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Mi, 07:00 Uhr
27.04.2022
Jana Zöller dirigiert jetzt die Energieversorgung in Nordhausen

Frischer Wind für die Energie

„Frischen Wind“ hätte die neue Chefin in den Betrieb gebracht bestätigten uns verschiedene Mitarbeiter der Nordhäuser Energieversorgung unisono. Jana Zöller leitet seit Anfang des Jahres das Unternehmen und steht vor großen Herausforderungen in einer bewegten und vor allem teuren Zeit. Der nnz online stand sie jetzt Rede und Antwort …

Jana Zöller will die EVN in die digitale Zukunft führen (Foto: oas) Jana Zöller will die EVN in die digitale Zukunft führen (Foto: oas)

In den kleinen, hellen Beratungsraum tritt eine große, schlanke Frau, der man sofort ansieht, dass der Sport in ihrem Leben eine wichtige Rolle spielt. „Ja“, bestätigt sie die Nachfrage, „ich war aktive Leistungssportlerin beim SC Chemie Halle als Leichtathletin mit der Spezialisierung auf die Sprungdisziplinen“. Inzwischen ist Jana Zöller beim SV „Glück auf“ in Sondershausen Abteilungsleiterin der Leichtathleten und trainiert dort selbst zweimal wöchentlich die jungen Nachwuchssportler.

Dies sei ihr als Ausgleich zur Arbeit ebenso wichtig wie individuelles Training im Fitnessstudio, Inline-Skating, Motorradfahren und gute Bücher zu lesen, sagt die ausgebildete Industriekauffrau, die in Artern geboren wurde. Schon kurz nach ihrem Berufsabschluss kam sie über eine Begabtenförderung in die USA, wo sie verschiedene Lehrgänge absolvierte und die Sprache erlernte. Drei Jahre wirkte die junge Frau im Anschluss in einer IT-Firma, ehe sie 1996 wieder in den Kyffhäuserkreis nach Sondershausen zog, wo sie in den kommenden zwanzig Jahren in den Stadtwerken als Kaufmännische Leiterin Verantwortung übernahm.

Von dort ging es ins Westthüringische zur „Ohra Energie“, einem regionalen Dienstleister für Gas und Strom, von wo aus sie sich für die Führungsstelle in Nordhausen bewarb, als der damalige Geschäftsführer in den Ruhestand gehen wollte.

Seit 1. Januar ist die zweifache Mutter nun Chefin über die 96 Angestellten der Energieversorgung Nordhausen (EVN) mit den Tochterunternehmen Nordhausen Netz GmbH und Biomethan GmbH. Der bis dahin immer von zwei Männern als technischem und kaufmännischem Geschäftsführer geleitete Energiebetrieb hat nun eine weibliche Führungskraft, der wiederum drei Prokuristen unterstellt sind. „Wir hatten schon von Sondershausen aus gemeinsame Projekte mit der EVN umgesetzt, insofern kannte ich etliche der Kollegen und die Gegebenheiten des Unternehmens“, erzählt sie im Gespräch. „Ich habe einen grundsoliden Betrieb übernommen und lediglich die Einarbeitungszeit war etwa kurz.“

Jetzt hofft sie, dass es ihr mit dem persönlichen Input, den sie einbringen kann gelingen wird die EVN in schwierigen Zeiten zukunftsfähig aufzustellen. Besonders liegt ihr der zügige Einsatz erneuerbarer Energien am Herzen, aber auch die Beziehungen zu örtlichen und regionalen Institutionen und Unternehmen will sie auf eine neue Stufe führen. „Wir müssen umdenken in Bezug auf unsere Kunden, Partner und Wettbewerber“, umreißt sie ihre Ziele. „Es geht darum unsere Mitarbeiter intensiv an den Betrieb zu binden, eine enge Zusammenarbeit mit der Nordhäuser Hochschule zu realisieren und vor allem verstärkt als Dienstleister und nicht als gegebener Versorger aufzutreten. Ich möchte den Kunden gebündelte Pakete offerieren, sie sollen viele Angebote aus einer Hand von uns erhalten, die vorteilhaft und unbürokratisch sind und ich will die Digitalisierung im Betrieb weiter vorantreiben.“

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Jana Zöller hat verstärkt die nachwachsende Kundschaft im Blick, für die es überzeugende Online-Angebote geben muss. „Daran arbeiten wir gerade und wollen im nächsten Jahr mit einem entsprechenden Portal an den Start gehen“, verrät sie und verspricht den daran Mitwirkenden bei entsprechender Nutzung der digitalen Kundenbeziehungen auch finanzielle Vergünstigungen als Anreiz. Voller Stolz verweist die EVN-Geschäftsführerin auf die hohe Ausbildungsquote von 21 Prozent in ihrer Belegschaft. Alle diese gut ausgebildeten jungen Leute braucht sie für die zukünftige digitale Geschäftsabwicklung. Wie auch die Studenten der Nordhäuser Hochschule und anderen Bildungseinrichtungen, die mit frischen, innovativen Ideen die Herausforderungen der Energiewende meistern können. „Wir haben schon viel grünen Strom über unsere beiden Blockheizkraftwerke, die per Biomethan betrieben werden. Auch das dritte wird ab nächstes Jahr mit Biomethan gespeist, so dass wir bereits in diesem Jahr die gesteckten Klimaziele für 2030 erreichen werden.“

Weitere Projekte der Photovoltaik stehen ebenfalls an, wie auf dem Dach der neuen Feuerwache, im Ossietzky-Hof der städtischen Wohnungsbaugesellschaft oder in drei Kindergärten im Stadtgebiet. Auch drei Schulen seien bereits in der Planung für eine Bestückung ihrer Dächer mit Photovoltaik-Platten. Wenn auch städtische Einrichtungen und Verwaltungsgebäude hinzukommen, hofft Jana Zöller die Energieversorgung noch weiter von den marktüblichen Preisspekulationen unabhängig machen zu können. Diese treiben momentan die Preise für Energie in schwindelerregende Höhen und Jana Zöller schätzt realistisch ein, dass eine Ende der Preissteigerungen noch nicht in Sicht ist.

Die gute Nachricht ist allerdings, dass die Preise der EVN in diesem Jahr stabil bleiben werden, weil es in der Vergangenheit Beschaffungsstrategien gab, die den Bedarf für 2022 abdecken. „Stadtwerke haben den Vorteil, dass sie langfristig planen und kaufen können“, erläutert sie uns und rät allen Kunden in einer so bewegten Zeit auf diese Unternehmen zu setzen und nicht zu Billiganbietern zu wechseln, die kurzfristig nach dem günstigsten Angebot suchen und schlimmstenfalls ihre Verträge mit den Kunden bei großen Preisschwankungen nicht mehr erfüllen können oder gar Pleite gehen.

Auch die Nordhäuser EVN hat 360 Kunden übernommen, die von ihren Billiganbietern plötzlich nicht mehr versorgt werden konnten. Anders als in anderen Stadtwerken mussten diese Neukunden jedoch nicht den hohen Preis in der Ersatzversorgung bezahlen, sondern können ihren Strom zum gleichen Grundpreis wie die langjährigen Kunden beziehen. „Ein solch konservatives Einkaufen, wie wir es betreiben birgt für die Kunden Sicherheit, auch wenn unser Preis dabei mal einen Cent über dem der Billiganbieter liegen sollte“, wirbt Jana Zöller für einen Vertrag mit der EVN.

Als regionales Unternehmen mit städtischer Beteiligung unterstützt die EVN über den steuerlichen Querverbund weiterhin die Nordhäuser Verkehrsbetriebe und das Badehaus. „Das hat auch den Vorteil, dass wir weniger Steuern abführen müssen durch einen solchen Ausgleich“. Natürlich wird der Energieversorger auch weiterhin speziell die regionale Nachwuchsarbeit in Sportvereinen und Kultur finanziell unterstützen und Bildungsangebote fördern.

Was es unter der Geschäftsführerin Jana Zöller allerdings nicht mehr geben wird, ist eine große EVN-Party auf dem Petersberg mit VIP-Zelt und Häppchen. „Das ist angesichts der dramatischen Preisentwicklung den Kunden nicht mehr zum vermitteln“, meint sie, „ab dem nächstem Jahr werden wir regional gezielt mehr kleinere Veranstaltungen organisieren und auf eine derartiges Großevent verzichten.“

In 2022 steht der Termin allerdings schon für Samstag, den 27. August im Kalender, auch weil die bereits geschlossenen Künstlerverträge aus den ausgefallenen EVN-Parties von 2020 und 2021 noch erfüllt werden müssen. Das Fest auf dem Petersberg wird ein gemeinsames mit der Stadt Nordhausen werden, die angelegentlich ihr Lichterfest auf diesen Tag gelegt hat. Derzeit besprechen Jana Zöller und Bürgermeisterin Alexandra Rieger die Einzelheiten und wie Vereine und Verbände mit in das Ereignis eingebunden werden können. Die EVN-Chefin will lieber etwas für die Leute und mit den engagierten Vereinsvertretern tun, sich beispielsweise weiter am E-Bike-Festival beteiligen, am Rad-Tag oder ähnlichen Veranstaltungen.

„Mehr Kundennähe“ ist ihre Devise und sie will den Dienstleistungsaspekt wieder deutlicher herausstreichen. Die Kommunikation mit städtischen Partnern, Wirtschaftsvertretern und Wohnungsanbietern beschreibt Jana Zöller als sehr gut. Nun gelte es verstärkt, die in den letzten Jahren verloren gegangenen Kunden wieder zurück zu gewinnen. „Wir werden konsequent auf das Regionale setzen und überlegen, welche Anbieter für uns die entsprechenden Leistungen erbringen und welche Partner die richtigen sind. Die EVN soll als ein innovatives Unternehmen wahrgenommen werden, das auf moderne Komplettlösungen und Digitalisierung setzt. In der Elektromobilität ebenso wie im Heizungswesen oder als Stromanbieter.“

Ihre Mitarbeiter freuen sich über die Dynamik, die von der Chefin ausgeht und die Aktionen wie zuletzt die Verteilung von Osterhasen für alle Kindergartenkinder finden viel Anerkennung bei alten und vielleicht auch wieder neuen Kunden der Energieversorgung Nordhausen. Jana Zöller hat mittelfristig noch viel vor und wird in der nächsten Zeit mit dem einen oder anderen futuristischen Projekt auf ihr Unternehmen aufmerksam machen. Im Augenblick weht ein erfrischender, innovativer Wind durch die Büroräume in der Straße der Genossenschaften. Das ist gut so und hält hoffentlich lange an. Schade, dass der nicht gleich von einem Windrad in Strom umgewandelt werden kann. Aber auch als Energieversorgungsunternehmen kann man eben nicht alles haben.
Olaf Schulze
Autor: osch

Kommentare
Paulinchen
27.04.2022, 12.49 Uhr
Ups....
... PREISSTABILITAET, ist das jetzt ein Fremdwort in dieser Zeit. Hoffentlich erinnert sich die nette Dame noch bis zum Tag der Abrechnung, im Dezember 2022, an dieses Versprechen.

Zumindest geht es im Moment wie Öl bei den Verbrauchern runter.
Jäger53
27.04.2022, 14.24 Uhr
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