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Do, 15:13 Uhr
27.01.2022
Forschungsprojekt geht in die nächste Phase

Nordhausen April 1945: Hintergründe, Opfer, Erinnerung

Der im Sommer 2019 durch den Stadtrat beauftragte Historiker Jens Schley will im Februar 2022 seine Recherchephase zum Forschungsprojekt rund um die Bombardierung der Stadt Nordhausen im April 1945 abschließen. In den Archiven laufen die letzten Nachforschungen…

Er wird weiterhin unterstützt durch die Nordhäuserin Saskia Zweck M.A., die derzeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin an der Universität Erfurt tätig ist. Gegenwärtig hat Jens Schley aus seinem Etat kleinere Rechercheaufträge vergeben, die noch in den Archiven in Gotha, Weimar, Freiburg/Breisgau, aber auch im Kreisarchiv Nordhausen und im Kreiskirchenarchiv Niedergebra ausgeführt werden. Letzte Prüfungen laufen im Stadtarchiv Nordhausen und demnächst - sofern genehmigt - im Bundesarchiv - Stasi- Unterlagenarchiv Erfurt.

Glücklicherweise konnte im Winter 2021/2022 über die beauftragten Londoner Hilfskräfte noch Kontakt mit britischen, australischen bzw. polnischen Veteranen der „Royal Air Force" (RAF), die an den Nordhäuser Luftangriffen beteiligt waren, aufgenommen werden. Dadurch liegen nun weitere Fotos, Erlebnisberichte und Zeitzeugeninterviews vor. Sie dürften die bisherige Datenlage noch einmal erheblich ergänzen, ermöglichen eine wirklich „dichte Beschreibung“ der Angriffe aus den jeweiligen Perspektiven und können für das Projekt exklusiv genutzt werden.

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Jens Schley will bis Mitte Februar 2022 seine abschließende Gliederung dem Wissenschaftlichen Beirat und dem Oberbürgermeister präsentieren, um dann endgültig in die Schreibphase einzutreten. Wie auf der Klausurtagung von Mitte Oktober 2021 protokollarisch festgelegt, sollen er und S. Zweck als Mitautorin die Studie bis zum 31. Dezember 2022 vorlegen. Der Historiker Schley plant, im Interesse von Nachprüfbarkeit und Breitenwirkung die Studie von ca. 350 S. mit einem reich bebilderten Quellenband zu kombinieren. Sie soll dann – nach der anstehenden Einwerbung der Druckkosten seitens externer Förderer durch das Stadtarchiv – im Sommer 2023 in die Buchläden kommen.

Zu den Gedenktagen der Luftangriffe Anfang April 2022 soll dank bereits gewährter Förderung durch die Thüringer Staatskanzlei eine Unterwebseite auf www.nordhausen.de für das Forschungsprojekt freigeschaltet werden. Sie ist derzeit nach Maßgaben der Pressestelle im Aufbau und soll ab dem Projektabschluss 2023 mit gerafft präsentierten Forschungsergebnissen permanent angeboten werden und ein Baustein für die künftige Erinnerungskultur der Stadt sein.

Die VI. Beiratssitzung des von Oberbürgermeister Buchmann federführend geleiteten Forschungsprojektes soll voraussichtlich im Frühsommer 2022 stattfinden, verbunden mit einer ersten kritischen Diskussion der dann vorliegenden Textteile durch die Beiratsmitglieder. Der Wissenschaftliche Beirat wurde 2018 vom Stadtrat beschlossen, um die Unabhängigkeit und wissenschaftliche Qualität der Studie zu sichern. Aktuelle Mitglieder sind neben dem Sprecher Dr. Stefan Hördler (Göttingen) Prof. Dr. Malte Thießen (Münster), PD Dr. Karsten Uhl (KZ- Gedenkstätte Mittelbau-Dora), Prof. Dr. Christiane Kuller (Erfurt), Ass. Prof. Dr. Helen Roche (Durham) und Prof. em. Dr. Claus Füllberg-Stolberg.
Autor: red

Kommentare
grobschmied56
27.01.2022, 22.38 Uhr
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse...
... kann ich mir jetzt schon im Großen und Ganzen denken. Natürlich wird man zur Erkenntnis gelangen, daß die Einsätze der Royal Air Force und der US Army Air Force sinnlos und unangemessen waren. Man wird feststellen, daß es sich im Wesentlichen um 'Moral Bombing' gehandelt hat und überhaupt so KURZ VOR KRIEGSENDE um völlig überflüssige Zerstörung und ÜBERTÖTEN von Zivilisten.
Die üblichen 'Verdächtigen' stehen auch schon fest:
Natürlich wird man mal wieder Sir Arthur Harris auf die Anklagebank zerren (weil der seine Pflicht getan hat) und eventuell auch General Carl Spaatz (8. u. 15. USAAF).
Das Ganze wird sich im Besten Linken Sinn abspielen:
>Die Amis sind an Allem Schuld!<
Wirklich neue Erkenntnisse sind hingegen kaum zu erwarten.
Wollmer wedden?
DDR-Facharbeiter
28.01.2022, 06.05 Uhr
Bombardierung Boelcke-Kaserne Tötung hoher Nazifunktionäre oder Ermordung Zwangs-Arbeiter?
Bombardierung Boelcke-Kaserne Tötung hoher Rüstungs-Funktionäre oder Tausender Zwangs-Rüstungs- Arbeiter ?
Das Forschungsprojekt des Nordhäuser Stadtrates vom Sommer 2019 sollte Gewissheit liefern, warum die Bombardierung der Boelcke-Kaserne am 3. und 4. April 1945 erfolgte. Das Britische Bomber Air Command beruft sich auf einen Befehl des Alliierten Hauptquartiers," hochrangige Nazi-Funktionäre" zu töten. Diese Leute seien in der Boelcke-Kaserne untergebracht. Damit begründete der verantwortliche Kommandeur, Air Marshal Sir Arthur Harris seinen Angriffsbefehl auf die Boelcke-Kaserne.
Nordhäuser Heimatforscher behaupten dagegen, Air Marshal Sir Arthur Harris habe von Nordhäuser Agenten erfahren, dass in der Boelcke-Kaserne ab Februar 1945 über 6000 sowjetische, polnische ,französische und andere Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge im Mittelwerk und im Nordwerk Dora gezwungen wurden, für die deutsche Rüstung zu arbeiten. Sir Arthur Harris hat bereits seit 1943 in zahllosen Flugblättern den deutschen Rüstungs- Arbeitern Vergeltung für die Zerstörung englischer Städte angekündigt. Im April 1945 habe Kommandeur Sir Arthur Harris seinen Vergeltungsdrang auch auf die ausländischen Zwangsarbeiter in der Boelcke-Kaserne ausgedehnt, so die Hypothese Nordhäuser Heimatforscher.
Die Piloten - so die Aussage eines britischen Navigators in der DVD "Nordhausen-Hitlers Raketenfabrik"- haben erst nach dem Krieg erfahren, dass sie in der Boelcke-Kaserne Kriegsgefangene bombardierten. Das war ihnen laut Haager Konvention strikt verboten. Ein britischer Autor behauptet, dass Sir Arthur Harris mit der Bombardierung der Boelcke-Kaserne sich des gleichen Kriegsverbrechens schuldig machte wie der NS-Kreisleiter, der im April 19645 die SS anwies, KZ-Häftlinge in einer Scheune bei Gardelegen zu ermorden. Die Historiker um Jens Schley und Saskia Zweck sollten den Nordhäusern und den Nachfahren der getöteten KZ-Häftlinge Gewissheit verschaffen..
diskobolos
28.01.2022, 11.30 Uhr
Was soll's?
Dass Harris ganz bewusst Kriegsgefangene bombadieren ließ, kann man kaum glauben. Man wir heute ohnehin nicht mehr klären können, was er sich damals genau dachte. Ein Vergleich oder gar eine Aufrechnung mit der Ermordung von KZ-Häftlingen verbietet sich m. E.

Ich halte auch nichts von dem Begriff "Kriegsverbrechen". Er suggeriert nämlich, dass es auch einen sauberen Krieg gibt. Das wäre dann der aus großer Höhe oder mit Drohnen?
Nein, die Geschichte zeigt, dass es das nicht gibt. Der Krieg an sich ist das Verbrechen.
HisMastersVoise
28.01.2022, 17.21 Uhr
Kein Spielraum für Interpretation !
Denn bei diesem Thema verbietet es sich, Schuld gegen Schuld auf zuwiegen. Das Bombardement von Städten durch Flugzeuge ist eine Erfindung der Deutschen. Die Deutschen haben den Krieg begonnen. Warum man einem Östereicher blind gefolgt ist, wissen die Historiker. Wir und viele Generationen nach uns werden bis in das Jahr 2190 die Reparationen für diesen Krieg leisten müssen. Wenn es also eines aus der Geschichte zu lernen gibt, dann ist es Folgendes. Es gilt jegliche Anfänge von Ausländerfeindlichkeit und Nationalismus im Keim zu ersticken. Denn es geht bei Kriegen ausschließlich um Geld und Macht. Der Glaube oder andere für das Volk leicht zu begreifende Lügen sind nur ein Mittel. Es ist unerheblich, daß Bomberharris als einziger General der Alliierten nicht mit Orden dekoriert wurde nach dem Ende des Krieges. In diesem Krieg hat der Rest der Welt gegen den entfesselten Größenwahn und die pefektionierte Menschenverachtung gesiegt. Das muß als Erkenntnis ausreichen !! Im Artikel benannte Untersuchungen ändern rein gar nichts an der Verantwortung Deutschlands zu Zeiten des dritten Reiches und lindern nicht im Geringsten unsere Verpflichtung zur Bewahrung der Lehren aus dieser Zeit.
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