Di, 08:19 Uhr
14.02.2023
Stiftung Warentest zu Seniorenzuschläge in der Autoversicherung
Teuer am Steuer
Steigen Versicherungsbeiträge im Alter, können sich Fahrerinnen und Fahrer nicht dagegen wehren. Was ihnen bleibt, sind Sparmöglichkeiten: Sie können die Versicherungsprämie durch verschiedene Stellschrauben nach unten drehen, das Auto auf eine andere Person versichern oder den Anbieter wechseln – sollten dabei aber kleine Stolpersteine beachten...
Wir klären auf und erläutern Strategien, um die Autoversicherung auch im Alter einigermaßen günstig zu halten. Die Beiträge steigen übrigens nicht bei allen Versicherern gleich. Unsere Stichprobe bei fünf günstigen Anbietern offenbart teils ordentliche Unterschiede.
Das Wichtigste in Kürze
Preiszuschläge in der Kfz-Versicherung: Das müssen Siewissen
Anstieg. Die Autoversicherung wird etwa ab Mitte 50 sukzessive teurer. Unsere Stichprobe bei fünf Versicherern zeigt: Innerhalb von 25 Jahren steigen die Beiträge durchschnittlich um 100 Prozent.
Zulässig. Betroffene können sich gegen die Preisanstiege nicht wehren. Ältere Menschen verursachen tatsächlich häufiger Schäden, daher dürfen Versicherer die Beiträge für sie entsprechend höher kalkulieren.
Sparen. Versicherte können den Preisanstieg durch Sparmöglichkeiten etwas abfedern. Zum Beispiel durch die Anpassung der Zahlweise, jährlichen Fahrleistung oder Werkstattbindung. Auch die Versicherung des gemeinsamen Autos auf einen jüngeren Partner bringt ordentlich Beitragsersparnis. Wie es geht, erklären die Versicherungsexpertinnen der Stiftung Warentest weiter unten im Text.
Wechseln. Die Preisunterschiede in der Autoversicherung sind enorm. Der Wechsel zu einem günstigeren Anbieter kann Hunderte Euro pro Jahr sparen. Ein individueller Tarifvergleich lohnt – etwa mit unserem Onlinerechner.
Im Test: Alterszuschläge in der Kfz-Versicherung
Fünf Versicherer im Vergleich
Wir haben überprüft, wie sich Kfz-Versicherungsprämien mit zunehmenden Alter verteuern. Dafür haben wir Beiträge bei fünf Versicherern ermittelt. Ausgewählt haben wir Anbieter, die in unserer letzten Untersuchung vergleichsweise günstig waren (CosmosDirekt, Europa, Huk24, VHV, WGV).
Die ermittelten Beiträge gelten für eine Modellkundin, die zwischen 55 und 80 Jahre alt ist. Damit die Preise vergleichbar sind, haben wir ihr unterstellt, trotz steigendem Alter konstant in Schadenfreiheitsklasse 35 zu bleiben.
Die Preisanstiege bei unseren fünf Tarifen betragen durchschnittlich 100 Prozent. Jedoch kalkulieren die Versicherer ihre Beiträge sehr unterschiedlich: Während die Prämien bei CosmosDirekt innerhalb der 25 Jahre ab 55 nur um 84 Prozent steigen, erhöht die Huk24 sogar um 124 Prozent. Für unsere Modellkundin bleibt die Huk24 dennoch günstiger – zumindest, solange sie nicht älter als 75 Jahre alt ist.
Schadenfreiheitsklassen federn ab
Preisanstiege von 100 Prozent klingen zunächst drastisch, ganz so schlimm ist die Realität aber nicht: Bis zum 80. Lebensjahr zahlen Versicherte oft trotzdem weniger, als Personen zwischen 27 und 41 Jahren.
Der Grund: Ältere Fahrerinnen und Fahrer haben häufig eine sehr hohe Schadenfreiheitsklasse (SF), die sie sich über Jahrzehnte hinweg erfahren haben. Beispiel: 35 schadenfrei gefahrene Jahre bringen rund 80 Prozent Beitragsersparnis.
Längere Rabattstaffeln lohnen kaum
Wer länger als 35 Jahre unfallfrei fährt, bekommt trotz steigender Schadenfreiheitsklasse kaum weitere Extraprozente.
Zwar haben viele Versicherer ihre Rabattstaffeln verlängert – einzelne sogar bis SF-Klasse 60: Der Rabatt steigt ab SF-Klasse 35 aber nur noch wenig. Kundinnen und Kunden können sich in den 25 Jahren ab Schadensfreiheitsklasse 35 durchschnittlich nur 5 Extraprozent Rabatt erfahren.
Versicherte können sich gegen die altersbedingt steigenden Beiträge nicht wehren: Es liegt keine Altersdiskriminierung im Sinne des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes vor. Weil ältere Menschen tatsächlich häufiger Schäden verursachen, dürfen Versicherer ihre Beiträge entsprechend kalkulieren.
Was Versicherten bleibt, sind verschiedene Sparmöglichkeiten: Sie können den eigenen Tarif optimieren (Spartipp 1), auf einen Telematiktarif umsteigen (Spartipp 2) oder das gemeinsame Auto auf den jüngeren Partner versichern (Spartipp 3).
Bleibt die eigene Prämie trotz Spartipps vergleichsweise teuer, lohnt der Wechsel zu einem günstigeren Anbieter.
Spartipp 1: Den eigenen Tarif optimieren
Im eigenen Versicherungsvertrag finden sich einige Stellschrauben, um den Beitrag nach unten zu drehen.
Fahrleistung
Wer nicht mehr täglich zur Arbeit fährt, kommt womöglich auf weniger Kilometer pro Jahr, als er einst im Vertrag angegeben hat. Das wirkt sich auf den Beitrag aus. Fährt unsere Modellkundin, als 70-Jährige beispielsweise nur 8 000 Kilometer pro Jahr statt 15 000, zahlt sie bei unseren fünf Versicherern durchschnittlich 50 Euro weniger. Versicherte können ihren Anbieter über die geringere Fahrleistung per Telefon, E-Mail, Post oder ganz einfach online informieren.
Werkstattbindung. Wer einen Kasko-Tarif abgeschlossen hat und damit einverstanden ist, dass das eigene Auto nur in einer Werkstatt repariert wird, die der Versicherer empfiehlt, kommt auch günstiger davon. Unserer Kundin bringt das im Schnitt 40 Euro im Jahr.
Zahlweise Versicherungsbeiträge jährlich zu zahlen, ist günstiger als vierteljährlich oder monatlich. Bei unserer Modellkundin macht es durchschnittlich 30 Euro aus, wenn sie jährlich statt vierteljährlich zahlt.
Nächtlicher Stellplatz. Ob das Auto nachts in der abgeschlossenen Einzelgarage oder am unbewachten Straßenrand parkt, wirkt sich dagegen höchstens geringfügig auf den Preis aus. Je nach getestetem Tarif bringt das unserer Modellkundin gar nichts, höchstens aber 18 Euro pro Jahr.
Selbstbehalt
Kasko-Tarife sind günstiger, wenn sich Versicherte am Schaden beteiligen. Wir empfehlen einen Selbstbehalt von 150 Euro in der Teilkasko und von 300 Euro in der Vollkasko. Geringere Selbstbehalte sind teuer, höhere lohnen sich kaum.
Kasko
Ist ein Auto in die Jahre gekommen, braucht es womöglich keinen Kaskoschutz mehr. Damit kann sich der Beitrag mehr als halbieren. Die gesetzlich vorgeschriebene Haftpflichtversicherung zahlt allerdings keine Schäden am eigenen Auto. Kompromiss ist die Teilkasko: Sie zahlt, wenn das eigene Auto durch Diebstahl, Brand, Wild, Sturm, Hagel oder Überschwemmung beschädigt wird, aber nicht bei selbst verschuldeten Unfällen. Bei diesen zahlt nur die Vollkasko.
Tipp: Wichtiges zur Autoversicherung und ihren Fachbegriffen erklären wir in unserem Special: Alles was Sie über die Kfz-Versicherung wissen müssen.
Spartipp 2: Tarif mit Telematik wählen
Telematiktarife sind günstiger als herkömmliche Kfz-Tarife. Bei ihnen zeichnet eine App, teils in Verbindung mit einem Sensor, das Fahrverhalten auf. Gemessen werden unter anderem Geschwindigkeit, Beschleunigung und Bremsverhalten.
Je besser jemand fährt, desto mehr kann er oder sie beim nächsten Jahresbeitrag sparen – je nach Tarif oft 30 Prozent.
Wer sich für Telematik entscheidet, muss damit einverstanden sein, dass die Versicherung das eigene Fahrverhalten auswertet, hat aber auch bei schlechtem Fahrwerten keinen Nachteil. Wir finden daher: Einen Versuch ist es wert.
Nachteil: Erst wenige Versicherer bieten Telematik an.
Tipp
Die Stiftung Warentest hat Telematik-Tarife getestet: Die meisten Tarife im Test sind auch für ältere Fahrer erhältlich: Unsere Testergebnisse zu Telematik.
Spartipp 3: Den Jüngeren versichern
Teilen sich zwei Menschen ein Auto und besteht zwischen ihnen ein größerer Altersunterschied, kann es sich lohnen, wenn die Versicherung über den oder die Jüngere läuft.
Was das bringt, haben wir anhand unseres Modellpaars für die fünf Tarife unserer Stichprobe ermittelt. Die Tabelle zeigt: Bis zu 123 Euro pro Jahr bringt es, wenn das gemeinsame Auto nicht auf die 70-jährige Fahrerin, sondern auf ihren 10 Jahre jüngeren Partner versichert wird. Vorausgesetzt, beide haben die gleiche Schadenfreiheitsklasse – in unserem Beispiel hat sich das Modellpaar gemeinsam SF-Klasse 35 erfahren.
Im Modellfall versichert ein Paar den gemeinsamen Pkw auf die 70-jährige Halterin (linke Spalte) oder den 60-jährigen Partner (rechte Spalte). Die ausgewählten Tarife bieten von uns in unseren letzten Tests (Finanztest 11/2022 und 12/2022) empfohlene Leistungen und sind im Schnitt günstig in Haftpflicht und Vollkasko für 70-jährige Modellkunden, die in einem Ort mit mittlerer Regionalklasse wohnen.
Modell: VW Touran 2.0, 110 kW, 15 000 km im Jahr, nächtlicher Stellplatz: Straße, festgelegter Fahrerkreis: Nur der Partner fährt auch. Tarifleistungen unter anderem: 100 Millionen Euro Deckungssumme in Haftpflicht, freie Werkstattwahl, Verzicht auf Einwand grobe Fahrlässigkeit, Tierbissschäden mit Folgeschäden, erweiterte Wildschäden. Selbstbehalt: 300 Euro in Vollkasko, 150 Euro in Teilkasko.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass viele Versicherer nur nach dem Alter des Versicherungsnehmers fragen und nicht nach dem genauen Alter der mitfahrenden Partner oder Partnerin. Einige Anbieter wollen nur wissen, ob alle Fahrerinnen und Fahrer mindestens ein bestimmtes Alter haben (oft 25 Jahre).
In unserer Stichprobe fragt nur die VHV nach dem genauen Alter der mitfahrenden Person: Bei diesem Versicherer wird der Beitrag daher nicht günstiger, wenn das gemeinsame Auto auf den jüngeren Fahrer versichert wird.
Tipps zum Tarifwechsel
Bleibt ein Tarif trotz umgesetzter Spartipps verhältnismäßig teuer, lohnt ein Wechsel. Regelmäßig Preise zu vergleichen empfehlen wir ohnehin immer.
Preise vergleichen
Die Preisunterschiede in der Kfz-Versicherung sind enorm: Teurere Tarife kosten häufig fast dreimal so viel wie günstige. Unser individueller Versicherungsvergleich hilft Ihnen, einen günstigen Tarif zu finden.
Rechtzeitig kündigen
Die meisten Kfz-Policen verlängern sich jeweils zum Jahreswechsel. Wer seinen alten Vertrag kündigen möchte, muss das bis zum 30. November erledigt haben.
Kein Annahmezwang in Kasko-Tarifen
Für ältere Autofahrer gibt es kleine Stolpersteine zu beachten. So besteht bei Kaskopolicen kein Annahmezwang. Das heißt, Versicherer dürfen Kundinnen und Kunden ablehnen – etwa aufgrund ihres Alters.
Aktuell schränken zwei Versicherer von vornherein ihre Tarife ein: ÖSA den Basistarif auf Personen bis 64 Jahre und Europa Go die Kasko-Tarife Basis sowie Komfort auf Personen bis 74 Jahre.
Rückstufungspraxis beachten
Ein Kriterium beim Tarifwechsel kann auch die Rückstufungspraxis im Schadensfall sein. Bei einem Vollkaskoschaden in SF-Klasse 35 gehen bei unseren fünf Beispielversicherern 11 Schadenfreiheitsklassen verloren. Andere Versicherer handhaben das womöglich anders.
Der Unterschied kann einige schadenfrei zu fahrende Jahre bedeuten. Das kann sich ordentlich auf den Beitrag auswirken. Insbesondere für Personen mit hoher SF-Klasse lohnt sich vor einem Wechsel daher ein Blick auf die Rückstufungstabellen von Versicherern.
Schadenfreiheitsklassen schützen
Da hohe Schadenfreiheitsklassen teure Beiträge abfedern, gilt es diese gut zu bewahren. Dafür bieten viele Versicherer einen Rabattschutz an. Mit ihm gehen im Schadenfall zwar erst mal keine SF-Klassen verloren, dafür ist diese Zusatzleistung aber teuer und beim nächsten Versicherungswechsel stuft der neue Anbieter oft trotzdem zurück.
Eine andere Möglichkeit, die eigene SF-Klasse zu schützen, ist Schäden selbst zu bezahlen – zumindest bis zu einer bestimmten Höhe.
Tipp:
Mit unserem Rückstufungsrechner können Sie berechnen, bis zu welcher Schadenhöhe sich das für Sie lohnt.
Für unsere Stichprobe haben wir fünf Tarife ausgewählt, die von uns in unseren letzten Tests (Finanztest 11/2022 und 12/2022) empfohlene Leistungen enthalten und im Schnitt günstig in Haftpflicht und Vollkasko sind.
Modell: Unsere Modellkundin wohnt in einem Ort mit mittlerer Regionalklasse.
Pkw: VW Touran 2.0, 110 kW, 15 000 km im Jahr, nächtlicher Stellplatz: Straße.
Tarifleistungen (unter anderem): 100 Millionen Euro Deckungssumme in Haftpflicht, freie Werkstattwahl, Verzicht auf Einwand grobe Fahrlässigkeit, Tierbissschäden mit Folgeschäden, erweiterte Wildschäden.
Schadenfreiheitsklasse: 35 in Haftpflicht und Vollkasko.
Selbstbehalt: 300 Euro in Vollkasko, 150 Euro in Teilkasko.
Autor: redWir klären auf und erläutern Strategien, um die Autoversicherung auch im Alter einigermaßen günstig zu halten. Die Beiträge steigen übrigens nicht bei allen Versicherern gleich. Unsere Stichprobe bei fünf günstigen Anbietern offenbart teils ordentliche Unterschiede.
Das Wichtigste in Kürze
Preiszuschläge in der Kfz-Versicherung: Das müssen Siewissen
Anstieg. Die Autoversicherung wird etwa ab Mitte 50 sukzessive teurer. Unsere Stichprobe bei fünf Versicherern zeigt: Innerhalb von 25 Jahren steigen die Beiträge durchschnittlich um 100 Prozent.
Zulässig. Betroffene können sich gegen die Preisanstiege nicht wehren. Ältere Menschen verursachen tatsächlich häufiger Schäden, daher dürfen Versicherer die Beiträge für sie entsprechend höher kalkulieren.
Sparen. Versicherte können den Preisanstieg durch Sparmöglichkeiten etwas abfedern. Zum Beispiel durch die Anpassung der Zahlweise, jährlichen Fahrleistung oder Werkstattbindung. Auch die Versicherung des gemeinsamen Autos auf einen jüngeren Partner bringt ordentlich Beitragsersparnis. Wie es geht, erklären die Versicherungsexpertinnen der Stiftung Warentest weiter unten im Text.
Wechseln. Die Preisunterschiede in der Autoversicherung sind enorm. Der Wechsel zu einem günstigeren Anbieter kann Hunderte Euro pro Jahr sparen. Ein individueller Tarifvergleich lohnt – etwa mit unserem Onlinerechner.
Im Test: Alterszuschläge in der Kfz-Versicherung
Fünf Versicherer im Vergleich
Wir haben überprüft, wie sich Kfz-Versicherungsprämien mit zunehmenden Alter verteuern. Dafür haben wir Beiträge bei fünf Versicherern ermittelt. Ausgewählt haben wir Anbieter, die in unserer letzten Untersuchung vergleichsweise günstig waren (CosmosDirekt, Europa, Huk24, VHV, WGV).
Die ermittelten Beiträge gelten für eine Modellkundin, die zwischen 55 und 80 Jahre alt ist. Damit die Preise vergleichbar sind, haben wir ihr unterstellt, trotz steigendem Alter konstant in Schadenfreiheitsklasse 35 zu bleiben.
Die Preisanstiege bei unseren fünf Tarifen betragen durchschnittlich 100 Prozent. Jedoch kalkulieren die Versicherer ihre Beiträge sehr unterschiedlich: Während die Prämien bei CosmosDirekt innerhalb der 25 Jahre ab 55 nur um 84 Prozent steigen, erhöht die Huk24 sogar um 124 Prozent. Für unsere Modellkundin bleibt die Huk24 dennoch günstiger – zumindest, solange sie nicht älter als 75 Jahre alt ist.
Schadenfreiheitsklassen federn ab
Preisanstiege von 100 Prozent klingen zunächst drastisch, ganz so schlimm ist die Realität aber nicht: Bis zum 80. Lebensjahr zahlen Versicherte oft trotzdem weniger, als Personen zwischen 27 und 41 Jahren.
Der Grund: Ältere Fahrerinnen und Fahrer haben häufig eine sehr hohe Schadenfreiheitsklasse (SF), die sie sich über Jahrzehnte hinweg erfahren haben. Beispiel: 35 schadenfrei gefahrene Jahre bringen rund 80 Prozent Beitragsersparnis.
Längere Rabattstaffeln lohnen kaum
Wer länger als 35 Jahre unfallfrei fährt, bekommt trotz steigender Schadenfreiheitsklasse kaum weitere Extraprozente.
Zwar haben viele Versicherer ihre Rabattstaffeln verlängert – einzelne sogar bis SF-Klasse 60: Der Rabatt steigt ab SF-Klasse 35 aber nur noch wenig. Kundinnen und Kunden können sich in den 25 Jahren ab Schadensfreiheitsklasse 35 durchschnittlich nur 5 Extraprozent Rabatt erfahren.
Versicherte können sich gegen die altersbedingt steigenden Beiträge nicht wehren: Es liegt keine Altersdiskriminierung im Sinne des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes vor. Weil ältere Menschen tatsächlich häufiger Schäden verursachen, dürfen Versicherer ihre Beiträge entsprechend kalkulieren.
Was Versicherten bleibt, sind verschiedene Sparmöglichkeiten: Sie können den eigenen Tarif optimieren (Spartipp 1), auf einen Telematiktarif umsteigen (Spartipp 2) oder das gemeinsame Auto auf den jüngeren Partner versichern (Spartipp 3).
Bleibt die eigene Prämie trotz Spartipps vergleichsweise teuer, lohnt der Wechsel zu einem günstigeren Anbieter.
Spartipp 1: Den eigenen Tarif optimieren
Im eigenen Versicherungsvertrag finden sich einige Stellschrauben, um den Beitrag nach unten zu drehen.
Fahrleistung
Wer nicht mehr täglich zur Arbeit fährt, kommt womöglich auf weniger Kilometer pro Jahr, als er einst im Vertrag angegeben hat. Das wirkt sich auf den Beitrag aus. Fährt unsere Modellkundin, als 70-Jährige beispielsweise nur 8 000 Kilometer pro Jahr statt 15 000, zahlt sie bei unseren fünf Versicherern durchschnittlich 50 Euro weniger. Versicherte können ihren Anbieter über die geringere Fahrleistung per Telefon, E-Mail, Post oder ganz einfach online informieren.
Werkstattbindung. Wer einen Kasko-Tarif abgeschlossen hat und damit einverstanden ist, dass das eigene Auto nur in einer Werkstatt repariert wird, die der Versicherer empfiehlt, kommt auch günstiger davon. Unserer Kundin bringt das im Schnitt 40 Euro im Jahr.
Zahlweise Versicherungsbeiträge jährlich zu zahlen, ist günstiger als vierteljährlich oder monatlich. Bei unserer Modellkundin macht es durchschnittlich 30 Euro aus, wenn sie jährlich statt vierteljährlich zahlt.
Nächtlicher Stellplatz. Ob das Auto nachts in der abgeschlossenen Einzelgarage oder am unbewachten Straßenrand parkt, wirkt sich dagegen höchstens geringfügig auf den Preis aus. Je nach getestetem Tarif bringt das unserer Modellkundin gar nichts, höchstens aber 18 Euro pro Jahr.
Selbstbehalt
Kasko-Tarife sind günstiger, wenn sich Versicherte am Schaden beteiligen. Wir empfehlen einen Selbstbehalt von 150 Euro in der Teilkasko und von 300 Euro in der Vollkasko. Geringere Selbstbehalte sind teuer, höhere lohnen sich kaum.
Kasko
Ist ein Auto in die Jahre gekommen, braucht es womöglich keinen Kaskoschutz mehr. Damit kann sich der Beitrag mehr als halbieren. Die gesetzlich vorgeschriebene Haftpflichtversicherung zahlt allerdings keine Schäden am eigenen Auto. Kompromiss ist die Teilkasko: Sie zahlt, wenn das eigene Auto durch Diebstahl, Brand, Wild, Sturm, Hagel oder Überschwemmung beschädigt wird, aber nicht bei selbst verschuldeten Unfällen. Bei diesen zahlt nur die Vollkasko.
Tipp: Wichtiges zur Autoversicherung und ihren Fachbegriffen erklären wir in unserem Special: Alles was Sie über die Kfz-Versicherung wissen müssen.
Spartipp 2: Tarif mit Telematik wählen
Telematiktarife sind günstiger als herkömmliche Kfz-Tarife. Bei ihnen zeichnet eine App, teils in Verbindung mit einem Sensor, das Fahrverhalten auf. Gemessen werden unter anderem Geschwindigkeit, Beschleunigung und Bremsverhalten.
Je besser jemand fährt, desto mehr kann er oder sie beim nächsten Jahresbeitrag sparen – je nach Tarif oft 30 Prozent.
Wer sich für Telematik entscheidet, muss damit einverstanden sein, dass die Versicherung das eigene Fahrverhalten auswertet, hat aber auch bei schlechtem Fahrwerten keinen Nachteil. Wir finden daher: Einen Versuch ist es wert.
Nachteil: Erst wenige Versicherer bieten Telematik an.
Tipp
Die Stiftung Warentest hat Telematik-Tarife getestet: Die meisten Tarife im Test sind auch für ältere Fahrer erhältlich: Unsere Testergebnisse zu Telematik.
Spartipp 3: Den Jüngeren versichern
Teilen sich zwei Menschen ein Auto und besteht zwischen ihnen ein größerer Altersunterschied, kann es sich lohnen, wenn die Versicherung über den oder die Jüngere läuft.
Was das bringt, haben wir anhand unseres Modellpaars für die fünf Tarife unserer Stichprobe ermittelt. Die Tabelle zeigt: Bis zu 123 Euro pro Jahr bringt es, wenn das gemeinsame Auto nicht auf die 70-jährige Fahrerin, sondern auf ihren 10 Jahre jüngeren Partner versichert wird. Vorausgesetzt, beide haben die gleiche Schadenfreiheitsklasse – in unserem Beispiel hat sich das Modellpaar gemeinsam SF-Klasse 35 erfahren.
Im Modellfall versichert ein Paar den gemeinsamen Pkw auf die 70-jährige Halterin (linke Spalte) oder den 60-jährigen Partner (rechte Spalte). Die ausgewählten Tarife bieten von uns in unseren letzten Tests (Finanztest 11/2022 und 12/2022) empfohlene Leistungen und sind im Schnitt günstig in Haftpflicht und Vollkasko für 70-jährige Modellkunden, die in einem Ort mit mittlerer Regionalklasse wohnen.
Modell: VW Touran 2.0, 110 kW, 15 000 km im Jahr, nächtlicher Stellplatz: Straße, festgelegter Fahrerkreis: Nur der Partner fährt auch. Tarifleistungen unter anderem: 100 Millionen Euro Deckungssumme in Haftpflicht, freie Werkstattwahl, Verzicht auf Einwand grobe Fahrlässigkeit, Tierbissschäden mit Folgeschäden, erweiterte Wildschäden. Selbstbehalt: 300 Euro in Vollkasko, 150 Euro in Teilkasko.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass viele Versicherer nur nach dem Alter des Versicherungsnehmers fragen und nicht nach dem genauen Alter der mitfahrenden Partner oder Partnerin. Einige Anbieter wollen nur wissen, ob alle Fahrerinnen und Fahrer mindestens ein bestimmtes Alter haben (oft 25 Jahre).
In unserer Stichprobe fragt nur die VHV nach dem genauen Alter der mitfahrenden Person: Bei diesem Versicherer wird der Beitrag daher nicht günstiger, wenn das gemeinsame Auto auf den jüngeren Fahrer versichert wird.
Tipps zum Tarifwechsel
Bleibt ein Tarif trotz umgesetzter Spartipps verhältnismäßig teuer, lohnt ein Wechsel. Regelmäßig Preise zu vergleichen empfehlen wir ohnehin immer.
Preise vergleichen
Die Preisunterschiede in der Kfz-Versicherung sind enorm: Teurere Tarife kosten häufig fast dreimal so viel wie günstige. Unser individueller Versicherungsvergleich hilft Ihnen, einen günstigen Tarif zu finden.
Rechtzeitig kündigen
Die meisten Kfz-Policen verlängern sich jeweils zum Jahreswechsel. Wer seinen alten Vertrag kündigen möchte, muss das bis zum 30. November erledigt haben.
Kein Annahmezwang in Kasko-Tarifen
Für ältere Autofahrer gibt es kleine Stolpersteine zu beachten. So besteht bei Kaskopolicen kein Annahmezwang. Das heißt, Versicherer dürfen Kundinnen und Kunden ablehnen – etwa aufgrund ihres Alters.
Aktuell schränken zwei Versicherer von vornherein ihre Tarife ein: ÖSA den Basistarif auf Personen bis 64 Jahre und Europa Go die Kasko-Tarife Basis sowie Komfort auf Personen bis 74 Jahre.
Rückstufungspraxis beachten
Ein Kriterium beim Tarifwechsel kann auch die Rückstufungspraxis im Schadensfall sein. Bei einem Vollkaskoschaden in SF-Klasse 35 gehen bei unseren fünf Beispielversicherern 11 Schadenfreiheitsklassen verloren. Andere Versicherer handhaben das womöglich anders.
Der Unterschied kann einige schadenfrei zu fahrende Jahre bedeuten. Das kann sich ordentlich auf den Beitrag auswirken. Insbesondere für Personen mit hoher SF-Klasse lohnt sich vor einem Wechsel daher ein Blick auf die Rückstufungstabellen von Versicherern.
Schadenfreiheitsklassen schützen
Da hohe Schadenfreiheitsklassen teure Beiträge abfedern, gilt es diese gut zu bewahren. Dafür bieten viele Versicherer einen Rabattschutz an. Mit ihm gehen im Schadenfall zwar erst mal keine SF-Klassen verloren, dafür ist diese Zusatzleistung aber teuer und beim nächsten Versicherungswechsel stuft der neue Anbieter oft trotzdem zurück.
Eine andere Möglichkeit, die eigene SF-Klasse zu schützen, ist Schäden selbst zu bezahlen – zumindest bis zu einer bestimmten Höhe.
Tipp:
Mit unserem Rückstufungsrechner können Sie berechnen, bis zu welcher Schadenhöhe sich das für Sie lohnt.
Für unsere Stichprobe haben wir fünf Tarife ausgewählt, die von uns in unseren letzten Tests (Finanztest 11/2022 und 12/2022) empfohlene Leistungen enthalten und im Schnitt günstig in Haftpflicht und Vollkasko sind.
Modell: Unsere Modellkundin wohnt in einem Ort mit mittlerer Regionalklasse.
Pkw: VW Touran 2.0, 110 kW, 15 000 km im Jahr, nächtlicher Stellplatz: Straße.
Tarifleistungen (unter anderem): 100 Millionen Euro Deckungssumme in Haftpflicht, freie Werkstattwahl, Verzicht auf Einwand grobe Fahrlässigkeit, Tierbissschäden mit Folgeschäden, erweiterte Wildschäden.
Schadenfreiheitsklasse: 35 in Haftpflicht und Vollkasko.
Selbstbehalt: 300 Euro in Vollkasko, 150 Euro in Teilkasko.
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