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Fr, 06:34 Uhr
12.09.2014

nnz-Forum: Wahlkampfgetöse beim Baron

Bodo Schwarzberg findet es schon erstaunlich, welche Blüten die bevorstehende Wahl so treibt. Zwei CDU-Funktionäre aus dem Landkreis Nordhausen, Egon Primas und Dr. Zeh, treffen sich mit einem einflussreichen Mann aus dem sachsen-anhaltischen Südharz und sprechen über die „dringliche Aufgabe“, den Südharz länderübergreifend für nachfolgende Generationen zu schützen und zu bewahren...

Nur Wahlkampfgetöse oder mehr? Der Landschaftsraum Südharz hat mehr als das gegenwärtige, provinzielles Denken verdient.

Der gastgebende Baron Dr. Clemens Ritter von Kempski berichtet von den Erfolgen seines innovativen Tourismuskonzepts in unserem östlichen Nachbarkreis. - Habe ich richtig gelesen? Wirtschaftliche Erfolge im Landkreis Südharz und damit in einem von der Magdeburger CDU/SPD-Regierung unterstützten Biosphärenreservat?

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Egon Primas muss sich doch die Haare gerauft haben, bei den Worten des Barons, sieht doch der selbsternannte Südharzschützer in einem länderübergreifenden Biosphärenreservat einen wirtschaftlich nicht förderlichen Schandfleck für unsere Region! Und eigentlich kann ja nicht sein, was nicht sein darf!

Wer auch immer den gestrigen Beitrag geschrieben hat: Das Wort Biosphärenreservat hat er, warum immer, gekonnt vermieden, obwohl genau das den Zielen der drei Gesprächspartner hervorragend entspricht. Es sei u.a. über den Harztourismus in Sachsen-Anhalt gesprochen worden, hieß es weiter. - Erst vor wenigen Tagen, ich radelte die Strecke für den kommenden Harz-Hunderter ab, sagte mir eine Gastwirtin aus Altenbrak, wie sehr sie und der Ort vom Harzer Hexenstieg und von den Harzer Wandernadeln profitierten.

Der Hexenstieg aber wächst gewiss auch nicht zu, wie gelegentlich unser vielfach ausgezeichneter und tatsächlich wunderschöner Karstwanderweg: Weder aus Vernachlässigung touristischer Grundaufgaben und aus Mangel an Wanderern, noch auf Grund fehlender Konzepte. Vielleicht hat der Baron den beiden CDU-Leuten aus Nordhausen auch hierzu ein paar Ideen mit auf den Weg gegeben.

„…natürliche Gegebenheiten und Ressourcen (sollen im Südharz-B.S.) unterstützt werden, ohne ihnen zu schaden“. – Auch diese besonders in diesen Tagen wohlklingenden Worte waren in dem nnz-Beitrag zu lesen.

Stammen sie also vielleicht sogar von einem der beiden Nordhäuser Gäste? Wenn ja, dann wäre das geheuchelt, denn das von der CDU vertretene Konzept zum Gipsabbau (Primas im Wahlkampf, siehe nnz: Wir wollen die Gipsindustrie so behalten, „wie wir sie kennen“) schadet den „natürlichen Gegebenheiten und Ressourcen“ wohl sehr eindeutig: Stellen Sie sich nur einen Kohnstein-Steinbruch zwischen Niedersachswerfen, über den heutigen Komödienplatz mit Harzer Wandernadel bis hin zur Hohen Schleife vor: Das wäre theoretisch ungefähr möglich und das wäre Egon Primas‘ Gipsindustrie, wie wir sie kennen. Denn ein neuer Steinbruch wäre hierfür nicht notwendig, liebe Leser, eine von ihm vertretene Erweiterung würde für dieses Vernichtungswerk vollkommen ausreichen.

Wie schon bei den Äußerungen von Umweltminister Reinholz zu Roten Listen einerseits und seinen Förderkonzepten für den ländlichen Raum andererseits (siehe nnz) treten kaum zu überbrückende Widersprüche zwischen zeitlich meist etwas auseinanderliegenden und daher schwer zu vergleichenden Argumentationen bzw. vertretenen Konzepten auf. Man muss nur genau hinsehen und die natürlichen Fakten betrachten.

Auf diese unehrliche Art und Weise jedenfalls können die beim Cappuccino mit dem Baron angeschnittenen Gegensätze zwischen Natur und Wirtschaft keinesfalls beseitigt werden. Global für das Belügen der Welt durch die Politik mögen die aktuellen Roten Listen, die Weltklimaberichte des IPCC, die ständigen Jahrhundertfluten und der zweite Supergau in einem Kernkraftwerk innerhalb von nur 26 Jahren als Ergebnis gelten. Wider vieler Konzepte und Versicherungen. Glaubwürdigkeit zum Wohle der Menschheit und des Planeten sieht anders aus.

Auf unsere Region bezogen hieße das z.B. , nicht länger zu versuchen, den Gipsabbau und den Erhalt einer einzigartigen Landschaft verheiraten zu wollen, hieße, das provinzielle Denken bis zu den angesprochenen Grenzsteinen jenseits von Ilfeld aufzugeben und durch ein wirklich zukunftsträchtiges Konzept zu ersetzen, das sich an der landschaftlichen Einheit zwischen Pölsfeld im Osten und Osterode im Westen orientiert.

Ohne die vollkommenen unbegründeten Ängste vor wirtschaftlichen Ruin. Der Baron kann bestimmt Motivationskurse geben. Ein länderübergreifendes Biosphärenreservat wäre ein solches Konzept, u.a. vielleicht mit der Folge, dass Ilfeld zum Beispiel wieder Freude an sich selbst hat und Erholungsort sein möchte.
„Alle sahen ihren dringlichen Auftrag darin, die Region für nachfolgende Generationen zu schützen und zu bewahren“, hieß es in dem besagten Beitrag außerdem. Natürlich.
Bodo Schwarzberg

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Autor: red

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Kommentare
Fönix
12.09.2014, 11.20 Uhr
CDU-Wahlkrampf oder Tanz der Wendehälse
Ich teile die Meinungen und Argumentationen von B. Schwarzberg nicht uneingeschränkt, weil nach meiner Ansicht Radikalismus (egal ob beim Wandern oder beim Agitieren für den Naturschutz) eher abschreckt als zum Mitmachen animiert, aber in diesem Fall kann ich ihm nur zustimmen:
Wer die ganze Legislaturperiode gegen das Biosphärenreservat Südharz im Landkreis Nordhausen zetert, dieses als (Land-)wirtschaftshemmendes Hexenwerk verdammt und sich dann plötzlich eine Woche vor den Landtagswahlen zum Obernaturschützer aufschwingt, zeigt, dass er das ist, was er auch schon vor 25 Jahren war: Das Musterbild eines Wendehalses!

Mal ganz abgesehen davon, dass er offensichtlich von naturschutzfachlicher Sachkenntnis so weit entfernt ist wie der Landkreis Nordhausen von wirtschaftlicher Prosperität!

Gerhard Rosinski
tsnsw
12.09.2014, 11.50 Uhr
Chance und Umgang, Bitte kritisch überprüfen.
Was auffällt: Es ist schon ein Nordhäuser Spezifikum (?) dass immer alles sofort für Partikularinteressen vereinnahmt, an besonderen singulären Beispielen polarisiert wird...?

Auch so wird m.E., vor dem Hintergrund einer möglichen Chance für unsere Region,ein anzustrebender Prozess der Objektivierung und Evaluierung erschwert.
Ja Türen könnten gar nicht erst aufgehen oder dieser Windzug schlägt diese gleich wieder zu!

Das ist kein guter Umgang miteinander, vor allem ist es so nicht förderlich.

Wir brauchen, nach Konsens, im übergeordnenten Interesse, einen starken, zielführenden, effizenten Wind aus Nordhausen & Cie, wie sonst oder wo sonst soll das herkommen?

Ich bin sicher, dass dies gelingen kann.Tim Schäfer
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