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Mi, 09:32 Uhr
25.11.2015
Reden wir über Zahlen!

Alternativen zum Gipsabbau (5)

Die Gipsindustrie forciert politisch, verwaltungsrechtlich und über die Medien ihre Bemühungen zur Erschließung neuer Gipsabbaugebiete. Die von Dr. Christian Marx recherchierte Serie setzt sich detailliert mit den verwendeten Argumenten auseinander und stellt diesen umfangreich recherchiertes Zahlenmaterial gegenüber. Im fünften Teil geht es um Gipsrecycling...

Teil 5 Gipsrecycling

In Teil 3 und 4 konnten wir feststellen, dass die Prognosen zum Thema REA-Gips mit vielen Fragezeichen verbunden sind, und die gern bemühten Argumente der Gipsindustrie einer genaueren Betrachtung nicht so einfach standhalten. Wenden wir uns jetzt Prognosen zum Gipsrecycling zu und welche Schlüsse man daraus ziehen kann. Auch da gibt es einige Überraschungen...

Vorab: Gips ist einer der wenigen Rohstoffe, bei denen ein sogenanntes „closed loop recycling“, das heißt, theoretisch ein 100%iges Recycling möglich ist.

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Von 386 Mio t Müll, die 2011 in Deutschland anfielen, waren 200 Mio t Bauabfälle (Quelle: Statistisches Bundesamt). Nach der Vorgabe der Europäischen Abfallrahmenrichtlinie müssen ab 2020 mindestens 70% dieser Abfälle recycelt werden, was auch mit einer Rücknahmerichtlinie verbunden sein wird. Letztlich unter dem Einfluss der Europäischen Abfallrahmenrichtlinien gibt es im Rahmen der Initiative „Gypsum To Gypsum“ durchaus Bemühungen, das Gipsrecycling zu forcieren. Leider liegt Deutschland da im Vergleich zu anderen Ländern weit zurück.

Gipsabbau im Südharz (Foto: Dr. Christian Marx) Gipsabbau im Südharz (Foto: Dr. Christian Marx) 2008 wurde vom Bundverband der Gipsindustrie ein Projekt zum Gipsrecycling gestartet und 2012 getestet, jedoch gibt es, im Gegensatz zu vielen anderen Ländern bis heute kein flächendeckendes Recycling, was 2013 zu der Einschätzung führte, „keiner der deutschen Hersteller gibt an, Gipsabfälle aus Abriss oder Produktion zu nutzen (solange der Abfallstatus des Pulvers nicht aufgehoben ist), so dass das Ziel nicht erreicht wurde und es kein flächendeckendes Sammel- und Recyclingsystem gibt“ (8). Über die Gründe kann man spekulieren, sie könnten aber durchaus darin bestehen, dass der Druck bedingt durch die Naturgipsvorkommen in Deutschland bisher nicht groß genug war.

Die Abfallmenge von Gipskarton wird von derzeit <500000 t bis 2035 auf über 4,5 Mio t pro Jahr ansteigen. Derzeit fehlen in Deutschland noch immer die politischen und strukturellen Voraussetzungen zur getrennten Sammlung und Rücknahme, im Gegensatz zu Ländern wie den Niederlanden und Dänemark. Zudem stehen dem günstigere Preise zur Deponierung entgegen (zwischen 10 und 40 Euro pro t), für welche dann allerdings kein Recycling möglich sei (9). Wie anfangs erwähnt verhindert die Gipsindustrie in Deutschland die Kennzeichnung von nachhaltig produzierten gipshaltigen Werkstoffen zusätzlich!

Eine Studie der Bauhaus-Universität Weimar untersuchte im Auftrag des Umweltbundesamtes die zukünftigen Gipsmengen aus Baustoffabfällen. Entsprechend drei verschiedenen Rechenmodellen werden derzeit ca. 9 Mio t Gips in der Bauindustrie eingesetzt, und es fallen je nach Modell 6 Mio t/ Jahr, >5,6 Mio t Jahr und 0,8-5,5 Mio t / Jahr Gips zum Rückgewinnung an. Für 2030 wird wegen der relativ kurzen Lebensdauer von Gipsprodukten und hoher Modernisierungslast ein Anstieg bis 11 Mio t/ Jahr erwartet, wenn der Gipsverbrauch im Bausektor stabil bleibt (10).

Die Gipsindustrie hingegen geht nur von derzeit 0,6 Mio t Bauabfällen auf Gipsbasis aus (diese Zahlen hatte auch die nnz am 14.08.2015 zitiert), wovon etwa die Hälfte recyclingfähig sei (11). Datenbasis ist die statistisch ERFASSTE Menge an Gipsabfällen 2010. Diese Erfassung ist allerdings nur sehr mangelhaft.
Das bedeutet, es gibt eine immense Differenz in den Prognosen zum Gipsrecycling seitens der Gipsindustrie und unabhängigen Studien!

Im Teil 6 werden wir sehen, welche Bedeutung die unterschiedlichen Modelle für die Prognosen zum Bedarf an Naturgips haben werden.
Dr. Christian Marx
Autor: red

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