Es kommt nicht oft vor, dass gleich drei Kunstschaffende in einer Ausstellung ihre Werke präsentieren. Am Dienstagabend aber war es in der Galerie der Kreissparkasse Nordhausen an dem: „Grüner & Co.“ - so der Titel der aktuellen Schau - deutet augenscheinlich nur auf zwei Künstlerpersönlichkeiten hin. Doch weit gefehlt...

Hinter dem Namen „Grüner“ verbergen sich nämlich zwei Brüder: Bernd und Olaf. Und bei der Dritten im (Künstler)-Bunde handelt es ich um Helga Wiske-Lungershausen. Diese drei also schmücken von nun an über viele Sommer-Wochen die Wände der KSK-Galerie am Nordhäuser Kornmarkt.

In ihren Begrüßungsworten verwies Vera Angelstein als Vertreterin des Geldhauses eingangs auf den Umstand, dass infolge der Corona-Pandemie auch die Kunstszene deutschlandweit sehr gelitten hat und die Besucherzahlen aus unterschiedlichen Gründen stark zurückgegangen sind.

Nicht so in der KSK-Galerie, die an diesem Abend eine große Zahl von Kunstinteressierten angelockt hatte, worüber sich die Sparkassen-Mitarbeiterin sichtlich erfreut zeigte. Und zugleich anmerkte, dass das Kreditinstitut trotz vieler Widrigkeiten auch künftig den Künstlern eine würdige Plattform in der Galerie bieten wird.



Es war dann an Klaus Wahlbuhl, früherer Bürgermeister für Kultur und Bildung, die Anwesenden mit den Lebensläufen der Künstlerin und der beiden Künstler näher bekanntzumachen. Helga Wiske ging in Nordhausen zur Schule, wurde Unterstufenlehrerin, später Leiterin einer Grundschule in Halle. Diese Stadt ist seit 1973 ihr Zuhause.

Aber nicht ausschließlich, denn die Zentralsahara ist längst zu ihrer zweiten Heimat geworden. 2005 besuchte sie erstmals das stolze Volk der Tuareg im Süden Algeriens. Deren einfache Lebensweise und herzliche Gastfreundschaft beeindruckte sie sehr. Bisher waren es 33 Reisen, die sie dorthin unternahm, die Kamera immer im Gepäck.

Kein Wunder also, dass beeindruckende Fotoausstellungen und Lesungen in Nordhausen folgten. In dieser aktuellen Schau aber ist Wiske-Lungershausen mit einigen zum Teil großformatigen Bildern vertreten, die sich durch bewundernswerte Farbenpracht auszeichnen.

Der 1954 in Halle geborenen Bernd Grüner hat eine Ausbildung zum Gebrauchswerber und Fotografen absolviert. Alsbald wurde die Rolandstadt zu seinem neuen Wohn- und Wirkungsort. Seit 1980 beschäftigt er sich insbesondere mit Malerei, Fotografie, Musik und Videokunst.

Reisen führten ihn u.a. 1986/87 nach Ungarn ins Künstlerdorf Szentendre und nach der Wende auch nach Tunesien, wo er mit einer Fotoausstellung präsent war. Zudem hatte Bernd Grüner Werkschauen in Göttingen, Nordhausen, Halle und Saalfeld. Jetzt präsentiert er Kunstwerke, die vornehmlich in Mischtechniken gehalten sind.

Bruder Olaf Grüner, 1960 in Halle geboren und aufgewachsen, hatte schon in der Kindheit Begegnungen mit der Kunst. Der gelernte Karosseriebauer trat mit 18 Jahren einem Zeichenzirkel bei. Seine Tätigkeiten waren in der Folge äußerst vielseitig: Schlosser, Schriftsetzer und verdingte sich beim Museum für Vorgeschichte gar als Ausgrabungshelfer.

Olaf Grüner baute 1985 die grafischen Werkstätten im „Zentrum für bildende Kunst“ mit auf, das jetzt die Bezeichnung „Künstlerhaus 188“ trägt. Alsbald folgten weitere Ausbildungen in unterschiedlichen Berufen. Zudem folgten längere Aufenthalte im Ausland, u.a. nach Indien.

Etwa ab 2016 widmete sich der „Allrounder“, wie es Klaus Wahlbuhl formulierte, wieder intensiver der Malerei und der künstlerischen Drucktechnik, speziell der traditionellen Lithografie. Mit der Aktivierung und Nutzung einer Steindruckwerkstatt beim Grafiker Lutz Bolldorf ab 2017 beschritt er neue Wege in seinem künstlerischen Schaffen. So bereichert auch Olaf Grüner diese Ausstellung mit Werken seiner Kunst. Matthias Weicker (Cello) vom Loh-Orchester Sondershausen trug mit seinen musikalischen Darbietungen zum würdigen Gelingen der Vernissage bei.

Alle ausgestellten Bilder sind übrigens käuflich zu erwerben. Die Werkschau ist bis zum 9. September 2022 zu sehen. Und zwar zu den Öffnungszeiten der Sparkasse am Kornmarkt 9, jeweils Montag bis Freitag von 08.00 bis 18.00 Uhr.
Hans-Georg Backhaus