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Do, 11:50 Uhr
02.10.2025
35 Jahre Deutsche Einheit

Warum der Osten zurückbleibt

Seit der Wiedervereinigung hat Ostdeutschland wirtschaftlich zwar aufgeholt, der Rückstand zum Westen bleibt aber groß, zeigt eine Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW)...

West Ost (Foto: Greg Montani auf Pixabay) West Ost (Foto: Greg Montani auf Pixabay)
Trotz großer Fortschritte liegt die ostdeutsche Wirtschaft 35 Jahre nach dem Mauerfall immer noch deutlich hinter dem Westen zurück. Das geht aus einer neuen IW-Studie hervor, für die die Forscher die wirtschaftliche Entwicklung des Ostens mit dem Westen seit 1990 mithilfe des IW-Einheitsindex und weiterer Daten verglichen haben.

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Demnach hat die Wirtschaft in den neuen Bundesländern gut 78 Prozent des Westniveaus erreicht. Doch inzwischen herrscht Stagnation: Bereits seit fünf Jahren findet keine Angleichung mehr statt, zuletzt ist der Osten sogar leicht zurückgefallen. Grafik (Foto: IW Köln) Grafik (Foto: IW Köln)

In diesen Bereichen schwächelt der Osten:

  • Die ostdeutsche Erwerbsbeteiligung liegt bei nur 86 Prozent des westdeutschen Werts und damit auf dem Niveau von 2020. Langfristig wird sie weiter abnehmen, weil die Bevölkerung in Ostdeutschland stärker altert. Im Jahr 2022 war mehr als jeder vierte Ostdeutsche älter als 65 Jahre, im Westen war es nur gut jeder Fünfte.
  • Drei Viertel aller Beschäftigten in Forschung und Entwicklung arbeiten in Deutschland in einem Unternehmen mit über 500 Mitarbeitern. Auch weil solche Großunternehmen im Osten rar sind, liegt die Innovationstätigkeit dort erheblich unter Westniveau. Das wird bei den Patenten besonders deutlich: Im Schnitt melden westdeutsche Unternehmen noch immer fünfmal so viele Patente an wie ihre ostdeutschen Pendants.
  • Auch bei der Digitalisierung haben ostdeutsche Firmen Nachholbedarf, zeigen Unternehmensbefragungen. Die Informations- und Kommunikationsbranche trägt hier keine drei Prozent zur Bruttowertschöpfung bei – kaum mehr als die Hälfte des westdeutschen Werts. Das deutet auf deutliche Defizite bei Digitalisierung und Vernetzung der Wirtschaft hin.
  • Weil sie entscheiden, wie sich das Wachstumspotenzial in den nächsten Jahren entwickelt, sind Investitionen ein wichtiger Zukunftsindikator. Sie verharren in Ostdeutschland jedoch seit 2010 bei nur gut 70 Prozent des westdeutschen Pro-Kopf-Werts. Während des Vereinigungsbooms 1995 waren sie knapp 50 Prozent höher als im Westen.

Ostdeutschland muss offen für Digitalisierung und ausländische Fachkräfte sein

Ostdeutschland hat mit strukturellen Schwächen zu kämpfen, die die wirtschaftliche Dynamik ausbremsen. „Eine vollständige Angleichung an Westdeutschland ist kurzfristig nicht realistisch“, sagt IW-Experte Klaus-Heiner Röhl. Umso wichtiger seien konkrete Schritte: mehr Offenheit für ausländische Fachkräfte, ein schnellerer Ausbau der Digitalisierung sowie eine stärkere Vernetzung von Forschung, Start-ups und Unternehmen.

Zur Methodik: Der IW-Einheitsindex berücksichtigt neben der Wirtschaftsleistung je Einwohner auch die Produktivität, den Kapitalstock, den Anteil Hochqualifizierter aus Forschung und Entwicklung, die Erwerbsbeteiligung sowie die Arbeitslosen- und Selbstständigenquote.
Autor: psg

Kommentare
DonaldT
02.10.2025, 14.45 Uhr
Warum der Osten zurückbleibt
Es ist, wie so oft, nur die halbe Wahrheit, nur das wird dargestellt, was momentan "passend" erscheint.
M:E: wird die (negative) Rolle der Treuhand völlig außen vor gelassen:
Viele Betriebe für 1DM an "Wessis" verkauft, Weihnachtsgeld und Urlaubsgeld gleich noch mit ausgezahlt, Investitionsgelder ausgezahlt, die dann im Westbetrieb versickert sind - und dann kam die Pleite der Ostbetriebe.

All dies sollte nicht vergessen werden, auch nicht, dass die Treuhand einen riesigen Verlust eingefahren hat.

Die Aufzählung lässt sich fortführen, findet aber keine Beachtung mehr.
rasska86
02.10.2025, 21.26 Uhr
Treuhand lässt grüßen..
... überführen der DDR Wirtschaftsbetriebe usw. In den Kapitalismus , Privatisierung und notfalls Auflösung war die Aufgabe. In der Praxis wurde jede Konkurrenz beseitigt (Kallibetrieb Bischofferode, Kühlgeräte Foron usw.) , Verbrauchermarkt und bestenfalls Zulieferer für westdeutsche Konzerne war die unausgesprochene Devise. Wirtschaftskriminalität und Vetternwirtschaft ein Markenzeichen dieser desaströsen Politik. Viele junge Menschen sind abgewandert, dahin wo es Arbeit hab, zu vernünftigen Löhnen. Da
wundert sich tatsächlich jemand, dass die
Folgen heute noch sichtbar sind ?! Das
wird sich auch in naher Zukunft nicht
ändern.
osmosemike
03.10.2025, 09.10 Uhr
Treuhand ja und nein
Es ist richtig das damals viele Betriebe für recht kleines Geld verkauft wurden, jedoch ist war leider vieles varaltet bzw. nicht Konkurenz fähig. Mal ehrlich wer wollte den nach der Wende noch den DDR kram kaufen. Alle wollten doch Westprodukte haben. Von Lebensmittel über Möbel bis zum Auto. Von daher..... die DDR hatte sicherlich auch gute Sachen und bei manchen dingen waren diese bestimmt auch besser.... wenn es jedoch keiner mehr gekauft hat?
warumauchimmer
03.10.2025, 10.43 Uhr
Der Elefant im Raum...
... wird nicht angesprochen. Das ist die Währungsunion.
Wenn von Heute auf Morgen der Kosten pro Nase um das 15-20 fache steigen, ist es natürlich eher schwer seine Produkte zu verkaufen. Insbesondere wenn ein Großteil des Vertriebsnetzwerks(RGW) wegfallen und vorher die Wirtschaft darauf ausgericht war Devisen um jeden Preis zu erzeugen. Die Produktion war wenig automatisiert, personalintesiv und man Bezahlte die Insassen in Spielgeld.

Ihr Handaufhalter wolltet unbedingt Westmark. Habt ihr bekommen. Deal with it.
RWE
03.10.2025, 14.14 Uhr
Naja,
es gab im Umfeld der Treuhand Wirtschaftskriminalität und bestimmte Wirtschaftszweige sollten auch klein gehalten werden.
Aber im wesentlichen war die DDR Wirtschaft nicht konkurenzfähig. Zweifellos wurden auch hochwertige Produkte hergestellt. Das reicht aber nicht. Sie müssen auch gewinnbringend hergestellt werden.
Lautaro
03.10.2025, 14.25 Uhr
@warumauchimmer
Dieses ganze Ding hätte funktionieren können. Aber nur auf Augenhöhe !
Die Allmacht kapitalistischer Unternehmen offenbarte sich bei Bischofferode und auch der ganzen Treuhand.
Als Reemtsma die Schliessung des Werkes in NDH verkündete, fragte eine Mitarbeiterin (verbürgt, gute Freundin) den "Anzug" ob sie wenigstens das Werk mit den Hausmarken in Eigenregie betreiben können....
Die Antwort war ein lautes Lachen. Er hatte zum Glück bewaffnete Security dabei.
Nur zur Erhellung....die Hausmarke Cabinet war zu diesem Zeitpunkt die 6stärkste Marke in der BRD. Und von Wirtschaftsminister Haussmann für eine DM an diese Truppe übereignet worden.
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