Im vergangenen Jahr starteten in Deutschland gerade mal 775.000 Jungunternehmer in die Selbständigkeit. Ein Tiefststand seit dem Jahr 2000. Dabei ist der Gründergeist regional sehr unterschiedlich ausgeprägt. Während in Berlin und Hamburg viele ein eigenes Unternehmen aufbauen, bilden Brandenburg und Sachsen die Schlusslichter. Thüringen belegt mit Platz acht das Mittelfeld...


Dennoch, auch im Freistaat wurden im ersten Vierteljahr 2013 weniger Gewerbe angemeldet als im entsprechenden Vorjahresquartal. Nach Mitteilung des Thüringer Landesamtes für Statistik verringerte sich die Anzahl der Gewerbeanmeldungen um 3,6 Prozent auf 3.729.

„Der Rückgang ist besorgniserregend, da Existenzgründer wichtig sind für die Wettbewerbsfähigkeit der Region und neue Arbeitsplätze schaffen“, erklärt Gerald Grusser, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt. Gründe für die negative Entwicklung seien vor allem die rückläufigen Arbeitslosenzahlen, steigende Arbeitsplatzsicherheit sowie der zunehmende Fachkräftemangel. So sinke bei guter Konjunktur traditionell auch die Neigung, ein Unternehmen zu gründen.

„Viele Fachkräfte haben aufgrund der höheren Nachfrage nach qualifiziertem Personal eine bessere Verhandlungsposition und ziehen eine gut dotierte Beschäftigung dem Abenteuer Selbstständigkeit vor“, so der IHK-Chef. Hinzu käme die demografische Entwicklung, da immer weniger gründungsinteressierte junge Menschen heranwachsen.

„Positiv ist jedoch, dass ein Großteil der Gründer nunmehr eine tragfähige Geschäftsidee umsetzt und damit eine gute Chance wahrnimmt“, verweist Grusser auf aktuelle Erfahrungen der IHK Erfurt. Diese Unternehmen seien auf Dauer erfolgversprechender als so genannte „Notgründungen“.

„Wichtig ist aber auch, die Rolle des Unternehmers in der Gesellschaft neu zu definieren. So muss das Thema Selbstständigkeit systematisch im Bildungssystem verankert werden“, fordert Grusser. Auch sollten bürokratische Hürden für Existenzgründer weiter abgebaut werden.