Di, 16:38 Uhr
30.07.2024
CDU-Chef zu Gast im Südharz Klinikum
Wir leben von der Substanz
Nicht mehr lange, dann wird in Thüringen gewählt und die Politik ist entsprechend reisefreudig. Heute war der Spitzenkandidat der CDU, Mario Voigt, zu Gast im Landkreis und machte unter anderem im Südharz Klinikum Station. Das Thema: die Krankenhauskrise…
Die medizinische Versorgung wolle man ins Zentrum rücken, sagt Wahlkämpfer Mario Voigt, die Lage sei dramatisch, die Schieflage bei den Krankenhäusern deutlich. Drei Thüringer Kliniken liegen in der Insolvenz, laut einer Barmer Studie wurden Investitionen bis zu 370 Millionen Euro in den letzten vier Jahren mehr oder weniger verschlafen.
Wenn Voigt nun auch in Nordhausen Wehklagen, Zähneklappern und große Geste erwartet haben sollte, dann wurde er am Südharz Klinikum heute enttäuscht. Ja, es gibt Probleme, unbestreitbar, aber man leidet im Vergleich zu manch anderem Haus im Freistaat noch auf hohem Niveau. In das Krankenhausranking der Frankfurter Allgemeinen haben es in Thüringen jüngst nur die Nordhäuser geschafft, selbst von den großen Unikliniken gab es hier keine Spur, berichtet Geschäftsführer Guido Hage.
Vieles hat man über die Jahre selber gestemmt, insofern sind die fehlenden Millionen nichts Neues, das Problem kenne man so seit drei Jahrzehnten. Die Lage habe sich aber verschärft, so Hage weiter, im operativen Geschäft schreibe man rote Zahlen, dass die Bilanz zuletzt doch positiv ausfiel, habe an Subventionsprogrammen wie der Energiehilfe gelegen. Mit Sorge blicke man auf die Entscheider in Berlin und die Krankenhausreform, führt der Geschäftsführer aus, die derzeitigen Pläne gingen aus Nordhäuser Sicht an der Realität vorbei und man habe den Eindruck, es fehle bei den Zuständigen an jedweder Sachkenntnis.
Von einer Entbürokratisierung, wie man sie zur Entlastung bräuchte, sehe man nichts, nur Taschenspielertricks und Scheindiskussionen. Vieles passe nicht mehr zueinander, kritisiert Hage, Fehlentscheidungen hätten unter anderem dazu geführt, dass man pro Fall weniger Erlös erwirtschaften könne, was sich durch niedrige Belegungszahlen weiter negativ auswirke. Sorgen hat man auch an der Personalfront, der Krankenstand ist hoch, die Leistungsdichte pro Mitarbeiter gesunken und im Generationenwechsel steht für viele die Work-Life-Balance vor der Lohnhöhe.
SHK-Chef Guido Hage: wir haben viel selber investieren können, aber jetzt leben wir von der Substanz (Foto: agl)
Ob sich das Bürgergeld negativ auf die Personalfrage ausgewirkt habe und wie es um die Anwerbung ausländischer Fachkräfte stehe, will der CDU Mann weiter wissen. Im Fachkräftebereich sei das Bürgergeld eher kein Problem, meint Hage, wenn überhaupt, dann im Servicebereich und den hält man selber weiter vor, Leistungen wie Küche und Co. wurden nicht wie anderswo ausgelagert. Die Fachkräftefrage aus dem Ausland sei mit viel Aufwand verbunden, die Lage sei zwar etwas besser aber insgesamt dauere der Prozess der Anerkennung immer noch zu lange. Auch da pflichtet Voigt bei, in Thüringen brauche die Anerkennung im Schnitt 225 Tage, im Rest des Landes liege der eher bei 70 Tagen. Entsprechend könne man die Abwanderungsbewegungen beobachten, das müsse sich dringend ändern.
Flexiblere Modelle und mehr Ausbildung, keine Förderung mit der Gießkanne, eine bessere und schnellere Notfallversorgung - man ist sich an vielen Punkten einig oder sieht die Dinge zumindest ähnlich. Allein, Klinikchef Hage hat seine Zweifel, ob man in Erfurt in der Lage ist, diese auch ernsthaft anzugehen. Im Krankenhausplan werden keine Strukturentscheidungen getroffen und es braucht schwierige und möglicherweise unpopuläre Entscheidungen. Mit so etwas tut sich die Politik schwer. So wie die Sache steht, wird das ein Tod auf Raten. Wir kommen vor Ort im Notfall auch eine Weile ohne größere Investitionen aus aber wir leben von der Substanz, mahnt Hage.
CDU-Mann Voigt mag hier am Ende weniger Wehklagen gehört haben als erwartet, dass aus Sicht des Südharz Klinikums dringende Kurskorrekturen von Seiten der Politik durchgeführt werden müssen, war aber dennoch deutlich zu hören. Und Investitionen in die Krankenhäuser, schließt Hage, seien nie herausgeworfenes Geld.
Schnell wird sich nichts ändern lassen, zumindest nichts was grundlegend wäre. Strukturelle Reformen brauchen Zeit, da macht die Farbgebung des letztlichen Wahlsiegers keinen Unterschied.
Angelo Glashagel
Autor: redDie medizinische Versorgung wolle man ins Zentrum rücken, sagt Wahlkämpfer Mario Voigt, die Lage sei dramatisch, die Schieflage bei den Krankenhäusern deutlich. Drei Thüringer Kliniken liegen in der Insolvenz, laut einer Barmer Studie wurden Investitionen bis zu 370 Millionen Euro in den letzten vier Jahren mehr oder weniger verschlafen.
Wenn Voigt nun auch in Nordhausen Wehklagen, Zähneklappern und große Geste erwartet haben sollte, dann wurde er am Südharz Klinikum heute enttäuscht. Ja, es gibt Probleme, unbestreitbar, aber man leidet im Vergleich zu manch anderem Haus im Freistaat noch auf hohem Niveau. In das Krankenhausranking der Frankfurter Allgemeinen haben es in Thüringen jüngst nur die Nordhäuser geschafft, selbst von den großen Unikliniken gab es hier keine Spur, berichtet Geschäftsführer Guido Hage.
Vieles hat man über die Jahre selber gestemmt, insofern sind die fehlenden Millionen nichts Neues, das Problem kenne man so seit drei Jahrzehnten. Die Lage habe sich aber verschärft, so Hage weiter, im operativen Geschäft schreibe man rote Zahlen, dass die Bilanz zuletzt doch positiv ausfiel, habe an Subventionsprogrammen wie der Energiehilfe gelegen. Mit Sorge blicke man auf die Entscheider in Berlin und die Krankenhausreform, führt der Geschäftsführer aus, die derzeitigen Pläne gingen aus Nordhäuser Sicht an der Realität vorbei und man habe den Eindruck, es fehle bei den Zuständigen an jedweder Sachkenntnis.
Von einer Entbürokratisierung, wie man sie zur Entlastung bräuchte, sehe man nichts, nur Taschenspielertricks und Scheindiskussionen. Vieles passe nicht mehr zueinander, kritisiert Hage, Fehlentscheidungen hätten unter anderem dazu geführt, dass man pro Fall weniger Erlös erwirtschaften könne, was sich durch niedrige Belegungszahlen weiter negativ auswirke. Sorgen hat man auch an der Personalfront, der Krankenstand ist hoch, die Leistungsdichte pro Mitarbeiter gesunken und im Generationenwechsel steht für viele die Work-Life-Balance vor der Lohnhöhe.
SHK-Chef Guido Hage: wir haben viel selber investieren können, aber jetzt leben wir von der Substanz (Foto: agl)
Ob sich das Bürgergeld negativ auf die Personalfrage ausgewirkt habe und wie es um die Anwerbung ausländischer Fachkräfte stehe, will der CDU Mann weiter wissen. Im Fachkräftebereich sei das Bürgergeld eher kein Problem, meint Hage, wenn überhaupt, dann im Servicebereich und den hält man selber weiter vor, Leistungen wie Küche und Co. wurden nicht wie anderswo ausgelagert. Die Fachkräftefrage aus dem Ausland sei mit viel Aufwand verbunden, die Lage sei zwar etwas besser aber insgesamt dauere der Prozess der Anerkennung immer noch zu lange. Auch da pflichtet Voigt bei, in Thüringen brauche die Anerkennung im Schnitt 225 Tage, im Rest des Landes liege der eher bei 70 Tagen. Entsprechend könne man die Abwanderungsbewegungen beobachten, das müsse sich dringend ändern.
Flexiblere Modelle und mehr Ausbildung, keine Förderung mit der Gießkanne, eine bessere und schnellere Notfallversorgung - man ist sich an vielen Punkten einig oder sieht die Dinge zumindest ähnlich. Allein, Klinikchef Hage hat seine Zweifel, ob man in Erfurt in der Lage ist, diese auch ernsthaft anzugehen. Im Krankenhausplan werden keine Strukturentscheidungen getroffen und es braucht schwierige und möglicherweise unpopuläre Entscheidungen. Mit so etwas tut sich die Politik schwer. So wie die Sache steht, wird das ein Tod auf Raten. Wir kommen vor Ort im Notfall auch eine Weile ohne größere Investitionen aus aber wir leben von der Substanz, mahnt Hage.
CDU-Mann Voigt mag hier am Ende weniger Wehklagen gehört haben als erwartet, dass aus Sicht des Südharz Klinikums dringende Kurskorrekturen von Seiten der Politik durchgeführt werden müssen, war aber dennoch deutlich zu hören. Und Investitionen in die Krankenhäuser, schließt Hage, seien nie herausgeworfenes Geld.
Schnell wird sich nichts ändern lassen, zumindest nichts was grundlegend wäre. Strukturelle Reformen brauchen Zeit, da macht die Farbgebung des letztlichen Wahlsiegers keinen Unterschied.
Angelo Glashagel
Kommentare
Filzstift und Lineal
30.07.2024, 18.33 Uhr
Ach Mensch, der CDU Voigt...
... zieht die unterste Wahlkampfschublade und macht jetzt auf Krankenhaus"kummerer".
Dürfte nur nicht klappen, da jeder Landeshaushalt Thüringens (und damit die -Nicht-Unterstützung der Krankenhäuser) immer nur mit den Stimmen der Voigt Fraktion Jahr für Jahr verabschiedet werden konnte.
Dürfte nur nicht klappen, da jeder Landeshaushalt Thüringens (und damit die -Nicht-Unterstützung der Krankenhäuser) immer nur mit den Stimmen der Voigt Fraktion Jahr für Jahr verabschiedet werden konnte.
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Liberaler
30.07.2024, 19.22 Uhr
Wahlkampfinstrument Gesundheit
Die unterste Schublade, Herr Vogt.
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Kobold2
30.07.2024, 20.57 Uhr
Naja
Wer hat das Land seit Jahrzehnten auf Verschleiß gefahren.??
Jetzt die kritisieren, die dem Mist ausbaden müssen, ist ganz schlechter Stil.
Jetzt die kritisieren, die dem Mist ausbaden müssen, ist ganz schlechter Stil.
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foeten
30.07.2024, 21.42 Uhr
Hage
.....rühmt sich mit guten Zahlen. Das Klinikum stehe besser da als Andere.
Aber: auf wessen Kosten?!
Seit 30 Jahren hängt die Lohnentwicklung anderen Häusern hinterher! Die Arbeitsbelastung stieg stetig. Das Personal läuft in Scharen davon! Nicht unbedingt des Geldes wegen. Nein, vorallem wegen der Führungsschwäche der Geschäfts- und Personalführung.
Aber: auf wessen Kosten?!
Seit 30 Jahren hängt die Lohnentwicklung anderen Häusern hinterher! Die Arbeitsbelastung stieg stetig. Das Personal läuft in Scharen davon! Nicht unbedingt des Geldes wegen. Nein, vorallem wegen der Führungsschwäche der Geschäfts- und Personalführung.
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Landru
30.07.2024, 22.04 Uhr
Der Beitrag wurde deaktiviert Verhalten Sie sich bitte höflich gegenüber Anderen.
Strandläufer
30.07.2024, 22.06 Uhr
Hoher Krankenstand
...wenn man hört was die Spatzen von den Dächern pfeifen, so ist der hohe Krankenstand auf interne, hausgemachte Probleme zurück zu führen. "Altverdiente", hochqualifizierte examinierte Pflegkräfte fallen wegen Burnout oder Belastungsstörungen aus, ...oder kündigen. Grade die Namen Hage und Funke (Personal) hört man offen und laut in der Kritik. Aber auch da ist man freundschaftlich eng verbunden- des poasst scho.
Nur wird da ein Wahkampfhändeschütteln von CDU-Vogt auch nichts ändern.
Ich wäre für die Verstaatlichung von Krankenhäusern um die Menschen wieder vor die Gewinnmaximierung zu setzen, OPs nach Notwendigkeit und nicht Budgets zu planen und um auch für das Personal die Menschlichkeit wieder in den Fokus zu bringen.
In diesem Sinne...
Nur wird da ein Wahkampfhändeschütteln von CDU-Vogt auch nichts ändern.
Ich wäre für die Verstaatlichung von Krankenhäusern um die Menschen wieder vor die Gewinnmaximierung zu setzen, OPs nach Notwendigkeit und nicht Budgets zu planen und um auch für das Personal die Menschlichkeit wieder in den Fokus zu bringen.
In diesem Sinne...
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Kritiker86
31.07.2024, 01.10 Uhr
Ich...
arbeite im Krankenhaus, aber nicht in Nordhausen. Niemals. Schrecklich dort. Das alles pleite geht, ist jetzt der Versprochene Aufschwung. Jeden Tag dieser Regierung stirbt es mehr in Deutschland. In allen Branchen. Selbst im sozialen geht es jetzt den Bach runter.
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Jäger53
31.07.2024, 07.59 Uhr
Sinnloser Besuch
Auch ein Herr Voigt kann nichts gegen den Gesundheitsengel der Regierung unternehmen. Auch ein Herr Voigt kann das Krankenhaus sterben nicht aufhalten.
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Beachten Sie, dass die Redaktion unpassende, inhaltlose oder beleidigende Kommentare entfernen kann und wird.
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