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Di, 11:29 Uhr
02.12.2014

Forum: Wiethoffs Wahlsinn (3)

Das ist der 3. und – versprochen - letzte Teil dieser Artikelserie. Wie es scheint, wird der thüringische Wähler bis zur letzten Sekunde der Zusammensetzung einer neuen Landesregierung mit Merkwürdigkeiten aller Art „verwöhnt“. Ohne einen kräftigen Schuss Satire wird es daher in diesem Teil nicht gehen. Dafür haben die in dieser Kriminalkomödie handelnden Personen selbst gesorgt...


Bereits bei der letzten Landtagswahl fiel auf: Es gibt da Unstimmigkeiten bezüglich der Wertung der Nein-Stimmen, wenn es nur einen Ministerpräsidentenkandidaten gibt. Was hat man diesbezüglich getan? Offenbar nichts. Und das mit ganzer Kraft aller Fraktionen.

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Dass die Situation nicht einfach ist, haben längst noch nicht alle Politiker erkannt. Die durch Politikerwillen möglichen Koalitionen haben jeweils eine Stimme Mehrheit. Das reicht bestenfalls für Gesetze von der Wichtigkeit Null bis Eins auf der nach oben offenen Wichtigkeitsskala. Nach dem Volkeswillen hat noch niemand gefragt. Von den rund 4000 SPD-Mitgliedern, die von ihrer Führung befragt wurden, mal abgesehen. Aber die waren auch nur zu knapp 70 % für die derzeit angestrebte Koalition. Liebe SPD, 30 % Eurer Mitglieder sind gegen Eure Führung. Stimmt also schon mal zusammen mit Euren Koalitionspartnern „Freu dich bloß nicht zu früh“ an. Gitte singt vor.

Dann kann man auch davon ausgehen, dass 30 % der SPD-Wähler gegen R2G sind. Die Lehre für die Wähler ist, in Zukunft genau nachzufragen, welche Koalition eingegangen wird, wenn es für eine Alleinherrschaft nicht reicht.

Die Nordthüringer Online-Zeitungen hatten gefragt, was die Leser gewählt hätten, wenn ihnen die Koalitionswünsche der Parteien vor der Landtagswahl bekannt gewesen wären. 1182 Stimmen wurden abgegeben. DIE LINKE, SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (im Folgenden kurz Grüne genannt) kamen auf zusammen 42,8 %. Dabei wurden die 1,9 % der Grüne schon mitgezählt, die bei der Wahl unter die 5%-Hürde gerutscht wären. 49,1 % hätten AfD und CDU gewählt und 8,1 % eine andere oder keine Partei. Es ist sicher kein Abbild der gesamten thüringischen Stimmungslage, aber für einen Überblick zum Nachdenken sollte es eigentlich reichen.

Die thüringische SPD zerfleischt sich erst mal selbst. Es ist vollkommen unklar, warum die Bundesführung da mitmacht. Wenn der Vorsitzende Sigmar Gabriel verkündet, dass er die Koalition mit der DIE LINKE und Grüne begrüßt und einige Auftritte später verkündet, dass auf Bundesebene eine solche Koalition keine Basis hat, muss auch der letzte Thüringer sich abgewertet als Versuchskaninchen für eine SED V2.0 fühlen.

Genau dieses Wiedererstarken der vor 25 Jahren krachend abgelehnten Partei mit dem immerwährenden Rechtsanspruch hat der Durchschnitt der Thüringer Wähler keinesfalls gewollt. Da lässt auch das zahlenmäßige Wahlergebnis keine andere Interpretation zu.

Werfen wir da noch mal gemeinsam einen Blick darauf, wissen wir, was der Wähler gewollt hat: Eine schwarz-dunkelrote Koalition. Und so abwegig ist das gar nicht, denn bei der Lösung praktischer Fragen haben ja die beiden Parteien auf kommunaler Ebene einige Male erfolgreich zusammen gearbeitet. Außerdem haben die avisierten MP-Kandidaten eine Gemeinsamkeit: Christine-Pattex Lieberknecht und Bodo-DDR-Versteher Ramelow haben noch nicht erkannt, dass sie nicht die Lösung, sondern ein Teil des Problems sind. Und wenn man dann noch so auf die Zwischentöne achtet, scheinen auch CDU-Mitglieder teilweise der Meinung zu sein: 25 Jahre früher war alles viel besser und sie meinen damit, damals war der DIE LINKE-Kandidat noch Hesse und man konnte ihm deshalb eine gewisse Orientierungslosigkeit gegenüber der „guten, alten“ DDR nicht übel nehmen.

Eine Beendigung einer so langen Regierungszeit in Thüringen hat einen großen Vorteil, der zugleich ein großer Nachteil ist: Der Filz zwischen den Parteien und Behörden wird zerschlagen, aber die neuen Regierenden werden keine 25 Jahre brauchen, um ihren eigenen Filz zu erstellen. Auf der Strecke bleiben die Steuerzahler, die das auch noch finanzieren müssen. Die Neuordnung der Ministerien lässt diese ahnen, was sie das kostet. Außerdem will man nun noch einen Wirtschaftsminister importieren. Irgendwer hat herausgefunden, dass dieser mal in Thüringen geboren wurde. Politiker dieser Erde: Sucht nach thüringischen Wurzeln! Und bewerbt Euch! Ihr seid gut und von denen, die wir vor kurzem gewählt haben, hat nach Meinung der geplanten Koalitionsführung sowieso keiner richtig Ahnung.

Werfen wir zum Schluss gemeinsam einen Blick in die als liberal eingestufte „Politiken“ (Kopenhagen): "Wie erwähnt, bekennt sich die Linke heute zur Demokratie, aber ihre Politik, jedenfalls auf Länderebene, wirkt fast so wirklichkeitsfern wie damals die der SED. Gegen die Nato, gegen die USA, gegen Israel, gegen die Bundeswehr; einige wollen Banken nationalisieren, andere die EU bekämpfen. Selten ist man sich in der Partei über etwas einig, und es gibt einzelne vernünftige Stimmen, aber man hat den Eindruck, dass die meisten verrückt sind.
Am verblüffendsten ist es, dass die Wähler sich zu einer Partei hingezogen fühlen, deren Vorgänger die DDR vor die Wand fuhr. Wie der kluge, alte Sozialdemokrat Klaus von Dohnanyi es formuliert hat: Wer bittet einen Architekten darum, ein Haus zu bauen, dessen größtes Werk zusammengestürzt ist?"
Jürgen Wiethoff
Autor: red

Kommentare
360grad
02.12.2014, 12.56 Uhr
Welche Sorge treibt Sie
eigentlich an, sich so konfus und demokratiefeindlich zu einer möglichen Regierungsbildung zu äußern?
Die Sorge um eine Verschlechterung der Situation in Thüringen und Deutschland kann es nicht sein, denn da hätten Sie in den vergangenen 24 Jahren Anlässe genug gehabt.

Ich denke eher, dass es die Sorge über einen möglichen Erfolg der möglichen neuen Koalition ist. Die Panik bei der pseudochrislichen Partei ist nicht mehr zu übersehen und die Angst, von den Futtertrögen zumindest ein bisschen abgedrängt zu werden muss sehr groß sein.

Die Peinlichkeit, mit der einige Pseudolinke, besonders aus unserer Gegend, an diese Futtertröge drängen, erschüttert mich allerdings tief! Allein der Gedanke daran, dass Tricky Mike in Thüringen an die Macht kommen könnte, relativiert meine Bedenken gegen die Pseudolinken dann doch.
I.H.
02.12.2014, 15.22 Uhr
Wieso Satire Herr Wiethoff?
Das ist leider keine Satire Herr Wiethoff. Das ist eine der treffendsten, pragmatischsten Analysen von R2G! :)

Ich fürchte, die neuen Filzläuse werden die Kuh nicht nur melken, sondern sie werden sie schlachten. Wenn man hier im Kommentar liest, dass 24 Jahre alles nur bergab gegangen ist kommt man zwangsläufig zu dieser Überzeugung. Bei diesen R2G Fans fließt wahrscheinlich sogar das Wasser bergauf!
360grad
02.12.2014, 16.52 Uhr
S.W.,ich habe Sie
bis jetzt für einen "Running Gag" der Redaktion gehalten, befürchte aber nun, dass Sie real existent sind.

Wenn Ihnen der kommentierte Artikel als treffende, pragmatische Analyse von etwas, was es noch gar nicht gibt erscheint, muss die Frage erlaubt sein, ob Sie überhaupt willens sind, sich zu informieren und Ihren Informationsstand den sichtbaren Realitäten anzupassen, oder diese wenigstens abzuwarten.

Ja, es ist bergab gegangen, nicht steil und auch nicht für jeden an jeder Stelle, aber stetig für viele . Das zeigt sich auch an der deutlich negativen Entwicklung der absoluten Zahlen der CDU /SPD-Wähler in Thüringen und der Entwicklung der AfD. Anders formuliert, selbst da haben die meisten gemerkt, wohin es fließt, das Geld.

Ich vermute bei Ihnen einen tiefen, unbeeinflussbaren Glauben an den Wahrheitsgehalt der BILD Zeitung und an den der veröffentlichten Arbeitslosenzahlen als Grundlage dafür ,sich weiter von der Realität fernhalten zu können.
Auch der offensichtliche Glaube, dass zwei Pfarrer die Garanten für einen steilen Aufstieg unseres Bundeslandes sein könnten, ist bezeichnend für Ihren Erkenntniswillen.

Zu der Kuh.Eine klapprige Kuh gibt wenig Milch und Schlachten macht keinen Sinn,da passen die Besitzer schon auf.

Falls die Redaktion doch was damit zu tun hat-Kompliment!
I.H.
02.12.2014, 20.59 Uhr
Lieber Vollwinkel 360grad, ich halte Sie
für den durchschnittlichen "running gag" der ewig zu kurz Gekommenen. Lag das auch an den zwei Pfarrerstöchtern? Ich glaube nicht, das wird wohl an Ihnen selbst und Ihren Geschreibsel gelegen haben! ;)

Um Sie zu beruhigen, ich lese niemals die "Bild" und glaube niemals an veröffentlichte Arbeitslosenzahlen. An den von Ihnen verbreiteten ideologischen Käse glaube ich allerdings auch nicht! Da müssen Sie sich schon mehr Mühe geben, :)
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