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So, 08:00 Uhr
29.03.2020
Bleicheröderin Celina Gries berichtet aus Australien

Grüße aus Down Under IV

Im letzten Teil ihres Reiseberichts schildert die Abiturientin Celina Gries ihre letzten Monate auf dem Roten Kontinent. Nach weiteren Reisen und der "Glennie Fair" wollte sie eigentlich nach Neuseeland, ehe der Virus ihr einen Strich durch die Rechnung machte...

australien (Foto: C.Gries) australien (Foto: C.Gries)


Nach der faszinierenden Reise und den unbeschreiblichen Eindrücken, die ich gesammelt hatte, kehrte der Arbeitsalltag an meiner australischen Schule zurück. Man kann sich vorstellen, dass diese Umstellung eine ziemliche Herausforderung darstellte. Zuvor fuhr ich jeden Tag an einen anderen Ort, führte einen nomadischen Lebensstil, teilte Zimmer und Bad, lebte minimalistisch mit sparsamster Kleidungsausstattung. Nun fühlte es sich wie purer Luxus an, wieder ein eigenes Zimmer mit Dusche sowie Kleiderschrank zu haben. Es dauerte eine Weile, bis ich meine Gedanken sortiert hatte und die zahlreichen Erlebnisse verarbeiten konnte.

Im Februar begann ein neues Schuljahr, bedeutete für mich: ein neuer Arbeitsplan. Im Internat zogen viele neue Schülerinnen aus verschiedenen Teilen Australiens sowie aus Papua Neuguinea, Dubai, Neukaledonien oder Vanuatu ein. Da einige Mädchen anfangs verständlicherweise von großem Heimweh geplagt waren, nahm ich mir viel Zeit, sie beim Einleben zu unterstützen.

Neuerdings war ich auch im Kindergarten und an der Rezeption beschäftigt und half beim Rugby.
Besonders die Arbeit in der Administration forderte mich zu Beginn heraus, da sich die Aufgabe sehr von den Tätigkeiten als Unterrichtshilfskraft unterschied.

Auch im außerschulischen Bereich gab es Einiges zu tun, z.B. eine Fahrt nach Brisbane in einen Park mit Schwimmlagune und Grill-Platz, wo wir ein typisch australisches Barbecue abhielten. Weiterhin fanden einige Sportevents statt: Schwimmwettbewerb oder Cross Country, bei dem eine bestimmte Distanz gejoggt wird, um Spendengelder zu sammeln. Das Highlight des Monats: die Glennie Fair. Dabei verwandelt sich das gesamte Schulgelände in einen riesigen Festplatz: Fahrgeschäfte, köstliche Spezialitäten, Kleidung und Handwerksartikel, Bühnenshow der schuleigenen Band mit Sängern sowie eine Fashion-Show, Kamel- und Pferdereiten oder sogar Schweinerennen…

Abschied (Foto: C.Gries) Abschied (Foto: C.Gries)


Da bereits Anfang April unsere nächsten Ferien anstanden, planten wir eine Reise nach Neuseeland. Wir organisierten den gesamten Roadtrip mit Mietwagen selbst, was ziemlich viel Zeit in Anspruch nahm. Der Plan: innerhalb von zwei Wochen die gesamte Nord- und Südinsel selbst zu erkunden. Neuseeland bietet landschaftlich alles, was man sich vorstellen kann und zählt definitiv zu einem der beeindruckendsten Länder weltweit. Gletscher, Vulkane, Geysire, Strände, Berge, weite Landschaften… traumhaft. Alles war perfekt vorbereitet.

Doch bereits eine Woche später veränderte sich die komplette Situation … Das Corona-Virus hat auch Australien und Neuseeland erreicht. Jeder Einreisende nach Neuseeland war ab sofort zu zwei Wochen Quarantäne verpflichtet. Bei der Rückkehr nach Australien sollte man sich erneut zwei Wochen in Selbstisolation begeben. Kein lohnenswerter Trip. In kürzester Zeit mussten nun Flüge, Unterkünfte, Ausflüge und Mietwagen storniert werden. Doch wo sollten wir nun unsere Ferien verbringen? In unserer Einsatzstelle wollten wir nicht bleiben. In Anbetracht der Situation wurden sämtliche Urlaubsziele zu unsicher.

Schon am nächsten Tag erreichte uns die nächste Horrorbotschaft: unsere Schule plant innerhalb der kommenden Tage die Schließung für unbestimmte Zeit. Viele Fragen standen offen: Wo sollen wir dann leben? Ist die Verpflegung abgesichert? Erhalten wir weiterhin Taschengeld? Einige europäische Staaten schlossen bereits ihre Grenzen und Australien plante ebenfalls ein Ein- und Ausreise-Stopp. Uns war von dem Moment an klar: wir können nicht länger hier bleiben und müssen so schnell wie möglich zurück nach Deutschland, bevor wir hier festsitzen. Nach unzähligen Telefonaten, Warteschleifen, Verzweiflung und Hoffnung, schafften wir es mit Hilfe unserer Organisation VIA, einen Rückflug nach Deutschland zu finden. Innerhalb von drei Tagen packten wir alles Nötige, organisierten die wichtigsten Dinge und verabschiedeten uns von Lehrern, Schülern und Freunden. Ständig waren wir in Angst, dass etwas schiefgehen könnte. Wenn unser Flug gecancelt werden würde, könnten wir aufgrund der Ansteckungsgefahr nicht wieder in die Schule zurück. Oder was passiert, wenn wir beim Zwischenstopp in Dubai stranden würden?

corona (Foto: C.Gries) corona (Foto: C.Gries)


Mit Masken und Handschuhen begaben wir uns am 19. März auf den Weg. Glücklicherweise klappte am Flughafen in Brisbane alles. Nach 14 Stunden Flug landeten wir in Dubai. Was wir erwarteten: strenge Gesundheitschecks und Schutzmaßnahmen wie Masken. Stattdessen: große Menschenmengen, die wie an einer Perlenkette aneinander gereiht eine Stunde ohne jeglichen Infektionsschutz vor dem Security-Check warteten. Keinerlei Gesundheitschecks oder Kontrollen. Im Bus und im Flugzeug war es nicht möglich, den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand einzuhalten.

Dass am Frankfurter Flughafen wieder keine Kontrollen durchgeführt wurden, keine Atemmasken getragen wurden und man nicht einmal eine Empfehlung bekam, sich nach dem Flug um die halbe Welt vorsichtshalber in Isolation zu begeben, verwirrte mich sehr. Nicht alle Menschen sind sich der Gefahr bewusst, sich trotz vollkommenem Wohlbefinden mit dem Virus infiziert haben zu können und ein Ansteckungsrisiko für andere Menschen darzustellen. Ein Flughafen ist einer der risikoreichsten Orte für die Verbreitung des gefährlichen Virus. Hier sollten die Sicherheitsmaßnahmen am größten sein.

Trotz dieser schockierenden Erfahrungen war ich sehr erleichtert, nach der angespannten Reise in Ungewissheit endlich angekommen zu sein. Nur einen Tag später wurden alle Flüge unserer Fluggesellschaft gecancelt. Nie hätte ich gedacht, dass ich meinen einjährigen Freiwilligendienst, der mich persönlich bis hierhin sehr geprägt hat, auf diese Weise beenden muss…

Falls ihr mehr über meine Erlebnisse in Australien erfahren wollt, könnt ihr gern meinen Blog (https://cccelina1.wixsite.com/celinastravelblog) oder mein Instagram-Profil (https://www.instagram.com/ans.meer/) besuchen.
Celina Gries
Autor: red

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