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Fr, 13:31 Uhr
09.04.2021
Chaos im Schienenersatzverkehr

Ein Stück aus dem Tollhaus

Normalerweise können Fahrräder in den Zügen von Abellio kostenlos mitgenommen werden. - Offenbar aber nur solange, wie man als Fahrgast zwischen Nordhausen und Halle nicht auf den Schienenersatzverkehr angewiesen ist, berichtet Bodo Schwarzberg...

Der Ersatzverkehr wurde baustellenbedingt zwischen Röblingen und Halle eingerichtet und soll noch über viele Monate bestehen bleiben. Am Ostersonntag wollte ich mit meinem gültigen Ticket von Nordhauen nach Leipzig um 18.45 in Röblingen den Schienenersatzbus nach Halle besteigen und wurde von der resoluten Busfahrerin mit den Worten abgewiesen, sie müsse keine Fahrräder mitnehmen, weil dies so in den Beförderungsbedingungen stünde. Ich könne aber mein Fahrrad in Röblingen anschließen und dann gern einsteigen. Das habe ein anderer Fahrgast am Tag zuvor auch schon getan.

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Dabei hatten mich andere Busfahrer schon mehrfach probemlos mit Fahrrad einsteigen lassen. Auch diesmal wäre ausreichend Platz im Bus gewesen. Die Schaffnerin des noch im Bahnhof Röblingen stehenden Abellio-Zuges bestätigte mir nach der Abweisung, dass es mit der betreffenden Busfahrerin schon mehrfach wegen der Fahrradmitnahme Probleme gegeben habe und ebenfalls, dass die Fahrradmitnahme in den SEV-Bussen laut geltenden Beförderungsbedingungen im Ermessen des Busfahrers liege. Man habe als Fahrgast keinen Anspruch auf die Fahrradmitnahme im Bus.

Auf meine Frage, wie das der Fahrgast wissen solle, verwies sie auf das Kleingedruckte. Welche Busunternehmen jedoch im SEV im Einsatz sind, konnte oder wollte mir sie mir nicht sagen. Es seien mehrere Busunterehmen im Einsatz.

Immerhin versuchte sie mir Alternativen anzubieten. Denn der Bus um 18:45 nach Halle war längst abgefahren und ich stand mit meinem Rad etwas ratlos auf dem Bahnsteig herum. Ich solle mein Glück mit dem nächsten Busfahrer eine Stunde später versuchen, riet sie mir, oder, falls dieser sich ebenfalls gegen einen Fahrradtransport entscheiden sollte, um 19:57 mit dem Zug von Röblingen nach Angersdorf eine Station vor Halle fahren. Von dort könne ich ja zum Hauptbahnhof Halle radeln.

Gesagt getan und gewartet: Um 19:40 rollte der nächste Abellio-Zug in Röblingen ein und auch dieser war mit einer verständnisvollen Schaffnerin besetzt. Auch sie zeigte sich bestürzt ob des Verhaltens der Busfahrerin. Ihr Einsatz beim Busfahrer des Busses Röblingen ab 19:45 war schließlich erfolgreich, ich durfte mit Fahrrad in den Bus einsteigen. Eine Stunde später als geplant, zwar, aber immerhin: Ich erreichte noch am selben Tag mein Ziel Leipzig Hbf.

Dennoch war die Sache für mich nicht wirklich ausgestanden. Schließlich stand am Ostermontag die Rückreise nach Nordhausen auf meinem Tagesplan. Wenn mich der SEV-Bus vom abendlichen Halle (Saale) Hbf in Richtung Röblingen nicht mitnehmen sollte, hätte ich, mangels späterer Alternativen ein größeres Problem, als auf der Hinfahrt. Denn: In Halle übernachten ist für Privatreisende coronabedingt zur Zeit eher nicht erlaubt.

Ich rief daher die Abellio-Hotline in NRW mit der Bitte an, sie solle sich bei dem für die Abfahrt beauftragten Busunternehmen für meinen Fahrgastwunsch einsetzen, mich mit Fahrrad mitzunehmen. Aber Fehlanzeige: Man könne mir in dieser Angelegenheit nicht helfen. Abellio sei für den SEV nicht zuständig, Abellio kenne auch die beauftragten Busunternehmen nicht. Jedoch könne er meine Anfrage gern aufschreiben. Man würde sich in den nächsten Tagen dann bei mir melden.

Service von Abellio dachte ich mir. Der Fahrgast ist König. Und niemand weiß etwas Genaues. Noch immer lagen mir die Streckensperrungen während des Wintereinbruchs im Februar schwer im Magen, wo die Bahn tagelang nicht in der Lage war, die Schienen zwischen Halle und Nordhauen frei zu räumen und die Passagiere auf abenteuerliche Verbindungen geschickt wurden, die dann oft doch nicht klappten.

Auf Grund der unsicheren Lage bat ich schließlich ein Familienmitglied, mich von Leipzig per PKW nach Angersdorf, unter Umgehung des SEV, zum Zug nach Röblingen und damit (nach Umsteigen) in Richtung Nordhauen zu bringen.

Mein Erstaunen war dann schon recht groß, als mir der Schaffner des Zuges in Angersorf zu meinem Problem etwas ganz anderes erzählte, als ich bisher zu hören bekommen hatte: Die Busse im SEV wären vertraglich verpflichtet und hinsichtlich des zur Verfügung stehenden Platzes so ausgewählt worden, dass sie zwischen Röblingen und Halle bzw. umgekehrt bis zu fünf Fahrräder mitnehmen müssten. Er wolle sich aber auch noch einmal informieren.

Nun also war das Chaos perfekt. Wozu noch kommt, dass der nichtsahnende Fahrgast keinen Hinweis zu Problemen mit der Fahrradmitnahme erhält, wenn er beispielsweise ein digitales Bahnticket von Nordhausen nach Halle oder Leipzig löst. Er steigt also unwissend mit seinem Fahrad in den Zug und kann sich nicht sicher sein, die von ihm vorgesehenen Züge auch benutzen zu dürfen.

Der Fahrgast ist mal wieder der Dumme, wenn er sich den Öffentlichen anvertraut und ihren Werbeversprechungen über Kundenfreundlichkeit und Zuverläsigkeit glaubt.

Übrigens waren weder die Homepage von Abellio, noch die Telefonnummer vom Sitz in Halle heute Mittag zu erreichen.
Abellio-Fahrgast Bodo Schwarzberg
Autor: red

Anmerkung der Redaktion:
Die im Forum dargestellten Äußerungen und Meinungen sind nicht unbedingt mit denen der Redaktion identisch. Für den Inhalt ist der Verfasser verantwortlich. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor.
Kommentare
SNZ
09.04.2021, 15.00 Uhr
Respekt für 100km Wandern.
Kritik an diesem Artikel.
Das haben Sie doch überhaupt nicht nötig.

Ich hatte mal mit fünf Freunden Fahrrad und reguläre Karten von Belgrad nach Bad Schandau.
Kurswagen, glaube ich.
In Budapest Kelti wurde der Güterwagen mit unseren Fahrrädern nach Wien angegangen, wir sind in den EC nach Hamburg umgestiegen.
Mir kam das in Budapest komisch vor.
Keiner wollte mich verstehen.
Irgendwann konnten Wir unsere Fahrräder in Nordhausen abholen.

Ich schätze ihre NABU Artikel irgendwie.
Diesen Frustrationsartikel nicht.

Das habe Sie nicht nötig, finde ich.

S.B
Waldemar Ceckorr
09.04.2021, 15.54 Uhr
wer 100km wandern schafft,
sollte doch wohl 25km mit dem rad hinbekommen.
wo ist denn hier das problem ?

der waldi
tannhäuser
09.04.2021, 16.08 Uhr
@ SNZ!
War das der Balt-Orient-Express?

Da hatten Sie Glück, die Fahrt als Deutscher überlebt zu haben.
grobschmied56
10.04.2021, 23.17 Uhr
Hier geht es wohl nicht...
... sosehr um Frust, hier geht es mehr um das typisch deutsche. Krisen bringen bei vielen Menschen das Innerste zum Vorschein. Die dünne 'Firnis der Zivilisation' blättert ab.
Danach sieht man den wahren Menschen vor sich stehen.
In meinem Fall ändert sich nicht viel. Ein Spötter, Zyniker und Regierungsgegner war ich von jeher. Das war für meine Umgebung auch kaum eine Überraschung.
Bei anderen Leuten scheint es anders zu laufen.
Früher scheinbar ganz normal, kommt plötzlich der Kapo, der Blockwart, der ABV, der IM oder noch Schlimmeres hoch.
Schon interessant, wie manche Menschen sich verändern, wenn eine gewisse Ausnahmesituation besteht.
Landarbeiter
11.04.2021, 10.01 Uhr
Typisch deutsch
ist auch leider immer mehr das narzisstische Krankheitsbild, sich selbst als "Robin Hood" darzustellen, während alle anderen Kapos, Blockwarte,... IM's,... sind.

Man kann mit Herrn Schwarzberg ja gerne auf Gegenkurs sein. Aber so eine Einordnung wegen eines, meiner Meinung nach berechtigten, Artikels über Schilda'er Verhältnisse hier im Kommentar einer Zeitung öffentlich abzusondern, ist einfach nur peinlich. Es zeigt was für ein Geist (wohl der mit dem Laken, nicht der aus der Philosophie) dahinter steckt.
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