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Do, 17:23 Uhr
18.12.2014

Abbruch im 3. Satz der Trauerrede

Jedem von uns schlägt einmal die Stunde, die unser Leben beendet. In welcher Form der Abschied sein soll, haben viele Menschen zu ihren Lebzeiten schon bestimmt. Kurt Frank sprach mit einem Bestatter...

Frank Meier (Foto: Kurt Frank) Frank Meier (Foto: Kurt Frank)
Frank Meier, der vordem als Schlossermeister seine Brötchen verdiente, ist seit sieben Jahren als Bestatter tätig. Sein Unternehmen befindet sich in der Freiherr-vom-Stein-Straße.

Nordhausen. „Bestattungshaus Nordhausen“. Frank Meier ist dort Prokurist, Chefin seine Frau Antonie Fröhlich-Meier. Die Familie führt noch ein Bestattungshaus in Heringen, ehemals Schlegel. Heutzutage, sagt Meier, könne man unter verschiedenen Bestattungsformen wählen.

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Die ausgefallenste und zugleich teuerste sei die Diamantene. Kein Renner. Nur zwei hatte der „Fachlich geprüfter Bestatter“in diesem Jahr. Ab 3.800 Euro koste allein der Diamant. Ein Saphir oder Rubin nur die Hälfte. Mit Trauerfeier und Ausstattung stehen letztlich schon 6000 Euro unterm Strich.

Aus der Asche der Knochenmasse werde der Diamant gewonnen. Mit einem speziellen Verfahren, dem man verschiedene Substanzen zuführt, und unter enorm großer Hitze und Druck wird der Diamant geformt. Eine Firma in der Schweiz erledige das.

Die preiswerteste, weiß Frank Meier, ist die Seebestattung. Schon ab 250 Euro ist sie zu haben. Die Asche werde, nicht wie manche denken, über dem Wasser verstreut, vielmehr die Urne darin versenkt. Sie sinkt in die Tiefe und löst sich mit der Zeit auf.

Von der Friedwaldbestattung werde mehr und mehr Gebrauch gemacht, informiert der 50-Jährige. Leider sei sie in Thüringen noch nicht zulässig. Dennoch habe es 2014 bislang in seinem Haus neun dieser Art gegeben, in Heringen eine. Die Verstorbenen finden in einem Friedwald bei Bad Sachsa in Niedersachsen ihre letzte Ruhe.

Die häufigste Form mit steigender Tendenz sei die Feuerbestattung. Ab 2600 Euro. Dafür gebe es speziell angefertigte Särge (ab 450 Euro pro Stück), die nur den Zweck hätten, die Toten zu transportieren und zu bestatten. Über die Anzahl der Bestattungen wollte sich Meier nicht äußern. Das sei Geheimnis der Wettbewerber untereinander.

Ein gutes Stück teurer ist die Erdbestattung. Bis 5000 Euro. Abhängig von der Ausstattung der Feier und der Qualität des Sarges. 750 Euro der preiswerteste. An die 4000 Euro, der Jutesarg, der teuerste.

Die Beisetzung auf der grünen Wiese und damit anonym sei plus Nebenkosten schon für 600 Euro möglich. Die auf einem Urnenhain für 1300 Euro. Wie bei der Feuerbestattung: Tendenz steigend.

Über 90 Prozent seiner Aufträge erhält Bestatter Meier telefonisch. Im Vorfeld werde mit den Angehörigen unter anderem geklärt, wie man den Verstorbenen gekleidet haben möchte. Mit dem Anzug zur goldenen Hochzeit beispielsweise. Das Sterbehemd sei das einfachste Bekleidungsstück.

Die Verstorbenen, die für eine Feuerbestattung vorgesehen sind, bringt Frank Meier in das Krematorium nach Kinderode bei Nohra. Eine hochmoderne Anlage. Die in Nordhausen sei überaltert. Eine Einäscherung sei dort nur mit zertifizierter Sterbewäsche möglich. Man müsste demnach dem Toten seinen „goldenen Anzug“ wieder entfernen. Auch ästhetisch halte er die Anlage für überholt.

Das Krematorium auf dem Nordhäuser Hauptfriedhof gebe es seit 1928, gibt Bauamtsleiter Jens Kohlhause von der Stadtverwaltung Auskunft. Etwa 900 Einäscherungen erfolgten im Jahr. Nach 1990 wurde es komplettiert. Dennoch schreibe es rote Zahlen. Eine größere Reparatur sei notwendig. Es bleibe abzuwarten, wie sich der Stadtrat entscheide. Vorerst werde es weiter betrieben.

Regelmäßiger Umgang mit toten Menschen - müsse man da als Bestatter nicht cool und abgehärtet sein? Bestatter seien auch nur Menschen. Sensibilität und professionelle Distanz sollte man sich schon bewahren und die Fähigkeit besitzen, sich in die Befindlichkeiten der Hinterbliebenen hineinzuversetzen, ist Meier überzeugt.

„Besonders betroffen machte mich der Tod eines 18 Monate alten Mädchen, das an einem Asthma-Anfall erstickt war. Als ich die Kleine, die wir vorher eingekleidet hatten, in den Sarg habe liegen sehen, kamen mir schon die Tränen“, erinnert sich der Bestatter und fügt an: „Über den dritten Satz meiner Trauerrede kam ich nicht mehr hinaus.“
Kurt Frank
Autor: red

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