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Do, 08:15 Uhr
14.04.2022
Steinerne Zeugnisse jüdischer Geschichte in Ellrich

„Im Haus der Väter“

Die jüdischen Friedhöfe in Bleicherode, Ellrich und Nordhausen sind die letzten erhalten gebliebenen und unter Denkmalschutz stehenden Zeugnisse jüdischer Geschichte im Landkreis Nordhausen. Am nächsten Samstag gibt es eine Führung über den in Ellrich...

Jüdischer Grabstein mit oberhalb des Textfeldes wiederlesbargemachter Inschrift (Foto: M.-L. Zahradnick) Jüdischer Grabstein mit oberhalb des Textfeldes wiederlesbargemachter Inschrift (Foto: M.-L. Zahradnick)


Der Nordhäuser Geschichts- und Altertumsvereins lädt für den 23. April 2022, 15.00 Uhr, zur Führung über den jüdischen Friedhof in Ellrich ein.

Ein jüdischer Friedhof und die Grabstellen unterliegen keiner zeitlichen Beschränkung, sodass die Grabmale meist unverändert steinerne Zeugnisse sind und eine gute Basis für die Forschung bieten.

Die wachsende jüdische Gemeinde in Ellrich brauchte nicht nur einen religiösen Ort wie eine Synagoge für die Lebenden, sondern auch einen Ort für ihre Verstorbenen. Der erste bekannte jüdische Friedhof lag vor dem Wernaer Tor, zwischen dem Hoffmann’schen und dem Nebelung’schen Grundstück sowie zur Straßenseite hin. Er geht auf die Zeit der ersten Ansiedlung von Juden im 14. und 16. Jahrhundert zurück.

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1782 erwarb die jüdische Gemeinde an der Töpferstraße nahe der Jüdenstraße ein Grundstück, um einen neuen Friedhof darauf zu errichten. Für 1787 wird berichtet, dass in Ellrich 114 Juden lebten.

Vom heutigen Eingang führt eine Baumallee in S-Form verlaufend zum anderen Ende des ca. 24 a großen Areals. Unter den 76 noch vorhandenen Grabstellen befinden sich 64 mit einem Grabstein. Die älteren Gräber nördlich des Eingangs sind in nach Geschlecht getrennten Reihen angelegt, wie es auf vielen alten jüdischen Friedhöfen zu finden ist. So sind die Frauen in den ersten neun noch sichtbaren Reihen bestattet worden, dann folgten die Reihen der männlichen Verstorbenen. Familiengräber sind auf dem Friedhof nicht zu finden. Zwar gibt es oft in Gestaltung und Steinmaterial identische Grabsteine, was nahelegen könnte, dass die Verstorbenen derselben Familie angehören. Nach 1877 wurde die traditionelle Belegung weniger berücksichtigt und es kam zu Reihen mit Verstorbenen beiderlei Geschlechts. Symbole wie Sanduhr, Ouroboros, sechseckige Sterne, Schmetterling und florale Verzierung sind auf den Grabsteinen zu finden.

Der jüdische Friedhof in Ellrich weist eine lange Anwendung der traditionellen Inschrift mit vorwiegend hebräischem Text mit Eulogien auf der Vorderseite des Grabsteins auf, die sogar auf den wenigen Grabmalen nach der Jahrhundertwende zu finden sind, lediglich dann verstärkt in deutscher Sprache.

Interessierte Gäste sind herzlich willkommen. Treffpunkt ist Ecke Töpferstraße/Karlstraße in Ellrich. Wetterfeste Kleidung und Schuhe sowie eine Kopfbedeckung sind erwünscht.
Marie-Luis Zahradnick
Autor: red

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