Do, 09:00 Uhr
13.06.2019
Nordhäuser Familienzentrum
Täterarbeit ist auch Opferschutz
Wenn das Sommerfest vor der Tür steht, dann ist die Freude im Nordhäuser Familienzentrum groß. Auch in diesem Jahr konnte man den jüngeren Gästen des Hauses dank finanzieller Unterstützung Neues bieten. Im Arbeitsalltag muss man sich in der Puschkin-Straße mit weniger erfreulichen Auseinandersetzen. Zwei Projekte rund um die alltäglichen Dramen des Familienlebens wurden heute vorgestellt...
Ein neues Bodentrampolin für den Spielplatz, ein "Fatboy" für den Entspannungsraum und Therapiespiele, Materialien und T-Shirts für die "Zauberland"-Kinder und weitere Sachspenden - zum Sommerfest konnte man sich am Nordhäuser Familienzentrum wieder über robuste Unterstützung aus verschiedenen Richtungen freuen, von der Allianz-Versicherung über die Krankenkasse Barmer bis zur Firma KDS und die Town- und Country-Stiftung.
Allein Spiel und Spaß stehen dabei nicht im Vordergrund, es geht vor allem um die Unterstützung für benachteiligte Kinder- und Jugendliche, erklärt Frau Schmack-Siebenlist-Henkel, von der Town- and Country Stiftung. Die Stiftung aus der Baubranche öffnet einmal im Jahr ihren Fonds um bundesweit diverse Projekte finanziell zu unterstützen, über 500 Anmeldungen zählte man allein in diesem Jahr. Im November werden in jedem Bundesland unter den Anmeldern die Stiftungspreise in Höhe von 5.000 Euro ausgelobt.
v.l.: Heiko Porada, Elke Schurig, Frau Schmack-Siebenlist-Hinkel, Annekatrin Teichmann, Gabriele Lützkendorf, Holger Richter, Vivian Grabe
Viel Geld, das im sozialen Sektor gerne gesehen ist, es gibt viel zu tun. So hat das Jugendsozialwerk seine Aktivitäten in diesem Jahr auf den weiteren Landkreis fokussiert und ist über das Familienzentrum in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt mit der "mobilen Beratung" seit Anfang Mai in den größeren Gemeinden präsent. "In unserer Statistik sehen wir, das etwa zwei Drittel der Familien, die zu uns kommen, in der Stadt leben und nur etwa ein Drittel aus dem Landkreis kommt. Das heißt nicht, dass es auf dem Land weniger Probleme gibt, sondern dass es für viele Familien nicht einfach ist, uns in Nordhausen zu erreichen", erläutert Petra Dienemann, die seit 20 Jahren im Familienzentrum arbeitet.
Die "mobile Beratung" kommt zu festen Terminen an Schulen und Kindergärten oder an andere öffentliche Einrichtungen in Ellrich, Bleicherode und Sollstedt, Ilfeld und Heringen und bietet fast alles, was auch das Familienzentrum in der Kreisstadt leistet. "Im Grunde geht es um alle Fragen, die Eltern mit Kindern haben können, von 0 bis 18 Jahre.", sagt Dienemann. Es geht um Kindesschutz, gewaltfreie Erziehung, Trennung, Scheidung und Sorgerecht, um Verhaltensauffälligkeiten in Kindergarten und Schule, um Suchtprobleme und psychische Erkrankungen - die Dramen des Alltags, die jede Familie treffen können. Ziel ist dabei auch Prävention, Heimunterbringungen sollen möglichst vermieden werden.
Heiko Porada von der Allianz-Versicherung spendete dem Haus eine neues Trampolin
Wenn Ralf Werstler seine Gruppen zusammenbringt, dann war es meist schon zu spät. Im "Projekt Orange" befasst er sich nicht mit den Opfern häuslicher Gewalt sondern mit den Tätern, die in Zukunft keine mehr sein sollen und wollen. Seinen Ansatz stellte der Mühlhäuser heute morgen denen vor, die in Nordhausen meist zuerst mit Gewaltproblemen in Familien konfrontiert werden. Die Verhaltenstherapie in Gruppen von 25 Personen, in den allermeisten Fällen Männern, setzt auf Konfrontation mit den eigenen Taten und Selbstreflexion um zu zeigen, wo Wege außerhalb der Gewaltanwendung liegen. "Die meisten Teilnehmer werden vom Justizministerium zugewiesen aber es gibt auch "Selbstmelder", die bereit sind Verantwortung zu übernehmen", erzählt Dienemann. Die Arbeit mit den Tätern versteht man dabei auch als Opferschutz, "im Gefängnis lernen sie kein anderes Verhalten".
In Nordhausen befasst man sich vor allem mit den Opfern. Häusliche Gewalt gibt es in allen Gesellschaftsschichten, weiß man hier. Weltweit ist jede Dritte, in Deutschland jede siebente Frau betroffen, sagt die Statistik, die Dunkelziffer dürfte höher liegen.
Gewalt ist nur eines von vielen Problemen, mit denen man sich im Familienzentrum auseinandersetzen muss und will. "Ohne viele Partner geht das nicht", sagte gestern Holger Richter vom Träger des Hauses. Kinderfreuden, wie man sie heute erhalten hat, sind da gerne gesehen.
Die Termine der mobilen Beratung finden sich hier .
Angelo Glashagel
Autor: red
v.l.: Heiko Porada, Elke Schurich, Frau Schmack-Siebenlist-Henkel, Annekatrin Teichmann, Gabriele Lützkendorf, Holger Richter, Vivien Grabe (Foto: Angelo Glashagel)
Ein neues Bodentrampolin für den Spielplatz, ein "Fatboy" für den Entspannungsraum und Therapiespiele, Materialien und T-Shirts für die "Zauberland"-Kinder und weitere Sachspenden - zum Sommerfest konnte man sich am Nordhäuser Familienzentrum wieder über robuste Unterstützung aus verschiedenen Richtungen freuen, von der Allianz-Versicherung über die Krankenkasse Barmer bis zur Firma KDS und die Town- und Country-Stiftung.
Allein Spiel und Spaß stehen dabei nicht im Vordergrund, es geht vor allem um die Unterstützung für benachteiligte Kinder- und Jugendliche, erklärt Frau Schmack-Siebenlist-Henkel, von der Town- and Country Stiftung. Die Stiftung aus der Baubranche öffnet einmal im Jahr ihren Fonds um bundesweit diverse Projekte finanziell zu unterstützen, über 500 Anmeldungen zählte man allein in diesem Jahr. Im November werden in jedem Bundesland unter den Anmeldern die Stiftungspreise in Höhe von 5.000 Euro ausgelobt.
v.l.: Heiko Porada, Elke Schurig, Frau Schmack-Siebenlist-Hinkel, Annekatrin Teichmann, Gabriele Lützkendorf, Holger Richter, Vivian Grabe
Viel Geld, das im sozialen Sektor gerne gesehen ist, es gibt viel zu tun. So hat das Jugendsozialwerk seine Aktivitäten in diesem Jahr auf den weiteren Landkreis fokussiert und ist über das Familienzentrum in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt mit der "mobilen Beratung" seit Anfang Mai in den größeren Gemeinden präsent. "In unserer Statistik sehen wir, das etwa zwei Drittel der Familien, die zu uns kommen, in der Stadt leben und nur etwa ein Drittel aus dem Landkreis kommt. Das heißt nicht, dass es auf dem Land weniger Probleme gibt, sondern dass es für viele Familien nicht einfach ist, uns in Nordhausen zu erreichen", erläutert Petra Dienemann, die seit 20 Jahren im Familienzentrum arbeitet.
Heiko Porada spendete im Namen der Allianz-Versicherung ein neues Trampolin für das Familienzentrum (Foto: Angelo Glashagel)
Für eine kleine musikalische Überraschung sorgte das Projekt "Home Connexion" des Kinderheims KinderlandDie "mobile Beratung" kommt zu festen Terminen an Schulen und Kindergärten oder an andere öffentliche Einrichtungen in Ellrich, Bleicherode und Sollstedt, Ilfeld und Heringen und bietet fast alles, was auch das Familienzentrum in der Kreisstadt leistet. "Im Grunde geht es um alle Fragen, die Eltern mit Kindern haben können, von 0 bis 18 Jahre.", sagt Dienemann. Es geht um Kindesschutz, gewaltfreie Erziehung, Trennung, Scheidung und Sorgerecht, um Verhaltensauffälligkeiten in Kindergarten und Schule, um Suchtprobleme und psychische Erkrankungen - die Dramen des Alltags, die jede Familie treffen können. Ziel ist dabei auch Prävention, Heimunterbringungen sollen möglichst vermieden werden.
Heiko Porada von der Allianz-Versicherung spendete dem Haus eine neues Trampolin
Wenn Ralf Werstler seine Gruppen zusammenbringt, dann war es meist schon zu spät. Im "Projekt Orange" befasst er sich nicht mit den Opfern häuslicher Gewalt sondern mit den Tätern, die in Zukunft keine mehr sein sollen und wollen. Seinen Ansatz stellte der Mühlhäuser heute morgen denen vor, die in Nordhausen meist zuerst mit Gewaltproblemen in Familien konfrontiert werden. Die Verhaltenstherapie in Gruppen von 25 Personen, in den allermeisten Fällen Männern, setzt auf Konfrontation mit den eigenen Taten und Selbstreflexion um zu zeigen, wo Wege außerhalb der Gewaltanwendung liegen. "Die meisten Teilnehmer werden vom Justizministerium zugewiesen aber es gibt auch "Selbstmelder", die bereit sind Verantwortung zu übernehmen", erzählt Dienemann. Die Arbeit mit den Tätern versteht man dabei auch als Opferschutz, "im Gefängnis lernen sie kein anderes Verhalten".
In Nordhausen befasst man sich vor allem mit den Opfern. Häusliche Gewalt gibt es in allen Gesellschaftsschichten, weiß man hier. Weltweit ist jede Dritte, in Deutschland jede siebente Frau betroffen, sagt die Statistik, die Dunkelziffer dürfte höher liegen.
Gewalt ist nur eines von vielen Problemen, mit denen man sich im Familienzentrum auseinandersetzen muss und will. "Ohne viele Partner geht das nicht", sagte gestern Holger Richter vom Träger des Hauses. Kinderfreuden, wie man sie heute erhalten hat, sind da gerne gesehen.
Die Termine der mobilen Beratung finden sich hier .
Angelo Glashagel
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