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Do, 16:30 Uhr
31.03.2022
Verkehrsunfallstatistik für Nordthüringen

Licht und Schatten auf Nordthüringens Straßen

Die Verkehrstatistik für das Jahr 2021 zeigt Licht und Schatten auf. In einigen Problemfeldern gab es deutliche Rückgänge, insgesamt zog die Zahl der Unfälle aber wieder an. Das könnte auch mit dem Fahrverhalten während der Corona-Pandemie Zusammenhängen...

Insgesamt 7.659 mal hat es auf den Straßen Nordthüringens im vergangenen Jahr gekracht (Foto: S. Dietzel, Archiv) Insgesamt 7.659 mal hat es auf den Straßen Nordthüringens im vergangenen Jahr gekracht (Foto: S. Dietzel, Archiv)


Jens Bönisch, der Herr über Nordthüringens Straßen bei der Landespolizeiinspektion, hatte zu Beginn der Woche gute und schlechte Nachrichten: in einigen kritischen Bereichen ging die Zahl der Unfälle in 2021 deutlich zurück. Dazu gehört auch der regionale Schwerpunkt der Motorradunfälle, der von 140 Vorkommnissen in 2020 auf 115 im vergangenen Jahr sank. Dank Südharz und Kyffhäuser tut die hiesige Polizei traditionell viel, um dem Problem Herr zu werden, über einen Rückgang um fast 18 Prozent könne man sich freuen.

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Ein weiterer Grund zur Freude, den man mit einiger Verwunderung zur Kenntnis nehmen muss, ist die Tatsache das auch die Zahl der Verkehrsunfälle mit Senioren rückläufig war. „Das ist insofern bemerkenswert als das wir aufgrund der Bevölkerungsentwicklung immer mehr Senioren haben die zudem mit Geräten wie E-Bikes und E-Rollern deutlich mobiler unterwegs sind als das noch vor ein paar Jahren der Fall war“, erläuterte Polizeidirektor Matthias Bollenbach.

Polizeichef Matthias Bollenbach und der Leiter des Bereichs Verkehr, Jens Bönisch bei der Vorstellung der Unfallstatistik (Foto: agl) Polizeichef Matthias Bollenbach und der Leiter des Bereichs Verkehr, Jens Bönisch bei der Vorstellung der Unfallstatistik (Foto: agl)


Keine Veränderung gab es bei der Zahl der Schulwegunfälle und da hier jeder Unfall einer zu viel ist, ist man mit den neun Vorfällen im vergangenen Jahr auch nicht zufrieden. Tatsächlich haben die Unfälle insgesamt trotz einzelner, positiver Entwicklungen insgesamt wieder zugenommen, wenn in Summe auch nur um 1,4 Prozent und liegen für 2021 bei der Zahl von 7.659.

So stiegen unter anderem die Unfälle mit Personenschaden (859 Fälle), die nun über dem Landesniveau liegen. Ein Grund dafür könnte sein, dass die Region mit der zunehmenden Beliebtheit der A38 zum „Durchgangsgebiet“ wird. Wobei die Unfälle auf der Autobahn selbst nicht in den direkten Zuständigkeitsbereich der Nordhäuser Beamten fallen, sondern bei der Autobahnpolizei liegen. „Wir müssen auch bedenken, dass wir die letzten zwei Jahre eine besondere Situation hatten. Durch Lockdown und Homeoffice haben wir eine deutliche Verkehrsabnahme gesehen, jetzt kehren wir wieder zum Normalzustand zurück“, erklärte Bönisch. Und leider könne die Verkehrüberwachung schlicht nicht alles verhindern.

Auch nicht die 16 tödlichen Unfälle, die sich im vergangenen Jahr auf den Straßen Nordthüringens ereigneten. Hauptursache für Verkehrsunfälle ist und bleibt überhöhte Geschwindigkeit. Die Messeinsätze wurden deswegen auch nie pausiert, auch nicht während der Corona-Hochphasen. „Unsere technische Verkehrsüberwachung ist jeden Tag im Einsatz, denn leider lässt sich mancher auch nicht durch die Bußgelderhöhungen abschrecken.“, so Bollenbach.

Interessanten Detail am Rande: der Tag mit den statistisch gesehen meisten Unfällen ist vom Freitag auf den Donnerstag gerutscht. Auch hier wird Corona als Treiber der Entwicklung vermutet: während viele Berufstätige ins Homeoffice wechselten, blieben manche Berufsgruppen, die auf Montage fahren müssen, auf der Straße, und die machen sich oft schon Donnerstag auf den Heimweg.

Im regionalen Vergleich liegt der Unstrut-Hainich-Kreis in der nackten Anzahl der Unfälle mit 2.318 Vorkommnissen an der Spitze. Das Eichsfeld kommt mit 2.020 Unfällen knapp dahinter, verzeichnet aber auch mit einem Plus von über sieben Prozent den höchsten Anstieg im Unfallgeschehen. Am vorsichtigsten sind die Fahrer im Kyffhäuserkreis unterwegs, hier krachte es „nur“ 1.528 mal. Die Nordhäuser lagen mit 1.793 Vorfällen knapp darüber.

Die „Dauerbrenner“ der Unfallschwerpunkte liegen im Nordhäuser Kreis an der Kreuzung Taschenberg/Hallesche Straße in Nordhausen selbst sowie am Bahnhof Netzkater im Harz. Im Eichsfeld kracht es häufig auf der Umgehungsstraße Westspange, die gut ausgebaut ist und zu hohen Geschwindigkeiten verleitet. Im Unstrut-Hainich-Kreis sollte man sich am Sundhäuser Kreuz in Acht nehmen und im Kyffhäuser, Wunder über Wunder, müssen die Beamten häufig zum Denkmal ausrücken. Außerdem ist hier auch am Ortseingang Bad Frankenhausen Vorsicht geboten.

Kein Unrechtsbewusstsein mehr
Noch etwas sticht beim Blick auf die „Schadensuhr“ der Landespolizeiinspektion heraus: die Zahl der Unfallfluchten. Statistisch betrachtet verlässt alle fünf Stunden jemand in Nordthüringen unerlaubt einen Unfallort. „Das scheint schon Standard zu sein, einfach wegzufahren. Das Unrechtsbewusstsein hat da scheinbar deutlich nachgelassen“, sagt Bollenbach. Hintergrund sind häufig Parkplatzrempler oder abgefahrene Spiegel aber auch solche vermeintlichen Bagatellen können heutzutage teuer werden. Immerhin liegt die Aufklärungsquote mit 41 Prozent relativ hoch und steigt noch einmal deutlich an, wenn bei einem Unfall Personen zu Schaden kommen und Zeugen eher bereit sind, auszusagen.
Angelo Glashagel
Autor: red

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