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Sa, 16:00 Uhr
29.05.2021
IM GESPRÄCH MIT DEM KOMMUNALPOLITIKER EGON PRIMAS

Miteinander statt Konfrontation

Nach 31 Jahren räumt Egon Primas (CDU) seinen Fraktionsvorsitz im Nordhäuser Kreistag. Er übergibt sein Amt mit Wirkung zum 1. Juni an seinen Nachfolger René Fullmann. Wir sprachen mit dem Politiker...

In der zurückliegenden Woche gab Egon Primas das Amt des Vorsitzenden der CDU-Kreistagsfraktion an René Fullmann ab (Foto: CDU) In der zurückliegenden Woche gab Egon Primas das Amt des Vorsitzenden der CDU-Kreistagsfraktion an René Fullmann ab (Foto: CDU)
nnz: Ist Ihnen der erste Tag Ihrer Tätigkeit als Fraktionsvorsitzender noch in Erinnerung und was bewog Sie zu dieser Funktion?

Egon Primas: Es war an einem Tag im Juni 1990, gleich nach der Kreistagswahl. Wir standen damals vor einem Neubeginn, vor enorm schwierigen und gewaltigen Aufgaben, die wir angehen wollten. Den Umgang miteinander galt es neu zu pflegen, neue Strukturen aufzubauen, das Städte -und Gemeinwesen zu überdenken und zu regeln. Visionen hatten wir. Dazu gehörte schon damals die Autobahn. In diesem Prozess der Erneuerung, auf dem Weg in eine andere Zeitetappe, wollte ich mich einbringen, ihn mitgestalten helfen.

nnz: Und den neu gewählten CDU-Landrat Joachim Claus unterstützen?

Egon Primas: Ja, auch das. Der Mann war jung, kommunalpolitisch noch nicht so erfahren, weshalb ich ihm in seiner Arbeit hilfreich zur Seite stehen wollte. So galt es unter anderem, die Infrastruktur mit den 68 Gemeinwesen und Städten zeitgemäß zu regeln. Grundverschieden waren die Vorstellungen. So schwebte manchen Kommunen ein Gewerbegebiet vor. Vehement setzten wir uns für den Erhalt des Campus der Fachschule ein. Mehr Platz für die Berufsausbildung galt es zu schaffen, was später an der Morgenröte gut gelang. Wir beschäftigten uns mit der medizinischen Versorgung, dem Krankenhaus und Altenheimen, die den Anforderungen nicht mehr entsprachen. Die Mittel, die heute nur so fließen, waren begrenzt, was die Arbeit des Landrates nicht erleichterte. Hinzu kamen die sich abzeichnenden Querelen mit der Stadt.

nnz: Worüber können Sie sich im Nachhinein als Fraktionsvorsitzender der CDU im Kreistag besonders freuen?

Egon Primas: Dass es uns und anderen Fraktionen gelungen ist, vernünftig miteinander umzugehen und im Sinne des Landkreises und seiner Bürger Kompromisse und Lösungen zu finden. Die Turnhalle in Ellrich ist ein Beispiel. Der Landkreis hätte den Bau nicht genehmigt bekommen. In der Servicegesellschaft fand man eine Lösung. Mitunter war es schwierig, mit den anderen Fraktionen einen Konsens zu finden. Heute freue ich mich auch über die Fachhochschule und die Polizeidirektion, die wir nach Nordhausen holen und ansiedeln konnten.

Über viele Jahre hinweg politische Weggefährten: Joachim Claus und Egon Primas (Foto: privat) Über viele Jahre hinweg politische Weggefährten: Joachim Claus und Egon Primas (Foto: privat)
nnz: Sehen Sie in sich den Kommunalpolitiker, der nach dem Grundsatz handelt: Erst das Land, dann die Partei, dann die Person?

Egon Primas: Ich sehe mich als kompromissbereiten, umgänglichen Menschen, dem unsachliche Konfrontationen zuwider sind, der den Kontakt zu den Bürgen pflegt, der sich bemühte, sein Landtagsmandat mit dem im Kreistag zu verknüpfen und die Möglichkeiten nutzte, die sich da boten, um den Landkreis voranzubringen.

nnz: Gab es in Ihrer langjährigen Tätigkeit eine Situation, die Sie auf die Palme brachte?

Egon Primas: Was soll ich da sagen? Politik kann man nicht so nebenbei machen. Die muss man leben. Mit voller Kraft und Einsatzbereitschaft. Da regt man sich mitunter auch mal über „Kleinigkeiten“ auf. Ich mag Leute nicht, die unsachlich werden, sich zu Beschimpfungen hinreißen lassen, die „Luftschlösser“ gebaut haben wollen oder solche, die selbst nichts zum Allgemeinwohl beitragen, dabei aber meckern über Politiker, die angeblich nur ihr eigenes Wohl im Blick haben. Mit jetzt 69 Jahren lasse ich es nun ruhiger angehen, bleibe aber als Stellvertreter der Fraktion politisch aktiv.

nnz: Was geben Sie ihrem Nachfolger auf den Weg?

Egon Primas: Die Arbeit der CDU-Kreistagsfraktion erfolgreich weiter führen. Er wird das auf seine Art und Weise tun. Nicht abheben, auf dem Boden bleiben. Kompromissbereit sein.

nnz: Sehen Sie ihre Partei in den kommunalen Gremien wie Stadt- oder Gemeinderat sowie Kreistag gut aufgestellt?

Egon Primas: Die CDU als deutschlandweit größte Volkspartei war im Kreistag und im Stadtparlament immer eine starke Kraft, welche die Entwicklung hierzulande maßgeblich nach der Wiedervereinigung sichtbar geprägt und gestaltet hat. Nicht immer wird die Arbeit mit einem Wahlsieg belohnt. Die Partei ist gut aufgestellt. Sie wird auch künftig geeignetes Personal für anstehende Wahlen vorhalten.

nnz: Was haben Sie in ihrer langjährigen Tätigkeit als Fraktionsvorsitzender nicht geschafft?

Egon Primas: Das Ferienobjekt Repente, welches durch den Kreis betrieben wurde, zu retten. Gerade für Sozialschwache war das ein Ort, wo man entspannt verweilen und sich erholen konnte. Heute gammelt das Objekt vor sich hin, verfällt zusehends. Das ärgert mich besonders.

nnz: Landtagswahl im September. Die einen wollen wählen, andere die Wahl verschieben. Was meinen Sie?

Egon Primas: Ich bin gegen die Wahl im September. In Zeiten der Pandemie und ihrer Nachwirkungen sollten wir uns auf anstehende Aufgaben konzentrieren und uns nicht in Wahlkämpfen zerfleischen.

nnz: Das würde RRG mit Bodo Ramelow als Landesvater bis 2024 bedeuten.

Egon Primas: Das wäre dann so. Auch für den Landtag sollte gelten: Keine Konfrontation mit gegenseitigen Beschimpfungen und Schuldzuweisungen, stattdessen im Sinne des Landes einvernehmlich nach den besten Lösungen suchen und sie umsetzen.

Mit Egon Primas unterhielt sich Kurt Frank
Autor: psg

Kommentare
Leser X
29.05.2021, 17.08 Uhr
Apropos Repente
Wieso war Repente ein Ort für Sozialschwache? Die gab es doch so in der DDR gar nicht. Das Kasten-Wesen entstand doch erst nach der "Wende"...
Fönix
29.05.2021, 23.42 Uhr
Offensichtlicher geht es kaum:
Zitat:
"Die CDU als deutschlandweit größte Volkspartei..."
Dieser Parteiveteran lebt in seinem persönlichen rosaroten gestern und vorgestern. Kein Wort zu den Fehlleistungen der Treuhand unmittelbar nach der Wende, die unsere Region über Generationen in's Abseits gestellt hat, kein Wort zur überaus fragwürdigen CORONA-Politik der CDU-geführten Bundesregierung, die nicht nur, aber insbesondere Senioren, gesundheitlich Vorbelasteten und weiten Teilen des Mittelstands unnötig hohe Risiken auferlegt hat, und, nicht zuletzt, kein selbstkritisches Wort zu den akuten regionalen und globalen Umweltproblemen, wo der Klimawandel noch das geringste Übel darstellt und der von ihm geleitete fördermittelverschlingende Landschaftspflegeverband selbst die Funktion als ökologisches Feigenblatt nicht einmal ansatzweise bedienen kann.

Trotzdem gratuliere ich ihm zu einer bemerkenswerten politischen Karriere, die ihn aus den Niederungen der Blockflöten-CDU aus tiefsten DDR-Zeiten bis in die Spitzengremien der derzeit gerade verwesenden Thüringer Christdemokraten geführt hat. Der damit zwangsläufig verbundene persönliche kommerzielle Erfolg sei ihm vergönnt, die aktuellen politischen Strukturen lassen das ja ausdrücklich zu (es wird Zeit, dass hier dauerhaft ein Riegel vorgeschoben wird!). Zumindest hat er sich ja (wahrscheinlich) im Gegensatz zu einigen hochrangigen Parteikollegen nicht an den CORONA-Maskengeschäften bereichert. Mit diesem doch sehr positiven Aspekt möchte ich es dann auch bewenden lassen um nicht Gefahr zu laufen, hier in das Visier der "was auch immer"-Schützer zu geraten.

Halt, einen Glückwunsch muss ich dann doch noch loswerden:

Es ist bemerkenswert bis einzigartig, mit welch stoischem Gleichmut dieser politische Dinosaurier es 30 Jahre lang widerspruchslos hingenommen hat, wie seine CDU-Kollegen aus dem Eichsfeld (von Althaus bis Wucherpfennig - welch ein passender Name in diesem Zusammenhang!) dafür gesorgt haben, dass das Eichsfeld angefangen vom Straßenausbau und noch lange nicht beendet bei der Belegung der Industrie- und Gewerbegebiete prosperiert, während Südharz, Kyffhäuser und Unstrut-Hainich gleichzeitig in Schutt und Asche versinken.

Auch dafür herzlichen Dank!
Herr Schröder
30.05.2021, 11.55 Uhr
Die beiden schwächsten
Kommunalpolitiker der letzten Jahre auf einem Bild. Fehlt nur noch Klaus Zeh!

Schönen Sonntag zusammen
geloescht 20210614
30.05.2021, 12.02 Uhr
der erste Kommentar
der mir von Herrn Schröder gefällt.Danke !
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