Di, 10:20 Uhr
29.04.2025
Peter Klahre berichtet von einem ganz besonderen Lauf
Eine Echte doppelte Nordhäuser Harzquerung
Seit einigen Jahren wandere ich die 50 km www.harz-querung des Ski-Klub Wernigerode 1911. Eine sehr empfehlenswerte Tour, mit Sinn zum Detail geplant und tollem Support an der Strecke. Leider aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl immer sehr früh ausgebucht...
In den letzten Jahren machte ich neue Erfahrungen mit 100 km Wanderungen von und mit Bodo Schwarzberg. So reifte im letzten Jahr meine Idee nicht per Auto zum Startpunkt der Harzquerung in Wernigerode anzureisen, sondern einen Hunderter aus der Tour zu machen und auch nach Wernigerode zu wandern. Der Brocken gehört für mich zu einer echten Nordhäuser Harzquerung schon dazu! Nach einer positiven Erfahrung im letzten Jahr bin ich diese Tour in diesem Jahr erneut gewandert.
Start war in Bahnhofsnähe in Nordhausen-Salza 16 Uhr – um zur offenen Startzeit gegen 5 Uhr in Wernigerode anzukommen. Bei sehr schönem Wetter ging es – noch allein – los am schönen Naturlehrpfad an der Salza entlang, an der Gedenkstätte Dora, Zorge, Industriegebiet und Mühlberg vorbei in Richtung Steinmühlental, erreichte nach drei Stunden Rothesütte. Landschaftlich sehr schön, ist dieser Tourteil mit 16,5 km und 565 hm auch für weniger geübte Wanderer sehr schön und machbar.
Kurz nach dem Ort erreicht man das neue Harzer Hexenreich und den – noch nicht eröffneten –Hexenbesen. Angesichts dieser Mengen von Beton und Stahl fragte ich mich – wer baut schon einen Hexenbesen der nicht fliegen kann? Hätte man mal in den Besenwerkstätten der magischen Welt des Harry Potter nachfragen sollen? Na gut über Geschmack lässt sich streiten – weithin sichtbar hoffe auch ich auf eine positive Wirkung für den Tourismus.
Über die Alte Straße mit den Altbergbau-Schürfgräben gings weiter Richtung Benneckenstein. Besonders in diesem Tourteil ist die Entwaldung des Harzes in ihrer vollen Härte sichtbar. Aber mit frischem Grün wächst die Hoffnung und in 20 Jahren werden wir wohl schwärmen, was wir früher für tolle Ausblicke hatten. Beneckenstein erreichte ich nach knapp 4 Stunden – letzte Chance in den Märkten bis 20 Uhr Reserven aufzufüllen.
Beim Brockenbauern in Tanne gab es kurz vor Schließung 21 Uhr noch kurz ein alkoholfreies Weizen, weiter über den Schierker Weg Richtung Elend. So langsam wurde es dunkel, die Wege gingen teils durch feuchte Senken im Wald, Zeit sich per Stirnlampe und ausreichender Geräuschkulisse bei der Tierwelt bemerkbar zu machen. Im letzten Jahr hatte ich hier eine Begegnung mit einer größeren Wildschweinrotte. In diesem Jahr sind sie angesichts Lichts und grauslichem Singen wohl geflüchtet.
Von Elend durchs Elendstal an der kalten Bode entlang Richtung Schierke. Wenn bei Dunkelheit andere Wahrnehmungen ausgeblendet werden, ist das Rauschen der Bode faszinierend.
Nach 6 Stunden und 36 km erreichte ich Schierke. Oberhalb des Ortes auf Exzellenzenweg und Sandbrinkstraße entlang, bot der Ort ein sehr schönes nächtliches Bild.
Trotz der letztjährigen Erfahrung mit viel Wasser und einigem Schnee wählte ich wieder den schöneren Weg durchs Eckerloch. In diesem Jahr war er schneefrei und mit weniger Wasser gut begehbar.
Nach 42 km und knapp 9 Stunden erreichte ich gegen 1 Uhr den Brockengipfel. Mit viel Glück hatte ich eine windstille, sternenklare Nacht mit einer tollen Aussicht. Es ist schon erstaunlich wie hell die Orte nachts um 1 Uhr leuchten. Ich war schon oft zu Sonnenauf- und untergängen auf dem Brocken, den nächtlichen Blick finde ich am beeindruckendsten. Der Einzige der mir auf dem Plateau begegnete war ein junger Fuchs der mich länger erstaunt ansah, und erst als ich die Handykamera zückte davonschlich.
Nun gings abwärts über Glashüttenweg und Höllenstieg – der Name ist angesichts der Wegverhältnisse Programm. Später an der Holtemme entlang auch mit ausgedehnten felsigen Passagen.
Nach 59 km 1.500 hm und knapp 13 Stunden erreichte ich planmäßig den Försterplatz oberhalb Wernigerodes und traf wieder auf Menschen. Die ersten Wanderer hatten sich schon auf den Weg gemacht. Der weitere Weg war von schöner Natur, interessanten Gesprächen und einer guten, liebevollen Verpflegung geprägt.
Auf dem weiteren Weg zum ersten Verpflegungspunkt bei Königshütte ein herrlicher Sonnenaufgang bei echt eisiger Kälte an der Zilliertalsperre. An Spielbach und warmer Bode entlang nach Tanne und Trautenstein wurde es nun endlich auch wärmer. Nach 90 km gab es 11 Uhr in Sophienhof Verpflegung. Jetzt blieb nach Abstieg zum Netzkater nur als Endgegner der Poppenberg. Mittlerweile holten uns seit Sophienhof verstärkt die Marathonläufer die 8.30 – also 3,5 Stunde nach uns gestartet waren, ein. Absolute Hochachtung für die Läufer die nach dieser Strecke den Poppenberganstieg scheinbar entspannt aufwärts liefen. Bei mir wurden durch falsch gewähltes Schuhwerk (die Traillaufschuhe hatten für das Wegprofil eine zu weiche Sohle und zu wenig Dämpfung) Probleme stärker. Weiter gings nach Neustadt mit Dampflok und neuem Aussichtspunkt bei Rüdigsdorf Richtung Gumpe – das Ziel jetzt zum Greifen nah! Nach 24:13 h, 112 km Strecke und 2780 hm glücklich, aber mit schmerzenden Gliedern und Füßen im Ziel Albert-Kuntz-Sportpark. Nach Hause und ab in die Wanne!
Ein herzliches Dankeschön an Freunde die bereit waren mich im Notfall abzuholen, an die Organisatoren und Helfer der Harzquerung und an die vielen freundlichen Menschen an und auf der Strecke!
Angesichts der vielen Nachrichten von unvorbereiteten Wanderern in den Bergen: Auch diese Region sollte man nicht unterschätzen. Gute Vorbereitung und ein Plan B sind wichtig. Handy/GPS mit Powerbank, Stirnlampe(n), Stöcke, Notfallbivy, Riegel, ausreichend Flüssigkeit sollten geplant werden! Ordentliches Schuhwerk und absolute Trittsicherheit sind hier vor allen im Bereich Höllenstieg unverzichtbar. Besser zu mehreren Personen unterwegs sein.
Ich freue mich, wenn ich Anregungen für eigene Touren geben konnte und wünsche dazu viel Spaß!
Peter Klahre
Autor: redIn den letzten Jahren machte ich neue Erfahrungen mit 100 km Wanderungen von und mit Bodo Schwarzberg. So reifte im letzten Jahr meine Idee nicht per Auto zum Startpunkt der Harzquerung in Wernigerode anzureisen, sondern einen Hunderter aus der Tour zu machen und auch nach Wernigerode zu wandern. Der Brocken gehört für mich zu einer echten Nordhäuser Harzquerung schon dazu! Nach einer positiven Erfahrung im letzten Jahr bin ich diese Tour in diesem Jahr erneut gewandert.
Start war in Bahnhofsnähe in Nordhausen-Salza 16 Uhr – um zur offenen Startzeit gegen 5 Uhr in Wernigerode anzukommen. Bei sehr schönem Wetter ging es – noch allein – los am schönen Naturlehrpfad an der Salza entlang, an der Gedenkstätte Dora, Zorge, Industriegebiet und Mühlberg vorbei in Richtung Steinmühlental, erreichte nach drei Stunden Rothesütte. Landschaftlich sehr schön, ist dieser Tourteil mit 16,5 km und 565 hm auch für weniger geübte Wanderer sehr schön und machbar.
Kurz nach dem Ort erreicht man das neue Harzer Hexenreich und den – noch nicht eröffneten –Hexenbesen. Angesichts dieser Mengen von Beton und Stahl fragte ich mich – wer baut schon einen Hexenbesen der nicht fliegen kann? Hätte man mal in den Besenwerkstätten der magischen Welt des Harry Potter nachfragen sollen? Na gut über Geschmack lässt sich streiten – weithin sichtbar hoffe auch ich auf eine positive Wirkung für den Tourismus.
Über die Alte Straße mit den Altbergbau-Schürfgräben gings weiter Richtung Benneckenstein. Besonders in diesem Tourteil ist die Entwaldung des Harzes in ihrer vollen Härte sichtbar. Aber mit frischem Grün wächst die Hoffnung und in 20 Jahren werden wir wohl schwärmen, was wir früher für tolle Ausblicke hatten. Beneckenstein erreichte ich nach knapp 4 Stunden – letzte Chance in den Märkten bis 20 Uhr Reserven aufzufüllen.
Beim Brockenbauern in Tanne gab es kurz vor Schließung 21 Uhr noch kurz ein alkoholfreies Weizen, weiter über den Schierker Weg Richtung Elend. So langsam wurde es dunkel, die Wege gingen teils durch feuchte Senken im Wald, Zeit sich per Stirnlampe und ausreichender Geräuschkulisse bei der Tierwelt bemerkbar zu machen. Im letzten Jahr hatte ich hier eine Begegnung mit einer größeren Wildschweinrotte. In diesem Jahr sind sie angesichts Lichts und grauslichem Singen wohl geflüchtet.
Von Elend durchs Elendstal an der kalten Bode entlang Richtung Schierke. Wenn bei Dunkelheit andere Wahrnehmungen ausgeblendet werden, ist das Rauschen der Bode faszinierend.
Nach 6 Stunden und 36 km erreichte ich Schierke. Oberhalb des Ortes auf Exzellenzenweg und Sandbrinkstraße entlang, bot der Ort ein sehr schönes nächtliches Bild.
Trotz der letztjährigen Erfahrung mit viel Wasser und einigem Schnee wählte ich wieder den schöneren Weg durchs Eckerloch. In diesem Jahr war er schneefrei und mit weniger Wasser gut begehbar.
Nach 42 km und knapp 9 Stunden erreichte ich gegen 1 Uhr den Brockengipfel. Mit viel Glück hatte ich eine windstille, sternenklare Nacht mit einer tollen Aussicht. Es ist schon erstaunlich wie hell die Orte nachts um 1 Uhr leuchten. Ich war schon oft zu Sonnenauf- und untergängen auf dem Brocken, den nächtlichen Blick finde ich am beeindruckendsten. Der Einzige der mir auf dem Plateau begegnete war ein junger Fuchs der mich länger erstaunt ansah, und erst als ich die Handykamera zückte davonschlich.
Nun gings abwärts über Glashüttenweg und Höllenstieg – der Name ist angesichts der Wegverhältnisse Programm. Später an der Holtemme entlang auch mit ausgedehnten felsigen Passagen.
Nach 59 km 1.500 hm und knapp 13 Stunden erreichte ich planmäßig den Försterplatz oberhalb Wernigerodes und traf wieder auf Menschen. Die ersten Wanderer hatten sich schon auf den Weg gemacht. Der weitere Weg war von schöner Natur, interessanten Gesprächen und einer guten, liebevollen Verpflegung geprägt.
Auf dem weiteren Weg zum ersten Verpflegungspunkt bei Königshütte ein herrlicher Sonnenaufgang bei echt eisiger Kälte an der Zilliertalsperre. An Spielbach und warmer Bode entlang nach Tanne und Trautenstein wurde es nun endlich auch wärmer. Nach 90 km gab es 11 Uhr in Sophienhof Verpflegung. Jetzt blieb nach Abstieg zum Netzkater nur als Endgegner der Poppenberg. Mittlerweile holten uns seit Sophienhof verstärkt die Marathonläufer die 8.30 – also 3,5 Stunde nach uns gestartet waren, ein. Absolute Hochachtung für die Läufer die nach dieser Strecke den Poppenberganstieg scheinbar entspannt aufwärts liefen. Bei mir wurden durch falsch gewähltes Schuhwerk (die Traillaufschuhe hatten für das Wegprofil eine zu weiche Sohle und zu wenig Dämpfung) Probleme stärker. Weiter gings nach Neustadt mit Dampflok und neuem Aussichtspunkt bei Rüdigsdorf Richtung Gumpe – das Ziel jetzt zum Greifen nah! Nach 24:13 h, 112 km Strecke und 2780 hm glücklich, aber mit schmerzenden Gliedern und Füßen im Ziel Albert-Kuntz-Sportpark. Nach Hause und ab in die Wanne!
Ein herzliches Dankeschön an Freunde die bereit waren mich im Notfall abzuholen, an die Organisatoren und Helfer der Harzquerung und an die vielen freundlichen Menschen an und auf der Strecke!
Angesichts der vielen Nachrichten von unvorbereiteten Wanderern in den Bergen: Auch diese Region sollte man nicht unterschätzen. Gute Vorbereitung und ein Plan B sind wichtig. Handy/GPS mit Powerbank, Stirnlampe(n), Stöcke, Notfallbivy, Riegel, ausreichend Flüssigkeit sollten geplant werden! Ordentliches Schuhwerk und absolute Trittsicherheit sind hier vor allen im Bereich Höllenstieg unverzichtbar. Besser zu mehreren Personen unterwegs sein.
Ich freue mich, wenn ich Anregungen für eigene Touren geben konnte und wünsche dazu viel Spaß!
Peter Klahre