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Di, 11:59 Uhr
24.09.2019

Infopunkt Niedersachswerfen Teil III

Am Montag, dem 30. September wird in Niedersachswerfen ein Informationspunkt eingerichtet, der sich auf vier Schautafeln unter anderem mit dem Urtier Sachswerfens beschäftigt. nnz-Leser Tim Schaefer stellt das Projekt in einer Fortsetzungsreihe, hier Teil III zum Gipswerk Niedersachwerfen, vor.

Leuna Werk (Foto: R. Baumgarten) Leuna Werk (Foto: R. Baumgarten)


Ab 1917 ließ die BASF durch das Ammoniakwerk Merseburg und dessen Betrieb Gipswerk Niedersachswerfen Sulfatgestein am Kohnstein abbauen. Final stimmte der spätere Chemie Nobelpreisträger (1931) Carl Bosch dem Einstieg der BASF Tochter Ammoniakwerke Merseburg am Kohnstein zu. Mit dem von ihm entwickelten Haber-Bosch-Verfahren zur Ammoniakproduktion schuf er insbesondere die Grundlage für die großtechnische Erzeugung von Stickstoffdüngern, welche die Basis für die Nahrungsmittelversorgung eines großen Teils der Weltbevölkerung bildet. Das Gipswerk hatte mehrere Vorläufer, wie die Firmen Süßmilch oder Maisold, eine Firma nannte sich bereits Gipswerk. Oder die Anlagen des uralten Kupferhammers.

Schon in den 20-er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden in der industriellen Neuzeit im Kohnstein Stollen geschaffen, in denen man besonders im Winter hochwertigeres Material besser fördern konnte oder zusätzlichen wirtschaftlichen Nutzen mit Sprengstoffmittellagern erschlossen hat. Das sollte man später im großen Stil im Auftrag Nazideutschlands für ein Reichslager besonders für Schmier- und Treibstoffe (WiFo) verfolgen und so entstand ein großes Stollensystem im Kohnstein mit Lagerkammern. Mit den wahnwitzigen Untertageverlagerungsprogrammen kriegswichtiger Waffenproduktionen Nazideutschlands wurde Zwangsarbeit unter unmenschlichen Bedingungen massiv eingesetzt und für die SS-Mittelwerke (A4-Rakete,V1, Schmetterling, Junkers, andere) 1943 ein eigenes KZ Mittelbau, vgl. KZ Gedenkstätte Mittelbau-Dora, geschaffen. Viele Häftlinge und auch Zwangsarbeiter kamen deshalb zu Tode oder verloren Ihre Gesundheit. Die Rakete A4, von der Nazipropaganda als Vergeltungswaffe V2 bezeichnet, wurde auch unter Einsatz von massiver Zwangsarbeit im Kohnstein hergestellt. 1953 erinnerte man in besonderer Weise daran und stellte eine Replik am Werkseingang auf. Als Friedensdenkmal, was die Tafel des Infopunktes auch zeigt.

Das Gipswerk war ein Materiallieferant für die chemische Industrie (Dünger, Sprengstoffe, Schwefelsäure) und ein Lieferant für Bau- und Zuschlagstoffe für die Bauindustrie (Zement). Für den Wohnungsbau zu DDR Zeiten ist das Gipswerk Niedersachswerfen seinerzeit ein bedeutender Lieferant gewesen. Produkte wie Porenanhydritsteine, Leunit, Estriche (Fließanhydrit für Estriche FA-E/ 2K) sind gute Beispiele. Auch die Funktionen für die Gemeinde und das Sozialwesen waren für das Gipswerk kennzeichnend.
Tim Schäfer

Bild: Leuna-Werke Grafik Repro R Baumgarten
Autor: red

Kommentare
copper
24.09.2019, 12.42 Uhr
Gute Sache diese Erinnerung,
ich bin zwar kein Sachswerfer , habe aber im
Leuna Werk meine Lehre begonnen . Nach 46 Jahren
bin ich auch aus der Gipsindustrie in die Rente gegangen.
Manchmal frage ich mich ob die Menschen von
Ellrich bis Niedersachswerfen , und alle Orte im
Umfeld , vergessen haben, wo sie früher ihr Geld
verdient haben. Ich kenne nur wenige Familien die
nicht irgendwie ( in Küche ,Transport oder Abbau )
Familienmitglieder hatte , die dort ihren Lebensunterhalt
verdient haben.
Heute wird eine Welle gegen die Gipsindustrie erzeugt ,
die ich nicht verstehen kann.
Tourismus , seltene Pflanzen ! , alles schön , aber ohne
Industrie geht es nicht. Sicherlich muss man der
Gipsindustrie Vorgaben erteilen , Wasserbäder für
Gipsfahrzeuge , Straßenreinigung und natürlich auch
die Renaturierung.
Es ist schön das es auch einmal eine Initiative zur
Erinnerung an alte , aber auch noch bestehende ,
Industriezweige gibt .
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