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Fr, 07:00 Uhr
27.02.2015

Lichtblick: Krieg und Frieden

Die Nachrichtensendung ist zu Ende. Es war, wie oft in den letzten Monaten, die Rede vom Krieg. Der kleine Justin sitzt neben seinem Vater auf dem Sofa. Er fragt: „Vati, wie entstehen eigentlich Kriege?“ Der Vater Antwortet: „Ja, mein Junge, die Sache ist so: Nehmen wir zum Beispiel an, England streitet sich mit Amerika über irgendetwas"...


Die Mutter unterbricht: „Rede doch keinen Unsinn, England und Amerika werden sich nicht miteinander streiten.“ Der Vater erwidert: „Das behaupte ich ja gar nicht! Ich will doch nur ein Beispiel erzählen.“ Die Mutter: „Mit solchem Unsinn verwirrst du den Jungen nur.“

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Der Vater: „Was, ich verwirre den Jungen? Wenn es nach dir ginge, würde überhaupt nichts in seinen Kopf hineinkommen!“ Die Mutter: „Was sagst du? Ich verbiete dir, dass du ..." Da ruft Justin: „Danke, Mutti und Vati, jetzt weiß ich, wie Kriege entstehen.“

Solche Geschichten kennt wohl Jede und Jeder. Man unterhält sich, eigentlich über nichts Problematisches. Aber dann folgt ein Wort dem anderen und es wird immer hitziger. Ein Streit entsteht, ein kleiner Krieg. Irgendwann geht es gar nicht mehr um die Sache. Vielleicht hat man sogar schon vergessen was der Anlass des Streites war. Aber Wortgeschosse fliegen immer noch durch die Luft. Sie hinterlassen Wunden, wenn sie treffen.

Die Kleinkriege des Alltags tun weh, vor allem wenn wir sie mit denen führen die uns eigentlich nahestehen. Und aus der Hitze des Streits, der alltäglichen Kleinkriege, wird schnell genug Kälte. Die brauchen wir um unsere Wunden zu kühlen und um nicht noch neu verletzt zu werden. Doch zu viel Kälte lässt uns frieren und es dauert nicht lange, dann ist eine Beziehung unterkühlt. Beziehungswinter bricht ein und eine dicke Eisschicht bedeckt alles Schöne, die Blumen und Gräser, die schönen gemeinsamen Erlebnisse und das gewachsene Vertrauen.

In der Natur ist gerade zu beobachten, wie der Frühling sich Platz verschafft. Die Schneedecke ist nicht mehr dicht. Hier und da sind schon die ersten Schneeglöckchen zu entdecken. Frühblüher – ein Zeichen der Hoffnung. Sie zeigen uns, dass unter Eis und Schnee etwas verborgen liegt. Sie warten nur darauf zu wachsen und ans Licht der Sonne zu kommen. Bald werden den Schneeglöckchen die Krokusse und Märzveilchen folgen. Das Leben beginnt wieder. Die Kälte hat ein Ende. Es kann neues erblühen.

Justin wollte wissen, wie eigentlich Krieg entsteht. Viel wichtiger finde ich die Frage: Wie entsteht eigentlich Frieden? Wie kann die Eisdecke des Beziehungswinters schmelzen, so dass auch dort die ersten Frühblüher zu erwarten sind? In der Bibel (genauer in einem Brief den Paulus an die christliche Gemeinde in Kolossä schreibt) finden wir eine Einladung zum Frieden: „Ertragt euch gegenseitig und vergebt einander, wenn einer dem andern etwas vorzuwerfen hat. Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr!“ (Kol.3,13)

Paulus weiß, dass es Momente gibt wo wir einander etwas vorzuwerfen haben. Er tut nicht so als wäre immer alles in Ordnung. Das ist es ja auch nicht, auch nicht bei den Kirchgängern. Aber gerade weil er das weiß kann er zum Frieden einladen. Die Einladung klingt beinahe einfallslos: Teil Eins – ertragt einander.

Manchmal muss man einfach etwas aushalten, durchhalten und ertragen. Das ist keine Aufforderung Unrecht über sich ergehen zu lassen. Es ist die Einladung nicht jedes Wort auf die Goldwaage zu legen. Teil zwei – vergebt einander. Vergebung bedeutet: Ich habe ein Recht auf den anderen sauer zu sein, aber ich entscheide mich, loszulassen und auf dieses Recht zu verzichten!

Vergebung heißt nicht: „Ach, es war ja nicht so schlimm!“ Das ist Verdrängung und bringt nichts (höchstens Magengeschwüre). Vergebung heißt: „Dein Verhalten war verletzend für mich, aber ich rechne es Dir nicht mehr an – ich lasse los!“ Paulus nennt als Basis für die Fähigkeit vergeben zu können die Erfahrung selbst vergeben bekommen zu haben. Das ist das Angebot Gottes an uns Menschen – Vergebung. Gott verzichtet auf sein Recht auf uns sauer zu sein und will uns ein neues Leben ermöglichen. Das sieht Paulus als die Basis für Vergebung.

Diese Liebe Gottes ist wie die Sonne, die den Schnee zum Schmelzen bringt. Vergebung ist die Grundlage dafür, dass Beziehungseis zerfließt. Wenn Vergebung gegenseitig geschieht, dann ist sie die Basis für Versöhnung. Versöhnung bedeutet: Ich habe vergeben und mir ist vergeben worden – Das war der erste Schritt. Als zweiter Schritt folgt die Klärung des Konfliktes und die Lösung des Problems. Versöhnung heißt: „Wir haben miteinander neu begonnen!“ – Versöhnung heißt: Es wird Frühling! Ich wünsche Ihnen offene Augen für das Anbrechen des Frühlings – in der Natur und in eingeeisten Beziehungen – und den Mut, Vergebung als Streusalz auf die Eisflächen zu geben. Es wird Frühling und es ist ganz sicher: Wir dürfen mit der Sonne rechnen!
Gregor Rehm – Gemeindepädagoge im Kirchenkreis Bad Frankenhausen - Sondershausen
Autor: red

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