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Di, 15:25 Uhr
13.10.2015
Harzer Geopark bald international?

Steter Tropfen höhlt den Stein

Eigentlich ist es kein großer Termin: in Buchholz weiht der Geopark Harz eine neue Informationstafel ein. Aus vielen kleinen Dingen kann mit etwas Glück und einer Menge Arbeit aber auch größeres erwachsen. Für den Geopark besteht deswegen die Hoffnung, international auf sich aufmerksam zu machen...

Tiefer Schlund - der Erdfall bei Buchholz (Foto: Angelo Glashagel) Tiefer Schlund - der Erdfall bei Buchholz (Foto: Angelo Glashagel)

Für die Buchholzer ist das Leben mit Erdfällen und plötzlich auftretenden Schloten nichts neues. Die Bauern müssen auf ihren Feldern aufpassen, dass sie mit dem Traktor nicht mal einsacken, was aber selten passiere, da die Löcher vor allem in der kalten Jahreszeit auftreten, sagte die Ortsteilbürgermeisterin von Buchholz, Monika Wüstemann. Und wer in Buchholz ein neues Haus bauen will, muss ein geologisches Gutachten einholen. Alltag soweit. Wie bewegliche der Untergrund des Dorfes ist konnte man bis vor kurzem noch an der Kirche besichtigen - im alten Gemäuer hatten sich handbreite Risse aufgetan. Inzwischen ist das Gotteshaus saniert.

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Das letzte Loch im Dorf, das sich im Gehweg auftat, war 18 Meter tief, berichtet Frau Wüstemann am Rande der Veranstaltung, und kurz hinter dem Dorf finde sich eine Grube, die 10 Meter in die Tiefe reicht und immerhin 5 Meter breit ist.

Was für die Buchholzer und viele andere Gegenden im Karstgebiet des Südharzes zum Leben gehört, kann für Besucher hingegen etwas ganz besonderes sein. Wer sich mit Geologie befasst, der komme nicht am Harz vorbei, sagte Dr. Klaus George vom Geopark Harz, geologische Ausstellung weltweit könnten das bezeugen. Das geologische Highlight in Buchholz ist hingegen kaum wahrnehmbar - der Buchholzer Erdfall, erstmals erwähnt im Jahre 1750. Die Grube hat zwar eine Tiefe von 30 Metern und einen Durchmesser von 80 Metern, ist aber nur über ein Privatgrundstück erreichbar und durch dichten Bewuchs von der Straße aus kaum zu erkennen.

30 Meter tief, 80 Meter im Umfang - der Erdfall ist eindrucksvoll, von außen aber kaum wahrnehmbar (Foto: nnz) 30 Meter tief, 80 Meter im Umfang - der Erdfall ist eindrucksvoll, von außen aber kaum wahrnehmbar (Foto: nnz) Für den Geopark ist er trotzdem eine wichtige Landmarke, treffen hier doch drei Gesteinsschichten aufeinander: Gips, Diabas und Kupferschiefer. Um über den Schlund und seine Besonderheiten zu informieren, wurde heute eine neue Informationstafel eingeweiht. Die alte Grafik aus dem Jahr 1997 war fast nicht mehr zu entziffern gewesen. Die neue Tafel soll für den Geopark aber nur ein erster Schritt sein, auch in anderen Bereichen des Südharzes, etwa bei den Kiesteichen um Sundhausen oder rund um den Kohnstein will man neue Informationsbereiche anlegen.

Eine neue Tafel ist eigentlich keine große Meldung, hätte nicht Dr. George noch eine hoffnungsvolle Neuigkeit zu verkünden gehabt: der Geopark Harz könnte als Teil eines internationalen Netzwerkes zum UNESCO Geopark werden. Eine grundsätzliche Entscheidung des Gremiums zu den geologischen Parks wird für November erwartet, ob und wie der Geopark und damit auch der Landkreis Nordhausen Teil werden, liegt dann bei der Bundesregierung.

Für die Inititative Geopark und auch für den Landkreis könnte das durchaus bedeutsam sein, ähnlich dem Weltkulturerbe der UNESCO wäre mit der Aufnahme mehr internationale Aufmerksamkeit sicher. Darüber würde sich auch Landrat Jendricke freuen, der an der Enthüllung der Tafel teilnahm.

Ortsteilbürgermeisterin Monika Wüstemann, Landrat Matthias Jendricke und Dr. Klaus George vom Geopark Harz (Foto: Angelo Glashagel) Ortsteilbürgermeisterin Monika Wüstemann, Landrat Matthias Jendricke und Dr. Klaus George vom Geopark Harz (Foto: Angelo Glashagel)

Weltweit gibt es 120 geologische Parks in 38 Ländern, vor allem in Europa und Asien. Besonders in China sind die steinernen Zeugen der Erdgeschichte beliebt, die Parks haben hier bis zu 200 Mitarbeiter, berichtete Dr. George.

Im Harz sieht das ganz anders aus. Vier Mitarbeiter hat der Geopark im Quedlinburg. Pflege, Vermarktung und Bildungsarbeit organisiert man über Partner vor Ort wie die Kollegen vom Karstwanderweg, den Schaubergwerken Lange Wand und Rabensteiner Stollen oder Stadt und Landkreis Nordhausen, die sich um die Landmarken wie dem Buchholzer Erdfall, die Kelle, die Salzaquelle oder den alten Stolberg kümmern und Wanderungen, Exkursionen oder eben auch Beschilderungen organisieren.

Angefangen hatte man dabei eigentlich ganz klein und eher zufällig mit einer Sammlung von Findlingen, die als Beifunde des Braunkohleabbaus zu Tage traten und nahe Braunschweig zusammen aufgestellt worden. Dahinter stand keine Inititative oder größere Idee, sondern einfach nur ein Interesse an Geologie. Rund um die Steine wurden bald Feste gefeiert, später ein Verein und schließlich der Geopark gegründet. Heute umfasst der Geopark ein Gebiet von 100 Kilometern in der Breite und 120 Kilometern in der Länge. Insgesamt 130 Fördermitglieder, von Hoteliers über Waldbesitzer bis zu Bergwerksbetreibern und Gemeinden, finanzieren die Aktivitäten. "Uns eint das Bewusstsein, das wir in der Region nur gemeinsam vorankommen", sagte George. Fernziel sei es, aus den vier Parks im Harz einen zu machen. Dafür müsse man aber noch "einige dicke Bretter bohren". Geologisch gesprochen hofft man das der stete Tropfen den Stein hölen wird, nur ist das über Landesgrenzen hinweg nicht ganz einfach.

Und der Buchholzer Erdfall? Die Grube für Besucher zugänglich zu machen wird schwierig, die Sicherung des Geländes wäre sehr aufwendig, so George. Schuld daran ist gerade das, was das Gebiet so besonders macht: die Beweglichkeit des Bodens, die von der hohen Wasserlöslichkeit des Gipses herrührt. Für den Geopark wäre es eher denkbar, ein paar mal im Jahr Führungen rund um den Erdfall anzubieten. Wer sich trotzdem selber ein Bild machen will, für den hat Ortsteilbürgermeisterin Wüstemann einen Tipp: hinter dem Ortsausgang in Richtung Stempeda findet sich noch ein alter Steinbruch, der zugänglich ist und seine ganz eigenen geologischen Besonderheiten bietet. Oder man geht einfach mit offenen Augen durch den Südharz. Dann kann man auch als Einheimischer manch Besonderheit entdecken.
Angelo Glashagel
Autor: red

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