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Mo, 18:00 Uhr
30.03.2020
Nordhäuser Gewerbetreibende fordern Unterstützung

Tief enttäuscht von Rathaus und SWG!

Mit einem Offenen Brief haben sich Nordhäuser Gewerbetreibende an Oberbürgermeister Kai Buchmann, SWG-Geschäftstführerin Inge Klaan und an alle Stadtratsfraktionen des Nordhäuser Stadtrats gewandt. Hintergrund ist die versprochene Hilfe für gewerbliche Mieter die sich in der Realität anders darstellt…

Buchmann und Klaan beim Richtest in der Schärfgasse (Foto: AGH) Buchmann und Klaan beim Richtest in der Schärfgasse (Foto: AGH)

„Manchmal ist Schweigen Gold“ – das haben sich angesichts des jüngsten gemeinsamen Artikels von OB Kai Buchmann und SWG-Geschäftsführerin Inge Klaan viele Nordhäuser Gewerbetreibende gedacht, die zugleich mit ihren Geschäftsträumen bei der SWG sind.
In dem Artikel sprechen der Oberbürgermeister und die SWG-Aufsichtsratsvorsitzende davon, dass trotz der Krise alles mögliche getan werden soll „damit das Nordhäuser Stadtgebiet attraktiv bleibt“.

Frau Klaan verweist im selben Artikel auf die angeblich üppigen Finanzhilfen von Bund und Ländern und verspricht den Mietern der SWG, auch den gewerblichen, großes Entgegenkommen bei den Mietzahlungen.“ So beginnt das Schreiben von André Ritscher, einem Reisebüroinhaber, der seit den ersten Tagen der Nordhäuser Marktwirtschaft 1990 in Nordhausen seinen Geschäften nachgeht und hier auch seine Steuern abführt.

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„Wenn es Herrn Buchmann nur um die Attraktivität der Innenstadt geht, dann können ja mehr Bäume und Blumen gepflanzt werden. Wir als Gewerbetreibende verstehen uns jedenfalls als mehr als nur Stadtschmuck. Wir bestreiten als selbständige Dienstleister, Händler, Kleinunternehmer oder Handwerker unseren Lebensunterhalt und den unserer Familien aus vollem, eigenem Risiko. Gemeinsam mit unseren Mitarbeitern sichern wird deren Lebensunterhalt und den vieler Geschäftspartner. Wir sind Kunden für Strom und Gas der EVN, der kommunalen Wasserwirtschaft; wir geben unser Geld zum großen Teil wieder in der Region aus, besuchen das Theater, das Badehaus undsoweiter.“, heißt es weiter im Offenen Brief.

Und, jawohl, wir sind auch Gewerberbesteuerzahler und eben auch Mietzahler an die SWG. Die schönen Worte des OB und von Frau Klaan halten aber dem Realitätscheck nicht stand. Das zeigen jüngste Reaktionen der SWG. Viele von uns haben sich angesichts der drastischen Umsatzeinbrüche, die bis zum vollkommenen Verdienstausfall für uns als Unternehmer und in der Folge auch für unsere Mitarbeiter führten, an die SWG gewandt mit der Bitte um temporäre Minderung der Miete. Doch die Antwort aus der Geseniusstraße war ernüchternd: Mietminderung ausgeschlossen. Eine Stundung ist möglich.“

„Dies kommt allerdings einem Kredit gleich. Doch neue Kredite, also neue Schulden, ist genau das, was wir jetzt eben NICHT brauchen. Sondern konkrete Hilfe, die unserer Fortbestand in die Zukunft sichert“, empört sich André Ritscher.

Wir möchten eines: Ein Mindestmaß an Fairness. Und keine blumigen Artikel. Wir haben diese Fairness immer gezeigt. Wir sind traurig, weil es sich bei der SWG um ein Unternehmen handelt, dass zu 100 Prozent der Stadt gehört. Viele von uns betreiben ihre Geschäfte seit Jahrzehnten in der Stadt. Und über diese Jahrzehnte haben wir uns immer fair gezeigt: Jüngst erst, 2016, als wir mit der Erhöhung der Gewerbesteuer maßgeblich dazu beigetragen haben, dass sich der Haushalt von Nordhausen stabilisierte.

Nun die kalte Abfuhr, die so offenbar von wenig Kenntnis der aktuellen wirtschaftlichen Situation zeugt. Und diese ausgerechnet von zwei Personen, die in ihrem Wahlkampf um das OB Amt primär in ihrem Programm formuliert hatten, die einheimische Wirtschaft zu stützen. Beide versprachen sogar Steuersenkungen.“

Und Ritscher, der am Kornmarkt seine „Sonnenklar.TV“-Reiseagentur betreibt, schließt seinen Brief mit dem eindringlichen Appell: „Sehr geehrter Herr Buchmann, sehr geehrte Frau Klaan, bitte zeigen sie jetzt Fairness und unterstützen Sie uns in einer für viele Menschen existenziell schwierigen Situation! Die Nordhäuser Innenstadt kann mit Blumen und Büschen gewiss auf den ersten Blick „attraktiv“ gehalten werden. Ohne Geschäfte und Einkommensmöglichkeiten für viele „Otto Normalverbraucher“ wird sie jedoch eine tote Stadt sein. Wir möchten keine Almosen oder Geschenke. Wir möchten nur ein wenig Verständnis – und eben Fairness.“
Autor: red

Kommentare
geloescht.20240214
30.03.2020, 18.54 Uhr
Vom Prinzip her Zustimmung
Ich bin schon durchaus dafür wenn die Einnahmen wegbrechen da was zu tun. Aber die SWG hat ja auch Wohnungen. Bei deren Mietern kommt es teilweise auch zu Einkommensverlusten. Gleiche Behandlung für alle Mieter ob gewerbliche oder private. Denke mal das ist der Knackpunkt.
ToHa
30.03.2020, 19.54 Uhr
Bittsteller sollten nicht so auftreten
Ich finde es ziemlich frech als Bittsteller so fordernd und diffarmierend aufzutreten.

Mit welchem Recht stellen sie solche Forderungen? Und das nach nicht mal einem Monat! Der Staat bietet mit Kurzarbeit und Soforthilfen eine Unterstützung.

Ohne Frage stehen die Gewerbemieter vor einer schweren Zeit. Aber die Versicherungen und Parteibüros etc. sehe ich davon nicht betroffen.

Trotz allem würde ich es auch begrüßen, wenn bei einer fortdauernden Krise die Stadt oder die SWG den Einzelhändlern unter die Arme greift.
Leser X
30.03.2020, 20.22 Uhr
Höhere Gewalt
Ich kann zwar Herrn Ritscher verstehen, möchte aber auch zu Bedenken geben, dass es sich um eine Pandemie und damit um eine Katastrophe und damit um höhere Gewalt handelt.

Was soll denn die SWG tun? Verzichtet sie in Größenordnung auf Mieteinnahmen, ist das Unternehmen gefährdet und mit ihm die Sicherheit vieler Mieter. Und was soll der OB oder die Stadt angesichts einer solchen Krise aus dem Hut zaubern?

Es ist sehr bitter und die Krise trifft neben Gewerbetreibenden in noch größerer Zahl viele abhängig Beschäftigte. Die können sich auch nicht bei der SWG oder der Stadt beschweren. Geschweige denn bei ihrem Arbeitgeber.
SeniorRepente
30.03.2020, 21.44 Uhr
Miete dann ganz weg?
Klar kann die SWG die Miete nicht einfach so senken. Zu jedem Unternehmertum gehört nun mal auch das Risiko. Klar trifft es die Reisebranche mehrfach hart. So ist es aber nun mal.
diskobolos
30.03.2020, 22.34 Uhr
Schon erstaunlich, dass
Gewerbetreibende, die ihr Gewerbe schon seit Jahrzenten betreiben , so wenig Reserven haben. Vielleicht funktionbiert ihr Geschäftsmodell dann nicht?
Kurzfristig helfen sicher die Gelder, die kleine Firmen jetzt geschenkt (!) bekommen.
Auch Jammern, dass das Kurzarbeitergeld zu niedrig ist, muss nicht in jedem Fall ernst genommen werden. Sparmöglichkeiten hat jeder. Z. B. muss man nicht mit dem Auto zu Arbeit fahren, Hose und Schuhe gehn vielleicht auch noch ein paar Wochen, Gaststättenbesuche und Partys fallen sowieso weg.
Falls es ganz schlimm kommt, gibt es in D Grundsicherung. So what?
anno domini
31.03.2020, 09.21 Uhr
Der Beitrag wurde deaktiviert – Gehört nicht zum Thema des Beitrages
Gudrun1974
31.03.2020, 11.41 Uhr
Auf längere Sicht Mietminderung klug
Vielleicht ist auf längere Sicht eine Mietminderung doch ganz klug. Denn wenn die Händler über mehrere Woche keinen Verdienst machen, dann sind selbst Rücklagen ganz schnell aufgebraucht. Wenn man noch mehrere Mitarbeiter hat die man behalten wolle dann sind auch die Staatshilfen wie ein Tropfen auf den heißem Stein weil der Arbeitgeber ja Bruttolöhne zahlen muss. Das muss man bei kleineren Selbstständigen bedenken. Es wäre schlimm, wenn die vielen kleinen Geschäfte es nicht schaffen würden. Dann kommen gar keine Mieten.
Ich glaube auch, daß es ungerecht ist wenn man kleineren Selbständigen nur Profitgier unterstellt wie hier in den Kommentaren.
Honsteiner
31.03.2020, 15.17 Uhr
Mietminderung oder Kündigung
Wir haben eine Krise die Jeden getroffen hat.
Ich glaube das ein Vermieter, egal ob Privat, WBG oder rein kommunal wie SWG auch Geschäftsmann ist und wissen muß, bricht mir der Kunde weg habe ich Leerstand.
Ich muss da auch Harzer66 widersprechen, Wohnungsmieten und Gewerbemieten sind zwei grundverschiedene Sachen. Während ich für meine Wohnung beim Amt einen Zuschuss beantragen kann weil das Einkommen zu gering ist, kann ich das bei einem Geschäft nicht.
Diese Krise wird auch nicht nur 1 Monat dauern, sie wird uns bis in das nächste Jahr begleiten. Die Hilfen vom Land oder Bund sehen eine kurze Überbrückung vor. Auf lange Sicht, wird der einzelne Gewerbetreibene für sich überlegen müssen, ob er sein Geschäft ruhen lässt oder gar aufgibt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass zum Beispiel die zahlreichen Modegeschäfte das am Ende überleben. In den beiden Kaufhäusers Passage und Galerie betragen die Mieten je Monat zwischen 4.000 bis 15.000 Euro. Da drehen sich auch Spiralen.

Die SWG ist genau so ein Unternehmen wie jedes andere auch. Nur das deren Gewinne am Ende der Stadtkasse zugute kommen.
Doch die Mieteinnahmen der SWG stehen genau wie alle anderen Einnahmen als Sicherheiten für deren Kredite und Investitionen, Einfache Kürzungen könnte so viel größere Projekte ins Schwanken bringen.
Doch Sturheit zahlt sich da am Ende auch nicht aus. Ich persönlich glaube, dass egal welcher Vermieter es ist, eine Miete um 10 oder gar 30 Prozent zu mindern möglih ist, damit sein Händler ihm erhalten bleibt. Am Ende wird bei einer Kündigung der Laden leer stehen. Die Verluste sind dann deutlich höher. Und Leerstand gab es ja schon reichlich vor Corona.
h3631
31.03.2020, 16.45 Uhr
Der Beitrag wurde deaktiviert – Gehört nicht zum Thema
Taiko
31.03.2020, 16.51 Uhr
Diese ganze Situation im Landkreis NDH....
War eigentlich in den letzten Jahrzehnten von Ladengeschäften, Kleinunternehmern und anderen Selbstständigen geprägt, die immer Umsatztechnisch und Gewinntechnisch am Limit waren. Viele gaben nicht auf, weil sie sich den sozialfaschischistischen Massnahmen von Rot/Grün nach der berühmten Agenda entziehen wollten. Ein Buchhändler ist sogar in seinen Laden gezogen, um nicht aufgeben zu müssen. Ich selbst bekam meine Unterstützung gestrichen, weil meine Post nicht mehr zugestellt werden kann.
Die Nachricht dazu bekam ich....per Post !
Dazu sind die Mieten und der Strom für alle Ladeninhaber exorbitant gestiegen. Da mein privater Strom auf 70€ für einen 2 Personenhaushalt geklettert ist, bleibt natürlich etwas weniger zum konsumieren... Haben Die ne Meise ?
Schön EVN Fest und Strompreise weit über dem deutschen Schnitt ?
Eine Angestellte der EVN hat mir damals wirklich am Telefon gesagt, ....bei 200€ im Jahr Unterschied....wüsste ich, was ich mache.
Die Hoffnung ist, daß die Vermieter von Gewerbeimmobilien nicht mehr an Opfer ,sondern an Partner denken. Auf welche sie in Zeiten nach Corona ein wenig angewiesen sind.
UND dass die EVN daran denkt die Bewohner dieses Landkreises nicht mehr über Gebühr zu schröpfen. Sie waren schon vor vielen Jahren an 80er Stelle der Anbieter. Heute dürften sie schon weiter abgeschlagen sein. Wir Menschen hier leiden unter ihren Strompreisen und nicht jeder von denen hat ein Tablet, Rechner oder Smartphone um jedes Jahr festzustellen, daß EVN-Kunden über Gebühr abgezockt werden.
Aber wie gesagt ...das betrifft eben auch Ladeninhaber.
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