Fr, 19:20 Uhr
02.10.2015
25 Jahre Deutsche Einheit
Ehrungen im Nordhäuser Theater
Ein Vierteljahrhundert ist es her, da per Unterschrift die Einheit Deutschlands besiegelt wurden. An diesen historischen Moment wird zur Zeit im Nordhäuser Theater erinnert. Geehrt werden Menschen, die damals - vor 25 Jahren - eine zentrale Rolle einnahmen...
Ehrung im Theater (Foto: nnz)
Winfried Theuerkauf
Bodenständig und zugleich weitsichtig und bürgerschaftlich engagiert ist Winfried Theuerkauf. Nach Schule und Studium war er als Versuchsingenieuer bei den IFA-Motorenwerken tätig. Vor der Wende war er aktiv im Gemeindekirchenrat Altendorf, 1989 im Neuen Forum und dann als Mitbegründer der SDP in Nordhausen. Am 28.12.1989 wurde er als 1. Kreisvorsitzender der SDP Mitglied am Runden Tisch.
Als Mitglied der Wahlkommission des Bezirkes Erfurt zur Vorbereitung der 1. Freien Volkskammerwahl am 18. März 1990 wurde er gleichzeitig der Verbindungsmann zum Rat des Kreises und danach zum Landkreis Nordhausen in Vorbereitung, Durchführung und Überwachung der Wahlen. Dazu eine kleine Episode: Zur Inspektion der Wahllokale bekam er einen Dienstwagen Lada, der zuvor bei der Stasi gefahren wurde. Mit diesem machte er am 18. März 1990 seine 1. Fahrt über den alten Grenzstreifen.
Nach der 1. Kommunalwahl wurde Winfried Theuerkauf Stadtrat in Nordhausen und Fraktionsvorsitzender der SPD im Kreistag. Zur gleichen Zeit wurde er zum 1. Betriebsratsvorsitzenden und stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden der IFA-Motorenwerke gewählt. Für 4500 Beschäftigte handelte er die Abfindungen aus und gründete die 1. Beschäftigungsgesellschaft von Stadt und Landkreis – die Nogefas – mit zeitweilig 600 Beschäftigten. In 25 Jahren politischer Arbeit hat Winfried Theuerkauf maßgeblich zu einer positiven demokratischen Entwicklung in unserem Landkreis beigetragen.
Uwe Peter
Der Kamerad und ehemaliger Mitarbeiter des Fachgebietes Rettungsdienst, Brand- und Katastrophenschutz im Landratsamt Nordhausen Uwe Peter hat sich in seinen zahlreichen Funktionen und Aufgabengebieten jederzeit bewährt. So war er von 2004 bis 2013 als stellvertretender Kreisbrandinspektor, als Kreisbrandmeister sowie als Hauptverantwortlicher für die Kreisausbildungen im Landkreis Nordhausen tätig. Nach wie vor ist er als stellvertretender Stadtbrandmeister der Landgemeinde Heringen in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv.
Darüber hinaus hat der Kamerad Uwe Peter maßgeblich das Jugendfeuerwesen im Landkreis Nordhausen unterstützt. Er ist seit 2004 als Kreisausbilder für Atemschutzgeräteträger tätig und gibt sein Wissen und Können an die jungen Einsatzkräfte weiter. Durch sein herausragendes Engagement sowie haupt- und ehrenamtliche Arbeit im Brand- und Katastrophenschutz hat er maßgeblich zum Aufbau der kreislichen Aus- und Weiterbildung der Kameradinnen und Kameraden in den Feuerwehren des Landkreises Nordhausen beigetragen.
Egon Primas
Es ist 25 Jahre her, dass der Kreistag Nordhausen erstmals seit der Wiedervereinigung Deutschlands zusammentrat. Seit dieser Zeit ist Egon Primas dessen Mitglied und fortwährend Vorsitzender der CDU-Fraktion.
Damals war es für alle eine bewegte Zeit. Viele völlig neue Aufgaben und Vorschriften mussten die Mitglieder des Kreistages bewältigen. Die Parteien mussten sich finden und profilieren und gleichzeitig zu einer arbeitsfähigen Einheit zusammenwachsen. Und ungeachtet aller Unterschiede und verschiedener Standpunkte gelang es fast immer im Kreistag gemeinsame Positionen zum Wohle des Landkreises Nordhausen zu finden. Als Beispiele seien hier einige der gemeinsamen Erfolge genannt: die Festlegung des Streckenverlaufes der A 38, die Ansiedlung der Fachhochschule im Landkreis Nordhausen, der Erhalt der Schwimmhalle in Sollstedt, die Erarbeitung eines Finanzierungskonzeptes für die Turnhalle in Ellrich oder das Belassen des Südharz Klinikums in kommunaler Hand.
Über den Fraktionsvorsitz hinaus ist Egon Primas als ehrenamtlicher Beigeordneter des Landkreises aktiv. Hier wie auch im Kreistag kam Egon Primas die Mitgliedschaft im Thüringer Landtag zu Gute. Die Wahl zum stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der CDU-Landtagsfraktion zeigt die Wertschätzung, die ihm dort entgegengebracht wird.
Außerdem engagiert sich Egon Primas im Bund der Vertriebenen, wo er Präsidialmitglied im Bundesverband, Landesvorsitzender in Thüringen und Kreisvorsitzender in Nordhausen ist.
Lutz Pfeil
Der Ost Klassiker Klub Wolkramshausen ist ein gemeinnütziger Verein, dessen Mitglieder sich für den Erhaltung historischer Fahrzeuge einsetzen. Zu den Mitgliedern zählen auch mehrere ehemalige Motor-Rennsportler der ehemaligen DDR bzw. auch der Nachwendezeit – darunter auch Lutz Pfeil. Er wurde in Nordhausen geboren und entstammt einer Schuhmacherfamilie. Bereits im jungen Alter interessierte sich Lutz Pfeil für den Motorsport. Unter der aktiven Förderung des Südharzer Motorsportlers Helmut Fischer begann in den 1970er Jahren die sportliche Laufbahn von Lutz Pfeil im damaligen Allgemeinen Deutschen Motorsport-Verband der DDR.
Von 1977 bis 1982 fuhr Lutz Pfeil Bergrennen auf dem Trabant 601 Klasse A1 bis 600 ccm. 1982 wurde er Vize-Bezirksmeister der Bezirke Erfurt, Gera und Suhl. Im Zeitraum von 1987 bis 1989 fuhr er erfolgreich Rundstrecken- und Bergrennen auf dem Lada 2105 bis 130 PS. Nach der politischen Wende begann seine technische Neuorientierung auf dem BMW Mini Cooper S.
Im Jahr 2010 beendete Lutz Pfeil den aktiven Rennsport und wirkt seit dieser Zeit sehr engagiert im Verein Ost Klassiker Klub e.V. mit, um historische Fahrzeuge, die einst in Eisenach produziert wurden, zu erhalten. Sein technisches Wissen und seine körperlichen Fähigkeiten sind beispielgebend. Lutz Pfeil verfügt über hervorragende menschliche Qualitäten und wird im Verein sehr geschätzt, was nicht zuletzt diese Ehrung heute Abend zeigt.
Gudrun Wegener
Seit nunmehr 25 Jahren besteht die Selbsthilfegruppe Eltern behinderter Kinder, in der sich zunächst betroffene Eltern unter Gudrun Wegners Leitung in Bleicherode getroffen haben. Später schlossen sich auch Familien aus dem gesamten Landkreis an. Gudrun Wegner organisierte in dieser Zeit interessante Veranstaltungen zu rechtlichen und gesundheitlichen Fragen, unterstützte bei Behördengängen, fand immer wieder neue Partner und Referenten, die die Gruppe auch bei schmalem Budget unterstützten.
Sie brach in der Öffentlichkeit stets eine Lanze für die besonderen Bedürfnisse der Menschen mit Behinderung, auch als Inklusion für die meisten noch ein Fremdwort war. Nicht zu vergessen sind die zahlreichen Treffen und Feste zu den unterschiedlichsten Anlässen, die sie in regelmäßigen Abständen organisiert hat und die mittlerweile auch feste Größen in der Planung der Familien sind. Für unvergessliche Erlebnisse sorgen auch seit vielen Jahren die Bustouren, die sie mit Brauer Reisen organisiert und die auf die ganz speziellen Bedürfnisse der Gruppe mit Menschen mit Behinderung zugeschnitten waren.
Angelika Lindner
Angelika Lindner gründete 1993 die Selbsthilfegruppe Diabetes, die sie bis nach ihrer Krebserkrankung, 16 Jahre lang bis 2009 leitete. In dieser Zeit war sie auch Mitglied des Thüringer Landesverbandes des Deutschen Diabetiker Bundes in Erfurt und bildete sich zur Sozialreferentin weiter.
Im Jahr 2000 rief sie Selbsthilfegruppen für Frauenselbsthilfe nach Krebs, für Herz/Kreislauf sowie Kochen und Backen für Diabetiker in Niedersachswerfen und Nordhausen ins Leben. Nach einigen Jahren wurden diese Selbsthilfegruppen zusammengelegt, mit einem Einzugsbereich aus dem gesamten Kreisgebiet und zum Teil auch darüber hinaus.
Angelika Linder setzt sich auch seit einigen Jahren aktiv im Behindertenbeirat der Stadt Nordhausen ein. Auch im Tumorbeirat des Südharz Klinikums arbeitet sie seit Jahren engagiert mit und war tatkräftig bei der Gestaltung des 2. Thüringer Krebskongresses in Nordhausen dabei. Frau Lindner wird von ihrem Ehemann Lothar Lindner sehr unterstützt, wobei er sich in die Problematik der Selbsthilfegruppe Herz/Kreislauf gut eingearbeitet hat.
Angelika Lindner setzt sich immer für die Erkrankten und deren Angehörige ein, hilft bei Anträgen bis zu telefonischer Hilfe und Hausbesuchen bei frisch Operierten u.v.m. Sie ist sehr vertrauensvoll, aufmunternd und hat immer ein offenes Ohr für alle Probleme.
Jürgen Hohberg
Im September 1989 beteiligte sich Jürgen Hohberg maßgebend an der Gründung der Bürgerinitiative Sollstedt (BIS), die aus aktiven Bergleuten und Mitgliedern der kirchlichen Friedens- und Umweltgruppe unter dem Dach der Kirche hervorging. Jürgen Hohberg wirkte an der Vereinigung der IG Bergbau Energie Wasserwirtschaft der DDR und der IG Bergbau und Energie der damaligen Bundesrepublik mit. Als Mitglied der BIS wurde er 1990, 1994, 2000 und 2006 zum Bürgermeister von Sollstedt gewählt.
Weil ihm die zunehmende Arbeitslosigkeit, auch infolge der Schließung des Kaliwerkes, schlaflose Nächte bereitete, gehörte er zu den ersten Bürgermeistern, die bereits im Juli 1990 beim Arbeitsamt ABM-Kräfte beantragten. Den vielen Hundert zeitweilig beschäftigten Kollegen wurde so nicht nur ein Stück ihrer Würde erhalten, sondern auch die Chance auf einen Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt gegeben. Berühmt-berüchtigt für geistigen Diebstahl sah er sich sehr früh in den alten Bundesländern um und ließ seinen Heimatort aktiv davon profitieren, indem er so viele Fördertöpfe wie möglich anzapfte. So erreichte er beispielsweise eine schnelle Sanierung der Wohnungen, trieb die Gründung einer Wohnungsgesellschaft voran, erwirkte durch den Bau eines Blockheizkraftwerks das Abschalten des alten Kraftwerks, das schon als Dreckschleuder bekannt war und sicherte die Fernwärmeversorgung des Ortes.
Aktiv wirkte er in zahlreichen Gremien mit: im Wasser- und Abwasserzweckverband, im Rechtsausschuss des Deutschen Städte- und Gemeindebundes und in dessen hiesigen Kreisverband, im Kommunalen Arbeitgeberverband Thüringen, im Kommunalen Versorgungsverband Thüringen und im Förderverein Soziales Zentrum. Zur Würdigung seiner Verdienste als Mitglied des Landesausschusses des Gemeinde- und Städtebundes Thüringen und ehemaliger Kreisverbandsvorsitzender wurde ihm 2009 die Freiherr-vom-Stein-Medaille verliehen.
Besonders hervorzuheben bleibt zum Schluss sein stets streitbares Engagement im Kreistag, wo er bis heute den besonders konfliktträchtigen Finanzausschuss leitet.
Hannelore Müller
Die ursprünglichen Ziele des Vereins für lebendiges Mittelalter waren eher auf die Darstellung von Geschichtsbildern mit regionalem Bezug gerichtet. Doch im Laufe der Zeit wuchs, initiiert durch Hannelore Müller, im Verein der Wunsch, im Bereich Denkmalpflege Verantwortung zu übernehmen. Dieser Gedanke war folgerichtig, denn wo kann mittelalterliches Leben besser dargestellt werden, als auf einer mittelalterlichen Burg.
Nach einer Vielzahl von Gesprächen war es 2006 soweit. Die Ebersburg in Herrmannsacker wurde aus ihrem Jahrhunderte währenden Dornröschenschlaf erweckt. Der Verein kümmert sich seitdem auf der Grundlage eines Nutzungs- und Erhaltungsvertrages mit dem Landkreis Nordhausen um die Pflege, die Sicherung der Anlage und die Begehbarkeit der Wege. Seitdem ist die Burgruine Stück für Stück erlebbar geworden - als einmaliges Zeugnis romanischen Burganlagenbaues aus dem 13. Jahrhundert im Landkreis Nordhausen. Dies alles wäre überhaupt nicht denkbar ohne die Initiative von Hannelore Müller. Sie verbrachte unzählige Arbeitsstunden auf der Burg – sie werden inzwischen auf mehr als 13.000 geschätzt. Sie kümmert sich um die Projekterarbeitung für die Beschäftigung von Arbeitsgelegenheiten, Bürgerarbeit und Bundesfreiwilligendienst. Ohne deren fleißige Mithilfe wäre es diesem kleinen Verein nicht möglich gewesen, die notwendigen Arbeiten auf der Ebersburg zu erledigen.
Immer wieder war es Hannelore Müller, die sich einsetzte für die Erarbeitung und Umsetzung von Konzepten verschiedenster Aufgabenstellungen. Inzwischen ist die Sicherheit für Besucher auf der Burg in der Weise gegeben. So werden für einen der Größe der Burganlage entsprechenden Personenkreis vielfältige Veranstaltungen angeboten, wie zum Beispiel die Kinder-Walpurgis. Mit ihren Vereinskollegen hat Hannelore Müller zudem die gesamte Burganlage vermessen und damit eine bisher noch nicht vorhandene Dokumentation über die gesamte Ebersburg erarbeitet.
Wolfgang Krug
Wolfgang Krug packt gern zu. Als ehrenamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Werna sitzt er nicht nur am Schreibtisch. Wenn beispielsweise das Gras im Park am Spiegelschen Haus in Werna zu hoch steht, holt er den Rasentraktor aus dem Schuppen. Sehr aktiv ist er auch bei der Organisation des alljährlichen Seerosen- und Parkfest, wofür er jedes Jahr eine Woche Urlaub nimmt und es gemeinsam mit vielen weiteren Engagierten im Dorf akribisch vorbereitet und mit viel Herzblut durchführt.
Wolfgang Krug ist Wernaer durch und durch. Bereits seit 25. Jahren engagiert sich Wolfgang Krug im Ehrenamt als Bürgermeister von Werna und setzt sich für das Wohl der kleinen Gemeinde ein. Dafür ist er auch im Ellricher Stadtrat aktiv. Dank ihm ist es gelungen, das Dorferneuerungsprogramm bestmöglich für Werna zu nutzen. An vielen Stellen hat sich in Werna viel getan, sei im Kanal- und Straßenbau, bei der Reaktivierung der vier alten Dorfbrunnen, der begonnenen Sanierung des Dorfgemeinschaftshauses oder erst ganz aktuell beim neu gestalteten Harzradrundweg, dem einzigen Fernradweg der Region. Gemeinsam muss es uns nun nur noch gelingen, perspektivisch das Spiegelsche Haus wieder zu beleben und für die Zukunft zu sichern.
Thomas Gerlach
In der Zeit von 2009 bis 2013 war der Kamerad Thomas Gerlach zum Kreisbrandmeister im Landkreis Nordhausen berufen und hatte hierbei durch seine fachkundige Anleitung und gewissenhafte Unterstützung einen großen Anteil daran, die Feuerwehren im Bereich der Verwaltungsgemeinschaft Hohnstein/Südharz zu verbessern und weiterzuentwickeln.
Thomas Gerlach hat sich in den vielen Jahren seiner Mitgliedschaft der Freiwilligen Feuerwehr Buchholz stets weitergebildet. So qualifizierte er sich beispielsweise 2008 zum Zugführer und absolvierte 2013 die Lehrgänge zum Maschinisten für Rüstwagen und Drehleiter sowie als Führer im ABC-Einsatz.
Seit 2013 ist der Kamerad Thomas Gerlach als hauptamtlicher Feuerwehrmann bei der Berufsfeuerwehr Nordhausen im Einsatz und gibt darüber hinaus in seiner Freizeit als Kreisausbilder für Technische Hilfeleistung sein gesammeltes Wissen und seine Erfahrungen an alle Kameraden im Landkreis Nordhausen weiter.
Verein Schrankenlos
Heute ist der bundesweite Tag des Flüchtlings und passend dazu soll der Verein geehrt werden, der sich im Landkreis Nordhausen wohl am verdientesten gemacht hat in der Betreuung von Menschen mit Migrationshintergrund – und das nicht erst in der aktuellen Flüchtlingskrise.
In Nordhausen hat Pfarrer Peter Kube vor mehr als zwei Jahrzehnten diese Nordhäuser gestartet. In Rostock-Lichtenhagen randalieren Rechte, applaudieren Tausende Zuschauer. Peter Kube, Mitinitiator der friedlichen Wendeproteste 1989 in der Stadt, unermüdlicher Friedensaktivist, sieht die Bilder – und reagiert: Der Angst vor Ausländern setzt er die Idee eines Festes mit ihnen entgegen. Die Schrankenlos-Initiative entsteht, aus der 1996 der Verein hervorgeht. Auch mit dem WeltladenCafé, den Schrankenlos betreibt, kam ein Stück Welt nach Nordhausen, wurde der Gedanke des fairen Handels in der Stadt etabliert.
Dass viele Asylbewerber im Südharz dezentral untergebracht werden, ist auch ein Verdienst von Schrankenlos. In Zusammenarbeit mit dem Landkreis betreut der Verein seit vielen Jahren Flüchtlinge mit seinen Sozialarbeitern, hilft nicht nur bei Behördengängen, sondern regt auch eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung an. Für sein Engagement im Projekt Internationaler Garten ist der Verein 2012 mit dem Thüringer Integrationspreis ausgezeichnet worden. Mit vielen weiteren Akteuren hat sich der Verein vor einigen Jahren maßgeblich in die Erarbeitung des Integrationsplans für unseren Landkreis eingebracht und Ideen beschrieben, wie sich in ganz unterschiedlichen Lebensbereichen die Integration stärken lässt.
Wer die Lage der Flüchtlinge versteht, ist toleranter. Deshalb wirbt der Verein unermüdlich dafür, ausländische Nachbarn einmal auf einen Kaffe oder Tee einzuladen, mit- statt übereinander zu reden. Zurzeit ist der Verein sehr damit beschäftigt, die vielen Ehrenamtlichen, die sich einbringen wollen, zu koordinieren. Es werden inzwischen 10 Deutschkurse angeboten, Sprachmittler helfen. Sozialberatung und die Koordinierung der Spenden geschieht ehrenamtlich. Viele der 22 Vereinsmittglieder engagieren sich etwa als Integrationslotsen, die gerade jetzt so dringend gebraucht werden.
Dr. Klaus Gebhardt
Der Arzt Klaus Gebhardt leitet die Urologische Abteilung im Krankenhaus Maxim Zetkin in Nordhausen seit 1968.Nach seinem Austritt aus der Blockpartei CDU im Jahr 1988 wandte er sich den politischen Umgestaltungsprozessen in Nordhausen verstärkt zu. Bereits vor den Ereignissen der Friedlichen Revolution engagierte sich Klaus Gebhardt als Leiter der Umweltgruppe im Kulturbund Nordhausen sehr für den Natur-und Umweltschutz. Die Aktivitäten dieser Umweltgruppe wurden durch die Stasi dauerhaft überwacht.
Ständige Einschüchterungsversuche und Konfliktandrohungen durch die Stasi ließen den Druck auf die Gruppe immer stärker werden, wovon sich Klaus Gebhardt und seine Umweltgruppe nicht abhalten ließen, ihre Ziele weiter zu verfolgen.
Auf den Montagsdemonstrationen forderte er für die Ärzteschaft dringend benötigte westliche medizinische Fachliteratur sowie Weiterbildungen im westlichen Ausland.
Klaus Gebhardt forschte nach den Stasi Unterlagen der Krankenhausmitarbeiter, die der Gauck Behörde zugestellt werden sollten. Diese Unterlagen fanden sich erst nach 2000 unbearbeitet im Landratsamt Nordhausen wieder. Daran ist erkennbar, wie schwierig es war, diese Unterlagen zu bewerten und einzubeziehen.
Am Runden Tisch setze er sich für die Belange des Gesundheitswesens konstruktiv ein und war Mitglied der Schlichtungskommission. Schon bald nach der Gründung der SPD wurde er Mitglied dieser Partei.
Nach der Friedlichen Revolution wurde er von den Chefärzten des Krankenhauses zum Ärztlichen Direktor gewählt. In den Folgejahren arbeitete er mit dem Geschäftsführer Antonius Pille an der erfolgreichen Umgestaltung des Nordhäuser Krankenhauses zu einer modernst ausgestatteten Klinik gemeinsam weiter.
Sein politisches Engagement setzte er als Stadtratsmitglied und Beigeordneter bis zur Vollendung seines 65. Lebensjahres für die Stadt Nordhausen fort.
Jutta-Karin Busch
Karin Busch hat als Gemeindeschwester sich sehr für die Veränderungen in der ehemaligen DDR eingesetzt und wirkte besonders in Salza und Herreden.
Sie war durch ihre Arbeit sehr nah bei den Menschen, kannte die Sorgen und Ängste und machte immer wieder Mut zum Weitermachen.
Kurz nach der Friedlichen Revolution wurde die Poliklinik aufgelöst und es gab viele Entlassungen im Nordhäuser Krankenhaus. Frau Busch hat durch viel persönliches Engagement und ihre Kontakte zur Johanniter-Unfallhilfe Niedersachsen gemeinsam mit Thomas Pape die Sozialstation in der Landgrabenstraße ins Leben gerufen. Dadurch wurden die Gemeindeschwestern beim neuen Träger, den Johannitern, aufgefangen und die Versorgung der Patienten im ambulanten Bereich umstrukturiert. Die weitere Versorgung der einzelnen, zum Teil auch ländlichen Bereiche, war abgesichert. Fuhren die Gemeindeschwestern – jeder von uns kennt sie mindestens noch aus seiner Kindheit und Jugend – früher bei Wind und Wetter mit Motorrollern zu ihren Patienten, gab es nach der Wiedervereinigung kleine Pkw.
Die Sozialstation der Diakonie hat Karin Busch um die Jahrtausendwende mit aufgebaut. Auch der Hospizverein wurde u. a. durch ihr Engagement ins Leben gerufen.
Seit dem Ende der Friedlichen Revolution hatte Frau Busch ununterbrochen auch politische Ehrenämter inne. So war sie Mitglied der ersten demokratisch gewählten Stadtverordnetenversammlung und ist seither ununterbrochen für die CDU im Stadtrat aktiv. Seit 1990 leitet sie den Ausschuss für Stadtordnung und Ortsteile. Seit dem Jahr 2004 ist Karin Busch ehrenamtliche Ortsteilbürgermeisterin in Steigerthal.
Auch in Ihrer Funktion als Stadtratsmitglied galt ihr Engagement immer sozialen Themen. Sie kämpfte für die Alterssicherung für Menschen mit Behinderung und war eine der Mitinitiatoren des Seniorenheimes am Förstemannpark.
In den Zeiten der drastischen Geburtenrückgänge und der damit einhergehenden Schließung der Krippen in Nordhausen setzte sie sich für den Erhalt der Kinderkrippe in der Geschwister-Scholl-Straße ein.
Marco Kühlewind
Heute ist der ´Tag des Flüchtlings´ innerhalb der Interkulturellen Woche. Dies ist für uns Anlass, Herrn Marco Kühlewind für sein überdurchschnittliches Engagement für die Jugendlichen in Nordhausen Ost und insbesondere für sein Wirken innerhalb der aktuellen Integrationsarbeit zu danken. Marco Kühlewind ist seit 2003 Mitarbeiter des Jugendcafés Ost, dessen Träger der Kreisjugendring Nordhausen ist.
Für die Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund ist er väterliche Respektsperson und genießt gleichzeitig ihre sehr hohe Anerkennung.
Alle diejenigen unter uns, welche Kinder durch die Pubertät begleitet haben, wissen, dass dies nicht selbstverständlich funktioniert.
Mit seiner Konzentration auf das Positive findet er für jedes Problem eine erfolgreiche Lösung. Weit über seinen Dienstauftrag hinaus aktiviert Herr Kühlewind sein privates Netzwerk, um die Jugendlichen bei der Suche nach Lehrstellen und bei Bewerbungen zu unterstützen.
Er aktiviert Sponsoren für Aufgaben, welche nicht durch öffentliche Fördermittel finanzierbar sind- er sucht stets nach Lösungen.
Seine Leidenschaft gilt dem Sport und der Gesundheitsförderung. In seiner Freizeit ist er als Sporttrainer und Organisator von Kochevents für die Jugendlichen da, wobei er zusätzlich Kontakte knüpfen oder vertiefen kann.
Marco Kühlewind erreicht bereits das, was gerade sehr aktuell eine der großen Herausforderungen unserer Gesellschaft darstellt. Er schafft Verständigung zwischen rechtsorientierten Jugendlichen und Gleichaltrigen aus Flüchtlingsfamilien. Die Verständigung erfolgt manchmal mit Händen und Füßen wobei auf pragmatische Weise im Jugendcafé deutsch gelernt wird.
Marco Kühlewind akzeptiert die Menschen so wie sie sind und bewahrt sich einen positiven Blick auf Jeden und ist Vorbild für junge Menschen unserer Zeit.
Dietlinde und Rudolf Rüther
Das Ehepaar Rüther zählte zur Initiatorengruppe der Friedlichen Revolution in Nordhausen. Die Deutschlehrerin Dietlinde Rüther und ihr Ehemann Pfarrer Rudolf Rüther waren die geistigen Väter der Friedlichen Revolution. Beide nahmen an jeder Demonstration teil und formulierten in ihren pointierten Reden klare Ziele und Ideen. Sie hörten nie auf, immer wieder Mut zum Weiterkämpfen zu machen.
Als junger Pfarrer war Rudolf Rüther in einer kleinen Gemeinde in der Altmark tätig. Er war Mitglied der Blockpartei CDU. Er nahm an großen politischen Delegationen der DDR als Ost-CDU-Mann teil und konnte innerhalb dieser Kreise mit den politisch Verantwortlichen u.a. Walter Ulbricht diskutieren.
Bei politischen und von ihm nicht zu tolerierenden Entwicklungen, wie der Bau der Berliner Mauer fiel er durch seinen geschickten öffentlichen Widerspruch auf. Damals stellte er eine Predigt unter das biblische Motto Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.
Nach dem Einmarsch der sowjetischen Truppen in der Tschechoslowakei im Jahre 1968 hielt Pfarrer Rüther in seiner Gemeinde eine Predigt die sich gegen diesen militärischen Akt wandte.
Daraufhin wurde er aus der CDU ausgeschlossen und auch von der Kirche ins Abseits geschoben. Er bewarb sich auf eine Pfarrstelle in Nordhausen, wurde angenommen und wirkte dort in der Frauenberg-Kirche, einer der beiden Kirchen, von denen die Nordhäuser Friedliche Revolution ausging.
Um ihn und seine Frau entwickelte sich ein kleiner Kreis mutiger Menschen, die sich gegeneinander vertrauten, Aktionen und Demonstrationen vorbereiteten.
Frau Dietlinde Rüther erwarb sich große Verdienste bei der Aktensicherung der Stasi-Unterlagen am 4. Dezember 1989 durch das Neue Forum in der damaligen Dr. Kurt-Fischer-Straße. Ihre Gruppe fand dort nur Berge leerer Aktenordner, Papierschnipsel und Ascheberge vor.
Sie arbeitete lange Zeit an dem Bericht Pfarrfrauen in der DDR, welches 2010 als Buch mit dem Titel Das Leben ist schwer, das Leben ist schön erschien und u.a. viele Geschehnisse des Revolutionsherbstes beschreibt.
Die fünf Kinder der Familie Rüther wurden im Sinne der Verteidigung des christlichen Glaubens erzogen und äußerten ihre Meinungen, wofür sie
zahlreiche berufliche und menschliche Nachteile erfahren sowie persönliche Anfeindungen und Drohungen erleiden mussten.
Holger Wengler
Holger Wengler ist von Beruf Maschinen- und Anlagenmonteur, Diplomingenieur Maschinenbau und Verwaltungsbetriebswirt.
Im September 1989 kam er als junger Mensch im Alter von 26 Jahren zu den ersten Fürbittgottesdiensten in die Altendorfer Kirche und wurde Mitglied einer kleinen Gruppe mutiger Umgestalter um Pfarrer Rüther und Mathias Thürp.
Schon bald wurde er in den Initiativausschuss des Neuen Forum und zu einem der Sprecher des Neuen Forum gewählt, trat mehrmals zu den Demonstrationen auf dem August-Bebel-Platz an das Rednermikrofon, um die Menschen zu mobilisieren und wach zu halten.
Den von ihm vorgetragenen Forderungen des Neuen Forum nach Pressefreiheit, Auflösung der Kampfgruppen, Ausschluss von Parteifunktionären aus den Betrieben wurde nicht nachgekommen. Schwierige und für Holger Wengler gefährliche Situationen waren an der Tagesordnung, die Situation drohte zu kippen.
Das Neue Forum plante einen Generalstreik und initiierte den ersten Runden Tisch am 7. Dezember 1989, der noch vor dem ersten Runden Tisch in Berlin stattfand unter vorläufiger Leitung durch Holger Wengler und Mathias Thürp.
Holger Wengler war mit der Auflösung der Kampfgruppen und der Organisation der Waffenverschrottung beauftragt, was er u.a. auch mit der direkten Unterstützung seines Vaters und seines Bruders erfolgreich bewältigen konnte. Der Druck auf die SED-Kreisleitung erhöhte sich u.a. auch durch sein kluges und mutiges Handeln am Runden Tisch zunehmend und mündete im Mai 1990 in die ersten freien Kommunalwahlen.
Holger Wengler ist während und nach der Friedlichen Revolution in herausragender Vielfalt und sehr aktiv für den Erfolg beim Wandel eingetreten. Nachfolgend ausgewählte Aktivitäten zeugen von diesem großen Engagement.
Ab Herbst 1989 gemeinsam mit Dagmar Jendricke Vertreter des Landkreises Nordhausen im Landessprecherrat des Neuen Forum Vertritt die neuen politischen Gruppierungen im alten Kreistag mit kurzem Rederecht Auflösung der Stasi-Kreisdienststelle, Sicherung der Quellendatei Ab Frühjahr 1990 Geschäftsführer des Neuen Forum sowie zum Vorsitzenden des Ausschusses für Vergangenheitsbewältigung in den Kreistag gewählt. Holger Wengler ist heute Mitarbeiter der Stadtverwaltung Nordhausen.
Gisela und Wolfgang Hartmann
Wolfgang und Gisela Hartmann zählten in der Friedlichen Revolution zu den Mitgliedern der Initiatorengruppe um Pfarrer Rüther.
Gisela Hartmann war bereits in der vorrevolutionären Zeit Wegbereiterin der gesellschaftlichen und politischen Wandlungen. Sie engagierte sich über die evangelische Kirche stets für Natur-und Umweltschutz
Über das durch sie gegründete Kirchliche Umweltseminar Nordhausen organisierte sie zahlreiche Aktionen, welche sich gegen die Zerstörung der Natur und für die Wiederbelebung kriegsgeschädigter Flächen richteten. Dazu zählten beispielsweise Pflanzaktionen am Petersberg.
Ambitioniert beteiligte sie sich an der Gründung des Neuen Forum und war Mitinitiatorin der Auflösung der Stasizentrale.
Sie war bei allen Montagsdemonstrationen dabei, trat mutig an das Rednermikrofon und rief immer wieder zu friedlichem Handeln auf.
Ihr Ehemann Wolfgang war in der Eigenverantwortung der demokratischen Kräfte als Chef des Ordnungsdienstes für die Demonstranten zuständig. Er unterstützte seine Frau Gisela in dieser Zeit zuverlässig bei Allem was sie für die Friedliche Revolution leistete.
Von 1990-2005 war Gisela Hartmann Fachbereichsleiterin Umwelt und Naturschutz im Landratsamt Nordhausen. Seit 2009 ist sie Stadtratsmitglied der Stadt Nordhausen für die Partei Bündnis 90/die Grünen, deren Fraktionsvorsitz sie bis zum vergangenen Jahr inne hatte. Sie war in zahlreichen Ausschüssen tätig und ist seit Beginn der laufenden Legislaturperiode Mitglied des Ausschusses für Stadtentwicklung.
Gisela Hartmanns große persönliche Leidenschaft – das wissen alle hier– gilt dem Park Hohenrode, einem Juwel unserer Stadt und des Südharzes.
Sie brachte eine Bürgerstiftung auf den Weg, die als Rechtsträger der bei der anspruchsvollen Rekultivierung, Nutzung und Pflege des Parks Hohenrode fungiert. Sie gründete und leitet den Förderverein Park Hohenrode e.V.
Jutta Wehmann
Die Deutsch- und Musiklehrerin Jutta Wehmann zählte zum kleinen Kreis der Mutigen um Pfarrer Rüther. Sie gab bereits vor 1989 die ersten Impulse zur Friedlichen Revolution in Nordhausen.
Über die Fürbittgottesdienste in der Altendorfer Kirche wurde sie zur Mitbegründerin des Neuen Forum und dessen Initiativausschuss. Jutta Wehmann kümmerte sich 1989/1990 um die ersten russisch-jüdischen Aussiedler, die nach der Grenzöffnung aus Osteuropa über Nordhausen nach Deutschland kamen und organisierte für diese Menschen u.a. eine Weihnachtsfeier im Theaterrestaurant.
Frau Wehmann erwarb große Verdienste um die Veränderung der Volksbildung, initiierte eine Arbeitsgruppe Volksbildung unter Einbeziehung aller Schulen der Stadt.
Nach der Friedlichen Revolution setzte sie sich für den Fortbestand der Landtechnik, der heutigen Fachhochschule, sowie den Erhalt des Nordhäuser Theaters ein.
Trotz ihrer starken Sehbehinderung nahm Jutta Wehmann an den Umgestaltungsprozessen aktiv teil und führte dieses Engagement in den Folgejahren auf verschiedenen anderen Wegen fort, um sich für Bildung, Kultur und Minderheiten einzusetzen.
Dazu zählt auch ihr Engagement als Gründungsmitglied im Partnerschaftsverein Nordhausen-Bochum, der in diesem Jahr sein 25jähriges Bestehen feierte.
Um das junge Radio OKN in Nordhausen in schwierigen Zeiten zu unterstützen führte sie 2 Jahre lang eine monatliche Radiosendung durch.
Ihre ehrenamtlichen Aktivitäten erstrecken sich auf den Erhalt des Gipskarstgebietes und der Goldenen Aue, ihre Mitarbeit im Evangelischen Gemeindekirchenrat bis 2007 und im Förderverein des Theaters Nordhausen bis heute.
Gudrun und Hans-Joachim Tischer
Frau Gudrun Tischer, von Beruf Veterinäringenieurin war als Mitglied des Gemeindekirchenrates der Frauenberg-Kirche gemeinsam mit ihrem Ehemann Gründungsmitglied des Neuen Forum Nordhausen.
Im direkten Umfeld von Pfarrer Rüther haben Gudrun und Hans-Joachim Tischer die neue Bewegung in vielen organisatorischen Dingen unterstützt. Es galt, die Veranstaltungen und Märsche vorzubereiten, Flugblätter zu drucken und zu verteilen, Fahrdienste zu leisten. Jede helfende Hand wurde gebraucht, damit Alles friedlich ablaufen konnte.
Große organisatorische Unterstützung in der Zeit der Friedlichen Revolution erhielt die Frauenberg-Kirche über die Partnerschaft zur Kirchengemeinde der Pnel Kerk aus Utrecht in Holland, die es bereits seit 1983 gab. Es wurden Papier und Kopiergeräte über die Grenze geschmuggelt, es wurde Mut gemacht und Freundschaften geschlossen.
Bei Allem was seine Frau Gudrun für das neue Forum tat, hatte sie stets Unterstützung durch ihren Mann Hans-Joachim, von Beruf Mathematiklehrer im Berufsschulwesen.
Während seiner Lehrertätigkeit versuchte Herr Tischer stets, im Rahmen seiner Möglichkeiten, seinen Schülern im Gegensatz zur sozialistischen Erziehung auch humanistische und demokratische Werte zu vermitteln.
Herr Tischer kandidierte zu den ersten freien Bürgermeisterwahlen und für das Neue Forum Nordhausen.
Nach der Besiegelung der Städtepartnerschaft Nordhausen-Bochum im Jahr 1990 wurde kurz darauf der Städtepartnerschaftsverein Nordhausen-Bochum gegründet, zu deren Gründungsmitgliedern das Ehepaar Tischer gehört. Das Ziel des Vereins, der in diesem Jahr sein 25.Gründungsjubiläum beging, war und ist es, das Näherkommen von Menschen aus den ehemals zwei Teilen Deutschlands voran zu bringen und Vorurteile abzubauen.
Herr Tischer ist seit 12 Jahren Vorsitzender des Vereins, der gemeinsam mit dem Bochumer Städtepartnerschaftsverein kulturelle, sportliche und soziale Vorhaben erfolgreich umsetzt.
Mit den Worten Wir können sagen, wir waren dabei und es war friedlich! fassten beide ihre Gefühle zurück blickend zusammen.
Dr. Friedrich Kray
Wer unterschreibt als erster? Der Aufruf, das Neue Forum in Nordhausen zu gründen, war ein Aufruf zu einer illegalen staatsfeindlichen Handlung. Mit diesen Worten aus dem Buch Die Wende in Nordhausen von Kristin Müller und Thomas Müller beginnt der Mediziner Dr. Friedrich Kray über die Gründung des Neuen Forum in Nordhausen zu berichten.
Er arbeitete als Stations-und Oberarzt und ab 1993 als einer der Chefärzte im damaligen Krankenhaus Maxim Zetkin Nordhausen.
In einer kleinen Gruppe von 14 mutigen Menschen agierte Dr. Kray für die Mobilisierung der vielen Unzufriedenen nach Leipziger und Berliner Vorbild.
Friedrich Kray arbeitete aktiv an der Gründung des Neuen Forum am 22. Oktober 1989 in der Frauenbergkirche, die Einrichtung eines Initiativausschusses und später die Parteiwerdung mit. Sein Vorbild dieser Zeit war Propst Hans–Joachim Jäger, der Mut machte, sich nicht weiter in den Kirchen zu verstecken, sondern friedlich hinaus zu gehen.
An dem Tag des Herbstes 1989, als 11 Ärzte des Nordhäuser Krankenhauses in den Westen gingen, hielt er auf dem August-Bebel-Platz einmalig eine Rede und forderte die Menschen auf, ihre Stadt nicht im Stich zu lassen.
Dr. Friedrich Kray, oder Fritz, wie ihn seine Freunde nennen, kandidierte 1990 für die inzwischen gegründete Deutsche Forum Partei und wurde Mitglied der Stadtverordnetenversammlung und des Kreistages.
Nach den folgenden vier Jahren zog er sich aus der Politik zurück und widmete sich erneut seiner medizinischen Arbeit und seinen Patienten.
Parallel zu seiner beruflichen Arbeit wirkte politisch und sozial seit 1993 im Lions Club Nordhausen, im Park Hohenrode sowie aktuell bei der Integrierung der in Nordhausen angekommenen Flüchtlinge.
Martin Schulze
Martin Schulze ist von Beruf Verkehrsingenieur. Er war von Anfang an aktiv an den Vorbereitungen zur Gründung der Sozialdemokratischen Partei in Nordhausen beteiligt und ist Gründungsmitglied dieser Partei und einer der ersten mutigen Sprecher auf dem August-Bebel-Platz.
Die erste prägende Erinnerung als Kind war die Kollektivierung des Hofes seines Großvaters, den er über alles schätzte. Er fühlte sich innerlich gespalten zwischen dem, was von ihm verlangt wurde und dem, was er leben wollte. In der Schule wurde ein Loblied auf den Sozialismus gesungen und am Abend wurde in der jungen Gemeinde frei diskutiert. Letzteres hat ihn, wie er sagt, geformt.
Nach dem Studium wurde er aufgrund einer unklugen politischen Formulierung nicht auf den zugesagten Arbeitsplatz des Reichsbahnamtes Nordhausen eingesetzt.
So fing er als Sachbearbeiter im Kaliwerk Sondershausen neu an. Und wurde später als Leiter der Werkanschlußbahn berufen und war damit einer der jüngsten der sogenannten Leitungskader des Betriebes.
Hier erkannte er die Widersprüchlichkeit des planwirtschaftlichen Systems. Die Freiräume und Nischen die viele in dem damaligen System sich erhielten wurden immer enger.
In der Zeit der Friedlichen Revolution stellte er sich nicht nur die Frage was wollen wir, sondern wie können wir es erreichen. Einen Weg die DDR zu verändern, sah er nur in der Einführung eines parlamentarischen Systems. So engagierte er sich bewusst für die Neugründung einer Partei, der Sozialdemokratischen Partei, der SDP und späteren SPD in Nordhausen.
Martin Schulze war in der Gründungsphase Mitglied des Sprecherrates der SDP. Später vertrat er seine Partei viele Jahre im Landesparteirat Thüringen.
Der bekennende Fan des Hamburger Sozialdemokraten Helmut Schmidt, las alle seine Bücher und ist an Politik sowie Geschichte nach wie vor interessiert.
Autor: redEhrung im Theater (Foto: nnz)
Winfried Theuerkauf
Bodenständig und zugleich weitsichtig und bürgerschaftlich engagiert ist Winfried Theuerkauf. Nach Schule und Studium war er als Versuchsingenieuer bei den IFA-Motorenwerken tätig. Vor der Wende war er aktiv im Gemeindekirchenrat Altendorf, 1989 im Neuen Forum und dann als Mitbegründer der SDP in Nordhausen. Am 28.12.1989 wurde er als 1. Kreisvorsitzender der SDP Mitglied am Runden Tisch.
Als Mitglied der Wahlkommission des Bezirkes Erfurt zur Vorbereitung der 1. Freien Volkskammerwahl am 18. März 1990 wurde er gleichzeitig der Verbindungsmann zum Rat des Kreises und danach zum Landkreis Nordhausen in Vorbereitung, Durchführung und Überwachung der Wahlen. Dazu eine kleine Episode: Zur Inspektion der Wahllokale bekam er einen Dienstwagen Lada, der zuvor bei der Stasi gefahren wurde. Mit diesem machte er am 18. März 1990 seine 1. Fahrt über den alten Grenzstreifen.
Nach der 1. Kommunalwahl wurde Winfried Theuerkauf Stadtrat in Nordhausen und Fraktionsvorsitzender der SPD im Kreistag. Zur gleichen Zeit wurde er zum 1. Betriebsratsvorsitzenden und stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden der IFA-Motorenwerke gewählt. Für 4500 Beschäftigte handelte er die Abfindungen aus und gründete die 1. Beschäftigungsgesellschaft von Stadt und Landkreis – die Nogefas – mit zeitweilig 600 Beschäftigten. In 25 Jahren politischer Arbeit hat Winfried Theuerkauf maßgeblich zu einer positiven demokratischen Entwicklung in unserem Landkreis beigetragen.
Uwe Peter
Der Kamerad und ehemaliger Mitarbeiter des Fachgebietes Rettungsdienst, Brand- und Katastrophenschutz im Landratsamt Nordhausen Uwe Peter hat sich in seinen zahlreichen Funktionen und Aufgabengebieten jederzeit bewährt. So war er von 2004 bis 2013 als stellvertretender Kreisbrandinspektor, als Kreisbrandmeister sowie als Hauptverantwortlicher für die Kreisausbildungen im Landkreis Nordhausen tätig. Nach wie vor ist er als stellvertretender Stadtbrandmeister der Landgemeinde Heringen in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv.
Darüber hinaus hat der Kamerad Uwe Peter maßgeblich das Jugendfeuerwesen im Landkreis Nordhausen unterstützt. Er ist seit 2004 als Kreisausbilder für Atemschutzgeräteträger tätig und gibt sein Wissen und Können an die jungen Einsatzkräfte weiter. Durch sein herausragendes Engagement sowie haupt- und ehrenamtliche Arbeit im Brand- und Katastrophenschutz hat er maßgeblich zum Aufbau der kreislichen Aus- und Weiterbildung der Kameradinnen und Kameraden in den Feuerwehren des Landkreises Nordhausen beigetragen.
Egon Primas
Es ist 25 Jahre her, dass der Kreistag Nordhausen erstmals seit der Wiedervereinigung Deutschlands zusammentrat. Seit dieser Zeit ist Egon Primas dessen Mitglied und fortwährend Vorsitzender der CDU-Fraktion.
Damals war es für alle eine bewegte Zeit. Viele völlig neue Aufgaben und Vorschriften mussten die Mitglieder des Kreistages bewältigen. Die Parteien mussten sich finden und profilieren und gleichzeitig zu einer arbeitsfähigen Einheit zusammenwachsen. Und ungeachtet aller Unterschiede und verschiedener Standpunkte gelang es fast immer im Kreistag gemeinsame Positionen zum Wohle des Landkreises Nordhausen zu finden. Als Beispiele seien hier einige der gemeinsamen Erfolge genannt: die Festlegung des Streckenverlaufes der A 38, die Ansiedlung der Fachhochschule im Landkreis Nordhausen, der Erhalt der Schwimmhalle in Sollstedt, die Erarbeitung eines Finanzierungskonzeptes für die Turnhalle in Ellrich oder das Belassen des Südharz Klinikums in kommunaler Hand.
Über den Fraktionsvorsitz hinaus ist Egon Primas als ehrenamtlicher Beigeordneter des Landkreises aktiv. Hier wie auch im Kreistag kam Egon Primas die Mitgliedschaft im Thüringer Landtag zu Gute. Die Wahl zum stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der CDU-Landtagsfraktion zeigt die Wertschätzung, die ihm dort entgegengebracht wird.
Außerdem engagiert sich Egon Primas im Bund der Vertriebenen, wo er Präsidialmitglied im Bundesverband, Landesvorsitzender in Thüringen und Kreisvorsitzender in Nordhausen ist.
Lutz Pfeil
Der Ost Klassiker Klub Wolkramshausen ist ein gemeinnütziger Verein, dessen Mitglieder sich für den Erhaltung historischer Fahrzeuge einsetzen. Zu den Mitgliedern zählen auch mehrere ehemalige Motor-Rennsportler der ehemaligen DDR bzw. auch der Nachwendezeit – darunter auch Lutz Pfeil. Er wurde in Nordhausen geboren und entstammt einer Schuhmacherfamilie. Bereits im jungen Alter interessierte sich Lutz Pfeil für den Motorsport. Unter der aktiven Förderung des Südharzer Motorsportlers Helmut Fischer begann in den 1970er Jahren die sportliche Laufbahn von Lutz Pfeil im damaligen Allgemeinen Deutschen Motorsport-Verband der DDR.
Von 1977 bis 1982 fuhr Lutz Pfeil Bergrennen auf dem Trabant 601 Klasse A1 bis 600 ccm. 1982 wurde er Vize-Bezirksmeister der Bezirke Erfurt, Gera und Suhl. Im Zeitraum von 1987 bis 1989 fuhr er erfolgreich Rundstrecken- und Bergrennen auf dem Lada 2105 bis 130 PS. Nach der politischen Wende begann seine technische Neuorientierung auf dem BMW Mini Cooper S.
Im Jahr 2010 beendete Lutz Pfeil den aktiven Rennsport und wirkt seit dieser Zeit sehr engagiert im Verein Ost Klassiker Klub e.V. mit, um historische Fahrzeuge, die einst in Eisenach produziert wurden, zu erhalten. Sein technisches Wissen und seine körperlichen Fähigkeiten sind beispielgebend. Lutz Pfeil verfügt über hervorragende menschliche Qualitäten und wird im Verein sehr geschätzt, was nicht zuletzt diese Ehrung heute Abend zeigt.
Gudrun Wegener
Seit nunmehr 25 Jahren besteht die Selbsthilfegruppe Eltern behinderter Kinder, in der sich zunächst betroffene Eltern unter Gudrun Wegners Leitung in Bleicherode getroffen haben. Später schlossen sich auch Familien aus dem gesamten Landkreis an. Gudrun Wegner organisierte in dieser Zeit interessante Veranstaltungen zu rechtlichen und gesundheitlichen Fragen, unterstützte bei Behördengängen, fand immer wieder neue Partner und Referenten, die die Gruppe auch bei schmalem Budget unterstützten.
Sie brach in der Öffentlichkeit stets eine Lanze für die besonderen Bedürfnisse der Menschen mit Behinderung, auch als Inklusion für die meisten noch ein Fremdwort war. Nicht zu vergessen sind die zahlreichen Treffen und Feste zu den unterschiedlichsten Anlässen, die sie in regelmäßigen Abständen organisiert hat und die mittlerweile auch feste Größen in der Planung der Familien sind. Für unvergessliche Erlebnisse sorgen auch seit vielen Jahren die Bustouren, die sie mit Brauer Reisen organisiert und die auf die ganz speziellen Bedürfnisse der Gruppe mit Menschen mit Behinderung zugeschnitten waren.
Angelika Lindner
Angelika Lindner gründete 1993 die Selbsthilfegruppe Diabetes, die sie bis nach ihrer Krebserkrankung, 16 Jahre lang bis 2009 leitete. In dieser Zeit war sie auch Mitglied des Thüringer Landesverbandes des Deutschen Diabetiker Bundes in Erfurt und bildete sich zur Sozialreferentin weiter.
Im Jahr 2000 rief sie Selbsthilfegruppen für Frauenselbsthilfe nach Krebs, für Herz/Kreislauf sowie Kochen und Backen für Diabetiker in Niedersachswerfen und Nordhausen ins Leben. Nach einigen Jahren wurden diese Selbsthilfegruppen zusammengelegt, mit einem Einzugsbereich aus dem gesamten Kreisgebiet und zum Teil auch darüber hinaus.
Angelika Linder setzt sich auch seit einigen Jahren aktiv im Behindertenbeirat der Stadt Nordhausen ein. Auch im Tumorbeirat des Südharz Klinikums arbeitet sie seit Jahren engagiert mit und war tatkräftig bei der Gestaltung des 2. Thüringer Krebskongresses in Nordhausen dabei. Frau Lindner wird von ihrem Ehemann Lothar Lindner sehr unterstützt, wobei er sich in die Problematik der Selbsthilfegruppe Herz/Kreislauf gut eingearbeitet hat.
Angelika Lindner setzt sich immer für die Erkrankten und deren Angehörige ein, hilft bei Anträgen bis zu telefonischer Hilfe und Hausbesuchen bei frisch Operierten u.v.m. Sie ist sehr vertrauensvoll, aufmunternd und hat immer ein offenes Ohr für alle Probleme.
Jürgen Hohberg
Im September 1989 beteiligte sich Jürgen Hohberg maßgebend an der Gründung der Bürgerinitiative Sollstedt (BIS), die aus aktiven Bergleuten und Mitgliedern der kirchlichen Friedens- und Umweltgruppe unter dem Dach der Kirche hervorging. Jürgen Hohberg wirkte an der Vereinigung der IG Bergbau Energie Wasserwirtschaft der DDR und der IG Bergbau und Energie der damaligen Bundesrepublik mit. Als Mitglied der BIS wurde er 1990, 1994, 2000 und 2006 zum Bürgermeister von Sollstedt gewählt.
Weil ihm die zunehmende Arbeitslosigkeit, auch infolge der Schließung des Kaliwerkes, schlaflose Nächte bereitete, gehörte er zu den ersten Bürgermeistern, die bereits im Juli 1990 beim Arbeitsamt ABM-Kräfte beantragten. Den vielen Hundert zeitweilig beschäftigten Kollegen wurde so nicht nur ein Stück ihrer Würde erhalten, sondern auch die Chance auf einen Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt gegeben. Berühmt-berüchtigt für geistigen Diebstahl sah er sich sehr früh in den alten Bundesländern um und ließ seinen Heimatort aktiv davon profitieren, indem er so viele Fördertöpfe wie möglich anzapfte. So erreichte er beispielsweise eine schnelle Sanierung der Wohnungen, trieb die Gründung einer Wohnungsgesellschaft voran, erwirkte durch den Bau eines Blockheizkraftwerks das Abschalten des alten Kraftwerks, das schon als Dreckschleuder bekannt war und sicherte die Fernwärmeversorgung des Ortes.
Aktiv wirkte er in zahlreichen Gremien mit: im Wasser- und Abwasserzweckverband, im Rechtsausschuss des Deutschen Städte- und Gemeindebundes und in dessen hiesigen Kreisverband, im Kommunalen Arbeitgeberverband Thüringen, im Kommunalen Versorgungsverband Thüringen und im Förderverein Soziales Zentrum. Zur Würdigung seiner Verdienste als Mitglied des Landesausschusses des Gemeinde- und Städtebundes Thüringen und ehemaliger Kreisverbandsvorsitzender wurde ihm 2009 die Freiherr-vom-Stein-Medaille verliehen.
Besonders hervorzuheben bleibt zum Schluss sein stets streitbares Engagement im Kreistag, wo er bis heute den besonders konfliktträchtigen Finanzausschuss leitet.
Hannelore Müller
Die ursprünglichen Ziele des Vereins für lebendiges Mittelalter waren eher auf die Darstellung von Geschichtsbildern mit regionalem Bezug gerichtet. Doch im Laufe der Zeit wuchs, initiiert durch Hannelore Müller, im Verein der Wunsch, im Bereich Denkmalpflege Verantwortung zu übernehmen. Dieser Gedanke war folgerichtig, denn wo kann mittelalterliches Leben besser dargestellt werden, als auf einer mittelalterlichen Burg.
Nach einer Vielzahl von Gesprächen war es 2006 soweit. Die Ebersburg in Herrmannsacker wurde aus ihrem Jahrhunderte währenden Dornröschenschlaf erweckt. Der Verein kümmert sich seitdem auf der Grundlage eines Nutzungs- und Erhaltungsvertrages mit dem Landkreis Nordhausen um die Pflege, die Sicherung der Anlage und die Begehbarkeit der Wege. Seitdem ist die Burgruine Stück für Stück erlebbar geworden - als einmaliges Zeugnis romanischen Burganlagenbaues aus dem 13. Jahrhundert im Landkreis Nordhausen. Dies alles wäre überhaupt nicht denkbar ohne die Initiative von Hannelore Müller. Sie verbrachte unzählige Arbeitsstunden auf der Burg – sie werden inzwischen auf mehr als 13.000 geschätzt. Sie kümmert sich um die Projekterarbeitung für die Beschäftigung von Arbeitsgelegenheiten, Bürgerarbeit und Bundesfreiwilligendienst. Ohne deren fleißige Mithilfe wäre es diesem kleinen Verein nicht möglich gewesen, die notwendigen Arbeiten auf der Ebersburg zu erledigen.
Immer wieder war es Hannelore Müller, die sich einsetzte für die Erarbeitung und Umsetzung von Konzepten verschiedenster Aufgabenstellungen. Inzwischen ist die Sicherheit für Besucher auf der Burg in der Weise gegeben. So werden für einen der Größe der Burganlage entsprechenden Personenkreis vielfältige Veranstaltungen angeboten, wie zum Beispiel die Kinder-Walpurgis. Mit ihren Vereinskollegen hat Hannelore Müller zudem die gesamte Burganlage vermessen und damit eine bisher noch nicht vorhandene Dokumentation über die gesamte Ebersburg erarbeitet.
Wolfgang Krug
Wolfgang Krug packt gern zu. Als ehrenamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Werna sitzt er nicht nur am Schreibtisch. Wenn beispielsweise das Gras im Park am Spiegelschen Haus in Werna zu hoch steht, holt er den Rasentraktor aus dem Schuppen. Sehr aktiv ist er auch bei der Organisation des alljährlichen Seerosen- und Parkfest, wofür er jedes Jahr eine Woche Urlaub nimmt und es gemeinsam mit vielen weiteren Engagierten im Dorf akribisch vorbereitet und mit viel Herzblut durchführt.
Wolfgang Krug ist Wernaer durch und durch. Bereits seit 25. Jahren engagiert sich Wolfgang Krug im Ehrenamt als Bürgermeister von Werna und setzt sich für das Wohl der kleinen Gemeinde ein. Dafür ist er auch im Ellricher Stadtrat aktiv. Dank ihm ist es gelungen, das Dorferneuerungsprogramm bestmöglich für Werna zu nutzen. An vielen Stellen hat sich in Werna viel getan, sei im Kanal- und Straßenbau, bei der Reaktivierung der vier alten Dorfbrunnen, der begonnenen Sanierung des Dorfgemeinschaftshauses oder erst ganz aktuell beim neu gestalteten Harzradrundweg, dem einzigen Fernradweg der Region. Gemeinsam muss es uns nun nur noch gelingen, perspektivisch das Spiegelsche Haus wieder zu beleben und für die Zukunft zu sichern.
Thomas Gerlach
In der Zeit von 2009 bis 2013 war der Kamerad Thomas Gerlach zum Kreisbrandmeister im Landkreis Nordhausen berufen und hatte hierbei durch seine fachkundige Anleitung und gewissenhafte Unterstützung einen großen Anteil daran, die Feuerwehren im Bereich der Verwaltungsgemeinschaft Hohnstein/Südharz zu verbessern und weiterzuentwickeln.
Thomas Gerlach hat sich in den vielen Jahren seiner Mitgliedschaft der Freiwilligen Feuerwehr Buchholz stets weitergebildet. So qualifizierte er sich beispielsweise 2008 zum Zugführer und absolvierte 2013 die Lehrgänge zum Maschinisten für Rüstwagen und Drehleiter sowie als Führer im ABC-Einsatz.
Seit 2013 ist der Kamerad Thomas Gerlach als hauptamtlicher Feuerwehrmann bei der Berufsfeuerwehr Nordhausen im Einsatz und gibt darüber hinaus in seiner Freizeit als Kreisausbilder für Technische Hilfeleistung sein gesammeltes Wissen und seine Erfahrungen an alle Kameraden im Landkreis Nordhausen weiter.
Verein Schrankenlos
Heute ist der bundesweite Tag des Flüchtlings und passend dazu soll der Verein geehrt werden, der sich im Landkreis Nordhausen wohl am verdientesten gemacht hat in der Betreuung von Menschen mit Migrationshintergrund – und das nicht erst in der aktuellen Flüchtlingskrise.
In Nordhausen hat Pfarrer Peter Kube vor mehr als zwei Jahrzehnten diese Nordhäuser gestartet. In Rostock-Lichtenhagen randalieren Rechte, applaudieren Tausende Zuschauer. Peter Kube, Mitinitiator der friedlichen Wendeproteste 1989 in der Stadt, unermüdlicher Friedensaktivist, sieht die Bilder – und reagiert: Der Angst vor Ausländern setzt er die Idee eines Festes mit ihnen entgegen. Die Schrankenlos-Initiative entsteht, aus der 1996 der Verein hervorgeht. Auch mit dem WeltladenCafé, den Schrankenlos betreibt, kam ein Stück Welt nach Nordhausen, wurde der Gedanke des fairen Handels in der Stadt etabliert.
Dass viele Asylbewerber im Südharz dezentral untergebracht werden, ist auch ein Verdienst von Schrankenlos. In Zusammenarbeit mit dem Landkreis betreut der Verein seit vielen Jahren Flüchtlinge mit seinen Sozialarbeitern, hilft nicht nur bei Behördengängen, sondern regt auch eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung an. Für sein Engagement im Projekt Internationaler Garten ist der Verein 2012 mit dem Thüringer Integrationspreis ausgezeichnet worden. Mit vielen weiteren Akteuren hat sich der Verein vor einigen Jahren maßgeblich in die Erarbeitung des Integrationsplans für unseren Landkreis eingebracht und Ideen beschrieben, wie sich in ganz unterschiedlichen Lebensbereichen die Integration stärken lässt.
Wer die Lage der Flüchtlinge versteht, ist toleranter. Deshalb wirbt der Verein unermüdlich dafür, ausländische Nachbarn einmal auf einen Kaffe oder Tee einzuladen, mit- statt übereinander zu reden. Zurzeit ist der Verein sehr damit beschäftigt, die vielen Ehrenamtlichen, die sich einbringen wollen, zu koordinieren. Es werden inzwischen 10 Deutschkurse angeboten, Sprachmittler helfen. Sozialberatung und die Koordinierung der Spenden geschieht ehrenamtlich. Viele der 22 Vereinsmittglieder engagieren sich etwa als Integrationslotsen, die gerade jetzt so dringend gebraucht werden.
Dr. Klaus Gebhardt
Der Arzt Klaus Gebhardt leitet die Urologische Abteilung im Krankenhaus Maxim Zetkin in Nordhausen seit 1968.Nach seinem Austritt aus der Blockpartei CDU im Jahr 1988 wandte er sich den politischen Umgestaltungsprozessen in Nordhausen verstärkt zu. Bereits vor den Ereignissen der Friedlichen Revolution engagierte sich Klaus Gebhardt als Leiter der Umweltgruppe im Kulturbund Nordhausen sehr für den Natur-und Umweltschutz. Die Aktivitäten dieser Umweltgruppe wurden durch die Stasi dauerhaft überwacht.
Ständige Einschüchterungsversuche und Konfliktandrohungen durch die Stasi ließen den Druck auf die Gruppe immer stärker werden, wovon sich Klaus Gebhardt und seine Umweltgruppe nicht abhalten ließen, ihre Ziele weiter zu verfolgen.
Auf den Montagsdemonstrationen forderte er für die Ärzteschaft dringend benötigte westliche medizinische Fachliteratur sowie Weiterbildungen im westlichen Ausland.
Klaus Gebhardt forschte nach den Stasi Unterlagen der Krankenhausmitarbeiter, die der Gauck Behörde zugestellt werden sollten. Diese Unterlagen fanden sich erst nach 2000 unbearbeitet im Landratsamt Nordhausen wieder. Daran ist erkennbar, wie schwierig es war, diese Unterlagen zu bewerten und einzubeziehen.
Am Runden Tisch setze er sich für die Belange des Gesundheitswesens konstruktiv ein und war Mitglied der Schlichtungskommission. Schon bald nach der Gründung der SPD wurde er Mitglied dieser Partei.
Nach der Friedlichen Revolution wurde er von den Chefärzten des Krankenhauses zum Ärztlichen Direktor gewählt. In den Folgejahren arbeitete er mit dem Geschäftsführer Antonius Pille an der erfolgreichen Umgestaltung des Nordhäuser Krankenhauses zu einer modernst ausgestatteten Klinik gemeinsam weiter.
Sein politisches Engagement setzte er als Stadtratsmitglied und Beigeordneter bis zur Vollendung seines 65. Lebensjahres für die Stadt Nordhausen fort.
Jutta-Karin Busch
Karin Busch hat als Gemeindeschwester sich sehr für die Veränderungen in der ehemaligen DDR eingesetzt und wirkte besonders in Salza und Herreden.
Sie war durch ihre Arbeit sehr nah bei den Menschen, kannte die Sorgen und Ängste und machte immer wieder Mut zum Weitermachen.
Kurz nach der Friedlichen Revolution wurde die Poliklinik aufgelöst und es gab viele Entlassungen im Nordhäuser Krankenhaus. Frau Busch hat durch viel persönliches Engagement und ihre Kontakte zur Johanniter-Unfallhilfe Niedersachsen gemeinsam mit Thomas Pape die Sozialstation in der Landgrabenstraße ins Leben gerufen. Dadurch wurden die Gemeindeschwestern beim neuen Träger, den Johannitern, aufgefangen und die Versorgung der Patienten im ambulanten Bereich umstrukturiert. Die weitere Versorgung der einzelnen, zum Teil auch ländlichen Bereiche, war abgesichert. Fuhren die Gemeindeschwestern – jeder von uns kennt sie mindestens noch aus seiner Kindheit und Jugend – früher bei Wind und Wetter mit Motorrollern zu ihren Patienten, gab es nach der Wiedervereinigung kleine Pkw.
Die Sozialstation der Diakonie hat Karin Busch um die Jahrtausendwende mit aufgebaut. Auch der Hospizverein wurde u. a. durch ihr Engagement ins Leben gerufen.
Seit dem Ende der Friedlichen Revolution hatte Frau Busch ununterbrochen auch politische Ehrenämter inne. So war sie Mitglied der ersten demokratisch gewählten Stadtverordnetenversammlung und ist seither ununterbrochen für die CDU im Stadtrat aktiv. Seit 1990 leitet sie den Ausschuss für Stadtordnung und Ortsteile. Seit dem Jahr 2004 ist Karin Busch ehrenamtliche Ortsteilbürgermeisterin in Steigerthal.
Auch in Ihrer Funktion als Stadtratsmitglied galt ihr Engagement immer sozialen Themen. Sie kämpfte für die Alterssicherung für Menschen mit Behinderung und war eine der Mitinitiatoren des Seniorenheimes am Förstemannpark.
In den Zeiten der drastischen Geburtenrückgänge und der damit einhergehenden Schließung der Krippen in Nordhausen setzte sie sich für den Erhalt der Kinderkrippe in der Geschwister-Scholl-Straße ein.
Marco Kühlewind
Heute ist der ´Tag des Flüchtlings´ innerhalb der Interkulturellen Woche. Dies ist für uns Anlass, Herrn Marco Kühlewind für sein überdurchschnittliches Engagement für die Jugendlichen in Nordhausen Ost und insbesondere für sein Wirken innerhalb der aktuellen Integrationsarbeit zu danken. Marco Kühlewind ist seit 2003 Mitarbeiter des Jugendcafés Ost, dessen Träger der Kreisjugendring Nordhausen ist.
Für die Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund ist er väterliche Respektsperson und genießt gleichzeitig ihre sehr hohe Anerkennung.
Alle diejenigen unter uns, welche Kinder durch die Pubertät begleitet haben, wissen, dass dies nicht selbstverständlich funktioniert.
Mit seiner Konzentration auf das Positive findet er für jedes Problem eine erfolgreiche Lösung. Weit über seinen Dienstauftrag hinaus aktiviert Herr Kühlewind sein privates Netzwerk, um die Jugendlichen bei der Suche nach Lehrstellen und bei Bewerbungen zu unterstützen.
Er aktiviert Sponsoren für Aufgaben, welche nicht durch öffentliche Fördermittel finanzierbar sind- er sucht stets nach Lösungen.
Seine Leidenschaft gilt dem Sport und der Gesundheitsförderung. In seiner Freizeit ist er als Sporttrainer und Organisator von Kochevents für die Jugendlichen da, wobei er zusätzlich Kontakte knüpfen oder vertiefen kann.
Marco Kühlewind erreicht bereits das, was gerade sehr aktuell eine der großen Herausforderungen unserer Gesellschaft darstellt. Er schafft Verständigung zwischen rechtsorientierten Jugendlichen und Gleichaltrigen aus Flüchtlingsfamilien. Die Verständigung erfolgt manchmal mit Händen und Füßen wobei auf pragmatische Weise im Jugendcafé deutsch gelernt wird.
Marco Kühlewind akzeptiert die Menschen so wie sie sind und bewahrt sich einen positiven Blick auf Jeden und ist Vorbild für junge Menschen unserer Zeit.
Dietlinde und Rudolf Rüther
Das Ehepaar Rüther zählte zur Initiatorengruppe der Friedlichen Revolution in Nordhausen. Die Deutschlehrerin Dietlinde Rüther und ihr Ehemann Pfarrer Rudolf Rüther waren die geistigen Väter der Friedlichen Revolution. Beide nahmen an jeder Demonstration teil und formulierten in ihren pointierten Reden klare Ziele und Ideen. Sie hörten nie auf, immer wieder Mut zum Weiterkämpfen zu machen.
Als junger Pfarrer war Rudolf Rüther in einer kleinen Gemeinde in der Altmark tätig. Er war Mitglied der Blockpartei CDU. Er nahm an großen politischen Delegationen der DDR als Ost-CDU-Mann teil und konnte innerhalb dieser Kreise mit den politisch Verantwortlichen u.a. Walter Ulbricht diskutieren.
Bei politischen und von ihm nicht zu tolerierenden Entwicklungen, wie der Bau der Berliner Mauer fiel er durch seinen geschickten öffentlichen Widerspruch auf. Damals stellte er eine Predigt unter das biblische Motto Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.
Nach dem Einmarsch der sowjetischen Truppen in der Tschechoslowakei im Jahre 1968 hielt Pfarrer Rüther in seiner Gemeinde eine Predigt die sich gegen diesen militärischen Akt wandte.
Daraufhin wurde er aus der CDU ausgeschlossen und auch von der Kirche ins Abseits geschoben. Er bewarb sich auf eine Pfarrstelle in Nordhausen, wurde angenommen und wirkte dort in der Frauenberg-Kirche, einer der beiden Kirchen, von denen die Nordhäuser Friedliche Revolution ausging.
Um ihn und seine Frau entwickelte sich ein kleiner Kreis mutiger Menschen, die sich gegeneinander vertrauten, Aktionen und Demonstrationen vorbereiteten.
Frau Dietlinde Rüther erwarb sich große Verdienste bei der Aktensicherung der Stasi-Unterlagen am 4. Dezember 1989 durch das Neue Forum in der damaligen Dr. Kurt-Fischer-Straße. Ihre Gruppe fand dort nur Berge leerer Aktenordner, Papierschnipsel und Ascheberge vor.
Sie arbeitete lange Zeit an dem Bericht Pfarrfrauen in der DDR, welches 2010 als Buch mit dem Titel Das Leben ist schwer, das Leben ist schön erschien und u.a. viele Geschehnisse des Revolutionsherbstes beschreibt.
Die fünf Kinder der Familie Rüther wurden im Sinne der Verteidigung des christlichen Glaubens erzogen und äußerten ihre Meinungen, wofür sie
zahlreiche berufliche und menschliche Nachteile erfahren sowie persönliche Anfeindungen und Drohungen erleiden mussten.
Holger Wengler
Holger Wengler ist von Beruf Maschinen- und Anlagenmonteur, Diplomingenieur Maschinenbau und Verwaltungsbetriebswirt.
Im September 1989 kam er als junger Mensch im Alter von 26 Jahren zu den ersten Fürbittgottesdiensten in die Altendorfer Kirche und wurde Mitglied einer kleinen Gruppe mutiger Umgestalter um Pfarrer Rüther und Mathias Thürp.
Schon bald wurde er in den Initiativausschuss des Neuen Forum und zu einem der Sprecher des Neuen Forum gewählt, trat mehrmals zu den Demonstrationen auf dem August-Bebel-Platz an das Rednermikrofon, um die Menschen zu mobilisieren und wach zu halten.
Den von ihm vorgetragenen Forderungen des Neuen Forum nach Pressefreiheit, Auflösung der Kampfgruppen, Ausschluss von Parteifunktionären aus den Betrieben wurde nicht nachgekommen. Schwierige und für Holger Wengler gefährliche Situationen waren an der Tagesordnung, die Situation drohte zu kippen.
Das Neue Forum plante einen Generalstreik und initiierte den ersten Runden Tisch am 7. Dezember 1989, der noch vor dem ersten Runden Tisch in Berlin stattfand unter vorläufiger Leitung durch Holger Wengler und Mathias Thürp.
Holger Wengler war mit der Auflösung der Kampfgruppen und der Organisation der Waffenverschrottung beauftragt, was er u.a. auch mit der direkten Unterstützung seines Vaters und seines Bruders erfolgreich bewältigen konnte. Der Druck auf die SED-Kreisleitung erhöhte sich u.a. auch durch sein kluges und mutiges Handeln am Runden Tisch zunehmend und mündete im Mai 1990 in die ersten freien Kommunalwahlen.
Holger Wengler ist während und nach der Friedlichen Revolution in herausragender Vielfalt und sehr aktiv für den Erfolg beim Wandel eingetreten. Nachfolgend ausgewählte Aktivitäten zeugen von diesem großen Engagement.
Ab Herbst 1989 gemeinsam mit Dagmar Jendricke Vertreter des Landkreises Nordhausen im Landessprecherrat des Neuen Forum Vertritt die neuen politischen Gruppierungen im alten Kreistag mit kurzem Rederecht Auflösung der Stasi-Kreisdienststelle, Sicherung der Quellendatei Ab Frühjahr 1990 Geschäftsführer des Neuen Forum sowie zum Vorsitzenden des Ausschusses für Vergangenheitsbewältigung in den Kreistag gewählt. Holger Wengler ist heute Mitarbeiter der Stadtverwaltung Nordhausen.
Gisela und Wolfgang Hartmann
Wolfgang und Gisela Hartmann zählten in der Friedlichen Revolution zu den Mitgliedern der Initiatorengruppe um Pfarrer Rüther.
Gisela Hartmann war bereits in der vorrevolutionären Zeit Wegbereiterin der gesellschaftlichen und politischen Wandlungen. Sie engagierte sich über die evangelische Kirche stets für Natur-und Umweltschutz
Über das durch sie gegründete Kirchliche Umweltseminar Nordhausen organisierte sie zahlreiche Aktionen, welche sich gegen die Zerstörung der Natur und für die Wiederbelebung kriegsgeschädigter Flächen richteten. Dazu zählten beispielsweise Pflanzaktionen am Petersberg.
Ambitioniert beteiligte sie sich an der Gründung des Neuen Forum und war Mitinitiatorin der Auflösung der Stasizentrale.
Sie war bei allen Montagsdemonstrationen dabei, trat mutig an das Rednermikrofon und rief immer wieder zu friedlichem Handeln auf.
Ihr Ehemann Wolfgang war in der Eigenverantwortung der demokratischen Kräfte als Chef des Ordnungsdienstes für die Demonstranten zuständig. Er unterstützte seine Frau Gisela in dieser Zeit zuverlässig bei Allem was sie für die Friedliche Revolution leistete.
Von 1990-2005 war Gisela Hartmann Fachbereichsleiterin Umwelt und Naturschutz im Landratsamt Nordhausen. Seit 2009 ist sie Stadtratsmitglied der Stadt Nordhausen für die Partei Bündnis 90/die Grünen, deren Fraktionsvorsitz sie bis zum vergangenen Jahr inne hatte. Sie war in zahlreichen Ausschüssen tätig und ist seit Beginn der laufenden Legislaturperiode Mitglied des Ausschusses für Stadtentwicklung.
Gisela Hartmanns große persönliche Leidenschaft – das wissen alle hier– gilt dem Park Hohenrode, einem Juwel unserer Stadt und des Südharzes.
Sie brachte eine Bürgerstiftung auf den Weg, die als Rechtsträger der bei der anspruchsvollen Rekultivierung, Nutzung und Pflege des Parks Hohenrode fungiert. Sie gründete und leitet den Förderverein Park Hohenrode e.V.
Jutta Wehmann
Die Deutsch- und Musiklehrerin Jutta Wehmann zählte zum kleinen Kreis der Mutigen um Pfarrer Rüther. Sie gab bereits vor 1989 die ersten Impulse zur Friedlichen Revolution in Nordhausen.
Über die Fürbittgottesdienste in der Altendorfer Kirche wurde sie zur Mitbegründerin des Neuen Forum und dessen Initiativausschuss. Jutta Wehmann kümmerte sich 1989/1990 um die ersten russisch-jüdischen Aussiedler, die nach der Grenzöffnung aus Osteuropa über Nordhausen nach Deutschland kamen und organisierte für diese Menschen u.a. eine Weihnachtsfeier im Theaterrestaurant.
Frau Wehmann erwarb große Verdienste um die Veränderung der Volksbildung, initiierte eine Arbeitsgruppe Volksbildung unter Einbeziehung aller Schulen der Stadt.
Nach der Friedlichen Revolution setzte sie sich für den Fortbestand der Landtechnik, der heutigen Fachhochschule, sowie den Erhalt des Nordhäuser Theaters ein.
Trotz ihrer starken Sehbehinderung nahm Jutta Wehmann an den Umgestaltungsprozessen aktiv teil und führte dieses Engagement in den Folgejahren auf verschiedenen anderen Wegen fort, um sich für Bildung, Kultur und Minderheiten einzusetzen.
Dazu zählt auch ihr Engagement als Gründungsmitglied im Partnerschaftsverein Nordhausen-Bochum, der in diesem Jahr sein 25jähriges Bestehen feierte.
Um das junge Radio OKN in Nordhausen in schwierigen Zeiten zu unterstützen führte sie 2 Jahre lang eine monatliche Radiosendung durch.
Ihre ehrenamtlichen Aktivitäten erstrecken sich auf den Erhalt des Gipskarstgebietes und der Goldenen Aue, ihre Mitarbeit im Evangelischen Gemeindekirchenrat bis 2007 und im Förderverein des Theaters Nordhausen bis heute.
Gudrun und Hans-Joachim Tischer
Frau Gudrun Tischer, von Beruf Veterinäringenieurin war als Mitglied des Gemeindekirchenrates der Frauenberg-Kirche gemeinsam mit ihrem Ehemann Gründungsmitglied des Neuen Forum Nordhausen.
Im direkten Umfeld von Pfarrer Rüther haben Gudrun und Hans-Joachim Tischer die neue Bewegung in vielen organisatorischen Dingen unterstützt. Es galt, die Veranstaltungen und Märsche vorzubereiten, Flugblätter zu drucken und zu verteilen, Fahrdienste zu leisten. Jede helfende Hand wurde gebraucht, damit Alles friedlich ablaufen konnte.
Große organisatorische Unterstützung in der Zeit der Friedlichen Revolution erhielt die Frauenberg-Kirche über die Partnerschaft zur Kirchengemeinde der Pnel Kerk aus Utrecht in Holland, die es bereits seit 1983 gab. Es wurden Papier und Kopiergeräte über die Grenze geschmuggelt, es wurde Mut gemacht und Freundschaften geschlossen.
Bei Allem was seine Frau Gudrun für das neue Forum tat, hatte sie stets Unterstützung durch ihren Mann Hans-Joachim, von Beruf Mathematiklehrer im Berufsschulwesen.
Während seiner Lehrertätigkeit versuchte Herr Tischer stets, im Rahmen seiner Möglichkeiten, seinen Schülern im Gegensatz zur sozialistischen Erziehung auch humanistische und demokratische Werte zu vermitteln.
Herr Tischer kandidierte zu den ersten freien Bürgermeisterwahlen und für das Neue Forum Nordhausen.
Nach der Besiegelung der Städtepartnerschaft Nordhausen-Bochum im Jahr 1990 wurde kurz darauf der Städtepartnerschaftsverein Nordhausen-Bochum gegründet, zu deren Gründungsmitgliedern das Ehepaar Tischer gehört. Das Ziel des Vereins, der in diesem Jahr sein 25.Gründungsjubiläum beging, war und ist es, das Näherkommen von Menschen aus den ehemals zwei Teilen Deutschlands voran zu bringen und Vorurteile abzubauen.
Herr Tischer ist seit 12 Jahren Vorsitzender des Vereins, der gemeinsam mit dem Bochumer Städtepartnerschaftsverein kulturelle, sportliche und soziale Vorhaben erfolgreich umsetzt.
Mit den Worten Wir können sagen, wir waren dabei und es war friedlich! fassten beide ihre Gefühle zurück blickend zusammen.
Dr. Friedrich Kray
Wer unterschreibt als erster? Der Aufruf, das Neue Forum in Nordhausen zu gründen, war ein Aufruf zu einer illegalen staatsfeindlichen Handlung. Mit diesen Worten aus dem Buch Die Wende in Nordhausen von Kristin Müller und Thomas Müller beginnt der Mediziner Dr. Friedrich Kray über die Gründung des Neuen Forum in Nordhausen zu berichten.
Er arbeitete als Stations-und Oberarzt und ab 1993 als einer der Chefärzte im damaligen Krankenhaus Maxim Zetkin Nordhausen.
In einer kleinen Gruppe von 14 mutigen Menschen agierte Dr. Kray für die Mobilisierung der vielen Unzufriedenen nach Leipziger und Berliner Vorbild.
Friedrich Kray arbeitete aktiv an der Gründung des Neuen Forum am 22. Oktober 1989 in der Frauenbergkirche, die Einrichtung eines Initiativausschusses und später die Parteiwerdung mit. Sein Vorbild dieser Zeit war Propst Hans–Joachim Jäger, der Mut machte, sich nicht weiter in den Kirchen zu verstecken, sondern friedlich hinaus zu gehen.
An dem Tag des Herbstes 1989, als 11 Ärzte des Nordhäuser Krankenhauses in den Westen gingen, hielt er auf dem August-Bebel-Platz einmalig eine Rede und forderte die Menschen auf, ihre Stadt nicht im Stich zu lassen.
Dr. Friedrich Kray, oder Fritz, wie ihn seine Freunde nennen, kandidierte 1990 für die inzwischen gegründete Deutsche Forum Partei und wurde Mitglied der Stadtverordnetenversammlung und des Kreistages.
Nach den folgenden vier Jahren zog er sich aus der Politik zurück und widmete sich erneut seiner medizinischen Arbeit und seinen Patienten.
Parallel zu seiner beruflichen Arbeit wirkte politisch und sozial seit 1993 im Lions Club Nordhausen, im Park Hohenrode sowie aktuell bei der Integrierung der in Nordhausen angekommenen Flüchtlinge.
Martin Schulze
Martin Schulze ist von Beruf Verkehrsingenieur. Er war von Anfang an aktiv an den Vorbereitungen zur Gründung der Sozialdemokratischen Partei in Nordhausen beteiligt und ist Gründungsmitglied dieser Partei und einer der ersten mutigen Sprecher auf dem August-Bebel-Platz.
Die erste prägende Erinnerung als Kind war die Kollektivierung des Hofes seines Großvaters, den er über alles schätzte. Er fühlte sich innerlich gespalten zwischen dem, was von ihm verlangt wurde und dem, was er leben wollte. In der Schule wurde ein Loblied auf den Sozialismus gesungen und am Abend wurde in der jungen Gemeinde frei diskutiert. Letzteres hat ihn, wie er sagt, geformt.
Nach dem Studium wurde er aufgrund einer unklugen politischen Formulierung nicht auf den zugesagten Arbeitsplatz des Reichsbahnamtes Nordhausen eingesetzt.
So fing er als Sachbearbeiter im Kaliwerk Sondershausen neu an. Und wurde später als Leiter der Werkanschlußbahn berufen und war damit einer der jüngsten der sogenannten Leitungskader des Betriebes.
Hier erkannte er die Widersprüchlichkeit des planwirtschaftlichen Systems. Die Freiräume und Nischen die viele in dem damaligen System sich erhielten wurden immer enger.
In der Zeit der Friedlichen Revolution stellte er sich nicht nur die Frage was wollen wir, sondern wie können wir es erreichen. Einen Weg die DDR zu verändern, sah er nur in der Einführung eines parlamentarischen Systems. So engagierte er sich bewusst für die Neugründung einer Partei, der Sozialdemokratischen Partei, der SDP und späteren SPD in Nordhausen.
Martin Schulze war in der Gründungsphase Mitglied des Sprecherrates der SDP. Später vertrat er seine Partei viele Jahre im Landesparteirat Thüringen.
Der bekennende Fan des Hamburger Sozialdemokraten Helmut Schmidt, las alle seine Bücher und ist an Politik sowie Geschichte nach wie vor interessiert.
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