So, 20:00 Uhr
01.09.2019
Weltfriedenstag in Nordhausen
Kleines Fest, große Sorgen
Der Atomwaffensperrvertrag ist nur noch ein Stück Papier, weltweit steigen die Militärausgaben, die Zahl bewaffneter Konflikte steigt - 80 Jahre nach dem Beginn des zweiten Weltkriegs scheint die Welt auf neue Katastrophen zuzusteuern. In Nordhausen wollte man anlässlich des Weltfriedenstages heute mehr tun, als nur einen Kranz niederzulegen...
Auf dem Nicolai-Platz kam man deswegen zum ersten "Friedensfest" zusammen, das durch die Stadt und diverse Vereine organisiert wurde. Der betont entspannten Atmosphäre zwischen Glücksrad, Bastelstand, Zuckerwatte und Treppenkäfer standen düstere Analysen gegenüber.
Die Sorge um den Frieden auf der Welt sei groß, sagte Ines Gast, die im bunten Treppenkäferkostüm den Tag eröffnete. Man habe hierzulande in den letzten Jahren zu sehr auf sich selbst und das eigene wirtschaften geschaut, ohne die Konsequenzen zu bedenken, meinte Gast. 80 Jahre nach Beginn des größten Konflikts, den die Welt je gesehen hat, werde die Lage schlimmer und schlimmer.
Bürgermeisterin Krauth steuerte ernüchternde Zahlen zum globalen Waffengeschäft bei, laut dem Friedensforschungsinstitut SIPRI brachte das große Geschäft mit dem Krieg im vergangenen Jahr Umsätze in Höhe von 1822 Milliarden Dollar, der höchste Stand seit 1988. Die Liste der Militärausgaben führen mit deutliche Abstand die USA an, Deutschland findet sich auf Platz 8. "Geld das man auch für andere Dinge ausgeben könnte. Der Planet wird mit Waffen nicht zu retten sein", sagte Krauth, aktuell zähle man auf der Welt über 200 Konflikte und 16 Kriege, rund 70 Millionen Menschen sind auf der Flucht. Das könne und dürfe nicht sein, auch deswegen habe man sich entschieden, in diesem Jahr mehr zu tun, als nur einen Kranz in stiller Andacht niederzulegen.
Die Permafrostböden der Welt tauen früher auf als von der Wissenschaft erwartet, das Polareis schwindet in alarmierender Geschwindigkeit, die frei werdenden Ressourcen wecken neue Begehrlichkeiten und schüren neue Konflikte. In den tropischen Zonen verschwinden die Regenwälder und auch vor der eigenen Haustür sterben die Bäume. Man erlebe einen "systemischen Zusammenbruch".
"Das jeder sein Verhalten im kleinen ändert um das Ruder doch noch herumzureißen, diese Zeiten sind vorbei, das hätte vor dreißig Jahren geschehen müssen", sagte die Rednerin der Gruppe, der bisherige politische Aktivismus in Form von Petitionen und Demonstrationen habe nicht gefruchtet. Die "Extinction Rebellion" rufe deswegen zu einer "offenen, gewaltfreien Revolution" auf, die in die Hauptstädte der Welt getragen werden soll. "Das ist kein technisches Problem, das die Wissenschaft für uns lösen kann, das ist ein gesellschaftliches Problem, das gemeinsam angegangen werden muss."
In Nordhausen plant man derweil keinen Umsturz, sondern bäckt kleinere Brötchen. Was hinter dem Anliegen der Gruppe liegt, will man am kommenden Freitag mit einem Vortrag im Bürgerhaus klären.
Angelo Glashagel
Autor: redAuf dem Nicolai-Platz kam man deswegen zum ersten "Friedensfest" zusammen, das durch die Stadt und diverse Vereine organisiert wurde. Der betont entspannten Atmosphäre zwischen Glücksrad, Bastelstand, Zuckerwatte und Treppenkäfer standen düstere Analysen gegenüber.
Die Sorge um den Frieden auf der Welt sei groß, sagte Ines Gast, die im bunten Treppenkäferkostüm den Tag eröffnete. Man habe hierzulande in den letzten Jahren zu sehr auf sich selbst und das eigene wirtschaften geschaut, ohne die Konsequenzen zu bedenken, meinte Gast. 80 Jahre nach Beginn des größten Konflikts, den die Welt je gesehen hat, werde die Lage schlimmer und schlimmer.
Bürgermeisterin Krauth steuerte ernüchternde Zahlen zum globalen Waffengeschäft bei, laut dem Friedensforschungsinstitut SIPRI brachte das große Geschäft mit dem Krieg im vergangenen Jahr Umsätze in Höhe von 1822 Milliarden Dollar, der höchste Stand seit 1988. Die Liste der Militärausgaben führen mit deutliche Abstand die USA an, Deutschland findet sich auf Platz 8. "Geld das man auch für andere Dinge ausgeben könnte. Der Planet wird mit Waffen nicht zu retten sein", sagte Krauth, aktuell zähle man auf der Welt über 200 Konflikte und 16 Kriege, rund 70 Millionen Menschen sind auf der Flucht. Das könne und dürfe nicht sein, auch deswegen habe man sich entschieden, in diesem Jahr mehr zu tun, als nur einen Kranz in stiller Andacht niederzulegen.
Das große Sterben
In all dem Chaos bringe der Klimawandel zusätzliches Konfliktpotential, warnte die jüngst gegründete Nordhäuser Regionalgruppe der "Extinction Rebellion" Bewegung, die mit einer Art kleinem Flashmob auf ihr Anliegen aufmerksam machen wollten. Die Welt erlebe derzeit das sechste große Massensterben der Erdgeschichte, konstatierten die Aktivisten. Rund eine Million Arten seien davon bereits betroffen und das sei nur eines der Probleme.Die Permafrostböden der Welt tauen früher auf als von der Wissenschaft erwartet, das Polareis schwindet in alarmierender Geschwindigkeit, die frei werdenden Ressourcen wecken neue Begehrlichkeiten und schüren neue Konflikte. In den tropischen Zonen verschwinden die Regenwälder und auch vor der eigenen Haustür sterben die Bäume. Man erlebe einen "systemischen Zusammenbruch".
"Das jeder sein Verhalten im kleinen ändert um das Ruder doch noch herumzureißen, diese Zeiten sind vorbei, das hätte vor dreißig Jahren geschehen müssen", sagte die Rednerin der Gruppe, der bisherige politische Aktivismus in Form von Petitionen und Demonstrationen habe nicht gefruchtet. Die "Extinction Rebellion" rufe deswegen zu einer "offenen, gewaltfreien Revolution" auf, die in die Hauptstädte der Welt getragen werden soll. "Das ist kein technisches Problem, das die Wissenschaft für uns lösen kann, das ist ein gesellschaftliches Problem, das gemeinsam angegangen werden muss."
In Nordhausen plant man derweil keinen Umsturz, sondern bäckt kleinere Brötchen. Was hinter dem Anliegen der Gruppe liegt, will man am kommenden Freitag mit einem Vortrag im Bürgerhaus klären.
Angelo Glashagel
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