eic kyf msh nnz uhz tv nt
Di, 11:19 Uhr
31.05.2016
Arbeitsmarkt im Wandel

"Das sind die Fakten"

Erstmals seit 25 Jahren sinkt die Arbeitslosigkeit in Nordthüringen unter 10.000. Eine gute Nachricht, die sich in die Entwicklung der letzten Monate nahtlos einreiht. Das sich etwas geändert hat und die Situation eine grundlegend andere ist als vor rund 10 Jahren, das muss in den Köpfen vieler Menschen erst noch ankommen...

Karsten Froböse hatte wieder einmal gute Nachrichten zu verkünden. Seit Monaten weißt die Zahl der Arbeitslosen in Nordthüringen nur in eine Richtung: nach unten. 9.902 Arbeitslose verzeichnet die Agentur für Arbeit im Nordthüringer Raum für den Mai - die niedrigste Zahl an Arbeitslosen seit 1990. Umgerechnet macht das eine Quote von 7,2 %.

Anzeige symplr
"Das ist ein hervorragender Wert, den wir in Zukunft hoffentlich häufiger verkünden können", sagte Karsten Froböse. Die Zahl der Arbeitslosen Einheimischen Jugendlichen: gesunken. Menschen im Bezug von Arbeitslosengeld I und II: rückläufig. Auf dem Ausbildungsmarkt: gibt es mehr Bewerber als Stellen. Die Zahl der Arbeitslosen mit Behinderung: ist ebenfalls gesunken.

Vor 11 Jahren sah die Situation noch ganz anders aus. 2005 verzeichnete die Agentur für Nordthüringen eine Arbeitslosenquote von 19,7%. Insgesamt waren damals 29.832 Personen ohne Anstellung, der Kyffhäuserkreis die Region in Deutschland mit der höchsten Arbeitslosigkeit.

Im Mai 2016 schneidet man gerade im Kyffhäuser gut ab. Die Quote ist mit 9,6% immer noch hoch. Im Vergleich zum Vorjahr aber sank die Zahl der Arbeitslosengeld I Empfänger um 18,9%, die der Personen im Arbeitslosengeld II Bezug (Hartz IV) um 7%. "Die Arbeitslosigkeit sinkt hier schneller als in anderen Regionen Deutschlands", erklärte Karsten Froböse, sie sei niedrieger als in manchen Großstädtischen Regionen.

An der Art der Berechnung habe sich seit 2005 nichts geändert, so der Nordthüringer Agenturchef weiter, auch die Zahl der Fördermaßnahmen, also der Personen, die aus der Statistik fallen, ist gesunken. Zur Zeit befinden sich 3.844 Personen in Fördermaßnahmen verschiedenster Art, von der sozialen Teilhabe am Arbeitsmarkt, über Eingliederungs- und Weiterbildungsmaßnahmen bis zu Vorruhestandsregelungen. Voriges Jahr waren es noch 4.113 Personen, ein Minus von 6,5%.

Auch die Unterstützung für Flüchtlinge bei ihrem Weg auf den Arbeitsmarkt habe daran nichts geändert. Bei der Zahl der Arbeitslosen Deutschen verzeichnete man einen Rückgang von 10,9%, bei den Arbeitslosen Ausländer einen Zuwachs von 66,7%. Von 390 Personen auf 650 Personen - in ganz Nordthüringen.

"Man kann sich da gerne etwas anderes zusammenreimen aber das sind die Fakten", sagte Froböse. Die Arbeitsmarktintegration gehe hier zwar nicht ganz so schnell, sei aber nichts, was einen beängstigen müsste, so Froböse weiter. Eine Bedrohung des Arbeitsmarktes durch die Zuwanderung sieht er nicht.

Man engagiere sich hier sehr umfangreich und versuche schon im Vorfeld abzuklären inwiefern die Angaben der Flüchtlinge über ihre eigenen Fertigkeiten mit der Realität übereinstimmen. 140.000 Euro hat das Nordhäuser Jobcenter für diese Aufgaben bisher vom Bund bekommen. Eingestellt hat man dafür einen Sprachmittler, ansonsten sorgen einige spezialisierte Kollegen für die normale Betreuung von zur Zeit 140 ALG II Empfängern aus Asylzugangsländern.

Die Unterstützung in diesem Bereich sei nicht gleichbedeutend mit weniger Engagement für die Einheimischen, unterstrich Froböse, "auch hier liegen die Fakten anders". Besonders in Sachen Langzeitarbeitslosigkeit betreibe man hohen Aufwand und begleite die zu vermittelnden Personen zum Teil bis zur Vorstellung beim potentiellen Arbeitgeber. Zudem gelinge heutzutage auch häufig der schnelle Wiedereinstieg nach einer Kündigung. "Ein Viertel der Menschen können wir vermitteln bevor sie überhaupt in die Arbeitslosigkeit übergehen", erklärte Froböse.

In den Köpfen der Menschen sei die aktuelle Lage häufig aber noch nicht angekommen. Das Bewusstsein werde bei einem Teil der Bevölkerung durch die Erfahrungen der letzten zehn Jahre geprägt, meinte Froböse, die Einschätzung im Jahr 2016 würde häufig durch die Erfahrungen von damals geprägt.

"Wer in Zukunft als Klempner oder Installateur arbeitet, der wird gutes Geld verdienen können, das macht heute nämlich kaum jemand", meint Froböse, gute Chancen habe man allgemein im Metall- und Elektrobereich, in Pflege-, Logistik, und in der Baubranche. Auch das sind Informationen, die der Agenturleiter seit Monaten wie ein Mantra vor sich hertragen kann.

Die Wirtschaft der Region brauche die Zuwanderung, aus der eigenen Bevölkerung könne der Bedarf nicht gedeckt werden. Der allgemeine Trend gehe weg vom Hilfsarbeiter, rund 80% der freien Stellen seien zur Zeit auf Fachkräfte zugeschnitten.

Um die will man demnächst wieder gesondert werben - auf dem Autordrom wird am 18. Juni ab 10 Uhr wieder der Berufsaktionstag "Transport, Verkehr, Logistik" stattfinden.

Die genauen Zahlen zum Arbeitsmarkt in Nordthüringen finden sich hier
Angelo Glashagel
Autor: red

Kommentare

Bisher gibt es keine Kommentare.

Kommentare sind zu diesem Artikel nicht möglich.
Es gibt kein Recht auf Veröffentlichung.
Beachten Sie, dass die Redaktion unpassende, inhaltlose oder beleidigende Kommentare entfernen kann und wird.
Anzeige symplr
Anzeige symplr