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Do, 08:32 Uhr
01.05.2014

„Der gefesselte Wald“

In der Dichterstätte Sarah Kirsch liest der renommierte deutsche Dichter Wulf Kirsten aus Weimar Gedichte aus Buchenwald am kommenden Montag (5. Mai) gemeinsam mit Annette Seemann, die, aus Frankfurt/Main gebürtig, als freie Autorin und Übersetzerin gleichfalls in Weimar lebt...


Die beiden Autoren sind die Herausgeber der zweisprachigen Ausgabe des Buches „Der gefesselte Wald“, die 2013 im Wallstein Verlag herauskam. Es ist ein ungewöhnliches literarisches Werk!

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Die erste französische Originalausgabe erschien 1946 in Verantwortung von André Verdet (1913-2004), der mit den anderen männlichen Personen, die die Gedichte in Buchenwald schrieben, dort inhaftiert war. In der Einleitung der Erstausgabe nach der Heimkehr aus dem KZ schrieb Verdet im August 1945 in der Einleitung: „Trotz der Hölle auf Erden haben Menschen hier gedacht, nicht literarisch gedacht, aber human. Und sie dachten, dass irgendwo außerhalb dieser Hölle die Welt noch sehr viel an Schönheit und Güte bereithält.“

1995 kam eine zweite Auflage des Buches in Frankreich heraus. In dieser Sammlung von Gedichtetem, unter extremen Bedingungen entstanden, sind zwei Belgier, ein Spanier, drei Polen, zwei Deutsche, ein Russe, sechzehn Franzosen vereint - Arbeiter, Geschäftsleute, Künstler, Intellektuelle. Viele von ihnen waren in der Résistance. Wulf Kirsten, auch ein ausgezeichneter Essayist, verfasste das Nachwort unter dem Titel „Dichten, um zu überleben.“
Cover (Foto: Verlag) Cover (Foto: Verlag) Was weiß man über die Entstehung der Verse? Diese Insassen des Konzentrationslagers wollten sich durch Kulturaneignung innerlich wappnen. Deshalb gestalteten sie ein Rezitationsprogramm, in dem sie aus dem Gedächtnis Gedichte aus fünf Jahrhunderten vortrugen. Dadurch inspiriert, dichteten sie dann selbst, jeder nach seinen Möglichkeiten. Natürlich war das Schreiben in Buchenwald strengstens verboten und die Häftlinge mussten absolutes Vertrauen in die Mithäftlinge haben.

Bereits das Besorgen von Papier und Stift war eine Herausforderung. So ein gemeinsames Tun festigt die Solidarität, aber auch den Sinn für Ordnung unter extremen Bedingungen. Man gab ein Selbstzeugnis ab und setzte ein Zeichen der Selbstbehauptung. Die Gedichte wurden Ende 1944 Anfang 1945 in drei handschriftlichen Exemplaren zur Anthologie vereint. Zwei nähte man in Jacken, eine begrub man in einer Büchse unter den Block 45. André Verdet gelang das Herausschmuggeln. Diese schriftlichen Zeugnisse aus lebensbedrohender Zeit erschüttern, berühren, erstaunen und, das mag erstaunlich klingen, machen Mut.
Heidelore Kneffel

"Der gefesselte Wald" – Gedichte aus Buchenwald, erstmals aus dem Französischen für diese zweisprachige Ausgabe von Annette Seemann übersetzt

Montag, 05.05.2014, Dichterstätte Sarah Kirsch, Lange Reihe 11, Limlingerode, Beginn: 19:00 Uhr, Eintritt: frei 
    
Eine Veranstaltung der Literarischen Gesellschaft Thüringen in Zusammenarbeit mit dem Förderverein „Dichterstätte Sarah Kirsch“ mit der freundlichen Unterstützung des Thüringer Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur.
Autor: red

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