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So, 08:41 Uhr
30.10.2022
nnz-Forum zur Geschichte Harztors

Funktionales auf geschichtsträchtigem Boden

Heute präsentiert sich Harztor stolz mit einem nagelneuen, funktionalen Besprechungsraum, der im modernen Stil den Platz an der Kirche St. Johannis-Pauli in Niedersachswerfen prägt. Bis ins 20. Jahrhundert hinein gab es an dem Platz nachweislich eine ganz andere Nutzung, die den Bedürfnissen und Möglichkeiten entsprach. Ein Rückblick ins 18. Jahrhundert…

Neuer Gemeinderum an historischem Platz (Foto: T.Schäfer) Neuer Gemeinderum an historischem Platz (Foto: T.Schäfer)

Die Kirche St. Johannis-Pauli in Niedersachswerfen hat eine bereits (St. Johannes) auf die Jünger des Apostels der Deutschen Bonifatius (Fulda) zurückgehende Geschichte. Seit spätestens dem Fleglerkrieg (15. Jahrhundert) galt diese als ruinös und wurde zu Niedersachswerfen (St. Pauli) sozusagen vereinigt und geweiht (St. Johannis-Pauli). 

Diese St. Pauli hatte man offenbar am Rande des damaligen, mittelalterlich-landwirtschaftlich geprägten Ortes neu errichtet, aber gesichert ist das nicht. Gab es Vorgängerbauten? Die heutige, erlebbare Kirche wurde Ende 1869 eingeweiht.

Diese neugotische Hallenkirche wurde aus behauenen Bruchsteinen mit Bossenwerk nach einem Entwurf des Kirchenbaumeisters und Professors Conrad Wilhelm Hase (Hannover) gebaut. Offenbar birgt dieser Kirchenbau noch Geheimnisse, uralte Artefakte, Bauteile gar aus dem Kloster Walkenried?

Die Vorgänger dieser Kirchen sind kaum beschrieben. Eine Karte aus dem 16. Jahrhundert zeigt jedoch einen prächtigeren Kirchturm, als dies bisher angenommen war. Nun, wir wissen um die katastrophalen Feuer im 16. Jahrhundert, die das alte Niedersachswerfen quasi vernichtet hatten, wahrscheinlich war auch die alte Kirche betroffen. Heute prägt die moderne Architektur des neuen Harztor Besprechungsraums das Bild vor Ort, ohne dies zu dominieren. Abgerissen dafür wurde ein älterer Bau, der als Küche für die alte Schule temporär seine Verwendung fand. Bis ins 20. Jahrhundert aber war der Bereich noch völlig anders genutzt und bebaut. Ein Blick ins 18. Jahrhundert macht dies deutlich. Damals baulich dominant am Platz waren die Kirche, aber auch die Schule, Pfarre (Alte Pfarre von 1765), Scheune, Ställe und ein Abort.

Ein Pfarrgarten dominerte westlich an der alten Gipssteinmauer den Bereich bis zu dem Wohnhaus, welches nördlich heute das Ensemble abschließt, also im 18. Jahrhundert dort mit einem Nebengebäude, bestand. Das Gelände zum Schulbau (Gemeindebüro) von Niedersachswerfen bestimmten Gehöft und Stallungen der verstorbenen Witwe Hotze noch 1914.

Nördlich der Kirche zur Schule hin war ein Spielplatz eingerichtet, der sicherlich auch der Schulpause diente. Zwischen der Schule und der alten Pfarre war offenbar ein kleiner Park angelegt, der durchgängige und endende, kurze Wege hatte. Das Areal war südlich begrenzt (1914) von den Gehöften der Familie König und Kramer, beinah ist der Bauzustand heute dort noch erkennbar. Wir erkennen also eine deutlich verdichtete Bebauung und Nutzung des Bereiches bis ins 20. Jahrhundert. Das zeigen uns alte Planungen der Denkmalpflege aus Hannover sowie ein Plan, den der damalige Pastor Rasch (1914) mit entworfen hat. Der deutlich größere Kirchenbau von 1869 führte zur Notwendigkeit, auch die alte Pfarre neu zu gestalten.

Der multifunktionale Neubau „Harztor“ steht auf geschichtsträchtigem Boden, mag dieser ebenso lange zum Wohle von Harztor uns insbesondere Niedersachswerfen dienen.
Tim Schäfer
Autor: red

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