieher und Künstler Günter Groh tief eingeprägt und wurde auch zu seiner Maxime. Er hat mir oft von diesem Künstler erzählt und so verwundert es nicht, dass sich mir die Fortsetzung des Leitgedankens sinngemäß einprägte: dass man sich immer, ganz gleich, ob es sich um die Darstellung eines Menschen, einer Landschaft oder einer Blume handele, bemühe, in jedem Ausschnitt der Natur das lebendige Ganze zu erkennen und es als Ganzes künstlerisch darzustellen. Die Besucher des Kunsthauses Meyenburg werden an den ausgestellten Bildwerken Günter Grohs unschwer erkennen, dass er bestrebt war, diesem Credo gerecht zu werden.

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Ich hatte, besonders nach meiner Rückkehr vom Kunst- und Germanistikstudium, im Laufe der Jahre häufiger Gelegenheit, Groh bei unterschiedlichen Begebenheiten zu treffen oder ihn hin und wieder zu begleiten, wenn er in Nordhausen in der Nähe des von ihm erwählten Motivs seinen Platz einnahm, sich ihm sitzend oder stehend näherte. Das Konzentriertsein war auffallend, die Handhabung der Pastellkreiden souverän, Korrekturen selten. Hin und wieder kamen Passanten vorbei, denen er, falls sie ihn ansprachen, Rede und Antwort stand, allerdings nicht zu lange.

So konnte ich mehrere Fotoserien anfertigen, die ihn immer in seiner natürlichen Pose zeigen, denn er vergaß, dass ich fotografierte. Er freute sich, wenn er die Fotos dann in den Händen hielt und sie seinem Sohn Rainer und dessen Familie nach Dresden schicken konnte. Auch seine Frau Eva war dadurch, da sie ihn bei seinem Freiluftschaffen in Nordhausen nicht begleitete, im Bilde.
Besuche bei den beiden in ihrer kleinen Wohnung Am Petersberg 4 waren immer zweigeteilt, was die Gespräche betraf.

Zu Beginn tauschten wir uns über Aktuelles aus dem Stadtleben aus, Grohs steuerten auch Informationen bei, die sie aus Zeitungen bekamen, die ihr Sohn schickte oder mitbrachte, da wurde der Radius des Mitgeteilten also größer. Relativ bald waren wir dann bei den Freuden und Leiden mit und an der Kunst. Wir redeten offen und so wussten wir, wie der jeweils andere das Geschehen in der kleinen und der großen Welt einordnete.

Jedes mal erhielt ich von den Wänden des Wohnzimmers auch eine Kunstschau der beiden Künstler, denn sie umgaben sich gern mit ihren Werken und wechselten diese in Abständen aus. In der Regel mischten sich ältere und neuere Bilder. Da ich Groh seit meiner Schulzeit kannte und viele seiner im Laufe der Jahre entstandenen Werke sah und fotografierte, entdeckte ich hin und wieder auch Pastelle oder Kreidezeichnungen aus diesen Jahren und nahm Veränderungen der Strichführung und der Farbgebung wahr, ohne, dass das Grundsätzliche seiner Komposition von ihm in Frage gestellt wurde.

Groh malt das Gärtnereigeschäft Gaßmann (Foto: H. Kneffel) Groh malt das Gärtnereigeschäft Gaßmann (Foto: H. Kneffel)
Eva Groh war für ihn eine entscheidende Kritikerin, ihr vertraute er, denn er anerkannte ihr großes künstlerisches Wissen und Können. Sie, die Grafikerin, die mehrere Bücher illustriert hatte – anfangs Sachbücher, dann belletristische deutsche und ausländische Werke -, war in ihren Zeichnungen und unterschiedlichen Druckgrafiken für ihn künstlerisch vorbildlich. Da ihre Bücher nicht mehr auf dem Markt sind, habe ich sie mir Am Petersberg ansehen können und seine Begeisterung geteilt. Er und sie waren dankbar, dass ich Ausstellungen von ihr und ihm mit Rezensionen begleitete.

Unsere Kunstgespräche waren immer anregend, auch deshalb, weil sie eine solide ausgestattete Kunstbuchsammlung besaßen und mir Neuanschaffungen natürlich zeigten. Dabei erfuhr ich von beiden so manches Anekdotische, oft mit Humor vorgetragen, der ihnen zu eigen war. Folgendes Bild hat sich mir eingeprägt: Eva Groh hat es sich auf dem Sofa bequem gemacht, denn ihre Gelenke wollten nicht mehr so, wie sie es beide gern gehabt hätten, er saß mir zugewandt in der Nähe des Schreibtisches, ich am Tisch, auf dem Kunstbände lagen. Unsere Unterhaltungen waren immer abwechslungsreich, denn das Ehepaar tauschte gern seine Gedanken aus.

Neben den landschaftlichen Motiven, die er mehrere Jahre lang gern mit seinem Schulkollegen Waldemar (Atze) Büchner erwanderte, hatte Groh auch Lust auf das Porträtieren. So sah ich Bildnisse seiner Frau, seiner Schwägerin, seines Sohnes, auch eine größere Anzahl von Porträts seiner Schülerinnen und Schüler. Da er auch meinen Sohn bat - ebenfalls sein Schüler -, ihm Modell zu sitzen, konnte ich das Entstehen eine zeit lang verfolgen. Wie schon beim Entstehen seiner Landschaften von mir bemerkt, war die Konzentration zum Greifen und Korrekturen kaum angesagt. Drei Bilder entstanden, von denen eines der Porträtierte bekam, eines seine Großeltern, eines behielt er selbst.

Wenige Tage vor seinem Tod habe ich ihn im DRK-Seniorenheim besucht, wo er Unterkunft nach seinem Sturz gefunden hatte. Selbstverständlich wollte er in seine Wohnung zurück und dann in Ruhe mit seinem Sohn bereden, wie es mit seiner Wohnsituation weitergehen würde. Sein Gesicht zeigte noch Farbtönungen und da er wusste, dass ich eigentlich immer einen Fotoapparat bei mir habe, schmunzelte er mich an und bat mich, ihn zu fotografieren, was ich auch tat.

So lächelt er, wenn ich die Bilder auf Wunsch guten Freunden und Bekannten zeige, diese etwas schelmisch an. Unser Gesprächsthema war seine Ehrenbürgerschaft, worüber er sich freute. Die Freude wäre noch größer gewesen, wenn auch seine Frau darin eingeschlossen gewesen wäre, denn sie hätte es noch mehr verdient, so seine Meinung. Da sie jedoch verstorben sei, käme eine posthume Ehrung leider nicht in Frage. Aber er würde die Ehrung mit diesem Denken an Eva entgegennehmen. Sein Tod hat das verhindert.
Die Veranstaltung zu seinen Ehren im Saal des Hauses Nikolaiplatz 1 inmitten der Stadt im Beisein seines Sohnes Rainer war vor allem geprägt durch die sehr anrührende, die Persönlichkeit Grohs sehr eindringlich treffende Ansprache seines Schülers Peter Genßler, des Bildhauers, Malers und Grafikers aus Bleicherode.

Er hatte seinen Lehrer noch porträtiert und auch Büsten von ihm gefertigt, die die Anwesenden sehen konnten. Leider waren, erstaunlicher Weise, wenige Menschen anwesend.
Da mich Günter Groh einstmals gebeten hat, nach seinem Tod über ihn etwas Persönliches aufzuschreiben, habe ich das vor der Ausstellungseröffnung seiner Bildwerke am morgigen Sonntag im Kunsthaus Meyenburg gern getan.
Heidelore Kneffel
Groh malt den Dom (Foto: Heidelore Kneffel)
Groh malt den Durchgang zum Altendorf (Foto: Heidelore Kneffel)
Groh malt die Rosenmühle (Foto: Heidelore Kneffel)
Groh malt im Stadtpark (Foto: Heidelore Kneffel)
Autor: red

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