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Mo, 20:25 Uhr
30.11.2015
Bürgergespräch in Bleicherode

Wir nehmen den Häuserkampf auf

In Bleicherode hatte man heute zum Bürgergespräch geladen. Es sollte darum gehen, wie sich Bleicherode künftig entwickeln soll. Mit dem Stadtentwicklungskonzept besprach man Pläne für die ferne Zukunft, mit der Integration von Flüchtlingen Maßnahmen für die Gegenwart...

Dazu hatte man in das Bleicheröder Kulturhaus geladen, das wenn auch nicht bis zum letzten Platz aber doch gut gefüllt war. Das Haus gehört zu den ständigen Sorgenkindern der klammen Stadt, man betrachtet den alten Versammlungsplatz als Teil der städtischen Infrastruktur und will diesen wie auch andere Einrichtungen erhalten. Bis jetzt ist das trotz strenger Haushaltsführung gelungen, erklärte Bürgermeister Frank Rostek seinen Bleicherödern, nichts stehe in Frage.

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Aber die alte Kalistadt besteht nicht nur aus öffentlicher Architektur. Viel Fachwerk findet sich gerade in der Altstadt und wie anderswo auch hat die Zeit manchem Gebäude übel mitgespielt. Für einige Häuser wird jede Hilfe zu spät kommen. Gut ein Fünftel der 380 Gebäude in der Altstadt stehen leer. Die Bleicheröder aber wollen nicht einfach zusehen, wie der Kern der Stadt verfällt. "Wir gehen in den Häuserkampf" sagte Rostek anlässlich der Vorstellung des ISEK, des integrierten Stadtentwicklungskonzeptes.

So etwas hat Nordhausen auch gerade hinter sich gebracht, mit mehreren Bürgerkonferenzen und jeder Menge Ideen und Wünschen, wie die Stadt 2030 einmal aussehen soll. In Bleicherode geht es wesentlich pragmatischer zu, das ISEK sei "Mittel zum Zweck", sagte Felix Boenigk, der den Prozess für die DSK, die Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft begleitet. Es geht um Fördermittel und man weiß sehr genau, wohin die fließen könnten - die Hauptstraße, die Webergasse, die Löwentorstraße, die Niedergebraer Straße - wer in Bleicherode wohnt, kennt die prekären Ecken.

In Bleicherode hatte man heute zum Bürgergespräch geladen (Foto: Angelo Glashagel) In Bleicherode hatte man heute zum Bürgergespräch geladen (Foto: Angelo Glashagel)

Unklar ist hingegen das "Wie". Boenigk schwebt, je nach individueller Situation und Bedarfslage, eine Mischung aus Sanierung und sinnvollem Rück- und Neubau vor. Die Überlegungen scheuen auch nicht die Abrissbirne um Raum für Stellplätze, Grünflächen oder "Freizeitbereiche" zu schaffen. Den Planungen zu Grunde liegen Annahmen über die zukünftige Bevölkerungsentwicklung und die zeigt auch in Bleicherode eher nach unten. Gestützt auf Daten des statistischen Landesamtes wird sich das Verhältnis laut Prognose zu Gunsten der Alten verschieben. Das muss nichts schlechtes bedeuten und die Zahlen halten auch gute Nachrichten bereit - die Anzahl der Kinder soll nicht siginifikant sinken.

Für die Altstadtentwicklung bedeutet das, dass man sich den Bedürfnissen der älteren Generation und denen junger Familien wird anpassen müssen, den aus diesem Bereichen ist die Nachfrage zu erwarten. Alleine stemmen kann die Stadt den Umbau nämlich nicht. Sowohl Boenigk als auch Rostek betonten mehrfach das eine Umsetzung nur mit dem Einverständnis und der Beteiligung der Eigentümer möglich ist und die Pläne eher als Vorschläge verstanden werden sollen, die man diskutieren kann. Alles wissenswerte rund um das Stadtentwicklungskonzept findet sich auch im Internet.

Felix Boenigk erklärte das Integrierte Stadtentwicklungskonzept für Bleicherode (Foto: Angelo Glashagel) Felix Boenigk erklärte das Integrierte Stadtentwicklungskonzept für Bleicherode (Foto: Angelo Glashagel) Hitzig wurde es nicht im Kulturhaus, man äußerte vor allem den Wunsch, das sich etwas tut und erinnerte daran, das sich in den letzten Jahren schon viel getan hat. Wenn man angesichts der Haushaltslage jedes Jahr ein bis zwei Projekte angehen könnte, sei es Sanierung oder die schmerzlicheren Alternativen Rückbau und Abriss, sei das schon gut.

Auch zum zweiten großen Thema des Abends kam keine große Diskussion auf: die Integration von Asylbewerbern. Das Thema bewegt landauf, landab die Gemüter. In Bleicherode kam gerade gestern die erste syrische Familie mit sieben Mitgliedern an, Massenunterkünfte gibt es bisher nicht in der Stadt. Das schreibt man sich auch selbst als Erfolg auf die Fahnen, bereits im Frühjahr hatte man sich Gedanken gemacht, wie man mit den Flüchtlingsstrom umgehen will. Das Rezept lautet: dezentrale Unterbringung von Familien und das habe man auch im Landkreis immer wieder so kommuniziert, sagte Andreas Weigel, der eine der Arbeitsgruppen leitet und als Leiter des Jugendsozialwerks ohnehin nah dran ist am Thema.

Wenn die Zuweisung von Flüchtlingen einmal "in Größenordnungen" geschehen sollte, wie sich der Bleicheröder Bürgermeister auszudrücken pflegt, dann will man vorbereitet sein. Fünf Arbeitsgruppen wurden gegründet, die sich um Wohnraum, Integrationsdienst, Sachspenden, Sprachkurse und die Vereinsintegration kümmern. Es helfe nicht nur mit Parolen zu kommen, es brauche Lösungen, sagte Rostek, die große Weltpolitik könne man in Bleicherode nicht beeinflussen, das müssten andere tun. Hier müsse es darum gehen, ein vernünftiges Zusammenleben für Einheimische und Neuankömmlinge zu ermöglichen.

Weigel erinnerte auch noch einmal daran, das man in Bleicherode auch positive Beispiele der Integration kenne. Gemeint ist die Familie LeDa, die vor gut zehn Jahren vor der Abschiebung stand, bis sich die Bleicheröder für ihre Mitbürger einsetzten. Der Sohn der Familie ist inzwischen Wirtschaftsingenieur in Braunschweig, die Tochter studiert Jura, erzählte Weigel und bat darum, sich auch heute darauf zu konzentrieren, wie es funktionieren kann.
Angelo Glashagel
Autor: red

Kommentare
Bleicheroder0815
30.11.2015, 23.05 Uhr
Dezentral unterbringen??? Ha ha ha
Ich wusste gar nicht, das die Neuankömmlinge, die sich über den alten Laden von Riemann (neben Berliner Hof) einquartiert haben, dezentral befindet....

Wo ist denn unser zentrales Bleicherode???

ohne worte
Günther Hetzer
01.12.2015, 06.52 Uhr
Traurig !!!
@bleicheroeder0815

Sie wissen scheinbar absolut nicht was -dezentrale Unterbrigung- heißt. :-)
Nutzen Sie bitte Google ...
Wir haben mittlerweile Dezember und die Asylthematik beschäftigt uns bereits ein ganzes Jahr lang. Aber noch immer gibt es Leute, die noch immer nicht die einfachsten Leitbegriffe kennen und dennoch ihren Senf zu solchen Themen geben müssen! .... traurig....aber auch lustig... :-)
Wolfi65
01.12.2015, 07.41 Uhr
@Bleicheroder0815
Lassen Sie sich nicht aus der Ruhe bringen. Irgendwann sind so viele Flüchtlinge in einer oder gerade wie jetzt in Bleicherode, dieser Stadt dezentral untergebracht, das diese doch wieder durch die Masse zentral untergebracht erscheinen. Man kann eben in einer Kleinstadt nicht hunderte Fremde einquartieren. Das wird auf kurz oder lang zu Unruhen führen. Spätestens wenn die Neudeutschen zum Gebet per Lautsprecher rufen, wird es interessant werden. Auch in Bleicherode.Merkel hat Deutschland in gefährliches Fahrwasser gebracht.
Andreas Dittmar
01.12.2015, 13.14 Uhr
Die Kommunen baden es letztendlich aus
Wenn dezentral nicht mehr geht, weil die Wohnungen voll sind oder die Kosten zu hoch werden dann muss man eben mal Stop sagen. Im Asylrecht gibt es keine Obergrenze und die wäre auch nicht nötig, wenn man es so umgesetzt hätte wie es da drin steht. Dann funktioniert auch dezentrale Unterbringung.

Allein wenn ich die Statistik von Sollstedt lese, gerade was asylsuchend registriert ist, frage ich mich ob da nicht jemand einfach Anträge nach Bauchgefühl durchwinkt.

@Wolfi65 Das mit dem Lautsprecher ist gefährlich, da innerhalb weniger Minuten die Straßen menschenleer und innerhalb einer Stunde das Haus von Einsatzkräften umstellt ist und nach einem kurzen Einsatz unbewohnar ist.
Wolfi65
01.12.2015, 15.03 Uhr
Ein unbewohnbares Haus....
in diesem Zusammenhang @AndreasD, wäre wirklich sehr bedauerlich für den Eigentümer, da mittlerweile exorbitante Gelder aus der Staatsschatulle, für Dezentrale Liegenschaften zur Unterbringung gezahlt werden.
Es fragt sich nur, wieso man nicht schon vor Flüchtlingskrise so einen Elan bei der Wohnungssuche für sozial Schwache und Obdachlose, bzw. von der Obdachlosigkeit bedrohte Bürger dieses ach so schönen Landes, an den Tag gelegt hat?
Wahrscheinlich liegt es an der noch fernen Bundestagswahl.
Aber manchmal gehen auch zwei Jahre schnell ins Land.
Vielleicht schneller, als es einer gewissen Klientel liebt ist!
Andreas Dittmar
01.12.2015, 22.32 Uhr
@Wolfi65
Ganz einfach weil es ein Geschäft ist. Keine EU- und keine Bundesbehörde zahlt nur einen Cent für die Unterbringung der sozial Schwachen im Inland. Die bekommen einen Betrag, der bei ca. 400 Euro liegt und müssen davon die Unterkunft bestreiten und das auch nachweisen.

Für Flüchtlinge gibt es Kohle und das nicht wenig, obwohl der Aufenthalt der meisten sogenannten Flüchtlinge noch nicht mal rechtlich gedeckelt ist. In einer Massenunterkunft ist die Gewinnspanne für den Betreiber (Vermieter... wer das wohl ist..) wesentlich höher wie in einer Wohnung.

Ich könnte ja sagen : Hey ich kaufe die Obergrasmühle, baue ein Obdachlosenheim mit 60 Übernachtungsmöglichkeiten für 5 Euro die Nacht und mache auch einen kleinen Küchenbetrieb rein, damit die was zu essen haben. Da zahl ich drauf oder wäre auf Spenden angewiesen.

Man möge mich gern berichtigen, wenn ich falsch liege
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