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So, 11:12 Uhr
19.01.2025
nnz-Forum von Tim Schäfer

Magister Michael Neander in Ilfeld: 500. Geburtstag

Neander als Schulrektor in Ilfeld, zeitgenössischer Kupferstich von Johann Ludwig Meil, Ilfeld –  (Foto: Tim Schäfer ) Neander als Schulrektor in Ilfeld, zeitgenössischer Kupferstich von Johann Ludwig Meil, Ilfeld – (Foto: Tim Schäfer )
2025 ist auch ein Grund für eine große Jubelfeier in Harztor gegeben. Für den ehemaligen Rektor Michael Neander der Ilfelder Klosterschule. In Teil III der Beitragsserie zum Werk, seinem Lieblingsschüler und einer Idee …


Teil III & Ende
Ein altes Bild, u.a. in Leuckfeld’ s Antiquitates Ilfeldenses stellt Michael Neander in ganzer Figur, nicht sitzend oder stehend, sondern gehend, mit einem Buche und einem großen Schlüsselbund dar, den charakteristischen Zeichen seiner lehrenden und verwaltenden Tätigkeit. Sozusagen sich immer bemühend und fortschreitend, die passenden Methoden und Zugänge verfügbar, Wissen und Befähigung zu vermitteln. Vielleicht ist es dieses Bild, was einen Michael Neander in der heutigen Zeit so vorbildlich gegenwärtig visualisiert, ein Vorbild gibt?
Nach Havemann waren bei Neanders Tode 39 Werke von ihm gedruckt und außerdem noch 17 handschriftlich vorhanden, und es würde nicht schwerfallen, diese Zahlen noch zu erhöhen. Neander selbst hat in Ilfeld eine Vielzahl von seinen Büchern verfasst. Exemplarisch dafür, daß seine große Belesenheit und Sprachfertigkeit auf wirklicher Gelehrsamkeit beruhte, beweist die 340 Seiten umfassende Vorrede zu den „Erotemata linguae Graecae“ eindrucksvoll, welche, nicht mit Unrecht, als „eine kurze und vielleicht die erste Literaturgeschichte“ genannt worden ist. An anderer Stelle hat der Autor auf das Werk Neanders hingewiesen, es gibt dazu etliches erwähnenswertes adon.
1562 hatte sich Neander mit Anna Winckeler aus Nordhausen vermählt. Zwei Knaben und zwei Mädchen waren aus dieser Ehe entsprossen, von welchen das jüngste, Maria, geboren in Ilfeld, mit Mylius, Pfarrer zu Ilfeld, verheiratet war. Zu Nordhausen, wie Dr. Kuhlbrodt einst ausführte, hatte er gute Beziehungen.
Lorenz Rhodoman(n) aus Niedersachswerfen
Er avancierte zum Lieblingsschüler und Freund Neanders, dabei kam er aus allerärmsten Verhältnissen. Sozusagen nur die erfolgreiche Umwidmung des Klosters mit Einkünften in eine neue Ilfelder Klosterschule Luther’scher Prägung mit Freitischen usw. machten es möglich. Ein Lorenz aus Niedersachswerfen, dessen Vater der Tagelöhner Valentin Rhodoman(n) (oder Rosemann?) an der Pest verstarb, konnte seinen sprichwörtlich unbändigen Wissenshunger bei Neander befriedigen und zeigte sprachbegabt ein besonderes poetisches Talent. Als Freitisch können wir uns heute etwa eine kostenlose Versorgung und Unterbringung in der Klosterschule Ilfeld vorstellen.

Später wurde Rhodomann als "zweiter Homer" oder "Homerus biblicus" (biblischer Homer) bezeichnet, weil seine altgriechischen Dichtungen von hoher Qualität und Fülle waren. Zeitgenossen verglichen seine Werke mit denen des antiken Dichters Homer und lobten ihn deshalb so hoch. 1)
Ilfelda Hercynica (1581)2)
Gilt als Ilfelds berühmtestes Loblied und wurde von Rhodomann verfasst. Heutzutage fallen beim Lesen die Detailversessenheit und Naturbeobachtung im Lobgedicht auf, mit den Sprachen kommen wir eh kaum, besser gesagt, gar nicht mehr mit. Eine Kostprobe? So beginnt das Loblied: „ Ilfeld, liebliche Wohnung der frommen Musen, mein Ilfeld! Freudvoll komm ich, dein Lob in einfachen Weisen zu singen und dir dankbar ein kleines Geschenk für all die Wohltat darzubringen, womit du mich einst, den Zögling, erfreutest.“ Hier für die Freunde der Heimatforschung als Service ist eine vollständige, deutsche Abschrift des berühmten Lobgedichts auf Ilfeld verlinkt. 2)
Neander wird in Rhodomann teils sich selbst entdeckt haben. Autodidaktisches Lernvermögen, aufsaugen von Wissen, Sprachtalent, Naturfreund, aufrichtiger Mensch, Fleiß. Mag es ihm eine Herzensfreude und Genugtuung gewesen sein, diesen Lorenz in seiner Schule zu unterrichten und zu fördern. Neander merkte an, dass der junge Rhodomann eben auch mit Schabernack und Streichen auffiel. Wiederum etwas, was Neander nicht fremd war, der in seiner Jugend sogar Vogelfallen aufstellte.

Neander verstarb in Ilfeld (✝26. April 1595) und wurde in der alten Klosterkirche beigesetzt. Tafeln in der Krypta der heutigen Neanderklinik erinnern an Thomas Stange und Michael Neander. Am Neanderplatz, neben der alten Klosterschule und heutigen Neanderklinik Ilfeld wird 2025 eine KiTa und eine Schule neu gebaut. Es könnte keinen besseren Platz geben. Ob man namentlich noch einmal das Ensemble mit dem Ehrennamen Neander ehren möchte, daran anknüpft, ist offen. Ein Michael Neander würde vermutlich dazu gütlich und weise lächeln, gleich die Schlüssel übernehmen wollen. Auch etwas stolz empfinden, sein Gelübde an Thomas Stange und seine geliebte Ilfelder Schule bliebe im 21. Jahrhundert sozusagen lebendig. Oder wie Stange es Neander dereinst auftrug, „die Schnautzen und das Maul wohl aufzutun, niemanden zu schonen und zu fürchten“, wenn es um die Schule geht (d.A.). So Ilfeld, es ist an Dir, an uns, was wird? Rhodomanns Loblied ist auch ein Vermächtnis: „Dennoch will ich es sagen, Ilfeld (d.A.), Dein köstlichster Schmuck ist Neander, Groß durch bildende Lehre“2)…(Ende).

Startseite rhodomanologia,  www.rhodomanologia.de. Uni Wuppertal: "Rhodomanologia" ist ein von der DFG im Zeitraum von 2022 bis 2025 gefördertes Forschungsprojekt, das in Kooperation zwischen der Bergischen Universität und der Universität Osnabrück zu Rhodomann durchgeführt wird.
Das Lobgedicht auf Ilfeld erschien unter dem Titel: Ilfelda Hercynica, sita ad eam partem veteribus graecis et latinis scriptoribus celebratae silvae Hercyniae, quae sola hactenus vetus ac celebre suum nomen in illis tantum locis retinet, deseripta carmine graeco latino a M. Laurentio Rhodomanno, rectore pietatis ac literarum in inclyta Lunaeburga, scholae Ilfeldensis alumno celebri. Lips. 1579. Francof. 1581. Lips. 1582.

Schreibweise hier: Rhodoman(n)

Tim Schäfer

Autor: red

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