Ein bisschen war es wie bei der zwischenmenschlichen Partnersuche. Man lernt sich kennen, nähert sich an und irgendwann kommt man zusammen. Bei der Neustädter Lungenklinik und der ICW Holding aus Jena hat das ein gutes dreiviertel Jahr gedauert, Mitte September war es soweit, heute wurde die Partnerschaft "offiziell" gemacht...


Mit dem alten Partner hat es nicht so richtig funktioniert, die Gemeinsamkeiten waren einfach nicht da. Deswegen sah man sich an der Neustädter Lungenklinik nach Alternativen um, nach einem Partner der "die richtige Stärke mitbringt um uns in die Zukunft zu führen", sagt Klinik-Chefin Antje Müller.

Der alte Partner, das war das Diakonie Krankenhaus Harz in Elbingerode. Beide Häuser sind auf einen bestimmten Patientenkreis spezialisiert und die beiden Fachgebiete wollten nicht so recht zueinander passen. Während man in Elbingerode das Kerngebiet Psychatrie und Suchtmedizin beackert, hat man sich in der Neustädter Lungenklinik vor allem auf Pneumologie und die palliative Betreuung im angeschlossenen Hospiz fokussiert. "Das eine ist sprechende Medizin, das andere Intensivmedizin, zwei sehr unterschiedliche Felder", sagt Müller, voneinander profitieren konnte man so nie wirklich, ein ärztlicher Austausch oder gemeinsame Weiterbildungen waren aufgrund des fachlichen Grabens nicht möglich.

Mit dem Neuen soll das anders werden. Die ICW Holding ist ein Familienunternehmen aus Jena, das seine Wurzeln im apothekarischen Bereich hat, inzwischen aber bundesweit fünf medizinische Versorgungszentren und eine Lungenklinik im Schwarzwald betreibt. Gegründet wurde das Unternehmen von den Brüdern Dr. Christian Wegner und Ingmar Wegner. An der operativen Leitung in Neustadt werde sich nichts ändern, versicherte letzterer heute, alle 180 Mitarbeiter werden übernommen, die Zügel des alltäglichen Klinikgeschäfts wird weiterhin Antje Müller in Händen halten. Ihr zur Seite steht ab sofort Hans-Werner Kuska, der unter anderem mehr als sechs Jahre lang das Herzberger Krankenhaus geleitet hat und die Region ein wenig kennt.

Man werde sich ansehen, was man eventuell verbessern könne, sagte Wegner, man müsse nicht immer gleich alles umkrempeln. Die Hoffnung sei, dass man Erfahrungen in beide Richtungen werde austauschen können. Denkbar sei die medizinische Leistungserbringung mit der pflegerischen Leistung zu verknüpfen und Patienten auch vor und nach dem Klinikaufenthalt zu betreuen und von der stationären zur ambulanten Betreuung zu begleiten.

Für die Neustädter bedeutet der Anschluss an die ICW Holding vor allem Perspektive für die Zukunft. Mit dem Haus bleibt auch eine Tradition im Ort bestehen und man hat gute Chancen, auch das 100. Jubiläum der Lungenmedizin in Neustadt feiern zu können.
Angelo Glashagel