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Do, 13:12 Uhr
26.03.2020
ANTON ADLERAUGE MEINT:

Selbst ist der Mann

Ich vermisse sie sehr: die Kontakte mit Freunden, die Gespräche mit den Sauna-Kumpeln. Auch gehörte ich zu jenen, denen das Mittagsmahl keinerlei Kopfzerbrechen bereitete. Irgendwo im Stadtgebiet unterwegs, war es für mich kein Problem, wenn der Magen zu knurren begann...

Eine Einkehr in die Kantine der freundlichen Frau Stützer, im Kochhaus, der Kantine Braun, der des Arbeitsamtes oder bei Gottert schuf schnell Abhilfe. Sie war oft mit Kontakten und Gesprächen mit Leuten verbunden, die sich dort einfanden und solchen, die wie ich nicht unbedingt am heimischen Herd den Kochlöffel rührten.

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Jetzt ist so ziemlich alles dicht. Wer möchte, kann sich sein Essen zwar in noch verbleibenden Kantinen bestellen und von dort abholen, was soziale Kontakte aber völlig ausschließt, weshalb ich gern darauf verzichte. Diese Situation erweckte hingegen in der Familie eine in jungen Jahren einst gepflegte Leidenschaft neu: die Kunst, in der eigenen Küche Kochtopf und Pfanne wohltuende Düfte und schmackhafte Speisen zu entlocken.

Erstaunlich, was meine Frau mithilfe diverser Kochbücher und mit einiger Übung alles zuwege bringt. Mit relativ wenig Aufwand. Dem Studium diverser Gerichte folgt die praktische Umsetzung. Der Vormittag ist erst einmal sinnvoll ausgefüllt. Und der Speiseplan der Woche ergibt das jeweilige Tagesgericht. Am Nachmittag folgen gegenseitige Telefonate oder E-Mails mit Freunden und Bekannten. Auf der Pelle liegen wir uns nicht, Frust bleibt ein Fremdwort. Ob wir nach der Corona-Krise öfters wieder zu Gast in Kantinen sein werden, darf bezweifelt werden.

Freunde und ebenfalls Kontakt liebende Menschen aus der Nachbarschaft geben sich derzeit ihrem Kleingarten mit einer Leidenschaft hin, die sie bislang nicht kannten. Andere, weiß ich, ergreifen wieder einmal ein Buch, zimmern Nisthilfen für Vögel oder bereiten die Balkonbepflanzung vor, um es sich dort gemütlich zu machen. Als Eingesperrter sollte man sich in diesen Tagen nicht sehen, vielmehr versuchen Dinge zu tun, für die bisher Lust oder Zeit fehlten.

Sei froh, was du bist und hast. Helfe Menschen, denen es nicht so gut geht wie dir. Oder lache wieder einmal wohltuend. Meinetwegen über dich selbst. Über deinen vermeintlichen Super-Schnelldurchlauf, der dich veranlasste, dich mit Toilettenpapier bis Jahresende einzudecken. Der Corona-Pandemie werden wieder normale Zeiten folgen. Sie zu meistern, kann kein Gott bewerkstelligen. Das müssen wir schon selber tun. Selbst ist der Mann. Bleibe Optimist. Vertraute deinem Mut und deiner Kraft, letztlich dir selbst.
Anton Adlerauge
Autor: red

Kommentare
Insight
26.03.2020, 19.44 Uhr
Ach ja
"Wer möchte, kann sich sein Essen zwar in noch verbleibenden Kantinen bestellen und von dort abholen, was soziale Kontakte aber völlig ausschließt, weshalb ich gern darauf verzichte."

Na das ist ja sehr sozial, lieber Anton. Wie wäre es, wenn Sie gerade in diesen Zeiten die Kantinen unterstützen und weiterhin ihr Essen dort bestellen und abholen? Oder ist ihnen das gern zu sozial? Frage für einen Freund...
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