Do, 14:51 Uhr
26.09.2013
nnz-Bücherkiste: Langer Strand und mehr
In schöner Regelmäßigkeit veröffentlicht T.C. Boyle neue Romane. Nicht alle davon sind gesellschaftliche Skandale - aber gut sind sie immer. Ein bekennender Boyle-Fan ist Olaf Schulze. Er las für uns "San Miguel".
T.C. Boyle
San Miguel
Carl Hanser Verlag
T.C. Boyle gilt zu Recht als einer der ganz großen Gegenwartsliteraten und längst ist aus dem hippen und schrillen Jungschreiberling, der mit Wassermusik ein kaum überbietbares Erstlingswerk vorlegte, ein routinierter Erzähler geworden. Nachdem er sich in seinen letzten Romanen eher den drängenden Fragen der Zukunft wie Umweltschutz und Überbevölkerung widmete, kehrt Boyle in San Miguel zurück in die Vergangenheit und zeichnet am Beispiel einer kleinen Insel vor der Küste Kaliforniens ein Porträt des beginnenden zwanzigsten Jahrhunderts in der aufstrebenden Weltmacht USA. Durch die Isolierung, die seine drei Protagonistinnen auf dem gottverlassenen Eiland voller Schafe und Seerobben ertragen müssen, schärft sich der Blick des Erzählers zusätzlich und Boyle seziert die Charaktere und ihre Lebensverhältnisse. Wie er aus der Sicht der schwindsüchtigen Marantha, ihrer lebenslustigen Tochter Edith und der späten Braut und Mutter Elise dieses raue, entbehrungsreiche Leben an der Seite ihrer ehrgeizigen, aber erfolglosen Männer beschreibt, das zeichnet den großen Romancier aus. Und sicher gilt die fast autarke Insel, die von ihren Bewohnern gehasst und geliebt wird auch als ein Sinnbild selbstgewählter oder fremdbestimmter Lebensumstände, die wenigstens in diesem Buch mehr fesselnd als befreiend wirken. 450 Seiten Boyle wie aus einem Guss. Der Meister ist in Hochform, der Erwerb des Romans San Miguel ist Bücherfreunden unbedingt zu empfehlen.
OLAF SCHULZE
Autor: nnzT.C. Boyle
San Miguel
Carl Hanser Verlag
T.C. Boyle gilt zu Recht als einer der ganz großen Gegenwartsliteraten und längst ist aus dem hippen und schrillen Jungschreiberling, der mit Wassermusik ein kaum überbietbares Erstlingswerk vorlegte, ein routinierter Erzähler geworden. Nachdem er sich in seinen letzten Romanen eher den drängenden Fragen der Zukunft wie Umweltschutz und Überbevölkerung widmete, kehrt Boyle in San Miguel zurück in die Vergangenheit und zeichnet am Beispiel einer kleinen Insel vor der Küste Kaliforniens ein Porträt des beginnenden zwanzigsten Jahrhunderts in der aufstrebenden Weltmacht USA. Durch die Isolierung, die seine drei Protagonistinnen auf dem gottverlassenen Eiland voller Schafe und Seerobben ertragen müssen, schärft sich der Blick des Erzählers zusätzlich und Boyle seziert die Charaktere und ihre Lebensverhältnisse. Wie er aus der Sicht der schwindsüchtigen Marantha, ihrer lebenslustigen Tochter Edith und der späten Braut und Mutter Elise dieses raue, entbehrungsreiche Leben an der Seite ihrer ehrgeizigen, aber erfolglosen Männer beschreibt, das zeichnet den großen Romancier aus. Und sicher gilt die fast autarke Insel, die von ihren Bewohnern gehasst und geliebt wird auch als ein Sinnbild selbstgewählter oder fremdbestimmter Lebensumstände, die wenigstens in diesem Buch mehr fesselnd als befreiend wirken. 450 Seiten Boyle wie aus einem Guss. Der Meister ist in Hochform, der Erwerb des Romans San Miguel ist Bücherfreunden unbedingt zu empfehlen.
OLAF SCHULZE
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