Di, 08:52 Uhr
21.01.2025
IW zu Oxfams Ungleichheitsbericht:
Einseitige Betrachtungen
Zum Weltwirtschaftsforum in Davos veröffentlicht die Hilfsorganisation Oxfam erneut ihren Ungleichheitsbericht, in dem sie die zunehmende Ungleichverteilung von Vermögen in Deutschland anprangert und eine Vermögenssteuer fordert. Doch die Zahlen zeichnen ein anderes Bild...
Vermögen (Foto: pixabay)
Glaubt man den Darstellungen von Oxfam, dürften im vergangenen Jahr die Reichen reicher, die Armen ärmer geworden sein. Richtig ist, dass sich die nominalen Vermögenswerte, etwa Aktien oder Anleihen nach einem starken Einbruch während der Coronapandemie weltweit wieder erholt haben. Davon haben jedoch nicht allein die Top-Vermögenden profitiert.
Mit Blick auf die Gesamtverteilung der Vermögen zeigen die Daten des UBS Global Wealth Report 2024, dass die relative Nettovermögensungleichheit zwischen 2008 und 2023 rückläufig war: So ist der Gini-Koeffizient in Deutschland von 0,72 auf 0,68 gesunken. Der Gini-Koeffizient ist in aller Regel zwischen 0 (alle besitzen das gleiche) und 1 (einer besitzt alles) begrenzt. Auch die Befragungsdaten der Deutschen Bundesbank zur Verteilung von Vermögen zeigen, dass sich die relative Vermögensungleichheit zwischen 2010 und 2021 in Deutschland leicht reduziert hat. Der Grund: Die Vermögen sind nicht nur in der Breite, sondern insbesondere auch in Haushalten mit geringen Vermögen überdurchschnittlich stark gewachsen.
Altersstruktur und Sozialstaat beeinflussen Vermögensverteilung
Dass die Vermögensungleichheit damit merklich höher ausfällt als die Ungleichheit der Einkommen, lässt sich auf verschiedene Faktoren zurückführen. So werden Vermögen erst im Laufe des Lebens langsam aufgebaut, sodass sich ein Teil der Vermögensungleichheit allein durch Unterschiede zwischen den Altersgruppen erklären lässt.
Ein zunehmend wichtiger Faktor in Deutschland ist die alternde Gesellschaft. Auch spielt der Umfang sozialstaatlicher Sicherungssysteme eine wesentliche Rolle für die Höhe und Verteilung privater Vermögenswerte. Berücksichtigt man beispielsweise die gesetzlichen Rentenansprüche, reduziert sich die Vermögensungleichheit um mehr als ein Fünftel.
Vermögensteuer belastet Unternehmen
Eine Wiederbelebung der Vermögensteuer, wie von Oxfam gefordert, wäre in der aktuellen Wirtschaftslage ein gefährlicher Schritt. Sie würde deutsche Unternehmen zusätzlich belasten, Investitionen in die dringend benötigte Transformation blockieren und die internationale Wettbewerbsfähigkeit erheblich schwächen, so IW-Experte Maximilian Stockhausen.
Autor: psg
Glaubt man den Darstellungen von Oxfam, dürften im vergangenen Jahr die Reichen reicher, die Armen ärmer geworden sein. Richtig ist, dass sich die nominalen Vermögenswerte, etwa Aktien oder Anleihen nach einem starken Einbruch während der Coronapandemie weltweit wieder erholt haben. Davon haben jedoch nicht allein die Top-Vermögenden profitiert.
Mit Blick auf die Gesamtverteilung der Vermögen zeigen die Daten des UBS Global Wealth Report 2024, dass die relative Nettovermögensungleichheit zwischen 2008 und 2023 rückläufig war: So ist der Gini-Koeffizient in Deutschland von 0,72 auf 0,68 gesunken. Der Gini-Koeffizient ist in aller Regel zwischen 0 (alle besitzen das gleiche) und 1 (einer besitzt alles) begrenzt. Auch die Befragungsdaten der Deutschen Bundesbank zur Verteilung von Vermögen zeigen, dass sich die relative Vermögensungleichheit zwischen 2010 und 2021 in Deutschland leicht reduziert hat. Der Grund: Die Vermögen sind nicht nur in der Breite, sondern insbesondere auch in Haushalten mit geringen Vermögen überdurchschnittlich stark gewachsen.
Altersstruktur und Sozialstaat beeinflussen Vermögensverteilung
Dass die Vermögensungleichheit damit merklich höher ausfällt als die Ungleichheit der Einkommen, lässt sich auf verschiedene Faktoren zurückführen. So werden Vermögen erst im Laufe des Lebens langsam aufgebaut, sodass sich ein Teil der Vermögensungleichheit allein durch Unterschiede zwischen den Altersgruppen erklären lässt.
Ein zunehmend wichtiger Faktor in Deutschland ist die alternde Gesellschaft. Auch spielt der Umfang sozialstaatlicher Sicherungssysteme eine wesentliche Rolle für die Höhe und Verteilung privater Vermögenswerte. Berücksichtigt man beispielsweise die gesetzlichen Rentenansprüche, reduziert sich die Vermögensungleichheit um mehr als ein Fünftel.
Vermögensteuer belastet Unternehmen
Eine Wiederbelebung der Vermögensteuer, wie von Oxfam gefordert, wäre in der aktuellen Wirtschaftslage ein gefährlicher Schritt. Sie würde deutsche Unternehmen zusätzlich belasten, Investitionen in die dringend benötigte Transformation blockieren und die internationale Wettbewerbsfähigkeit erheblich schwächen, so IW-Experte Maximilian Stockhausen.
Kommentare
ArreeTim
21.01.2025, 09.24 Uhr
Sozialabgaben und Beiträge auf Kapitalerträge durch Grüne/Habeck -Kapitalismus real
Es wird mindestens diskutiert oder führt bereits dazu, dass Kapital aus Deutschland abfließen wird, die Ankündigung wegen Sozialabgaben auf Kapitalerträge durch die Grünen. Kapital ist hochmobil und international gefragt. Insbesondere Deutschland braucht Kapital, um wichtige Investitionen hier zu schultern.
Die Ertragssteuer auf Kapital war oder ist auch ein Instrument gewesen, Kapital zu halten und nicht, etwa illegal irgendwohin zu transferieren, usw.. Es ist ein Holzweg, unrealistisch vor dem Hintergrund internationaler Entwicklung.
Ein anderer Weg wäre doch eher die Frage, inwieweit hochproduktive Anlagen und Roboter, die alle viele Arbeitskräfte ersetzen, etwa auf Basis einer Indexverrechnung dazu beitragen, etwas in die Sozialkassen einzuzahlen, temperiert, denn wie gesagt, Investitionen sind wichtig. Es wäre eine Fortschreibung der Ökonomie ala Karl Marx, oder?
Die Ertragssteuer auf Kapital war oder ist auch ein Instrument gewesen, Kapital zu halten und nicht, etwa illegal irgendwohin zu transferieren, usw.. Es ist ein Holzweg, unrealistisch vor dem Hintergrund internationaler Entwicklung.
Ein anderer Weg wäre doch eher die Frage, inwieweit hochproduktive Anlagen und Roboter, die alle viele Arbeitskräfte ersetzen, etwa auf Basis einer Indexverrechnung dazu beitragen, etwas in die Sozialkassen einzuzahlen, temperiert, denn wie gesagt, Investitionen sind wichtig. Es wäre eine Fortschreibung der Ökonomie ala Karl Marx, oder?
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diskobolos
21.01.2025, 10.48 Uhr
Das ist alles bedenkenswert, Agricola
Noch zwei Aspekte:
Die Besteuerung von Robotern und Maschinen scheitert u. a. daran, dass die Meta, Apple, Microsoft usw. für ihre Computer, die auf den Bahamas stehen, aber in D viel Geld verdienen, bei uns keine Steuern zahlen wollen . . .
Wer Sozialbeiträge nicht von (auch großen) Kapitalerträgen einziehen möchte, sollte erklären, warum es gerechter sein soll auch kleine Renten oder Arbeitseinkommen dafür heranzuziehen und woraus die sicherlich weiter wachsenden Kosten des Gesundheitswesens bezahlt werden sollen . . .
Die Besteuerung von Robotern und Maschinen scheitert u. a. daran, dass die Meta, Apple, Microsoft usw. für ihre Computer, die auf den Bahamas stehen, aber in D viel Geld verdienen, bei uns keine Steuern zahlen wollen . . .
Wer Sozialbeiträge nicht von (auch großen) Kapitalerträgen einziehen möchte, sollte erklären, warum es gerechter sein soll auch kleine Renten oder Arbeitseinkommen dafür heranzuziehen und woraus die sicherlich weiter wachsenden Kosten des Gesundheitswesens bezahlt werden sollen . . .
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