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Do, 09:33 Uhr
02.09.2010

nnz-Rückblick: Statistik contra Starkregen

Kaum ist der meteorologische Sommer vorbei, erscheinen die ersten Statistiken zu den vergangenen drei Sommermonaten. Eigentlich war es ein normaler und durchschnittlicher Sommer ohne besondere Extremwerte, so die Meteorologen und Klimaforscher. Auch in Nordhausen, wie Wetterexpertin Dr. Jutta Parnieske-Pasterkamp zu berichten weiß...


Der geübte Leser der Nachrichten übers Wetter weiß: Nicht nur in der Schule, sondern vor allem auch in der Meteorologie und der Klimatologie ist Statistik und Mathe eben alles. Klima – das sind 30 Jahre Dauerbeobachtung und eine kurze Beschreibung des Gewesenen. Ein bekanntes Beispiel in den Medien: „Das langjährige Temperaturmittel zwischen 1961 und 1990 wurde um x °C überschritten“. Oder: „Für die Jahreszeit zu kühl.“ oder „Für die Jahreszeit zu trocken“. Und nach diesem Sommer eben: Eigentlich ein durchschnittlicher Sommer.

Nun sagt unsere persönliche Wetterbeobachtung uns etwas anderes: Der Juni war sehr trocken, der Juli extrem heiß und der August zu feucht und an bestimmten Tagen für die Jahreszeit zu kühl. Das kleine Wörtchen „zu“ zeigt wieder den Weg zu den langjährigen Statistiken der Klimaforscher. Und die sagen eben – im Mittel war der Sommer normal. Rein rechnerisch.

Einige Daten zum Nordhäuser August: Es war ein warmer Augustmonat mit einer mittleren Temperatur von 18,5 °C. 17,3°C ist unser langjähriges Mittel aus Nordhausen-Salza, ein etwas kühlerer Standort aufgrund der „grünen Lage“ der Station. Die tiefste Temperatur betrug 8,8°C und wurde in den frühen Morgenstunden des 30. August gemessen. Die höchste Tagestemperatur betrug 32,6°C und wurde sowohl am 21. und am 22. August in den frühen Nachmittagsstunden erreicht. Vier heiße Tage wurden auf dem Campus registriert ( mehr als 30°C) und zusätzlich 9 Sommertage, an denen das Thermometer über 25°C kletterte.

Der Luftdruck, der ja maßgeblich unser Wetter mit seinen Höhen und Tiefdruckgebieten bestimmt, war bis zur Monatsmitte ausgeglichen und zeigt die nacheinander über Deutschland hinweg ziehenden Tiefs. Um den 22. August herum schaffte es dann ein kleines Hochdruckgebiet, das Wetter in Nordhausen kurzfristig zu verbessern. Der Luftdruck kletterte nach oben, die Temperaturen ebenso und Niederschlag fiel keiner – erst am Ende der kurzen Schönwetterperiode. Dafür dann aber richtig, die warme Luft verabschiedete sich mit einem Starkregenereignis und 10 Liter Niederschlag pro Quadratmeter in einer halben Stunde.

Nach dem Hochdruckeinfluss folgte wieder – ein Tief nach dem anderen. Die Tiefdruckgebiete mit ihrer Drehrichtung entgegen dem Uhrzeigersinn haben im Monat August kalte und feuchte Luft aus nördlicheren Breiten zu uns gezogen. Eine stabile Hochdruckwetterlage, wie man sie statistisch (!) für unsere Breiten im August eigentlich voraussagt, gab es in diesem Jahr nicht.

Neben zwei Starkniederschlagsereignissen am 22. und 27. August mit 14 bzw. 15 Litern pro Quadratmeter fiel an weiteren 19 Tagen Regen vom Himmel. Die Mengen schwankten zwischen 0,1 mm bis 9 mm bzw. Liter pro Quadratmeter. Damit war es im Vergleich zu dem langjährigen Mittelwert zu feucht. Knapp 60 mm wären „normal“, knapp 90 mm wurden registriert. Damit konnte der Bodenwasservorrat wieder etwas aufgefüllt werden. Nach den zwei verdunstungsstarken Monaten Juni und Juli war dies für die Bodenlebewelt und die Pflanzen sehr wichtig. Aufgrund der geringen Sonnenscheindauer von 105 Stunden (208 h im Mittel), an neun Tagen schien die Sonne weniger als eine Stunde, war zusätzlich die Verdunstungsleistung im August gering, sie entsprach quantitativ in etwa dem gefallen Niederschlag.

Und nun der Sommer in Nordhausen: Es fielen ca. 75% des üblichen Niederschlags (130 mm zu 177 mm). Damit war der Sommer etwas zu trocken. 90% der üblichen Sonneneinstrahlung wurden erreicht, wobei es keine gleichmäßige Verteilung der Einstrahlungsmengen in den Sommermonaten gab. Und die Temperaturen liegen über dem langjährigen Mittel (20°C zu 17°C), wobei die innerstädtische Lage der Messstation zu berücksichtigen ist.

Zu trocken, zu heiß, zu feucht und zu kühl – ein Sommer der Wetter-Extrema geht zu Ende. Er passt gut in die Prognosen der Klimaforscher, die immer wieder betonen: Genau solche Extremereignisse werden zunehmen. Und im Mittel wird es etwas wärmer. Genau wie in Nordhausen. Obwohl rein rechnerisch eigentlich alles durchschnittlich war.
Dr.rer.nat. Jutta Parnieske-Pasterkamp
Autor: nnz/kn

Kommentare
brixan
03.09.2010, 07.35 Uhr
extrem
„Erst Klimaerwärmung dann Klimawandel“
Extrem war, als in Nordhausen, das gießen in den Gärten und das beregnen der Rasenflächen verboten war. Vergleichsrechnungen sollten sich doch auf einen größeren und immer den gleichen Zeitraum beziehen. Minimum 60 Jahre.

Die Durchschnittstemperatur ist nur leider seit 1999 stetig gesunken. Siehe auch die Pressemitteilung „ Die Klimaerwärmung macht eine Pause“ von
Herrn Mojib Latif. Der Begriff „Klimawandel“ ist ein politisches Instrument, dass die Herrschende Klasse braucht um dem Volk Angst und Schuldgefühle
einzureden, zur Durchsetzung ihrer eigenen Finanziellen Interessen.

Ein Abgleich der Temperaturdaten zwischen der Wetterstation FH und der von NDH/Rüdigsdorf wäre mal ganz interessant. MFG
Parnieske
03.09.2010, 09.36 Uhr
Danke für den Kommentar - eine Antwort
Hallo brixan | extrem!

Vielen Dank für Ihren Kommentar zu meinem Bericht. Sie scheinen sich im Umfeld des Klimawandels und der Klimaerwärmung ja gut auszukennen. Eine Info habe ich aber dennoch für Sie: Der Referenzzeitraum ist immer die jeweils gültige von der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) festgesetzte Normalperiode, z. Zt. 1961-1990. Alle 30 Jahre beginnt dann die neue Normalperiode. Dieser Referenzzeitraum ist übrigens unabdingbar, wenigstens eine Randbedingung muss bei der globalen statistischen Auswertung die gleiche sein – hier eben die Zeit.

In Deutschland gibt es derzeit drei Klimareferenzstationen, die seit mindestens 100 Jahren über verlässliche Aufzeichnungen verfügen, der Brocken mit seiner Wetterstation kam ja neulich dazu. Natürlich müssen wir daran denken, dass vor 100 Jahren die Messtechnik eine andere war als heute und damit die Werte nicht direkt miteinander zu vergleichen sind. Das gilt – und das betone ich gerne und immer wieder in meinen Beiträgen – genauso für die Daten des Herrn Tauchmann und die der Campus-Station. Abweichungen sind unabdingbar und eigentlich im Wettergeschehen völlig normal. Wichtig ist, dass man diese kennt und die Daten korrekt interpretiert.

Die Aussagen des Herrn Latif sind mir nicht unbekannt – nur verstehe ich seine Aussagen anders als Sie. Er verneint keineswegs die Veränderung des weltweiten Klimas. Er betont nur, dass aus seiner Sicht derzeit die natürlichen Schwankungen die anthropogen verursachten Schwankungen überlagern. Und eben diese verursachen derzeit kühlere Perioden.

Sie erreichen mich gerne unter meiner Nordhäuser E-Mail-Adresse (Fachhochschule) – ich freue mich immer, wenn ich auf weitere Daten zurückgreifen kann. Bitte melden Sie sich bei mir.

Gruß, PP
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