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Di, 10:54 Uhr
05.02.2013

nnz-Forum: Verstecken war gestern

Vorbei sind die Zeiten, in denen sich gestresst fühlende Abiturienten der Leistungs – und eA- Kurse Biologie hinter großen Zeitungsseiten verstecken konnten, die privaten Briefkästen jeden Tag überquollen und die blauen Tonnen viel zu schnell voll waren. Eine Wortmeldung aus dem Nordhäuser Humboldt-Gymnasium...


Wie viele Quadratmeter bedruckte Fläche hat eigentlich eine Tagesausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung? Das hat seit 1995 noch kein Schüler ausgerechnet. Genau seit 18 (!) Jahren gehören die Leseprojekte von Deutschlands auflagenstärkster Tageszeitung zum festen Bestandteil des medienkundlichen Unterrichts in der Abiturstufe des Nordhäuser Humboldt-Gymnasiums im Fach Biologie.

Noch im vorletzten Jahr schleppten am letzten Schultag vor den Prüfungen „Betroffene“ einen meterhohen Stapel der Zeitungen vor den Raum 1307. Das soll alles vorbei sein? Vorbei die Aktualität im Unterricht, vorbei die Langzeitarbeiten, die Recherche und vorbei auch die Anerkennung und die Erfolge bei den jährlichen Wettbewerben? Was ist nun mit dem „Lesestoff für kluge Köpfe“, wie sich die F.A.Z. selbst darstellt?

Im vergangenen Spätherbst konnte unsere Schule sich wieder für ein Medienprojekt bewerben. Dazu gehörte die Darstellung der Einbeziehung in den Unterricht, die Vielfalt der Nutzung und die Qualität der zum Teil zu einem Wettbewerb eingereichten Ergebnisse.

Und wieder gehören wir zu den 100 Schulen in Deutschland, die zu „Jugend liest 2013“ ausgewählt und zugelassen wurden. Unterstützt werden Schüler und Lehrer von der „Stiftung Lesen“ in Mainz.

Alle Schüler erhalten ein Jahr lang einen kostenlosen Zugang zum E-Paper der F.A.Z. und der Sonntagsausgabe. Bereits am Abend vorher kann jeden Tag die komplette neue Ausgabe eingesehen werden. Also kein Blättern, Stapeln, Ausschneiden, Wegwerfen mehr. Ein Zugeständnis an die Umwelt? Sicher doch nur zum Teil, denn die Zeitung wird auf Recyclingpapier gedruckt, ein Notebook, Tablet PC, iPad oder iPhone müssen auch erst hergestellt werden und kosten Energie.

Unterstützen wir jetzt also auch den Rückgang der Printmedien? Möglich, allerdings wird so der Lebensrealität der Jugendlichen viel stärker entsprochen. Digitale Nutzung von Texten und Daten und auch deren Speicherung wird erleichtert und orientiert auf den künftigen Studienalltag.

Sobald sich alle Schüler des eA- Kurses Biologie der 11. Klasse mit ihren Zugangsdaten angemeldet haben, können sie sofort nach Vorlieben und Schwerpunkten die Zeitung durchsuchen und nur die für sie relevanten Artikel, Bilder und Graphiken speichern oder drucken. Der schon mehrfach zitierte Satz von Th.Bernhard: „Wer alles liest, ist selber schuld.“, verliert seine Brisanz. Selektives Lesen kann effektiver erfolgen und das auf jeden Fall fächerübergreifend und auch insbesondere für die Seminarfacharbeit.

Das breite thematische Spektrum der F.A.Z. und ihr hoher qualitativer Anspruch bieten hierbei eine fundierte Grundlage. Die Inhalte des Projektes können auf der Internetseite http://www.fazschule.net/project/jugendliest2013 nachgelesen werden.

Im Mittelpunkt stehen folgende Ziele:
  • Individuelle Mediennutzung lernen
  • Die eigene Urteilskraft stärken
  • Den Wert und Nutzen einer Qualitätszeitung vermitteln
  • Berufs- und Lebensplanung
Bedauerlich ist, dass wir auf Grund der technischen Ausstattung nicht den kostenlosen Zugang zum F.A.Z.-Archiv nutzen können. Voraussetzung ist eine feste IP- Adresse der Schule, um die Nutzung durch unbefugte Dritte auszuschließen.

Dieses neue Projektjahr ist eine Herausforderung für die Beteiligten und erfordert ein großes Maß an Selbstdisziplin, ist aber spannend, weil wir wirklich neue Formen des Wissenszugangs ausprobieren. Ich wünsche den SchülerInnen und auch mir Erfolg dabei.
Eva-Maria Kelle, Projektlehrerin
Autor: red

Anmerkung der Redaktion:
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Kommentare
Big Boy
05.02.2013, 11.02 Uhr
Genau beschrieben
Sehr geehrte Frau Kelle, Sie haben die technischen Umwälzungen genau beschrieben. Bleibt dann nur noch die Frage: Wird das in der "Handhabung" von Büchern auch so kommen? Brauchen wir das noch eine solche Prunk-Bibliothek in Nordhausen? Oder hätte das viele städtische Geld der Eigenanteile nicht besser in den Ausbau der Kommunikations-Infrastruktur auch in den Gymnasien und Regelschulen gesteckt werden können?

Es ist schlimm, wenn Menschen mit dem Sachverstand von gestern alles entscheiden.
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