Fr, 09:37 Uhr
16.07.2010
Post von Luisa (31)
Luisa Schäfer, eine junge Frau aus Niedersachswerfen, schreibt in der nnz ein ungewöhnliches Tagebuch über ihre Erlebnisse am anderen Ende der Welt, in Argentinien. Heute berichtet Luisa über die Gegensätzlichkeiten wie arm und reich oder Luxus und Elend...
Es ist Winter. Allerdings spürt man das glücklicherweise nicht an allzu vielen Tagen. Wenn dann aber richtig. Heizung ist Luxus, bei den paar Kälteeinbrüchen im Jahr muss man eben frieren. In unserem eigenen
Haus haben wir wenigstens noch eine Gasheizung. In den ärmeren Viertel wird halt alles an Kleidung übereinander gezogen was geht. Das gesamte Straßenleben wirkt verändert. Wo sonst die Fußgängerzonen voll gedrängt sind, herrscht auch mal gähnende Leere. Man ist hier nicht an die kälteren Temperaturen gewöhnt und dabei bleibt es eigentlich über dem Gefrierpunkt. Manche Kinder erklären mir, dass sie doch nun beim besten Willen nicht in die Schule gehen können. Es wird also eine Pause eingelegt, so lange bis sich wieder die Sonne zeigt. Auch eine Taktik! Ich verbringe die kalten Stunden dann beim Artikelschreiben. Und daher war ich in den letzten Tagen auch einigermaßen produktiv. Hier nun also der zweite Teil meines Armutsberichtes, welcher wieder aus verschiedenen Thementexten besteht.
Viele Einheimische beschimpfen die Bewohner der Armenviertel dann auch als faul und geben ihnen selbst die Schuld für ihr Elend. Ich weiß nicht, ob es so einfach ist. Doch meine Argumente finden manchmal nicht richtig Gehör. Gerade wenn es zum Beispiel darum geht, dass keine Aushilfskraft für den Kindergarten gefunden werden kann. Es findet sich niemand, der für das Geld arbeiten will. Meine Kolleginnen meinen, dass wohl die meisten eher auf die Staatszuschüsse warten.
Damit kommen wir dann auch zu der Diskussion, welche es auch in Deutschland fortlaufend gibt. Fördern Sozialzuschüsse die Faulheit der Leute? Weigern sie sich zu arbeiten, weil sie sich eh schon versorgt sehen? Ich denke, die Sache ist ein bisschen komplizierter. Natürlich bringen das Arbeitslosengeld und die anderen verfügbaren Zuschüsse eine Möglichkeit, auch ohne viel zu tun über die Runde zu kommen. Nicht auf einem hohen Niveau, hier natürlich noch viel niedriger als bei uns, aber immerhin. Dennoch kann ich nicht glauben, dass irgendjemand darin seine Erfüllung sieht.
Vielmehr scheint es mir so zu sein, dass viele einfach resignieren. Sich selbst nichts mehr zu- und daher auf die Staatsgelder vertrauen. Irgendwann stumpfen viele ab, geben sich dem Alkohol oder sonstigen Drogen hin um ihr Leben zu vergessen und machen dadurch alles noch viel schlimmer. Hier, wie bei uns, sollte man vielleicht ein bisschen mehr daran setzten Wege aufzuzeigen. Wieder Hoffnung, Zuversicht und Selbstvertrauen zu geben. Dann kommt die Energie vielleicht wieder ganz von selbst.
So kommt es vor, dass mir das Mädchen, welches mit mir manchmal zusammen auf die Kleinen im Kindergarten aufpasst, auf meine entsetzte Frage, was denn mit ihrem zerkratzten Gesicht passiert sei, von einem Streit zwischen zwei verfeindeten Straßengangs erzählt. So habe sie ein Mädchen aus der anderen Gruppe angegriffen. Die Striemen im Gesicht seien aber noch harmlos, wie ich bald darauf erfahre. Denn dann zeigte sie mir ihre Schulter, großflächig verbunden. Drei Messerstiche hat sie abbekommen. Die würden aber schon bald wieder heilen, ich sollte nicht so ein erschrockenes Gesicht machen.
Andere trifft es nicht ganz so glücklich. Den Mann der Projektköchin haben sie ganz niedergestochen. Über zehnmal wurde er in die Bauchgegend getroffen. Die Attacke ging von dem 16 jährigen und völlig zugedröhnten Bruder zweier Projektkinder aus. Obwohl der Mann sicher auch seinen Teil dazu beigetragen hat, denn er ist meistens schon am Morgen betrunken und nicht ganz Herr seiner Sinne. Ob er das Krankenhaus wieder lebendig verlassen kann, steht noch nicht fest.
Als dies ist nichts Ungewöhnliches. Es passiert halt. Genau so, wie die ständigen Besuch der Polizei im Viertel. Die Anwohner lassen die Fragen über sich ergehen. Hinweise gibt es äußerst selten. Man hält zusammen beziehungsweise hat oft auch keine andere Wahl als die Täter zu decken, sonst gehört man zu den nächsten Opfern.
Mit vertretbaren Methoden wie Sport, Disco und Sex. Oder mit schon fragwürdigeren Mitteln wie Alkohol oder Drogen. Viele wählen aber auch den wohl drastischsten Weg, den Selbstmord. Gerade unter Jugendliche ist die Suizidrate erschreckend hoch. Will man diese senken, wird wohl ein bisschen mehr als nur ein paar Plakate notwendig sein.
finanzieller Lage gelingt es dann aber eher mehr oder weniger gut. Die Alten können dies aber alles nicht mehr. Jahrelanger Mangel zeichnet sich in ihren Gesichtern ab. Die oft unzureichende Gesundheitsversorgung sieht man deutlich. Es fehlt das Geld für Zahnvorsorge, Gebisse und nötige Operationen. Was die Familien haben, stecken sie ganz bestimmt nicht den ältesten zu. Und sie selbst haben oft kaum was.
Oft drängt sich der Vergleich mit derselben Altersgruppe in Deutschland auf. Niemals könnte ich mir aber eine meiner Großmütter so vor sich hin vegetierend auf der bloßen Erde sitzend, vorstellen, wie die Omas hier das oft tun. Es geht einfach nicht, das Bild des alten Mannes, der auf der Straße irgendwelchen Krimskrams versucht zu verkaufen, mit dem Bild eines meiner Opas zu ersetzen.
Und was für mich noch viel erschreckender ist, dass man es den Menschen fast genau ansehen kann, wo sie sich einordnen. Nämlich auf Grund ihrer Haut- und Haarfarbe. Sieht man also helles Haar kann man eigentlich davon ausgehen, dass dort Geld vorhanden ist. Würde man zum Beispiel nur die Kundschaft in den besseren Restaurants anschauen, könnte man es auch locker für europäisch halten. Betrachtet man jedoch die Leute auf der Straße kommt einen dieser Gedanke gewiss nicht.
Anfangs war ich über diese Tatsache einfach nur erstaunt, jetzt erschreckt es mich. Genauso wie das Benehmen, welches gerade die Menschen, denen es hier besser geht, an den Tag legen. Das fängt bei rassistischen Witzen an und geht bis dahin, dass in gewisse Örtlichkeiten, Menschen mit dunklerer Hautfarbe gar nicht eingelassen werden. In so eine haben wir uns letztens erst verirrt. Denn wir wollten zur Eröffnung einer neuen Disco hier in der Stadt. Mit was wir allerdings nicht gerechnet hätten, was das anwesende Publikum. Noch nicht einmal während dieses Jahres habe ich so viele blonde Leute auf einem Haufen gesehen, was ich natürlich auch vielen Haarfarbemittelherstellern zu verdanken habe.
Die Damen auf Stöckelschuhen und Champagnergläschen winkend, die im Durchschnitt weitaus älteren und unattraktiveren Herren imponierend die Drinks ausgebend. Was man dort so sieht ist Luxus. Dort hat man Geld, was ja auch nicht unbedingt was schlechtes sein muss. Verachtenswert wird es für mich nur, wenn die Einstellung vorherrscht, dass man durch seinen höheren Kontostand auch ein besserer Mensch wäre. Das sollten die erst mal beweisen!
Tag der Begegnung
Autor: nnzEs ist Winter. Allerdings spürt man das glücklicherweise nicht an allzu vielen Tagen. Wenn dann aber richtig. Heizung ist Luxus, bei den paar Kälteeinbrüchen im Jahr muss man eben frieren. In unserem eigenen
Haus haben wir wenigstens noch eine Gasheizung. In den ärmeren Viertel wird halt alles an Kleidung übereinander gezogen was geht. Das gesamte Straßenleben wirkt verändert. Wo sonst die Fußgängerzonen voll gedrängt sind, herrscht auch mal gähnende Leere. Man ist hier nicht an die kälteren Temperaturen gewöhnt und dabei bleibt es eigentlich über dem Gefrierpunkt. Manche Kinder erklären mir, dass sie doch nun beim besten Willen nicht in die Schule gehen können. Es wird also eine Pause eingelegt, so lange bis sich wieder die Sonne zeigt. Auch eine Taktik! Ich verbringe die kalten Stunden dann beim Artikelschreiben. Und daher war ich in den letzten Tagen auch einigermaßen produktiv. Hier nun also der zweite Teil meines Armutsberichtes, welcher wieder aus verschiedenen Thementexten besteht.
Nichts lähmt so sehr wie die Armut
Aber auch sonst hat man manchmal das Gefühl hier wird oft eher einen Gang zurück geschalten. Gerade in den Armenvierteln ist in den Morgenstunden eher erst mal wenig los. Die älteren Jugendlichen tauchen sowie so erst, wenn überhaupt, am Nachmittag auf. Sie gehen eigentlich fast alle nicht mehr zur Schule. Ihre Jobs erledigen sie nachts. Aus was auch immer diese bestehen. Die Erwachsenen müssen notgedrungen morgens raus, damit die Kinder zur Schule kommen. Einige gehen natürlich auch arbeiten, aber in einem wirklichen Arbeitsverhältnis stehen die wenigsten. Viele Frauen gehen saubermachen oder versuchen irgendetwas in den Straßen im Zentrum zu verkaufen. Oft sind sie die Hauptverdiener der Familie. Die Väter haben sich dann schon aus dem Staub gemacht oder gehen überhaupt keiner Beschäftigung nach. Natürlich gibt es auch Fälle, in denen es genau umgekehrt ist und Fälle in denen beide nichts anderes zu tun haben, als sich schon tagsüber zu betrinken. Die meisten Häuser und Hütten modern vor sich hin. Kaputtes wird nur halbherzig repariert. An machen Orten herrscht das pure Chaos.Viele Einheimische beschimpfen die Bewohner der Armenviertel dann auch als faul und geben ihnen selbst die Schuld für ihr Elend. Ich weiß nicht, ob es so einfach ist. Doch meine Argumente finden manchmal nicht richtig Gehör. Gerade wenn es zum Beispiel darum geht, dass keine Aushilfskraft für den Kindergarten gefunden werden kann. Es findet sich niemand, der für das Geld arbeiten will. Meine Kolleginnen meinen, dass wohl die meisten eher auf die Staatszuschüsse warten.
Damit kommen wir dann auch zu der Diskussion, welche es auch in Deutschland fortlaufend gibt. Fördern Sozialzuschüsse die Faulheit der Leute? Weigern sie sich zu arbeiten, weil sie sich eh schon versorgt sehen? Ich denke, die Sache ist ein bisschen komplizierter. Natürlich bringen das Arbeitslosengeld und die anderen verfügbaren Zuschüsse eine Möglichkeit, auch ohne viel zu tun über die Runde zu kommen. Nicht auf einem hohen Niveau, hier natürlich noch viel niedriger als bei uns, aber immerhin. Dennoch kann ich nicht glauben, dass irgendjemand darin seine Erfüllung sieht.
Vielmehr scheint es mir so zu sein, dass viele einfach resignieren. Sich selbst nichts mehr zu- und daher auf die Staatsgelder vertrauen. Irgendwann stumpfen viele ab, geben sich dem Alkohol oder sonstigen Drogen hin um ihr Leben zu vergessen und machen dadurch alles noch viel schlimmer. Hier, wie bei uns, sollte man vielleicht ein bisschen mehr daran setzten Wege aufzuzeigen. Wieder Hoffnung, Zuversicht und Selbstvertrauen zu geben. Dann kommt die Energie vielleicht wieder ganz von selbst.
An der Ecke dort werden die Drogen verkauft!
Diesen Satz hörte ich von einem 6- jährigen Jungen während eines Spaziergangs durch das Viertel. Für sie ist es normal nachts bzw. im Dunkeln nicht das Haus verlassen zu können. Die Älteren tragen zum Teil Messer bei sich. Weil die einfach nötig sind, um sich im Fall der Fälle selbst zu verteidigen, wie sie sagen. Und der Fall der Fälle tritt auch schon mal schneller ein als man so denkt. Ich bekomme das alles nur am Rande mit, worüber ich auch keineswegs traurig bin.So kommt es vor, dass mir das Mädchen, welches mit mir manchmal zusammen auf die Kleinen im Kindergarten aufpasst, auf meine entsetzte Frage, was denn mit ihrem zerkratzten Gesicht passiert sei, von einem Streit zwischen zwei verfeindeten Straßengangs erzählt. So habe sie ein Mädchen aus der anderen Gruppe angegriffen. Die Striemen im Gesicht seien aber noch harmlos, wie ich bald darauf erfahre. Denn dann zeigte sie mir ihre Schulter, großflächig verbunden. Drei Messerstiche hat sie abbekommen. Die würden aber schon bald wieder heilen, ich sollte nicht so ein erschrockenes Gesicht machen.
Andere trifft es nicht ganz so glücklich. Den Mann der Projektköchin haben sie ganz niedergestochen. Über zehnmal wurde er in die Bauchgegend getroffen. Die Attacke ging von dem 16 jährigen und völlig zugedröhnten Bruder zweier Projektkinder aus. Obwohl der Mann sicher auch seinen Teil dazu beigetragen hat, denn er ist meistens schon am Morgen betrunken und nicht ganz Herr seiner Sinne. Ob er das Krankenhaus wieder lebendig verlassen kann, steht noch nicht fest.
Als dies ist nichts Ungewöhnliches. Es passiert halt. Genau so, wie die ständigen Besuch der Polizei im Viertel. Die Anwohner lassen die Fragen über sich ergehen. Hinweise gibt es äußerst selten. Man hält zusammen beziehungsweise hat oft auch keine andere Wahl als die Täter zu decken, sonst gehört man zu den nächsten Opfern.
Der letzte Ausweg
Die Regierung hat beschlossen, dass eine neue Werbekampange her muss. Zu viele Jugendliche, teilweise noch Kinder, verlassen ohne jeglichen Abschluss und schon viel zu früh die Schule. Daher werden nun Plakate mit motivierenden Sprüchen gedruckt. Ob das so seine Wirkung zeigt, daran habe ich einige Zweifel. Das etwas gemacht werden muss, ist aber klar. Denn die Zukunftsperspektive ist für die vielen Abbrecher gleich null. Die Frage ist nur, ob sie sich denn so stark verbessert, selbst wenn die Schule abgeschlossen wird. In gewisser Weise auf jeden Fall, viele junge Leute sehen das aber nicht so. Sie haben aufgegeben. Sie glauben nicht, dass sie, auch wenn sie sich noch so sehr anstrengen, jemals ein besseres Leben als ihre Eltern führen können. Sie sehen für sich keinen Weg aus dem Viertel und damit aus der Armut. Viele versuchen daher wenigstens gedanklich dem ganzen zu entfliehen.Mit vertretbaren Methoden wie Sport, Disco und Sex. Oder mit schon fragwürdigeren Mitteln wie Alkohol oder Drogen. Viele wählen aber auch den wohl drastischsten Weg, den Selbstmord. Gerade unter Jugendliche ist die Suizidrate erschreckend hoch. Will man diese senken, wird wohl ein bisschen mehr als nur ein paar Plakate notwendig sein.
Die armen Großeltern
Es gibt allerdings eine Altersgruppe, für die mir eindeutig, dass Leben im Armenviertel am härtesten erscheint. Den Jugendlichen merkt man ihre Herkunft oftmals gar nicht an. Sie alle achten sehr auf ihr Aussehen und wirken dementsprechend auch meist frisch und gesund. Die Erwachsenen versuchen ihre Herkunft zu verstecken. Je nachfinanzieller Lage gelingt es dann aber eher mehr oder weniger gut. Die Alten können dies aber alles nicht mehr. Jahrelanger Mangel zeichnet sich in ihren Gesichtern ab. Die oft unzureichende Gesundheitsversorgung sieht man deutlich. Es fehlt das Geld für Zahnvorsorge, Gebisse und nötige Operationen. Was die Familien haben, stecken sie ganz bestimmt nicht den ältesten zu. Und sie selbst haben oft kaum was.
Oft drängt sich der Vergleich mit derselben Altersgruppe in Deutschland auf. Niemals könnte ich mir aber eine meiner Großmütter so vor sich hin vegetierend auf der bloßen Erde sitzend, vorstellen, wie die Omas hier das oft tun. Es geht einfach nicht, das Bild des alten Mannes, der auf der Straße irgendwelchen Krimskrams versucht zu verkaufen, mit dem Bild eines meiner Opas zu ersetzen.
Was ist Luxus?
Das Wort Luxus in einen Bericht der sich um Armut dreht. Was soll das? Aber es ging einfach nicht anders. Denn es ist nicht zu trennen. Das reich und arm. Das oben und das unten. Das helle und das dunkle. Denn so kann man es fast trennen. Die Mittelschicht ist in ganz Argentinien nicht so stark ausgebildet. Dafür gibt es einige sehr, sehr Reiche und viele sehr, sehr Arme. In Buenos Aires spitzt sich das Ganze dann natürlich noch zu. Aber auch hier kann man es ganz gut beobachten.Und was für mich noch viel erschreckender ist, dass man es den Menschen fast genau ansehen kann, wo sie sich einordnen. Nämlich auf Grund ihrer Haut- und Haarfarbe. Sieht man also helles Haar kann man eigentlich davon ausgehen, dass dort Geld vorhanden ist. Würde man zum Beispiel nur die Kundschaft in den besseren Restaurants anschauen, könnte man es auch locker für europäisch halten. Betrachtet man jedoch die Leute auf der Straße kommt einen dieser Gedanke gewiss nicht.
Anfangs war ich über diese Tatsache einfach nur erstaunt, jetzt erschreckt es mich. Genauso wie das Benehmen, welches gerade die Menschen, denen es hier besser geht, an den Tag legen. Das fängt bei rassistischen Witzen an und geht bis dahin, dass in gewisse Örtlichkeiten, Menschen mit dunklerer Hautfarbe gar nicht eingelassen werden. In so eine haben wir uns letztens erst verirrt. Denn wir wollten zur Eröffnung einer neuen Disco hier in der Stadt. Mit was wir allerdings nicht gerechnet hätten, was das anwesende Publikum. Noch nicht einmal während dieses Jahres habe ich so viele blonde Leute auf einem Haufen gesehen, was ich natürlich auch vielen Haarfarbemittelherstellern zu verdanken habe.
Die Damen auf Stöckelschuhen und Champagnergläschen winkend, die im Durchschnitt weitaus älteren und unattraktiveren Herren imponierend die Drinks ausgebend. Was man dort so sieht ist Luxus. Dort hat man Geld, was ja auch nicht unbedingt was schlechtes sein muss. Verachtenswert wird es für mich nur, wenn die Einstellung vorherrscht, dass man durch seinen höheren Kontostand auch ein besserer Mensch wäre. Das sollten die erst mal beweisen!
Tag der BegegnungMan lebt so vor sich hin. Die beschriebene reichere Schicht gut abgeschirmt in ihren eigenen Vierteln. Berührungspunkte bietet vielleicht gerade mal das Stadtzentrum. Aber auch dort findet kein Austausch statt. Es gibt Cafés, Restaurants und Bars, in denen man meistens nur Leute mit heller Hautfarbe antrifft. Die haben hier das Geld und wollen das auch zeigen. In die billigeren Lokale verirrt sich kaum wer von ihnen. Sogar beim Fußballgucken während der WM wurde diese Trennung aufrecht erhalten. Das gemeine Volk sah das Spiel beispielsweise auf der großen Leinwand im Zentrum. Die reicheren in ihren Stammgaststätten.
All dies machte die Idee so attraktiv, die sonst so gewohnten Barrieren einmal zu überschreiten. Gerade mir kommt es manchmal so vor, als würde ich nämlich in zwei verschiedenen Welten leben. Da ich in meiner Freizeit in einem Verein hier Tennis spiele, treffe ich dort auf Ärzte, Rechtsanwälte und Industrielle. Hier kann man wirklich noch vom Reichensport sprechen. Ein himmelweiter Unterschied also zu den Leuten, mit denen ich während meiner Arbeitszeit zu tun habe. Aber manchmal ist der Unterschied dann doch gar nicht so groß. Jedenfalls wenn man die Leute kennt, die diesen auch mal überwinden wollen.
Mein Trainer zum Beispiel. So überraschte er mich mit der Idee, etwas für mein Projekt im Zuge einer Profitennispartie tun zu wollen. Erst ging es nur darum, Spenden in Form von Lebensmitteln und Kleidung zu sammeln. Dann entwickelte sich die Idee aber weiter. Warum sollten die Kinder nicht auch als Zuschauer dabei sein? Da ich selber auch im Vorprogramm spielen sollte, wurden sie also als mein persönlicher Fanclub mit eingeladen. Und sie kamen dann auch.
Mit der Rückenstärkung konnte ich ja nur gewinnen. Nachdem dann alle Fragen beantwortet waren, wie viel Tore ich denn nun gemacht hätte und ob man den Sport auch mit Basketball vergleichen kann, gab es dann auch Action für die Kinder. Einige spielten gegen eine Mannschaft aus dem Viertel Fußball, wiederandere versuchten ihr Glück selbst einmal auf dem Tennisplatz oder gaben beim Staffellauf ihr Bestes. Diese Aktionen überwanden dann vollständig die anfängliche und komplett ungewohnte Schüchternheit der Kinder. Das Profispiel bekamen sie dann allerdings nur so am Rand mit, da war doch dann einiges andere noch viel interessanter.
Das benachbarte Hotel zum Beispiel. Denn die ersten die dort zur Toilette gingen, erzählten staunend den anderen von all dem dort vorhandenen Luxus. So kam es dann, dass ich als Begleitperson immer zu gefordert war und wir auch unbedingt die anderen Bereiche des Gebäudes angucken mussten. Vom Fitnesscenter, über den Pool bis zum Aufzug mit Sprechansage gab es ja auch viel zu sehen. Für fast alles das erste Mal das sie so etwas in ihrem Leben sahen.
Die Aufregung hinterließ natürlich auch ihre Spuren. Nachdem der Pokal an den Sieger des Spieles von einer stolzen Projektmutter überreicht wurden war, gab es noch eine kleine Stärkung für alle und dann ging es auf in Richtung zu Hause. Allerdings bepackt mit den zusammengetragenen Lebensmitteln und Kleidungsstücken. Alles in allem war es ein toller Tag für die Kinder. Allerdings auch, denke ich, ein denkwürdiger für alle Beteiligten. Denn nicht nur die Kleinen lernten etwas für sie Neues kennen. Auch die anwesenden Gäste beschäftigten sich auf einmal mit Themen und Gedanken, die in ihrem normalen Alltag sicher nicht unbedingt vorkommen. Es war eine wirkliche Begegnung!
In der Hoffnung, dass es noch viele weiter interessante Begegnungen dieser Art für die Menschen hier gibt, beende ich meinen nun schon vorletzten größeren Bericht über mein Leben hier.
Mit winterlichen Grüßen - Luisa
All dies machte die Idee so attraktiv, die sonst so gewohnten Barrieren einmal zu überschreiten. Gerade mir kommt es manchmal so vor, als würde ich nämlich in zwei verschiedenen Welten leben. Da ich in meiner Freizeit in einem Verein hier Tennis spiele, treffe ich dort auf Ärzte, Rechtsanwälte und Industrielle. Hier kann man wirklich noch vom Reichensport sprechen. Ein himmelweiter Unterschied also zu den Leuten, mit denen ich während meiner Arbeitszeit zu tun habe. Aber manchmal ist der Unterschied dann doch gar nicht so groß. Jedenfalls wenn man die Leute kennt, die diesen auch mal überwinden wollen.
Mein Trainer zum Beispiel. So überraschte er mich mit der Idee, etwas für mein Projekt im Zuge einer Profitennispartie tun zu wollen. Erst ging es nur darum, Spenden in Form von Lebensmitteln und Kleidung zu sammeln. Dann entwickelte sich die Idee aber weiter. Warum sollten die Kinder nicht auch als Zuschauer dabei sein? Da ich selber auch im Vorprogramm spielen sollte, wurden sie also als mein persönlicher Fanclub mit eingeladen. Und sie kamen dann auch.
Mit der Rückenstärkung konnte ich ja nur gewinnen. Nachdem dann alle Fragen beantwortet waren, wie viel Tore ich denn nun gemacht hätte und ob man den Sport auch mit Basketball vergleichen kann, gab es dann auch Action für die Kinder. Einige spielten gegen eine Mannschaft aus dem Viertel Fußball, wiederandere versuchten ihr Glück selbst einmal auf dem Tennisplatz oder gaben beim Staffellauf ihr Bestes. Diese Aktionen überwanden dann vollständig die anfängliche und komplett ungewohnte Schüchternheit der Kinder. Das Profispiel bekamen sie dann allerdings nur so am Rand mit, da war doch dann einiges andere noch viel interessanter.
Das benachbarte Hotel zum Beispiel. Denn die ersten die dort zur Toilette gingen, erzählten staunend den anderen von all dem dort vorhandenen Luxus. So kam es dann, dass ich als Begleitperson immer zu gefordert war und wir auch unbedingt die anderen Bereiche des Gebäudes angucken mussten. Vom Fitnesscenter, über den Pool bis zum Aufzug mit Sprechansage gab es ja auch viel zu sehen. Für fast alles das erste Mal das sie so etwas in ihrem Leben sahen.
Die Aufregung hinterließ natürlich auch ihre Spuren. Nachdem der Pokal an den Sieger des Spieles von einer stolzen Projektmutter überreicht wurden war, gab es noch eine kleine Stärkung für alle und dann ging es auf in Richtung zu Hause. Allerdings bepackt mit den zusammengetragenen Lebensmitteln und Kleidungsstücken. Alles in allem war es ein toller Tag für die Kinder. Allerdings auch, denke ich, ein denkwürdiger für alle Beteiligten. Denn nicht nur die Kleinen lernten etwas für sie Neues kennen. Auch die anwesenden Gäste beschäftigten sich auf einmal mit Themen und Gedanken, die in ihrem normalen Alltag sicher nicht unbedingt vorkommen. Es war eine wirkliche Begegnung!
In der Hoffnung, dass es noch viele weiter interessante Begegnungen dieser Art für die Menschen hier gibt, beende ich meinen nun schon vorletzten größeren Bericht über mein Leben hier.
Mit winterlichen Grüßen - Luisa
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