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Mi, 13:08 Uhr
12.05.2010

Betroffenheit über möglichen Abbau

Auf riesiges Interesse stieß die Wanderung des BUND Kreisverbandes Nordhausen in der Rüdigsdorfer Schweiz. 60 Teilnehmer durchstreiften im Gänsemarsch die Landschaft und ließen sich vom Ehepaar Rolf und Heinke Richter sowie von Bodo Schwarzberg über die besondere Naturausstattung und die drohende Gefährdung durch den Gipsabbau aufklären.

Gewandert (Foto: nnz) Gewandert (Foto: nnz)

Erst vor Ort im Markttal wurde augenscheinlich, welche gewaltigen Eingriffe auch ein Untertagebau in unmittelbarer Nachbarschaft des geplanten und rechtskräftig ausgewiesenen Golfplatzes mit sich bringen würde. Das Bergwerksfeld Günzdorf in der Größe von 73 ha, das im Jahr 2002 mit Zustimmung des Thüringer Oberbergamtes an das Unternehmen BPB Formula GmbH veräußert wurde, liegt in dem noch nicht durch aktive Steinbrüche in Mitleidenschaft gezogenen Teil des Thüringer Gipskarstgürtels.

Der Tourismus auf dieser, drei Gemeindegrenzen umfassenden Fläche, käme ebenso wie die Naherholung völlig zum Erliegen, so die einhellige Meinung der teilnehmenden Interessierten. Sie hörten mit Entsetzen, dass 30.000 t Gips pro Jahr abgefahren werden, wobei diese Zahl jederzeit beliebig gesteigert werden kann. Damit verbunden ist der Ausbau der bisherigen Feldwege, die von zahlreichen Radfahrern und Spaziergängern genutzt werden, zu asphaltierten Transportrouten für große LKWs.

Die Wiese des Markttales erhielte einen geschotterten Fahrweg, rechts und links des Tales würden Stollen in den Berg getrieben. Was nicht nur wie ein Albtraum erscheint, sondern auch zur Realität gehört, ist die Aussage des Thüringer Bergamtes, der Abbau wäre im Untertagebau mit dem unter europäischem Schutz stehenden Gebiet naturverträglich zu gestalten.

Insbesondere zur Frage der Standsicherheit des Bergrückens im Fall eines untertägigen Abbaus hätte das Bergamt mit entsprechend gebildetem Geologen eigentlich zu einer anderen Einschätzung kommen müssen, resümiert der BUND Kreisverband. So sei nach Aussage von Fachexperten, wie sie zu der Veranstaltung im Geopark Informationspunkt in Werna im Rahmen des Vortrages über Gipslagerstätten im Südharz anwesend waren, ein Untertagebau bei dieser geringen Mächtigkeit des anstehenden Gipsgesteins und der geringen humosen Überdeckung völlig illusorisch.

Doch genau dieses Defizit gipfelt in der Aussage des Bergamtes, diese Fragestellung sei ureigenste Zuständigkeit der Behörde selbst. Auch das beim Untertagebau stattfindende Monitoring, also die Beobachtung der Einwirkungen z.B. auf Fledermäuse, ist für den BUND nur ein Feigenblatt. „Denn“, so argumentiert der Kreisverband, „stürzen die Stollen ein, sind sie als Lebensraum unwiderbringlich verloren. Genau hier würde es sich lohnen einzuhaken“.

Der BUND rät den Kommunen Harzungen, Neustadt und Nordhausen, die Entscheidung des Bergamtes zur Standsicherheit zu hinterfragen und ihren Protest gegenüber dem Umweltministerium kund zu tun, das als vorgesetzte Behörde des Bergamtes fungiert. Das die Zerstörung einer derartig wertvollen Landschaft für die vermeintliche Schaffung von Arbeitsplätzen hier mutwillig in Kauf genommen wird, mochte sich keiner der Anwesenden so recht vorstellen. Darüber wird noch zu sprechen sein.
Vorstand des BUND Kreisverband Nordhausen
Autor: nnz

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Kommentare
Luftikus
12.05.2010, 19.26 Uhr
Umweltschutz statt Abbau!
Es ist schön, dass sich 60 Personen eingefunden haben und sich für die Natur und damit vor Allem für die nähere Umgebung intersierten. Wenn man die Behandlung der Natur von seitens des Bergamtes betrachtet, so müssen künftig weitaus mehr Einwohner ihren Protest gegen den Raubbau kund tun. Es ist fünf vor Zwölf. Die Behörden machen was Sie wollen.
Freidenker 1304
12.05.2010, 22.38 Uhr
Gipsabbau Pro und Kontra aus Sicht eines Laien
Dieser Artikel hat auch mich betroffen gemacht. Ich lebe hier. Meine Kinder auch. Und ich liebe meine Heimat und unsere Natur. Nun habe ich ja leider von Bergbau wenig Ahnung. Und auch nicht von den Bergbaugesetzen. Man kann ja nicht alles wissen. Aber mein noch vorhandener Rest von gesundem Menschenverstand als Otto-Normalverbraucher sagt mir, das hier was nicht in Ordnung ist.

Und das bestimmte Leute aus den Fehlern der Vergangenheit nichts lernen wollen. Vor allem, wenn es um das wichtigste geht, den zu erwartenden Profit. Ich habe grundsätzlich nichts gegen Gipsabbau. Eine Industrie, die Arbeitsplätze schafft. Ein Rohstoff, der hier vorkommt und abgebaut werden kann. Arbeitsplätze ja, doch bitte, wie und wo ! Im Laufe meines Lebens habe ich schon einige Abbaufirmen kommen und über Nacht verschwinden sehen.

Denn: Fahre ich erstens an Osterode oder Niedersachswerfen vorbei, fallen mir von weitem schon immer die unnatürlichen weissen Übertageabbaue auf. Nur, da wird schon lange nichts mehr abgebaut. Aber die Steinbruchruinen stehen. Kahl und hässlich...Möglichkeit--> Einfache Lösung seitens der Politik: Ein Gesetz, dass jeder Bergwerksbetreiber jährlich mindestens 10 % seines Gewinnes in eine Art Fonds einzuzahlen muß, mit dem dann seine abgebaute Fläche saniert bzw. rekultiviert wird. Wäre es z.B. ein Problem, nach Abbauende den Hang schräg abzusprengen und etwas Mutterboden darüberzuschütten?

Die Natur hilft sich dann schon selbst, in 10 Jahren sind die Hänge grün, in 20 Jahren wachsen Bäume. Denn auch wenn die entsprechende Firma Insolvenz anmeldet, ist dann Geld dafür da. Aber welcher Politiker fasst ein so heisses Eisen wie das Bergbaurecht gern an? Zweitens: Ich verstehe nicht recht, geplanter Untertageabbau ? Selbst als Laie weiss ich, das die Stollen spätestens nach Abbauende voll Wasser laufen und der poröse Gips im Laufe der Zeit nachbricht. Wer's nicht glaubt, sollte sich in der Südharzregion die Einbruchtrichter der Dolinen und Erdfälle anschauen oder mal wieder die Stollen im ehemaligen KZ Dora besuchen.

Na denn, nächste Generationen --> viel Spass. Drittens : Warum Genehmigung in der Rüdigsdorfer Schweiz? Warum nicht z.B. weiteren Abbau zwischen Niedersachswerfen und Ellrich? Gibt da ja auch mehrere tote Steinbrüche, welche durchaus weiterbetrieben werden könnten. Was, lohnt sich nicht? Dann Pech gehabt. Meine Meinung als Metapher: Manchmal kommt es mir so vor, als beobachte ich ein Kind, welches mit einer Schaufel mal hier und mal da im Sandkasten buddelt.

Eben immer da, wo es seiner Meinung nach der Mühe lohnt. Und wenn nicht mehr, dann bleibt alles zum Schluss so liegen ! Im übertragenem Sinne, hier mal ein Steinbrüchchen, dort mal eins, und zum Schluß müssen die Menschen mit den Resten dort leben. Und danach, von was für Geldern wird's saniert....?

Aber: Zum Glück gibt es noch Menschen und regionale Politiker, die aus Heimatliebe und Naturverbundenheit einen an bestimmten Stellen sinnlosen Gipsabbau verhindern wollen. Gipsabbau und Schaffung von Arbeitsplätzen, gerne. Aber was einmal abgebaut ist, kommt nicht wieder ! Also, gut nachgedacht vorher. Doch vielleicht haben wir ja alle keine Ahnung und das Bergamt bzw. die Betreiber belehren uns eines besseren....Nur, in 100 Jahren ist keiner der heute Verantwortlichen mehr da, der dann auch unsere Enkel belehrt, die mit unseren Fehlern leben müssen.
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