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Mi, 15:00 Uhr
04.09.2019
Buntglas in der Blasii-Kirche

Martin Domke und seine strahlenden Fenster

Einer der leuchtendsten Orte in Nordhausen ist der Chorraum der mittelalterlichen St.-Blasii-Kirche. Die strahlende Farbigkeit entsteht vor allem durch die Neufassung der gotischen Glasfenster. Heidelore Kneffel hat sich eingehend mit den Kunstwerken und ihrem Schöpfer befasst...

Buntglasfenster in der Blasii-Kirche (Foto: Heidelore Kneffel) Buntglasfenster in der Blasii-Kirche (Foto: Heidelore Kneffel)

Die Buntgläser stammen nicht mehr aus der Erbauungszeit, denn am 4. April 1945 zerstörten britische Bomber auch Teile dieses Gotteshauses. Am 31. Oktober 1949 konnte die wiederhergestellte Kirche eingeweiht werden. Martin Domkes Farbfenster in dieser evangelischen Kirche sind in großer Meisterschaft erschaffenen Kunstwerke. Deshalb wird in diesem Jahr am Tag der offenen Denkmals nach dem Gottesdienst ca. 11.30 Uhr auf den Schöpfer und seine Fenster hingewiesen. Diesen Part hat Heidelore Kneffel übernommen.

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Vor Kriegsende war Domke von Breslau über Görlitz, Dresden, Leipzig, Halle bis nach Nordhausen geflohen war, wo er eine Mappe mit seinen Arbeiten eingelagert hatte. Er überlebte die Bombenangriffe und begann im Herbst in der Arnoldstraße im Haus Dr. Gebhardts mit dem Aufbau einer Holzdrechslerei. Er fasste Fuß in der Stadt, erhielt einen Lehrauftrag an der Pädagogischen Fachschule im Lindenhof als Kunsterzieher und unterrichtete dieses Fach auch an der Oberschule „Wilhelm von Humboldt“.

Wer war dieser Mann aus Schlesien? In Breslau legte er seine Gesellenprüfung als Dekorationsmaler ab und ging zeichnend und malend auf Wanderschaft. Im Herbst 1928 reichte er eine prall gefüllte Bildermappe bei der Kunstakademie in Breslau ein und wurde aufgenommen.

Er erhielt ein Vollstipendium und wurde dann Meisterschüler u. a. bei Oskar Schlemmer, Otto Müller und Georg Muche. In der Studienzeit erhielt er ein Stipendium in der Villa Massimo in Rom. Bis 1939 lebte er dann auf einigen Landgütern in Schlesien, wo er Landschaften, Tierbilder und Porträts schuf - offiziell hatte er Malverbot. Wegen einer schweren Magenerkrankung blieb er vom Kriegseinsatz verschont.

Er studierte in Krefeld in der Meisterklasse für Textilkunst und wirkte als Handwerkspfleger in Oberschlesien.
Wie ging sein Leben in Nordhausen weiter? Er bewies bereits im Dezember 1945 in der ersten Nachkriegs-Kunstausstellung und in zwei weiteren Präsentationen in den folgenden Jahren sein zeichnerisches und malerisches Können. Domke hielt an der Volkshochschule eine Serie von Lichtbildervorträgen, um das Verständnis für die Bildende Kunst zu fördern. Im Frühjahr 1947 erwarb er den beschädigten Judenturm auf dem Petersberg, einen Bollwerksturm der Stadtmauer, den er auch mit Hilfe seiner Schüler des Zeichen- und Malkurses herrichtete, so dass man 1948 einziehen konnte. Er gründete mit elf der Begabtesten dort eine Kunstschule. Die bewarben sich 1949 an den Kunsthochschulen in Weimar, Dresden und Berlin. Neun bekamen die Hochschulreife, zwei die Fachschulreife zuerkannt.

St. Blasii 1947 (Foto: Heidelore Kneffel) St. Blasii 1947 (Foto: Heidelore Kneffel) Kehren wir zu den eingangs erwähnten Kirchenfenstern zurück. Der Probst des Südharzes, Fritz Führ, und der Pfarrer von St. Blasii, Friedrich Trautmann, waren sich mit dem Oberkirchen-Baurat Dr. Dobert aus Berlin einig, Martin Domke mit der Ausführung der drei Chorfenster und der kleinen Fenster in der Sakristei zu beauftragen. Domke wurde klar, "daß hier nur ausdrucksstarke, mit intensiven Farben aus Glas und Blei gebaute Glasfenster hineingehörten.“ Das Mittelfenster, „Die Auferstehung“, sollte der Höhepunkt werden, links begleitet von dem „Weihnachtsfenster“, anfangs Marienfenster genannt, in dem rechts unten der Bezug zu Nordhausen mit den Kirchen und dem Judenturm deutlich wird. Angeregt wurde Domke dazu vom barocken Kupferstich „Northusia“ des Matthäus Merian von 1650, der im Museum Flohburg hängt. Rechts befindet sich das „Passionsfenster“. Im Sommer 1949 waren die 1:1 Werkzeichnungen fertig. Mit ihnen fuhr der Künstler nach Quedlinburg in die bekannte Werkstatt der Firma Müller, wo er alle Farbscherben bestimmte und die wichtige Bleirutenauswahl traf, die in der Stärke von 3 mm bis 30 mm die Bilderzählung gliedern.

Am 31. Oktober 1949 leuchteten die drei Fenster in die von den Kriegszerstörungen befreite Kirche. Zeichnungen, Vorstudien und Vorentwürfe zu den Farbglasfenstern und andere Arbeiten Domkes sind seit 1996 im Besitz der Kunstsammlung der Stadt Nordhausen. Damals fand im Meyenburgmuseum eine umfassende Werkschau des Künstlers statt und zur Zeit sind im Kunsthaus Meyenburg Arbeiten Domkes ausgestellt, die sich auch auf die Glasfenster beziehen. Also, angesichts der drei großen Fenster im Chorraum der Blasii-Kirche gibt es viel zu entdecken und zu erzählen.
Heidelore Kneffel
Autor: red

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