Do, 21:45 Uhr
10.09.2020
Hier läuft etwas schief
Digitalisierung? Ja, aber richtig!
Stellen sie sich vor, sie dürften Autobahnen in Thüringen nur noch mit einer bestimmten Automarke befahren. Beim Kauf einer neuen Waschmaschine legt ihr Stromanbieter die Herstellerfirma fest. Marmelade darf in Nordhausen auch nur noch von einem bestimmten Hersteller gekauft und gegessen werden. Das klingt absurd?
Wenn es um das Thema digitaler Endgeräte für Schülerinnen und Schüler im Landkreis Nordhausen geht, soll genau das passieren. Einheitliche Geräte für Alle. Eine einheitliche Marke auf der Datenautobahn.
Denkt man an die Ursprünge des Internet zurück, so ist es damals gelungen, auf den unterschiedlichsten Geräten mit den unterschiedlichsten Betriebssystemen einen gemeinsamen Standard festzulegen, der eine Kommunikation der Geräte untereinander erst ermöglichte. Ein Dateiformat (*.html) ermöglichte auch das Anzeigen von Texten auf den verschiedenen Endgeräten. Dies soll jetzt plötzlich nicht mehr möglich sein? Eine einzige Firma soll eine Monopolstellung bekommen und den gesamten Landkreis Nordhausen mit einheitlichen Geräten versorgen.
Angenommen, andere Landkreise kommen auch auf diese absurde Idee und wählen einheitliche Endgeräte einer anderen Firma mit einem anderen Betriebssystem! Wer zahlt die Kosten für eine Neuanschaffung im Falle eines Umzuges des Schülers? Lehrer, die zeitgleich an verschiedenen Schulen in verschiedenen Landkreisen tätig sind, benötigen im schlimmsten Fall auch mehrere unterschiedliche Geräte.
Kluge Köpfe könnten jetzt auf die Idee kommen und fordern, wir brauchen einheitliche digitale Endgeräte im ganzen Freistaat. Angenommen, Thüringen verständigt sich auf eine solche landesweite einheitliche Regelung, dann hätte ein einziges Unternehmen eine Monopolstellung im ganzen Freistaat. Die Folgen sind nicht vorhersehbar. Ein Unternehmen könnte nicht nur den Preis, sondern auch Bildungsinhalte diktieren. Lieferengpässe sind vorprogrammiert.
Wir brauchen jetzt die klare Aussage, dass im Bereich digitaler Endgeräte im Landkreis Nordhausen unterschiedliche Geräte mit verschiedenen Betriebssystemen unterschiedlicher Hersteller möglich sein werden, fordert Rüdiger Neitzke von der Grünen Kreistagsfraktion Nordhausen.
In dem diese Option offen gehalten wird, ist es einerseits möglich, schuleigene Geräte eines Herstellers zu nutzen und andererseits können Schüler und Lehrer eigene Geräte verschiedener Hersteller nutzen. Die Devise Bring your own device” sollte auch im Landkreis Nordhausen möglich sein.
BildungsApps müssen so entwickelt werden, dass diese auf unterschiedlichen Plattformen lauffähig sind. Die sich ergebenden Möglichkeiten sind sehr vielfältig und enorm. Beispielsweise ist es schon jetzt technisch problemlos möglich, Bücher als PDF Datei zu erstellen. Dieses Dateiformat kann auf den unterschiedlichsten Geräten angezeigt werden. Also ist es auch schon mit den jetzigen technischen Möglichkeiten kein Problem, die 8kg schwere Schultasche durch weniger Bücher und mehr PDF Dateien auf einem Tablet zu ersetzen. Schüler bräuchten keine schweren Bücher mehr kaufen oder leihen, sondern speichern diese Bücher als Datei auf einem Tablet. Emailversand ist heutzutage auch zwischen unterschiedlichen Geräten möglich. So kann auch ein Nebeneinander von Schulgeräten (in Form von Klassensätzen), Leihgeräten und eigenen Geräten möglich sein.
Wichtig dabei ist es, Lehrer, Eltern und vor Allem Schüler und Schülerinnen an dem Prozess der Digitalisierung von Schule zu beteiligen. Die Experten der digitalen Medien sitzen meist in der Klasse und stehen nicht vor der Klasse. Offene Fragen der Finanzierung, Versicherung, Leasingbedingungen und auch des Datenschutzes müssen vorher mit allen Beteiligten besprochen und geklärt sein.
Gut, dass in Schule investiert wird, Freies WLAN für Alle, Bildungsinhalte unabhängig vom Endgerät und eine E-Mail Adresse für jeden Schüler. Das alles kann nur funktionieren, wenn die sanitären Einrichtungen in Ordnung sind, die Heizung funktioniert und genügend Lehrer und Lehrerinnen den Unterricht sicherstellen können.
Autor: psgWenn es um das Thema digitaler Endgeräte für Schülerinnen und Schüler im Landkreis Nordhausen geht, soll genau das passieren. Einheitliche Geräte für Alle. Eine einheitliche Marke auf der Datenautobahn.
Denkt man an die Ursprünge des Internet zurück, so ist es damals gelungen, auf den unterschiedlichsten Geräten mit den unterschiedlichsten Betriebssystemen einen gemeinsamen Standard festzulegen, der eine Kommunikation der Geräte untereinander erst ermöglichte. Ein Dateiformat (*.html) ermöglichte auch das Anzeigen von Texten auf den verschiedenen Endgeräten. Dies soll jetzt plötzlich nicht mehr möglich sein? Eine einzige Firma soll eine Monopolstellung bekommen und den gesamten Landkreis Nordhausen mit einheitlichen Geräten versorgen.
Angenommen, andere Landkreise kommen auch auf diese absurde Idee und wählen einheitliche Endgeräte einer anderen Firma mit einem anderen Betriebssystem! Wer zahlt die Kosten für eine Neuanschaffung im Falle eines Umzuges des Schülers? Lehrer, die zeitgleich an verschiedenen Schulen in verschiedenen Landkreisen tätig sind, benötigen im schlimmsten Fall auch mehrere unterschiedliche Geräte.
Kluge Köpfe könnten jetzt auf die Idee kommen und fordern, wir brauchen einheitliche digitale Endgeräte im ganzen Freistaat. Angenommen, Thüringen verständigt sich auf eine solche landesweite einheitliche Regelung, dann hätte ein einziges Unternehmen eine Monopolstellung im ganzen Freistaat. Die Folgen sind nicht vorhersehbar. Ein Unternehmen könnte nicht nur den Preis, sondern auch Bildungsinhalte diktieren. Lieferengpässe sind vorprogrammiert.
Wir brauchen jetzt die klare Aussage, dass im Bereich digitaler Endgeräte im Landkreis Nordhausen unterschiedliche Geräte mit verschiedenen Betriebssystemen unterschiedlicher Hersteller möglich sein werden, fordert Rüdiger Neitzke von der Grünen Kreistagsfraktion Nordhausen.
In dem diese Option offen gehalten wird, ist es einerseits möglich, schuleigene Geräte eines Herstellers zu nutzen und andererseits können Schüler und Lehrer eigene Geräte verschiedener Hersteller nutzen. Die Devise Bring your own device” sollte auch im Landkreis Nordhausen möglich sein.
BildungsApps müssen so entwickelt werden, dass diese auf unterschiedlichen Plattformen lauffähig sind. Die sich ergebenden Möglichkeiten sind sehr vielfältig und enorm. Beispielsweise ist es schon jetzt technisch problemlos möglich, Bücher als PDF Datei zu erstellen. Dieses Dateiformat kann auf den unterschiedlichsten Geräten angezeigt werden. Also ist es auch schon mit den jetzigen technischen Möglichkeiten kein Problem, die 8kg schwere Schultasche durch weniger Bücher und mehr PDF Dateien auf einem Tablet zu ersetzen. Schüler bräuchten keine schweren Bücher mehr kaufen oder leihen, sondern speichern diese Bücher als Datei auf einem Tablet. Emailversand ist heutzutage auch zwischen unterschiedlichen Geräten möglich. So kann auch ein Nebeneinander von Schulgeräten (in Form von Klassensätzen), Leihgeräten und eigenen Geräten möglich sein.
Wichtig dabei ist es, Lehrer, Eltern und vor Allem Schüler und Schülerinnen an dem Prozess der Digitalisierung von Schule zu beteiligen. Die Experten der digitalen Medien sitzen meist in der Klasse und stehen nicht vor der Klasse. Offene Fragen der Finanzierung, Versicherung, Leasingbedingungen und auch des Datenschutzes müssen vorher mit allen Beteiligten besprochen und geklärt sein.
Gut, dass in Schule investiert wird, Freies WLAN für Alle, Bildungsinhalte unabhängig vom Endgerät und eine E-Mail Adresse für jeden Schüler. Das alles kann nur funktionieren, wenn die sanitären Einrichtungen in Ordnung sind, die Heizung funktioniert und genügend Lehrer und Lehrerinnen den Unterricht sicherstellen können.
Kommentare
Herr Taft
10.09.2020, 23.44 Uhr
Ich denke...
... Es geht darum, Prozesse zu vereinfachen und so das Thema in der Schule einfacher zu gestalten. Warum es aber ausgerechnet das teuerste System sein muss, versteh ich auch nicht.
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Thüringen-Mann
11.09.2020, 06.26 Uhr
Digitalisierung?
Wir liegen hinter Rumänien und Albanien.
Noch Frage zum Thema ?
Ich glaub Platz 32 irgendwo liegt Deutschland :-)
Noch Frage zum Thema ?
Ich glaub Platz 32 irgendwo liegt Deutschland :-)
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Alanin
11.09.2020, 06.33 Uhr
Administration...
In homogenen Infrastrukturumgebungen ist um einiges einfacher als in heterogenen.
Wir müssen uns vor Augen halten, dass Firmen mit ähnlicher Infrastruktur-Größe wie wir sie an Schulen vorfinden, teils mehrere Vollzeit-Administratoren haben. Diese fehlen in den Schulen komplett, da kommt mal irgendein externer Anbieter und bastelt was zu recht. Oder irgendein Turnschuhadmin, der nebenbei noch Lehrer ist.
Schaut man sich dann noch die Geräte der Schüler selbst an, wird das ganze noch komplizierter. Der eine hab ein Android direkt ausm Laden, gerade neu. Der andere das alte Teil von vor 5 Jahren aus der Grabbelkiste, bei dem der Speicher nicht mal ausreicht um die Schulbuchpdf zu öffnen.
So hart wie es klingt, es ist in der IT ganz normal, wenn man versucht die Infrastruktur so homogen wie nur möglich zu gestalten. Das vereinfach einfach alles.
Um nochmal auf Ihr Beispiel mit dem Straßenverkehr zurück zu kommen, der Autobahnvergleich ist zu weit gefasst. Das besteigt eher die Wahl der Schuhe bei den Schülern. Passender ist ein Vergleich mit der Straßenbahn, man will die zentrale Infrastruktur nutzen und da darf auch nicht jeder seinen eigenen Schienenwagen draufpacken, wie er will. Und bisher war die Wahl der Schulbücher auch zentrale Sache und es durfte nicht jeder das Lesebuch bringen was er haben wollte.
Viel wichtiger wäre es, wenn man die Wahl zwischen Kauf und Miete hätte. Ggf. auch kostenneutral für die Schüler.
Wir müssen uns vor Augen halten, dass Firmen mit ähnlicher Infrastruktur-Größe wie wir sie an Schulen vorfinden, teils mehrere Vollzeit-Administratoren haben. Diese fehlen in den Schulen komplett, da kommt mal irgendein externer Anbieter und bastelt was zu recht. Oder irgendein Turnschuhadmin, der nebenbei noch Lehrer ist.
Schaut man sich dann noch die Geräte der Schüler selbst an, wird das ganze noch komplizierter. Der eine hab ein Android direkt ausm Laden, gerade neu. Der andere das alte Teil von vor 5 Jahren aus der Grabbelkiste, bei dem der Speicher nicht mal ausreicht um die Schulbuchpdf zu öffnen.
So hart wie es klingt, es ist in der IT ganz normal, wenn man versucht die Infrastruktur so homogen wie nur möglich zu gestalten. Das vereinfach einfach alles.
Um nochmal auf Ihr Beispiel mit dem Straßenverkehr zurück zu kommen, der Autobahnvergleich ist zu weit gefasst. Das besteigt eher die Wahl der Schuhe bei den Schülern. Passender ist ein Vergleich mit der Straßenbahn, man will die zentrale Infrastruktur nutzen und da darf auch nicht jeder seinen eigenen Schienenwagen draufpacken, wie er will. Und bisher war die Wahl der Schulbücher auch zentrale Sache und es durfte nicht jeder das Lesebuch bringen was er haben wollte.
Viel wichtiger wäre es, wenn man die Wahl zwischen Kauf und Miete hätte. Ggf. auch kostenneutral für die Schüler.
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Alanin
11.09.2020, 07.22 Uhr
@ Oberlehrer: weil es einfacher ist...
Auch wenn die Sachen von Apple teurer sind, wenn man am Ende vergleicht wie lange die Systeme mit Updates versorgt werden, wird der Unterschied zu Android Geräten schon stark schmelzen.
Beispielsweise ist das iPhone 6s im Oktober 2015 veröffentlich worden und es wird das im Oktober kommende iOS14 unterstützten. Damit wird das Gerät noch bis mindestens Herbst 2021 und damit 6 Jahre vollumfänglich mit Updates versorgt. Solche Supportzeiten gibt es bei Android nicht, da schaut man teilweise nach ein bis zwei Jahren in die Röhre...
Kommt noch hinzu, dass bei Android zusätzlich zu Google noch der eigentlich Hardwarehersteller. Bei den Updates mitwirken muss. Steigt einer bei der Versorgung aus, ist es vorbei. Von total unterschiedlichen Hardwareausstattungen der Geräte mal abgesehen...
Ja Apple ist initial teuerer, das rechnet sich aber über die gesamte Nutzungsdauer...
Beispielsweise ist das iPhone 6s im Oktober 2015 veröffentlich worden und es wird das im Oktober kommende iOS14 unterstützten. Damit wird das Gerät noch bis mindestens Herbst 2021 und damit 6 Jahre vollumfänglich mit Updates versorgt. Solche Supportzeiten gibt es bei Android nicht, da schaut man teilweise nach ein bis zwei Jahren in die Röhre...
Kommt noch hinzu, dass bei Android zusätzlich zu Google noch der eigentlich Hardwarehersteller. Bei den Updates mitwirken muss. Steigt einer bei der Versorgung aus, ist es vorbei. Von total unterschiedlichen Hardwareausstattungen der Geräte mal abgesehen...
Ja Apple ist initial teuerer, das rechnet sich aber über die gesamte Nutzungsdauer...
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kmeier
11.09.2020, 08.44 Uhr
Gut recherchiert!
Welche Quellenangabe kann der Author des Textes zur sinngemäßen Aussage "die Darstellung von html-Inhalten ist auf Apple-Geräten nicht möglich" machen?
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