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So, 19:40 Uhr
29.11.2009

NNZ-FORUM: Solidarisch mit Sergej L.

Mit der Absetzung des TA-Chefredakteurs beschäftigt sich ein Leser der nnz im Forum dieser Zeitung.


Ein Mann soll gehen. Ein hervorragender und gleichsam herausragender Journalist. Sein Name: Sergej Lochthofen. Seit nahezu 20 Jahren steht er dem Redaktionsteam der größten Tageszeitung unseres Freistaates, der „Thüringer Allgemeine“ als Chef vor. Und gleich mit ihm soll auch seine Ehefrau Antje-Maria ihren Posten als stellvertretende Chefredakteurin verlieren.

Lochthofen ist enttäuscht, fährt scharfe Geschütze auf, charakterisiert das Abberufungsprozedere als „Sippenhaft“. Wohl zurecht. Und der „Neue“ wird von der Führungsriege des Essener WAZ-Medienkonzerns auch gleich präsentiert: Paul-Josef Raue, bislang Chefredakteur der „Braunschweiger Zeitung“. Der soll nämlich, so ist zu lesen, mit ZGT-Geschäftsführer Klaus Schrotthofer nun endlich auch bei der „TA“ „innovative Redaktionsstrukturen“ durchpeitschen. Mit anderen Worten: Mehr Arbeit mit weniger Journalisten und weitere „Neuerungen“, die nicht gleich auf Anhieb zu durchblicken sind.

Sergej Lochthofen, Sohn eines aufrechten Antifaschisten, der in Stalins Lagern saß, hatte als Erster in der Wendezeit den Mut und die Kraft, aus dem einstigen SED-Parteiorgan des Bezirkes Erfurt „Das Volk“ eine wahrhaft unabhängige Tageszeitung zu machen. Er wurde von der Belegschaft zum Chefredakteur gewählt. In Lochthofens Redaktionsstab waren die Worte Menschlichkeit und Fairness nie zur Farce degradiert.

Nicht selten war er gern gesehener Gast im ARD-Presseclub oder bei Maibrit Illner. Schlagfertig, mit klarer verständlicher Sprache und Argumentation – so konnte man ihn in den Polit – Talkshows stets erleben. Und bislang konnte Lochthofen dem Ansinnen der WAZ-Chefs Paroli bieten. Nun wurde er den Herren in Essen zu unbequem. Und solchen Leuten wird, wie wir alle wissen, nicht selten und alsbald der Stuhl vor die Tür gesetzt.

Nachdenklich sollte uns auch stimmen, dass in Teilen der Thüringer Wirtschaft der Rausschmiss Lochthofens bereits Anlass zu Jubelgesängen gibt. Ausgerechnet im 20. Jahr nach der friedlichen Revolution im Bereich der früheren DDR müssen wir schleichend erfahren, dass ein freies Wort immer öfter wirtschaftlichen Interessen geopfert wird. Wir sollten als Demokraten auf der Hut sein...
Hans-Georg Backhaus, Nordhausen
Autor: nnz/kn

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