Mo, 12:46 Uhr
07.12.2015
Pilzspezialist beim BUND
Nur zehn Wuchsorte weltweit
Keine Pilze im Dezember? Weit gefehlt: Dr. Peter Otto von der Universität Leipzig unterstützte die Mitstreiter des BUND-Kreisverbandes Nordhausen bei ihrem Pflegeeinsatz am vergangenen Sonnabend und wurde gleich mehrfach fündig...
Teilnehmerrekord bei BUND-Aktion (Foto: Bodo Schwarzberg) Dr. Peter Otto am Wuchsort der extrem seltenen Pilzart
Schmetterlings-Tramete, Wiesen-Ellerling und Graukappe. - Und das ist nur eine Auswahl. Mit ganz besonderem Interesse folgten die Teilnehmer den Ausführungen des Mykologen zur Heilwirkung des Birken-Porlings, dessen Fruchtkörper sich an einem liegenden Birkenstamm entwickelt hatten.
Der eigentliche Grund des Besuches von Dr. Otto galt jedoch einer ungleich selteneren Art: Dem Zierlichen Braunsporstacheling. Diese bitter schmeckende, also ungenießbare Pilzart besiedelt lichte, wärmeliebende Gehölze auf kalkhaltigem Grund. Der Pilzforscher bestimmte diese Art in den 80er Jahren für die Rüdigsdorfer Schweiz und damit erstmals für ganz Deutschland. Bis heute, so Dr. Otto, sind in der Bundesrepublik nur zwei weitere Vorkommen bekannt, einen davon entdeckte der Autor dieses Beitrages im Jahre 2014 – ebenfalls in der Rüdigsdorfer Schweiz.
Auf Grund der extremen, weltweiten Seltenheit des Pilzes wurde die Art auch in die Thüringer Biodiversitätsstrategie aufgenommen: Dem Schutz der Vorkommen des Zierlichen Braunsporstachelings ist demnach ganz besondere Aufmerksamkeit zu widmen.
Die Untere Naturschutzbehörde versprach ganz in diesem Sinne, den traditionellen Wuchsort der Art künftig von der für Nährstoffanreicherung sorgenden Rinderbeweidung auszukoppeln. 2015 gelang dies noch nicht. 2016 aber ganz bestimmt.
Dr. Otto hatte die Bestrebungen des BUND-Kreisverbandes hierfür mit kurzen Stellungnahmen an die UNB und an die TLUG in Jena unterstützt. Er plant eine Publikation über seltene Stachelingsarten und deren Schutzsituation und wollte mit seiner Teilnahme am Pflegeeinsatz der großen Bedeutung der Rüdigsdorfer Schweiz für die weltweite Erhaltung der Art Ausdruck verleihen.
Zunächst wurde der altbekannte Wuchsort des Zierlichen Braunsporstachelings entbuscht und gemäht. Anschließend ging es den bei Rüdigsdorf gelegenen Schindergraben hinauf und damit zu einem orchideenreichen Halbtrockenrasen. Dieser drohte unter anderem der Nährstoffanreicherung durch Rinderbeweidung zum Opfer zu fallen und wurde vom Pächter freundlicherweise ausgekoppelt. Die nun praktizierte einmalige Mahd pro Jahr hilft, die meist etwa 100 blühenden Pflanzen des Stattlichen Knabenkrauts zu erhalten. Die Fläche befindet sich unmittelbar am von der Firma Casea geplanten Steinbruch und hat daher eine immense Symbolkraft. Alle Teilnehmer waren sich einig: Ein Abbau am Winkelberg muss verhindert werden.
Zuletzt wurde die Gehölzentfernung an den blaugrasreichen Steilhängen des Schindergrabens fortgesetzt. Unter erschwerten, eben steilen Geländeverhältnissen, leisteten unsere Mitstreiter ganz hervorragende Arbeit. Wie wichtig der Einsatz auch dort ist, zeigt das Zurückweichen der gefährdeten Blaugrasgesellschaft unter den sich immer mehr ausbreitenden Bäumen.
Dank gilt auch Pilzberater Alfred Adomat für sein Kommen und Jürgen Tötzke aus Kehmstedt für die Bereitstellung wichtigen Equipments. Und der Naturstiftung David aus Erfurt. Sie finanzierte die zum Einsatz kommenden Geräte wohlwollend mit.
Die Einsätze des BUND-Kreisverbandes werden selbstverständlich fortgesetzt. Sollte es das Wetter erlauben, könnte dies bereits im Januar geschehen.
Dem Mykologen Dr. Otto und seiner Partnerin hat es in der Rüdigsdorfer Schweiz so gut gefallen, dass beide bereits im Frühjahr wiederkommen möchten. Zur Orchideenblüte und natürlich zur Beobachtung der einzigartigen Pilzflora.
Bodo Schwarzberg
Autor: redTeilnehmerrekord bei BUND-Aktion (Foto: Bodo Schwarzberg) Dr. Peter Otto am Wuchsort der extrem seltenen Pilzart
Schmetterlings-Tramete, Wiesen-Ellerling und Graukappe. - Und das ist nur eine Auswahl. Mit ganz besonderem Interesse folgten die Teilnehmer den Ausführungen des Mykologen zur Heilwirkung des Birken-Porlings, dessen Fruchtkörper sich an einem liegenden Birkenstamm entwickelt hatten.
Der eigentliche Grund des Besuches von Dr. Otto galt jedoch einer ungleich selteneren Art: Dem Zierlichen Braunsporstacheling. Diese bitter schmeckende, also ungenießbare Pilzart besiedelt lichte, wärmeliebende Gehölze auf kalkhaltigem Grund. Der Pilzforscher bestimmte diese Art in den 80er Jahren für die Rüdigsdorfer Schweiz und damit erstmals für ganz Deutschland. Bis heute, so Dr. Otto, sind in der Bundesrepublik nur zwei weitere Vorkommen bekannt, einen davon entdeckte der Autor dieses Beitrages im Jahre 2014 – ebenfalls in der Rüdigsdorfer Schweiz.
Auf Grund der extremen, weltweiten Seltenheit des Pilzes wurde die Art auch in die Thüringer Biodiversitätsstrategie aufgenommen: Dem Schutz der Vorkommen des Zierlichen Braunsporstachelings ist demnach ganz besondere Aufmerksamkeit zu widmen.
Die Untere Naturschutzbehörde versprach ganz in diesem Sinne, den traditionellen Wuchsort der Art künftig von der für Nährstoffanreicherung sorgenden Rinderbeweidung auszukoppeln. 2015 gelang dies noch nicht. 2016 aber ganz bestimmt.
Dr. Otto hatte die Bestrebungen des BUND-Kreisverbandes hierfür mit kurzen Stellungnahmen an die UNB und an die TLUG in Jena unterstützt. Er plant eine Publikation über seltene Stachelingsarten und deren Schutzsituation und wollte mit seiner Teilnahme am Pflegeeinsatz der großen Bedeutung der Rüdigsdorfer Schweiz für die weltweite Erhaltung der Art Ausdruck verleihen.
Neuer Teilnahmerekord
Gemeinsam mit seiner Partnerin nahm der Mykologe am vergangenen Sonnabend an Pflegemaßnahmen auf gleich drei artenschutzrelevanten Flächen teil: 12 Enthusiasten hatten sich insgesamt eingefunden, darunter mehrere, die erstmals für Mahd und Entbuschung aktiv sein wollten. Auch Tomas Kerwitz von der sich gegen den drohenden Winkelbergsteinbruch stemmenden Bürgerinitiative gehörte dazu. Wieder mit dabei waren die Sondershäuser Karl Heinz Junker und Fritz Daniel.Zunächst wurde der altbekannte Wuchsort des Zierlichen Braunsporstachelings entbuscht und gemäht. Anschließend ging es den bei Rüdigsdorf gelegenen Schindergraben hinauf und damit zu einem orchideenreichen Halbtrockenrasen. Dieser drohte unter anderem der Nährstoffanreicherung durch Rinderbeweidung zum Opfer zu fallen und wurde vom Pächter freundlicherweise ausgekoppelt. Die nun praktizierte einmalige Mahd pro Jahr hilft, die meist etwa 100 blühenden Pflanzen des Stattlichen Knabenkrauts zu erhalten. Die Fläche befindet sich unmittelbar am von der Firma Casea geplanten Steinbruch und hat daher eine immense Symbolkraft. Alle Teilnehmer waren sich einig: Ein Abbau am Winkelberg muss verhindert werden.
Zuletzt wurde die Gehölzentfernung an den blaugrasreichen Steilhängen des Schindergrabens fortgesetzt. Unter erschwerten, eben steilen Geländeverhältnissen, leisteten unsere Mitstreiter ganz hervorragende Arbeit. Wie wichtig der Einsatz auch dort ist, zeigt das Zurückweichen der gefährdeten Blaugrasgesellschaft unter den sich immer mehr ausbreitenden Bäumen.
Dank gilt auch Pilzberater Alfred Adomat für sein Kommen und Jürgen Tötzke aus Kehmstedt für die Bereitstellung wichtigen Equipments. Und der Naturstiftung David aus Erfurt. Sie finanzierte die zum Einsatz kommenden Geräte wohlwollend mit.
Die Einsätze des BUND-Kreisverbandes werden selbstverständlich fortgesetzt. Sollte es das Wetter erlauben, könnte dies bereits im Januar geschehen.
Dem Mykologen Dr. Otto und seiner Partnerin hat es in der Rüdigsdorfer Schweiz so gut gefallen, dass beide bereits im Frühjahr wiederkommen möchten. Zur Orchideenblüte und natürlich zur Beobachtung der einzigartigen Pilzflora.
Bodo Schwarzberg
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