eic kyf msh nnz uhz tv nt
Sa, 08:00 Uhr
26.02.2022
Enkeltrick, Schockanrufe und falsche Polizisten

Betrüger kennen keine Grenzen

Um sich Geld zu erschleichen, ist Betrügern keine Masche zu dreist. In letzter Zeit haben in Nordthüringen sogenannte „Schockanrufe“ zugenommen. Auch einer nnz-Leserin wollte man so um ihr Erspartes bringen. Doch die blieb ruhig…



Der erste Schock bei Frau B. saß tief. „Oma, ich habe jemanden tot gefahren“, tönt es aus dem Telefon. Die Stimme könnte gut die der eigenen Enkelin sein, die Emotion wird überzeugend gespielt. Eine zweite Stimme mischt sich ein, streng und fordernd. Eine Polizistin will sie sein. „Nach dem ersten Schreck setzte mein Verstand wieder ein“, schreibt uns Frau B. Sie legt das Telefon für einen Moment zur Seite. Die Enkelin wohnt im Nebenhaus, ein Blick aus dem Fenster genügt um zu sehen, dass ihr Auto vor der Tür steht. Die junge Frau am Telefon ist nicht ihr Enkelkind, die zweite Dame keine Polizistin.

Anzeige symplr
Das sie dieses mal nicht mit ihrer Masche durchkommen werden, merken die Betrügerinnen schnell. „Ich habe nach draußen gesehen und vor unserem Haus das Auto meiner Enkelin gesehen. Als ich mich wieder am Telefon meldete fragte mich die Dame, was ich jetzt gemacht habe und ich entgegnete, das sie das nichts anginge. Daraufhin hagelte es wüste Beschimpfungen und dann wurde aufgelegt.“

Was wäre gewesen, wenn die Enkelin tatsächlich unterwegs gewesen wäre? Die Emotion war täuschend echt, aber Frau B. Glaubt trotzdem nicht, dass sie den Betrügern auf dem Leim gegangen wäre. Aber sie ist wütend und aufgeregt nach dem Anruf.

Im Thüringer Norden gehen in letzter Zeit viele solcher oder ähnlicher Anrufe ein, vor allem bei älteren Mitbürgern. Der Nordhäuser Polizei sind allein für 2021 um die 300 solcher Fälle gemeldet worden, die Dunkelziffer könnte noch höher liegen. Die gute Nachricht: die Täter haben selten Erfolg. Lediglich in acht Fällen seien Opfer auf die Masche der Betrüger hereingefallen, teilt die Polizei auf Anfrage der nnz mit. Der Schaden freilich ist hoch, zwischen 10.000 und 70.000 Euro konnten sich die Täter erschleichen.

Die Schuldigen zu fassen ist schwierig. „In der Regel werden, oft nach langer Ermittlungsarbeit, die Boten ermittelt. Das sind diejenigen, die zu den Opfern fahren und das Geld abholen. Die agieren bundesweit.“, teilt uns Fränze Töpfer, Pressesprecherin der Landespolizeiinspektion Nordhausen mit. Die „aktiven Täter“, also diejenigen, die am Telefon agieren, könne man so gut wie nie fassen, das sie zumeist aus dem Ausland heraus agieren würden.

Das Thema sei vielschichtig und die Maschen wechseln immer wieder, sagt Töpfer. Am Anfang war es der „Enkeltrick“. Da wurde häufig Geld für einen vermeintlichen Hauskauf verlangt. Aktuell beobachte man die Masche mit dem vorgetäuschten Verkehrsunfall häufiger. Dabei wird behauptet, ein Angehöriger könne nur gegen Zahlung einer Kaution freikommen. Zudem geben sich Betrüger häufig als Polizisten aus und geben vor, Listen mit angeblichen Einbruchsadressen gefunden zu haben und Fragen dabei die Vermögensverhältnisse der Opfer ab.

Ebenfalls im Kommen: falsche Gewinnversprechen. Um zu gewinnen, sollen die Opfer in Vorleistung gehen und Gutscheinkarten für Online-Angebote wie „Amazon“ oder Google’ „Playstore“ erwerben. Auch im Netz lauern solche Betrüger und fordern dazu auf, Gutscheinnummern als Bezahlung zu übermitteln.
„Die Polizei verlangt grundsätzlich kein Geld am Telefon. Es wird auch keine Kaution für eine Freilassung verlangt. Die Polizei erkundigt sich nicht am Telefon nach den Vermögensverhältnissen der Angerufenen und sie ruft nicht mit unterdrückter Nummer an. Und Gewinnversprechen, bei denen eine Vorauszahlung erforderlich ist, sind von vornherein unseriös.“, stellt Fränze Töpfer fest. Hellhörig sollte man auch werden, wenn das Gegenüber den Kauf von Gutscheinen verlangt. „In allen Fällen gilt: auflegen und die Polizei informieren. Wenn möglich, sollte man die Telefonnummer vom Display ablesen und notieren.“

Aber nicht nur die Polizei sei hier gefragt. Da die Opfer meistens Mitbürger jenseits der 60 seien, sollte man das Thema im Familienkreis ansprechen und gerade ältere Familienmitglieder für die Problematik sensibilisieren.

Aber was, wenn die Betrüger schon vor der eigenen Haustür stehen? Die Polizei mahnt an, dass man unter keinen Umständen fremde Personen in die Wohnung lassen sollte. Insofern Zweifel an der Identität der Person vor der Haustür bestehen sollte die nächstgelegene Polizeidienststelle kontaktiert werden. Wird der Person vor der Haustür mitgeteilt, dass sie Zweifel an deren Identität haben und dass sie die Polizei kontaktiert haben, ist die Wahrscheinlichkeit groß, das sich Betrüger auf und davon machen.

Wer Opfer eines Betruges oder eines Betrugsversuches geworden ist, wird dringend gebeten, den Vorfall auch zur Anzeige zu bringen. Mit jeder Anzeige bei der Polizei ergehen neue Hinweise zu den Tätern. Auf diese Weise kann man helfen, Betrüger dingfest zu machen.
Angelo Glashagel
Autor: red

Kommentare
Helena2015
26.02.2022, 10.08 Uhr
Mit Banken wird es auch versucht …
Ich bekam am gestrigen Tag eine SMS von der Deutschen Bank, angeblich sei mein TAN-Verfahren nicht mehr gültig, was wahrscheinlich an meinem Lesegerät läge!
Ich sollte einem Link folgen.
Dumm nur, dass ich überhaupt kein Kunde dieser Bank bin und noch nie ein TAN-Lesegerät besaß.
Also bitte auch keinen Links folgen!
Pusteblume1
26.02.2022, 14.53 Uhr
Ich frage mich...
... wie die Leute an die entsprechenden Telefonnummern kommen. Klar, oftmals stehen die in Telefonbüchern oder in "Das Örtliche" im Netz. Aber da steht doch nicht dahinter, wie alt die Leute sind... Schon eigenartig, dass die Betrüger immer nur ältere Mitmenschen anrufen. Am Vornamen kann das Alter der Angerufenen auch nicht mehr festgemacht werden, da ja bekanntlich auch die jüngeren Generationen oftmals wieder "altdeutsche" Namen bekommen.
Feldgieker
26.02.2022, 17.02 Uhr
Abschaum
Die Geldübergabe mit einer Hand voll auserlesener Freunde fingieren. Täter ruhig etwas fester festhalten bis die Staatsgewalt kommt. Wenn Täter wieder freigelassen werden, da ja kaum Haftgründe vorliegen , des Volkes Willen durchsetzen. Problem einvernehmlich gelöst. Beklaust du meine Familie ,verhaue ich dich.

So fängt man aber leider nur die schmierigen Handlanger und nicht die Big Baboos der Mistfinken.
Helena2015
26.02.2022, 20.22 Uhr
Eigentlich.. unmöglich!
Ich habe nicht einmal eine Festnetznummer und meine Handynummer ist weder im Telefonbuch noch in gelben Seiten oder irgendwo öffentlich registriert!
Also muss man doch annehmen, dass vertrauliche Seiten auch meine Handynummer verkaufen oder?
Kommentare sind zu diesem Artikel nicht mehr möglich.
Es gibt kein Recht auf Veröffentlichung.
Beachten Sie, dass die Redaktion unpassende, inhaltlose oder beleidigende Kommentare entfernen kann und wird.
Anzeige symplr
Anzeige symplr