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Mi, 05:00 Uhr
26.10.2022
Berufsbildung

Zu viele Umwege bis zum Abschluss

Der Übergang von der Schule in Ausbildung oder Studium funktioniert längst nicht so reibungslos, wie oftmals angenommen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Bertelsmann-Stiftung, die Reformbedarf sieht...

Nicht einmal die Hälfte der Jugendlichen (43 Prozent) startet nach dem Verlassen der allgemeinbildenden Schule direkt und dauerhaft in Ausbildungs- oder Studienkarrieren – mit der Konsequenz, dass Jugendliche immer später eine Ausbildung beginnen: Im Schnitt sind sie dann bereits knapp 20 Jahre alt.

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Ein Bachelorstudium oder eine Ausbildung dauern in der Regel drei Jahre. Doch selbst vier Jahre nach Verlassen der Schule hat weniger als die Hälfte (43 Prozent) der jungen Erwachsenen einen ersten Abschluss erworben. Für jeden siebten Jugendlichen ist die Situation sogar noch deutlich schwieriger. 15 Prozent haben nach vier Jahren noch nicht einmal den Einstieg geschafft oder sie haben eine Ausbildung nach kurzer Zeit wieder abgebrochen. Der Idealweg eines schnellen Übergangs von der Schule in Ausbildung oder Studium und in den Beruf ist also eher Ausnahme als Normalfall. Das zeigt die Auswertung von Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS) durch die Universität Göttingen und die Helmut-Schmidt-Universität Hamburg im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Analysiert wurden die nachschulischen Bildungswege von 7.168 Personen.

Jedes Jahr bleiben 100.000 junge Menschen auf der Strecke
Diese Erkenntnisse sind alarmierend, warnen die Fachleute. „Denn diese Zahlen bedeuten, dass angesichts von rund 750.000 Schulabgänger:innen jährlich mehr als 100.000 junge Menschen das Risiko haben, langfristig ohne Berufsabschluss zu bleiben“, sagt Claudia Burkard, Ausbildungsexpertin der Bertelsmann Stiftung. „Als Ungelernte haben sie schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Und damit geringe Einkommen, wenig Aufstiegschancen und später eine knappe Rente.“

Unter diesen Jugendlichen sind überdurchschnittliche viele Personen mit einem niedrigen Schulabschluss, aus benachteiligten Familien und mit Migrationshintergrund. Besonders kritisch ist die Situation für junge Erwachsene mit maximal einem Hauptschulabschluss. Vier Jahre nach Verlassen der allgemeinbildenden Schule sind 27 Prozent der Frauen und 20 Prozent der Männer mit maximal Hauptschulabschluss nicht in einer regulären Ausbildung.

Den direkten Übergang in Ausbildung ermöglichen
Jeder/Jedem fünften Jugendlichen gelingt laut der Untersuchung der Übergang in eine Ausbildung oder ein Studium erst mit einem oder zwei Jahren Verzögerung, aufgrund von Schwierigkeiten, im ersten Anlauf das richtige Studium oder die passende Ausbildung zu finden. „Wir brauchen eine stärkere Berufsorientierung an allen Schulformen, um Verzögerungen in der Berufswahlentscheidung und späteren Abbrüchen vorzubeugen“, fordert Claudia Burkard daher.

Maßnahmen an der Schnittstelle zwischen Schule und Ausbildung oder Studium helfen nämlich längst nicht allen Jugendlichen. Dies erkennt man insbesondere beim Blick auf junge Menschen, die mindestens eine Maßnahme im sogenannten Übergangssektor zur vermeintlichen Berufsvorbereitung absolviert haben: tatsächlich schaffen innerhalb von vier Jahren nur zwei Drittel den nächsten Schritt in eine Ausbildung. Der verzögerte Übergang erhöht oftmals die Gefahr des Scheiterns. „Nicht zuletzt angesichts des herrschenden Fachkräftemangels müssen wir alles daransetzen, Jugendlichen den direkten Einstieg in Ausbildung oder Studium, also den sicheren Übergang zu ermöglichen“. Dies könne eine staatliche Ausbildungsgarantie leisten, so Burkard weiter. „Sie schafft die rechtliche Grundlage dafür, dass jede:r ausbildungswillige Jugendliche ein Ausbildungsangebot bekommt.“
Autor: red

Kommentare
Paulinchen
26.10.2022, 12.14 Uhr
Dafür gab es bei uns mal...
... das Fach Unterricht in der sozialistischen Produktion. In meiner Schulzeit fand dieser praktische Unterricht auf der Tierzucht Darre und der Pflanzenzucht des gleichnamigen Betriebes statt. Dann folgten RFT, IFA Schlepperwerk, später dann Motorenwerk und für die Mädchen gab es zu Beginn noch die Kleider und Schürzenfabrik, in der Geseniusstr.. Wenn ich mich schwach erinnere, sind einige aus meiner Klasse, in der IFA und im RFT zur Berufsausbildung gegangen. Zumindest war es eine Möglichkeit, sich über den Beruf Gedanken zu machen, ob er zu mir passt oder nicht. Wichtig dabei war immer, es muss eine abgeschlossene Berufsausbildung geben. Was dann kommt, wird sich zeigen. Aber heute will die Jugend singen und tanzen, Schauspieler, Fußballprofi oder sonstige Sportarten zum Beruf machen. Am Ende gibt es für nicht wenige noch das Internet. Sei es drum, unsere Politikelite macht es zum Teil doch vor. Ohne Beruf, mit grünen Parteibuch, kommt man auch nach ganz oben....
DDR-Facharbeiter
26.10.2022, 12.32 Uhr
Trotz benachteiligter Familie : Der spätere Kanzler Schröder: "Wir waren die Asozialen".
Über das Ansehen seiner offensichtlich benachteiligten Familie behauptete der spätere Kanzler Schröder : „Wir waren die Asozialen.“[3]"
"Als Ungelernte haben sie schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Und damit geringe Einkommen, wenig Aufstiegschancen und später eine knappe Rente. Unter diesen Jugendlichen sind überdurchschnittliche viele Personen mit einem niedrigen Schulabschluss, aus benachteiligten Familien." Zitat nnz .. Das stimmt. Diese Leute haben keinen Ehrgeiz, sich an den eigenen Haaren aus der Sch..... raus zu ziehen.
Es stimmt aber nicht, wenn man einen Lebenslauf wie den von Altbundeskanzler Gerhard Schröder aus einer benachteiligten Familie ansieht." Schröder schaffte trotzdem das Abitur und ein Jurastudium. Er wurde sogar zum Volljuristen mit zwei Staatsexamen. Er gehört sicher zu den "Begabten", aber Haupttriebfeder war sein Ehrgeiz.
Bei einem Klassentreffen sagte ein Mitschüler: "Zum Klassentreffen kommen nur die, die etwas vorzuweisen haben." Wir Oberschüler haben uns dann mal beim ersten Treffen - jeder nur 5 Minuten - unser Leben in Stichworten erzählt. Allen gemeinsam war - trotz aller Rückschläge - der Ehrgeiz und der Willen, im Leben Ansehen und höheres Einkommen zu erreichen. Einer erzählte: " Mein Arbeitsleben lang habe ich den Spruch beherzigt: "Mach immer mehr , als man von Dir erwartet".
Dem stimmte auch unser zweimaliger Sitzenbleiber zu.
Irgendwann ging bei ihm der Knopf auf - er gelangte zu hohen Würden.
P.Burkhardt
26.10.2022, 15.50 Uhr
Ich denke,
Das sich die Welt verändert hat....und damit auch die Einstellung vieler heute junger Menschen zu vielen Dingen. In der DDR (und auch in der BRD dieser Zeit) war es normal, dass auf die Schule der Ausbildungsplatz oder das Studium (in der DDR 3Jahre NVA und ein rotes Parteibuch vorausgesetzt) gefolgt ist. Heute hat sich nicht nur der Arbeitsmarkt gewandelt (Arbeitgeber müssen ihren Azubis und Angestellten schon etwas bieten, damit sie kommen und bleiben - und das meint nicht nur Geld, sondern auch respektvollen Umgang, ggf. Homeoffice oder auch Teilzeit), sondern auch die Einstellung in den Köpfen der jungen Leute. Nicht das höchste Gehalt oder das dickste Auto sind bei vielen erstrebenswert sondern Lebensqualität, Sport, Freizeit. Das kann man jetzt gut oder schlecht finden - es ist aber so.
Leider gibt es eben auch junge Leute, die zwar diese Lebensqualität von ihren potenziellen Arbeitgebern einfordern, aber eben nicht die Qualifikation mitbringen um das auch zu können. Das sind dann häufig die, die ohne Ausbildungsplatz dastehen und eben erst noch begreifen müssen, dass auch heute ohne Leistung nichts zu holen ist.

Pauschale Giftspritzereien wie weiter oben halte ich für unangebracht... auch früher träumten junge Leute von einem Job als Pilot, Musikstar oder Astro-/Kosmonaut... so wie heute eben vom erfolgreichen Influenzer oder Youtuber... die allerwenigsten haben es damals geschafft und werden es heute schaffen.
diskobolos
26.10.2022, 16.21 Uhr
Oft stimme ich Ihnen zu P. Burghardt, aber hier irren Sie
"das Studium (in der DDR 3Jahre NVA und ein rotes Parteibuch vorausgesetzt)"

Das ist ein Ammenmärchen. Als ich mein Studium Mitte der 70-er Jahre begonnen habe, waren die wenigsten meiner Kommilitonen vorher 3 Jahre beim Wehrdienst. ich kann mich nur an einen von 15 meiner Gruppe erinnern. Der Anteil der SED-Mitglieder war etwa so, wie in der Gesamtbevölkerung. Bei der Zulassung zum Studium hat das bei den betreffenden keine Rolle gespielt.
Die Verpflichtung zu einem längeren Wehrdienst hat nach meinen Erfahrungen nur eine Rolle bei besonders begehrten Studienrichtungen (etwa Medizin) gespielt. Da konnte man damit seine Bewerbung aufpeppen.

Wer andere Erfahrungen gemacht hat, z. B. der Art: In meiner Studienrichtungen waren alle männlichen Studierenden vorher mindestens 3 Jahre bei der Armee, kann ja gern darüber berichten.
Flitzpiepe
26.10.2022, 17.23 Uhr
Das Studium in der DDR
hat sich über die 40 Jahre natürlich gewandelt.
Da hat Diskobolos abolut recht. Die Aussage von P.Burkhardt mit den 3Jahren NVA und Parteibuch ist vielleicht in seinem Umfeld so gewesen aber repräsentativ war das nicht.
In den ersten Jahren der DDR musste Mann teilweise gar nicht zu Armee, um studieren zu können. OK, in den 70ern kam Mann sicher schwer um die 3 Jahre drumherum. Ein Parteibuch war generell nicht nötig. Aber man machte es finanziell ganz interessant.
In den letzten Jahren ab 1985 war es sogar so, dass Mann für einige technische Studiengänge sogar nur 9 Monate zur NVA musste, um schneller zum Studienabschluss zu kommen. Auch natürlich ohne Parteibuch. Das waren jedes Jahr einige Tausend angehende Studenten. Also nicht gerade wenig.
Waldemar Ceckorr
26.10.2022, 17.48 Uhr
keine zulassung zum studium ohne 3 jahre fahne,
ich habe einen klassenkameraden der durfte nichtmal zur EOS, heißt heute gymnasium, warum ?
seine eltern hatten privat einen blumenladen, nur mal so am rande.

der waldi
Klausi-NDH
26.10.2022, 17.55 Uhr
Da kann ich diskobolos nur zustimmen.
Die Märchen über SED Mitgliedschaft und 3Jahre NVA als Studienvoraussetzung werden auch mit der Zeit nicht wahrer.
In meinem Matrikel gab es 3 SED Mitglieder ( davon 2 Frauen).
Da das Durchschnittsalter bei 21 Jahren lag ,war die Möglichkeit 3er NVA Jahre sehr begrenzt. Wir hatten sogar einen "Spatensoldaten".
Allerdings hatten alle ihren Grundwehrdienst geleistet.
Die Zeit bei der Bundeswehr wird auch als Wartezeit für einen Studienplatz genutzt und bei längerer Dienstzeit braucht sich der Student dann auch nicht mit Bafög über die Runden zu quälen sondern wird vom Bund alimentiert.
Fönix
26.10.2022, 21.12 Uhr
Erfahrungen zum Thema NVA und Bildung in der DDR
Zitat diskobolos:

"Die Verpflichtung zu einem längeren Wehrdienst hat nach meinen Erfahrungen nur eine Rolle bei besonders begehrten Studienrichtungen (etwa Medizin) gespielt. Da konnte man damit seine Bewerbung aufpeppen."

Das ist teilweise richtig, umfasst aber nach meiner Erfahrung nicht das komplette Spektrum der Wechselwirkungen zwischen der Bereitschaft zu einer NVA-Dienstzeit über den Grundwehrdienst hinaus und deren Einfluss auf die Zulassung zu einem Studium.

Grundsätzlich ist erst einmal darauf hinzuweisen, dass hier fast ausschließlich die jungen Männer betroffen waren, also nur ca. die Hälfte der Studienbewerber. Bei den Mädels waren es schon in erster Linie Leistungskriterien, die über Zulassung oder Nichtzulassung entschieden. Und bereits auf der EOS gab es für alle ab Klasse 11 eine qualifizierte Studienberatung, die Ambitionen, Potentiale und Bedarf meist recht gut in Einklang gebracht haben.

Eine Besonderheit war aber von erheblicher Bedeutung und hatte zu meiner vierjährigen Pennezeit in den 70-iger Jahren schon unmittelbar Bezug zu dem hier diskutierten Thema: Im Übergang von der 10. zur 11. Klasse wurde gesiebt, zwei Schüler jeder Klasse mussten Ende des Schuljahres die EOS verlassen und hatten keine Chance, auf direktem Weg ihr Abitur zu machen und damit die Hochschulreife zu erlangen. Die Betroffenen gingen dann meist in eine 3-jährige Berufsausbildung mit Fachabitur, dass letztendlich auch den Zugang zu einem Studium ermöglichte, wenn auch nicht unbedingt für alle Fachrichtungen.

Aussortiert wurde an der EOS im Grundsatz nach Leistung, aber es gab Ausnahmen. Mit der frühzeitigen Verpflichtung zu einer Offizierslaufbahn bei der NVA war man für Klasse 11 gesetzt und natürlich versuchten stark "versetzungsgefährdete" Jungs dieses Pferd zu reiten. Auch in unserem Jahrgang gab es solche konkreten Fälle und eigentlich leistungsstärkere junge Frauen mussten die Schule verlassen.

Aber die hier von einem scheinbar allwissenden Kommentator kolportierte Geschichte von einem Zwang zu einem 3-jährigen NVA-Dienst ist blanker Unfug. Ich habe schon zur Musterung Grundwehrdienst für mich durchgesetzt
und ich hatte keine Probleme mit der Immatrikulation an der MLU ...
P.Burkhardt
26.10.2022, 21.59 Uhr
schön,
wenn ich daneben gelegen haben sollte... ich kenne nur den konkreten Fall eines Abiturienten (Verwandschaft) - weder er noch die Eltern in der SED. Die ganze Familie in der Kirche - was ja auch so ein Thema war. Er bekam die Ansage: Wenn du studieren willst, helfen Dir 3 Jahre NVA. Vielleicht galt das ja nicht für alle.

Ich selbst war davon zum Glück nicht mehr betroffen, meine Studienzeit begann erst nach der Berufsausbildung und berufsbegleitend nach der Wende.

@Fönix... im Gegensatz zu anderen Kommentatoren hier, nehme ich nicht für mich in Anspruch allwissend zu sein. Ich habe meine Meinung zu vielen Dingen und bin mir durchaus bewusst, dass diese auch falsch sein kann - ebenfalls ein Punkt, der mich von anderen unterscheidet...
HisMastersVoise
26.10.2022, 22.35 Uhr
Zum Kern des Problems !
Ob nun politisch motiviert oder sozialpolitisch gefordert, gab es in der DDR die ausdrückliche Zusammenarbeit mit Elternhaus und Schule. Und es wurde den Eltern auch unmißverständlich ihre Pflicht zur Erziehung ihrer Kinder klar gemacht. Es gab behördlich angeordnete Gespräche zum Entwicklungsstand des Kindes und Sanktionen bei fehlender Leistungsbereitschaft. Und jeder Jugendliche hatte eine berufliche Ausbildung oder ein weiterführendes Studium zu absolvieren. Da gab es keine Findungphase, welche die Eltern und die Gemeinschaft finanzieren mussten. Die Lehrer und Erzieher in den KITAS wurden für die Entwicklung der Kinder verantwortlich gemacht. Die wenigsten Pioniere und FDJ-ler waren parteitreu. Aber alle Kinder und Jugendlichen wurden mit Verantwortung, Gemeinschaftssinn und Lernwilligkeit und den scheinbar heute nicht mehr so wichtigen Werten wie Zuverlässigkeit, Höflichkeit, Respekt und Fleiß erzogen. Es scheint heute mehr darum zu gehen, eine möglichst unintelligente neue Generation mit Brot und Spielen zu beschäftigen. Wie auch immer man zum Staat DDR stehen mag, muß man doch eines anerkennen. Das Schulsythem mit der Verteilung von Verantwortlichkeiten und deren Kontrolle hat lebensfähige Menschen ausgebildet. Heute müssen sich leider die Unternehmen mit den Azubis begügen, welche oft mals den wenigsten Schaden anrichten. So lange die Elternhäuser nicht rigoros an ihre Pflicht zur best möglichen Erziehung ihrer Kinder erinnert werden, haben wir bald eine verlorene Generation. Und so provokant es auch sein mag, dies hier zu äußern. An Lernwillen und Einsatz machen uns viele Flüchtlinge vor, wie es funktionieren kann. Es wird Zeit, sich seiner persönlichen Verantwortung für die eigenen Kinder und die Gemeinschaft bewußt zu werden. Wie will man denn von einem Jugendlichen eine klare Berufsvision erwarten, wenn er nicht mal weiß, wer er ist, was er für Talente hat und wie er diese zu einer bezahlten Berufung nutzbar machen kann. Hier sind die leider massiv überlasteten Schulen in der Pflicht und die Eltern gleicher Maßen. Kindererziehung ist kein politisch dogmatisches Rudiment aus Diktaturzeiten sondern die einzige Chance für ein Volk, die nächsten Generationen zu überleben.
Bleistift und Lineal
27.10.2022, 07.53 Uhr
Mag sein, dass andere andere Erfahrungen hatten mit NVA und Studium,
aber sowohl mir als auch meinem Cousin wurde knallhart gesagt, "ohne 3 Jahre NVA kein Studium".
Direkt aus dem Mund von zwei NVA-Offizieren, die dafür extra in die Adolf-Diesterweg-POS kamen (heute Teil des Humboldt-Gymnasiums) um Einzelgespräche mit allen Jungs zu führen.

Ich denke, ein pauschales "das war so" - "das war nicht so", oder gar "solche Aussagen sind nur Märchen" gibt es hier nicht, jeder hat eigene Erfahrungen gemacht, und meine war die oben geschilderte.
Allerdings lag die DDR da auch schon in den allerletzten Zügen, vielleicht sollte diese Rekrutierung ein letzter Rettungsanker werden.

Statt drei Jahre NVA wurde es dann ein Jahr Bundeswehr - über die Sinnhaftigkeit könnte man auch streiten, aber damals hatte man die Wahl: ein Jahr Bundeswehr oder anderthalb Jahre Zivildienst. Also nahm man meist das kürzere Übel.

Heute ist es ein Jahr FSJ oder BuFDie, das darf man beim Wettern über den "immer späteren Ausbildungsbeginn" auch nicht vergessen, dass es das noch gibt.
Bleistift und Lineal
27.10.2022, 08.43 Uhr
Ich möchte mich selbst kurz relativieren, bevor mir Geschichtsfälschung nachgesagt wird:
die Formulierungen jener beiden NVA-Offiziere waren natürlich verschlüsselter, so die Art "ohne einen dreijährigen Ehrendienst an der Fahne könnte der Zugang zu einem Studium natürlich sehr schwer werden", so ungefähr.

Aber die allgemeine Ausrichtung des Gespräches, allein schon, dass man als vierzehn, fünfzehnjähriges Bürschchen allein vor zwei NVA-Offizieren saß wie bei einem Verhör, ließ natürlich keinen anderen Schluss zu, wie diese versteckte Drohung gemeint war: nämlich eben mein geschildertes "keine 3 Jahre, kein Studium".
Wie Bitte
27.10.2022, 10.30 Uhr
@discobulus, @Klausi-NDH
Ich möchte @BleistiftundLineal hier zustimmen, wir scheinen ungefähr gleicher Jahrgang zu sein, und auch ich habe das aggressive Werben um die NVA, verbunden mit der, ich will es jetzt nicht "Drohung" nennen, aber zumindest mit dem eindringlichen Ratschlag meiner Lehrer, man solle die drei Jahre NVA einplanen, wenn man studieren wolle, selbst erlebt.

Insofern bin ich bei @Bleistiftundlineal und möchte die Behauptung, das seien nur "Märchen", oder die Aufforderung "dann sollen Betroffene doch mal berichten" zurückweisen.

Sicherlich hat es jeder anders erlebt, kann jeder etwas anderes erzählen, aber die Behauptung, diesen Zwang hätte es überhaupt nicht gegeben, ist unwahr.
Klausi-NDH
27.10.2022, 11.07 Uhr
"Wie Bitte" -wer lesen kann ist im Vorteil
Es ging darum, dass " 3 Jahre NVA und ein rotes Parteibuch " die "Voraussetzungen " sein sollte!
Auch mit mir wurden Gespräche geführt und Ratschläge erteilt ( hat sich bis in die heutige Zeit nicht geändert) ,aber was ich daraus machte oder auch mache war und ist immernoch meine Entscheidung!
Übrigens, der Vollständigkeit halber, einer meiner Kommilitonen war in der LDPD, was er im ML- Unterricht öfters betonte und vom Dozenten schmunzelnt akzeptiert wurde.
Wie Bitte
27.10.2022, 11.39 Uhr
Immer wieder schön, einen der vielen Widerstandskämpfer -
die es in der DDR gab, kennenzulernen. Sechszehneinhalb Millionen, waren es zuletzt, glaube ich, wenn man den heutigen Erzählungen Glauben schenkt.

Natürlich war es in der DDR ebenso leicht wie heute, eindringlich geäußerte "Ratschläge" in den Wind zu schlagen und "selbst was draus zu machen". Das wissen wir alle.
Psychoanalytiker
27.10.2022, 12.26 Uhr
An Bleistift und Lineal ...
... ich hatte Anfang der 70iger auch ähnliche Gespräche, so etwa im Bereich 7. bis 12. Klasse. Da sprachen NVA-Offiziere, der Klassenlehrer oder der Schuldirektor in "vertrauter" (ich meine in immer wiederkehrender und auf gleiche Art stattfindender) Runde mit uns Jungs und wollten uns überreden, Offizier, "10-Ender" (Berufsunteroffizier) oder wenigsten 3 Jahre lang die Heimat (die gab es damals noch gab) zu verteidigen.

Ich zumindest fand immer neue "Ausreden" mal wollte meine Mutter nicht, dass ich Soldat werde, mal war es ein Onkel, der im Krieg fiel, mal musste Vietnam herhalten, mal war es die Neutronenbombe, die alles Leben, aber keine Bauten zerstörte, kurz um, mir fiel immer etwas ein, um darzustellen, dass ich "nur" 18 Monate meines Lebens versauen wollte.

Ich wollte auch studieren, etwas, was mir die Gelegenheit gegeben hätte, ins "NSW" (Nichtsozialistisches Wirtschaftssystem; auch Kuba zählte dazu) reisen zu können, aber diesen, meinen Traum konnte ich nicht verwirklichen. Ich nahm damals an, dass es meine Ablehnung zum Militär zu gehen war, studierte dann aber problemlos etwas anderes. Später erfuhr ich, dass die Eltern der anderen Studiebewerber ihre Kinder an dieser Hochschule unterbrachten, Vitamin B (Beziehungen), also Vetternwirtschaft (pro Jahr konnten maximal 3 bis 5 Bewerber in diesem Studiengang unterkommen) war es, was mein Lieblings-Studium verhinderte.

Wie gesagt: Trotz vehementer, immer wiederkehrender Versuche, mich zu überreden bekam ich keine Schwierigkeiten dann meinen "Ersatzwunsch" studieren zu können, und dabei war ich auch kein "Sozialist" im Sinne der DDR-Führung.

Ich hörte zwar auch von Ablehnungen, weil man den Wehrdienst von über 18 Monaten ablehnte, ich habe aber keinen (!) erlebt, bei dem dies ausschlaggebend für ein Studium war. Vielleicht war der eine oder andere nur nicht gut genug, oder ein Mädchen (von der Papierform her) intelligenter.

Übrigens: Die Regierung will 100 Mrd. in die Verteidigung investieren. Wer soll diese Waffen dann eigentlich bedienen? Die paar "Hanseln", die jetzt Berufssoldaten sind? Ich lach mir einen.

Da wird wohl wieder eine Wehrpflicht kommen müssen, und wenn die Hierhergekommenen auch mit machen müssen ... .
geloescht.20221110
27.10.2022, 12.28 Uhr
Na ja - "leicht" war (ist) das nicht !
Man muss bereit sein dafür einzustehen - die Konsequenzen zu ertragen.
Gegen den Strom zu schwimmen verlangt immer viel Kraft - und es kommen einen auch "Leichen und Dreck" entgegen.
Wer es sich leisten konnte und kann (materiell,ideell und auch körperlich) muss sich nicht "einreihen.
Alle "Systeme" bauen auf Unterwerfung - alle !
DDR-Facharbeiter
27.10.2022, 12.34 Uhr
..die Behauptung, diesen Zwang zur NVA hätte es überhaupt nicht gegeben, ist unwahr."
Der Zwang wurde sehr diffizil eingefädelt. Nach einem anständigen Abi wurde mir mitgeteilt, dass ich einen Studienplatz für Elektro-Technik an der Techn. Hochschule Dresden hätte. Als ich quietschvergnügt nach ein paar schönen Erholungs-Tagen zum Internat zurückkam, um nach Dresden zu fahren, trübte eine Vorladung der Volkspolizei 'ohne Angabe eines Sachverhaltes' meine Stimmung. Ein Erzieher nahm mich beiseite und flüsterte: " Es wird gemunkelt, dass E-Technik-Studenten für die neue Armee gemustert werden." Beim Goldenen Abi - 25 Jahre später- legte uns der Organisator eine Kopie des Klassenbuches vor. Nur bei meinem Namen war - lange vor den Abi-Prüfungen - eingetragen: "Studienplatz E-Technik TH Dresden".
Bei unsern beiden Ober-FDJ-Funktionären und allen anderen Intelligenz-Kindern war nie ein solcher Vermerk eingetragen...Das heißt, ich bekam schon erstaunlich lange vor dem Abi einen Studienplatz, weil ich einer der gesuchten E-techniker war...
Ein Historiker erklärte mir mal später, dass die DDR-Staatsführung nach dem Abschieben von ehemaligen Wehrmachts-Offizieren zu Fachschulen, die die Kasernierte Volkspolizei aufgebaut hatten, jungen Ingenieur- und Offiziers-Nachwuchs bei den Abiturienten suchte. Da war ich als Facharbeiter für E-Technik natürlich erste Wahl.
Ich verzichtete auf den Studienplatz in Dresden, weil ich seit 1945 keine Lust hatte , in Uniform zu studieren.
Bleistift und Lineal
27.10.2022, 12.54 Uhr
@Psychoanalytiker & andere
Wie ich beschrieben habe kam es bei mir nicht dazu, mich dann wirklich damit auseinanderzusetzen, ob ich drei Jahre zur NVA müsse, um studieren zu können: die Wendezeit kam, und alles wurde anders.
Deshalb kann ich keine Einschätzung dazu geben, wie es bei Ihnen allen war, die offensichtlich wesentlich älter sind als ich und in der DDR studiert haben, und letzten Endes kann ich auch nicht wirklich einschätzen, wie ich mich verhalten hätte.

Alles, was ich geschildert habe, war der Druck, als Schüler allein vor zwei Offizieren der NVA zu sitzen und mehr oder minder unmissverständlich erklärt zu bekommen, ich müsse drei Jahre zur NVA, wenn ich studieren wolle.

Wenn ich nun von den älteren Semestern erklärt bekomme, so gewaltig sei der Druck in Wirklichkeit gar nicht gewesen, und man hätte sich dem auch gut widersetzen können - mag sein. Das weiß ich nicht, an mir ließ die Zeit diesen Kelch vorübergehen.
Ich weiß nur, dass ich den Druck damals als sehr groß empfand, und deshalb äußern wollte, dass ich nicht nachvollziehen kann, wieso mir von anderen Kommentatoren erklärt wird, ein solcher Druck sei nur eine Märchengeschichte. Für mich war er sehr real.

Das wollte ich gern noch sagen, auch wenn ich weiß, dass das alles nun sehr weitab vom eigentlichen Thema ist.
Klausi-NDH
27.10.2022, 13.14 Uhr
Widerstand gegen das System?
Also wenn normaler Grundwehrdienst schon Widerstand gegen das System bedeutet hat, dann brauch man sich über die vielen Widerstandskämpfer nicht zu wundern .
So habe ich das noch gar nicht gesehen.
Ich sollte vielleicht Mal einen Antrag zur Wiedergutmachung stellen?

Satire ist jetzt beendet und auch genug zu diesem ( unendlichen) Thema gesagt !
diskobolos
27.10.2022, 16.15 Uhr
Danke an alle Kommentatoren
für die vielen überwiegend sachlichen Beiträge. Jeder hat etwas anderes erlebt und letzlich lag es immer an einzelnen Menschen. In der DDR war vieles grau, aber es gab schon Unterschiede zwischen hell- und dunkelgrau. Das wird heute oft vergessen.
Psychoanalytiker
27.10.2022, 16.36 Uhr
Nochmal an Bleistift und Lineal ...
... nur mal so zur Info:
Klar gab es Druck, länger als 18 Monate "dienen" zu sollen. Alleine schon wenn die "Autorität Schuldirektor" einen (mehrfach) zum Gespräch bat. Da zuckte man durchaus schon mal, wenn man gerufen wurde.
Und ich lernte auch dieses: "Wir brauchen Soldaten und Offiziere, die unsere Deutsche Demokratische Republik vor den Feinden im Westen schützen" kennen. Das bestreite ich nicht, das gab es auch "zu meiner" Zeit.

Wir hatten in unserer Kompanie auch zwei Soldaten, die sich erst bereit erklärt hatten, Offizier zu werden, das aber zurücknahmen. Der Staat ärgerte die zwei dann damit, dass sie zum allerletzt möglichen Termin (ich glaube es war mit 26 Jahren ?) zum Grundwehrdienst mussten. Einer der zwei war gerade Vater geworden und sah sein Kind recht wenig, weil man bei uns kaum Urlaub bekam. Ausgang war in unserer "Pampa", weit ab vom nächstgelegenen Dorf, auch seltenst möglich und auch nicht erstrebenswert, weil man dort nur auf die Offiziere traf, die man möglichst nicht auch noch außerhab der Kaserne sehen wollte.
Also solche Repressalien gab es, nur habe ich persönlich nicht erlebt, dass deshalb ein Studium nicht möglich wurde. Vielleich konnte man auch sein Traumstudium nicht antreten, aber gar kein Studium, das kann ich mir nicht vorstellen.

Und da es in der DDR schon offiziell die Gleichberechtigung gab, studierten in meiner Gruppe mehr Mädchen als Jungs. Aber das lag eben auch nicht an der Armee, sondern weil unsere Mädchen meist strebsamer waren und die besseren Noten vom Abitur mitbrachten.

Ich will aber nicht steif behaupten, dass nur ich Recht habe, das liegt mir fern. Aber ich habe es in den 70ern so erlebt und habe nie etwas anderes erfahren oder gehört.
tannhäuser
28.10.2022, 14.35 Uhr
Der Jahrgang...
...der ab 1983 auf die EOS kam, war der erste, der sofort vom Abschluss POS zum Abitur gejagt wurde (Das schreibe ich bewusst so, weil es mich betraf).

Warum die Übergangsklassen 9 und 10 zur Eignungsfindung abgeschafft wurden, bleibt wohl das Geheimnis von Margot Honecker.

Hier in den Kommentaren ist vieles Richtiges geschrieben worden. Fakt: Es stimmt, dass, wer sich zur Offiziersausbildung verpflichtete, einen Platz auf der EOS bekam.

Aber es stimmt nicht, dass deshalb begabtere Mädels aussen vor blieben. Die jeweilige Klassengrösse (3Parallelklassen) war zumindest in meinem Fall recht beachtlich.

Na ja, ich hatte beim Wehrgespräch auf die Frage "Würden Sie beim Grenzdienst auf jemanden aus Ihrem Heimatort, den Sie kennen, schießen?" mit Nein geantwortet.

Ob das der Grund war oder die Stasi in meiner Familie sonstwas erschnüffelte, das Thema 3 Jahre Wehrdienst war damit erledigt.

Die Ironie war ja dann, dass man im 2. Studienjahr trotzdem zum Uffz befördert und nach 6 Wochen Uranhalde Seelingrad Leutnant wurde, egal wie lange man vorher diente.
HisMastersVoise
28.10.2022, 14.58 Uhr
So viel Gelaber!!
Soweit ich das verstehe, geht es in dem Artikel um die Frage, warum, heut zu Tage scheinbar keine ausbildungsfähigen Azubis mehr zu finden sind. So interessant und unterhaltsam die NVA-Geschichten auch sein mögen. Sie helfen uns keine Millimeter weiter. Also bitte ich doch um hilfreiche Beiträge oder habe ich die Öffnung zur CHAT-Gruppe irgend wie übersehen?
PS....Die hier benannte Generation soll später die Rente verdienen für die meisten hier. Vielleicht wird daran die Tragweite und Dringlichkeit des Problems klarer.
tannhäuser
28.10.2022, 15.23 Uhr
Was Sie Gelaber nennen HMV...
...drückt doch genau den Unterschied zur heutigen ziellosen ungebildeten Generation aus, die garantiert nicht Ihre Rentenzahlungen erarbeiten wird, weil im von Grobschmied so treffend genannten Futschland das Solidaritätsprinzip schon lange (Spätestens seit Merkels Staatsstreichen KKW-Abschalting und Flüchtlingsinvasion) ad acta gelegt wurde.

Und wenn Sie keine persönlichen DDR-Erfahrungen beizutragen haben, konzentrieren Sie sich doch bitte weiterhin auf Ihr altbekanntes Ungeimpften- und Spaziergänger-Bashing!
HisMastersVoise
28.10.2022, 16.08 Uhr
Strickmuster !
Und genau daran krankt nun einmal eine Gesellschaft. Anstatt sich an ganz einfachen Fragen zur besseren Entwicklung des auszubildenden Nachwuchses zu stellen, kommt dann ein Füllhorn von irrelevanten Themen. Was das Sozialssythem oder die Flüchtlinge oder Spaziergänger oder der Ungeimpftenstatus mit den Problemen bei der Berufsorientierung von Jugendlichen zu tun haben sollen, entzieht sich meiner Phantasie. Aber natürlich ist es viel leichter, den Atomausstieg und die Flüchtlinge oder den Chinesen im Reisfeld verantwortlich zu machen. Leider tragen aber die Eltern und Erzieher und Lehrer die pädagogische Last. Und diese brauchen all unsere Unterstützung. Und die dann nach dem Ende der Argumente üblichen dümmlichen Beleidigungen sind dann nur der letzte Beweis für die Unfähigkeit, sachlich an einem Thema zu arbeiten. Ist also doch ein CHAT.
tannhäuser
28.10.2022, 19.25 Uhr
Persönliche Last...
...genau dasselbe haben Sie geschrieben bei Ihren Feldzügen gegen Ungeimpfte.

Sie machen hier Menschen wegen ihrer DDR-Erfahrungen lächerlich, können oder wollen aber gleichzeitig nicht zugeben, dass genau der "Marsch durch die Institutionen" der 68er mit den Grünen in Bildungsministerien der von ihnen mitregierten Bundesländer für die verheerenden Boldungsnotstände verantwortlich ist?

Und jetzt sollen Puppen zur Verherrlichung von (Am besten homoerotischen) Analsex im Vorschulalter eingeführt werden?

Alles wichtiger als Schreiben, Lesen und Rechnen?
Fönix
29.10.2022, 07.04 Uhr
Mit der richtigen Wortwahl
und der entsprechenden Zuordnung hapert es offenbar hier und da ein wenig, deshalb noch ein paar Hinweise...

Auf jeden Fall sollte man zwischen „Zwang“ und „Druck“ unterscheiden können, denn es ist schon ein Unterschied, ob JEDER männliche Bewerber drei Jahre zur NVA gehen MUSSTE, um einen Studienplatz zu bekommen oder ob von den verschiedenen Institutionen (Schule, Fach- bzw. Hochschule, Universität, potentieller Arbeitgeber, ggf. im Einzelfall auch Elternhaus) mehr oder weniger heftig Druck aufgebaut und der Studienplatz dabei als Lockmittel verwendet wurde.

Nur ein Beispiel:
Zitat P. Burghardt:
„In der DDR … war es normal, dass auf die Schule der Ausbildungsplatz oder das Studium (in der DDR 3Jahre NVA und ein rotes Parteibuch vorausgesetzt) gefolgt ist“
Grundaussage: ZWANG für ALLE!

Entgegnung Fönix:
„die … Geschichte von einem Zwang zu einem 3-jährigen NVA-Dienst ist blanker Unfug…“
Grundaussage: KEIN ZWANG für ALLE, wie meine und auch mehrere andere Erfahrungsberichte ja eindeutig belegen!

Zitat Wie Bitte:
„… ich habe das aggressive Werben um die NVA, verbunden mit der, ich will es jetzt nicht "Drohung" nennen, aber zumindest mit dem eindringlichen Ratschlag meiner Lehrer, man solle die drei Jahre NVA einplanen, wenn man studieren wolle, selbst erlebt.

Sicherlich hat es jeder anders erlebt, …, aber die Behauptung, diesen Zwang hätte es überhaupt nicht gegeben, ist unwahr.“

Wie gesagt, man sollte „Zwang für Alle“ und „Druck gegenüber vielen“ unterscheiden können. Eigentlich bestätigt es „Wie Bitte“ mit seiner/ihrer Wortwahl („eindringlicher Ratschlag“) ja selber. Übrigens, den Verweis auf „Sechszehneinhalb Millionen … Widerstandskämpfer“ lese ich eher mit einem Schmunzeln. Die Zahl Sechszehneinhalb Millionen ist vielleicht etwas hochgegriffen, aber das Verhältnis zwischen den SED-hörigen Hardlinern und dem vielschichtigen „Rest“ der DDR-Bevölkerung lag zumindest in meinem persönlichen Umfeld bei ca. 1 zu 10!

Abschließend noch ein Hinweis:
Zitat Thannhäuser:
„Aber es stimmt nicht, dass deshalb begabtere Mädels aussen vor blieben.“

Bitte nochmal nachlesen. In diesem Zusammenhang beziehe ich mich auf konkrete Fälle Fälle als konkretes Geschehen an unserer Schule !
tannhäuser
29.10.2022, 09.50 Uhr
Fönix!
Was ich meinte bezüglich meines Jahrganges: Sie haben ein konkretes Beispiel genannt, und ich wollte mir nicht anmaßen, das zu bezweifeln.

Wenn das falsch rüber kam, dann Mea culpa!

Ebenso wie Sie reagiere ich allergisch auf Verallgemeinerungen, unabhängig davon, ob damit unsere DDR-Vergangenheit romantisiert oder verteufelt wird.

Dass ich beim Wachdienst innerhalb der Kaserne genauso auf ein "unbefugtes Subjekt" hätte schießen müssen wie auf einen "Grenzverletzer" wurde mir auch erst bei der ersten "Vergatterung" klar, als mir ein volles Magazin scharfer Mumpeln in die Hand gedrückt wurde und ich beim Waffenlager die im wahrsten Sinne "gefährlichen" Schäferhunde bellen hörte und die Zähne fletschen sah.
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